Wehrpflicht, Musterung, Einberufung, Wehrgerechtigkeit, Zuteilung auf Truppenteile usw.

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  • Altm-19
    Benutzer
    • 08.12.2019
    • 46

    Wehrpflicht, Musterung, Einberufung, Wehrgerechtigkeit, Zuteilung auf Truppenteile usw.

    Hallo zusammen, liebe Militär-Experten (und -innen),

    ich weiß nicht so recht, wie ich meine Frage formulieren oder wonach ich suchen soll. Daher kann ich leider nicht dafür garantieren, dass meine Frage in der Vergangenheit nicht schon vielfach gestellt wurde.

    Mich würde einmal interessieren, nach welchen Prinzipien (neben den offensichtlichen körperlicher und anderweitiger Eignung) gemusterte Wehrpflichtige im Zeitraum um die Jahrhundertwende (1900) auf die einzelnen Teile der Preußischen Armee verteilt wurden.

    Beispielsweise ist bei Ancestry (wenig verwunderlich) zu lesen, dass in den dort vorliegenden Kriegsstammrollen "keineswegs" nur Personen aus Bayern zu finden wären, denn "Streitkräfte der Bayerischen Armee stammten aus dem gesamten Deutschen Reich". Darüber hinaus sollen sich ja auch in den Landesarchiven Sachsen und Baden-Württemberg noch teilweise erhaltene Kriegsstammrollen befinden.

    Und so stellt sich mir nun eben die o.g. Frage in meinem konkreten Fall: wie kann es sein, dass mein Ur-Ur-Großvater, 1906 wohnhaft in Berlin (aus Niederschlesien stammend, siehe meine Signatur), zur Ableistung seines aktiven Wehrdienstes, nach dessen eigener Aussage, offenbar nach Lothringen gelangte? "Von 1899 bis 1901 beim 136 Inf. Reg. in Dieuze gedient." Siehe hierzu auch meine Anfrage bzgl. Lesehilfe.

    Für ein paar klärende Erläuterungen wäre ich sehr dankbar. Herzlichen Dank im Voraus für alle, die es versuchen mögen.
    __________________

    Ich suche Informationen zu folgenden Familiennamen:
    • Kreis Namslau / Niederschlesien: Her[r]man[n]e[c]k, Czyrnik, Rapka, Zedler
    • Kreis Ortelsburg und Johannisburg / Ostpreußen: Bednarz, Sulimma, Macht, Kra[a][c]k
    • Kreis Danziger Niederung: Peters, Zuter, Bruhn
  • Basil
    Erfahrener Benutzer
    • 16.06.2015
    • 2603

    #2
    Moin!

    Zitat von Altm-19 Beitrag anzeigen
    "Streitkräfte der Bayerischen Armee stammten aus dem gesamten Deutschen Reich"
    Nein. Die Bayerische Armee hatte ihre festen Rekrutierungsbezirke, nämlich die Korps-Bezirke der drei bayerischen Armee-Korps. Bei der Rekrutierung ging es nach Wohnort. Da kann es natürlich auch mal Rekruten gegeben haben, die in einem anderen deutschen Staat geboren wurden. Im Krieg konnte es kommen, dass bayerischen Regimentern preußischer Ersatz zugeführt wurde. Und im Krieg zunächst als preußisch aufgestellte Verbände konnten durch Umbenennung bayerisch werden.

    Zitat von Altm-19 Beitrag anzeigen
    Darüber hinaus sollen sich ja auch in den Landesarchiven Sachsen ... noch teilweise erhaltene Kriegsstammrollen befinden.
    Nein. Die sächsischen Stammrollen ab 1867 waren im Heeresarchiv in Potsdam und wurden mit den preußischen Stammrollen vernichtet.

    Zitat von Altm-19 Beitrag anzeigen
    wie kann es sein, dass mein Ur-Ur-Großvater, 1906 wohnhaft in Berlin (aus Niederschlesien stammend, siehe meine Signatur), zur Ableistung seines aktiven Wehrdienstes, nach dessen eigener Aussage, offenbar nach Lothringen gelangte? "Von 1899 bis 1901 beim 136 Inf. Reg. in Dieuze gedient."
    Das Reichsland Elsaß-Lothringen wurde nach dem Krieg 1870/71 Teil des Deutschen Reiches und daraufhin stark militarisiert. Zum einen wurden Regimenter aus dem Reichsgebiet dort stationiert. Zum anderen wurden neue Regimenter dort aufgestellt, wie das 4. Lothringische Infanterie-Regiment Nr. 136. Die dortigen Rekruten galten aber nicht als vertrauenswürdig genug, um in den dort stationierten Verbänden zu dienen. So wurden die Rekruten aus Elsaß-Lothringen im Reichsgebiet eingesetzt und umgekehrt Rekruten aus dem Reichsgebiet in Elsaß-Lothringen.

    Grüße
    Basil
    Zuletzt geändert von Basil; 04.10.2023, 17:28.
    Zimmer: Oberlausitz und Dresden; Stephanus: Zittau, Altenburg und Ronneburg
    Raum Zittau: Heidrich, Rudolph
    Erzgebirge: Uhlmann, Lieberwirth, Gläser, Herrmann
    Burgenlandkreis: Wachtler, Landmann, Schrön


    Kommentar

    • Altm-19
      Benutzer
      • 08.12.2019
      • 46

      #3
      Vielen Dank, Basil, für Deine Einordnung und den beschriebenen interessanten "Tausch" der Rekruten.

      Leider frage ich mich jedoch noch immer, wie mein aus Niederschlesien stammende (er musste sich doch wohl zum Zeitpunkt der Einberufung in seiner Heimat bzw. dem Ort seiner Musterung einfinden?) Ur-Ur-Großvater von dort - ausgerechnet - nach Lothringen beordert werden konnte. Ist Dir oder sonst jemandem bekannt, nach welchem Prinzip hier vorgegangen wurde?

      Noch etwas mehr Informationen zu seiner Person, Heinrich Johann Hermannek, geboren 1877 in Strehlitz, Kreis Namslau:
      • war vor 1899 "Schlachter" Geselle auf der Walz mit Stationen in Bremen, Peine, Minden und sicherlich noch vielerlei anderen Orten, die ich leider noch nicht ermitteln konnte
      • heiratete schließlich 1906 in Berlin, legitimierte sich kurz zuvor noch "durch Militärpaß" (Kind verstorben)
      • 1912 sei er an Syphillis erkrankt und hätte eine Kur gemacht. "dann immer wieder in Behandlung bis zum Krieg"
      • gab an, im WK1 "4 1/2 Jahre im Felde" gewesen sein, "meist als Schlächter"
      • war laut der vom Verein für Computergenealogie indizierten Verlustlisten 10-1914 im LIR 18 vermisst, 03-1915 im Landwehr-Ersatz-Bataillon Kulm verwundet und schließlich 10-1915, wieder zurück im LIR 18, erneut vermisst


      Wo könnte ich eventuell noch mit weiteren Recherchen mein Glück versuchen?
      __________________

      Ich suche Informationen zu folgenden Familiennamen:
      • Kreis Namslau / Niederschlesien: Her[r]man[n]e[c]k, Czyrnik, Rapka, Zedler
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      Kommentar

      • robe71
        Benutzer
        • 16.11.2019
        • 94

        #4
        Hallo Altm-19,
        ob ich jetzt ein Militärexperte bin, weiss nicht, obwohl ich das Thema immer wieder spannend finde.

        Es ist ehe ein echter Zufall dass ich gestern, diesen Wikipedia-Artikel gelesen habe: https://de.wikipedia.org/wiki/Reichs...%9F-Lothringen Ich wollte eigentlich wissen, ob und welchen Austausch es in den Jahren 1871-1918 zwischen der Bevölkerung Elsaß-Lothringens und dem benachbarten Baden gegeben hat.

        Weiter unten finden sich in dem Artikel der Abschnitt:
        Militärpolitische Entwicklung Elsaß-Lothringens

        Das löst vielleicht Deine Frage.

        Viele Grüße
        RoBe71

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        • Moselaaner
          Erfahrener Benutzer
          • 06.03.2013
          • 923

          #5
          Hallo Altm-19,
          eigentlich hast du doch alle Informationen mit denen du selbst weiter recherchieren kannst.
          Ich fasse mal zusammen:
          Wehrdienst 1899 bis 1901 beim 136 Inf. Reg. in Dieuze (warum wurde von Basil erläutert)
          Kriegsdienst ab 1914, da war er 37 Jahre alt und somit landwehrpflichtig im 2. Aufgebot und wurde dementsprechend in das Landwehr-Infanterie-Regiment Nr.18 (Standort Posen) eingezogen. Wurde zunächst vermisst aber dann als Verwundeter aufgefunden. Da er nach dem Lazarettaufenthalt noch nicht voll einsatzfähig war kam er zum Landwehr-Ersatz-Bataillon Kulm um dort wieder felddiensttauglich gemacht zu werden. (Ersatz-Bataillone blieben in der Heimat, da kann er wohl nicht verwundet worden sein) Danach zurück zum LIR18 an die Front und erneut vermisst.
          Der neue Rechercheansatz wäre nun den Weg des LIR18 nachzuverfolgen.


          Gruß
          Moselaaner

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