Engelbert Gollenbeck - Herkunftsort möglich?

[Tulpenbaum]

Ich habe einen Engelbert Gollenbeck als toten Punkt in meiner Ahnentafel.

Engelbert Gollenbeck
* 1719 (war beim Tod 64 Jahre alt)
+ 20.05.1783 Münster (Überwasserkirche Münster)
oo vor 1762 Spickermann Anna Maria
Anna Maria Spickermann
* 1736 (war beim Tod 76 Jahre alt)
+ 19.12.1812 Münster (Überwasserkirche MS)
Bei ihrem Tod 1812 Tod wird sie als "vidua militis monasteriensis" bezeichnet.

Der Engelbert Gollenbeck war beim Militär:
1765-74 in der Kompanie des Capitäns von Rump im Regiment Generalleutnant (Friedrich) von Wenge
1776 in der Kompanie von Plettenberg Regiment von Dönop
Paderbornisches Infanterie-Regiment

(Link dazu: https://dfg-viewer.de/show?tx_dlf%5B...99426a38f8e6a6)

Nun meine Frage: kann ich mit diesen Informationen irgendwie herausfinden, aus welcher Gegend, oder noch besser aus welchem Ort der Engelbert Gollenbeck stammt? In Münster habe ich ihn nicht gefunden...

[Gast]

Hallo!

Der Dt. Kaiser gewährte den zahllosen Fürsten, weltlicher wie geistlicher Zugehörigkeit, eine große Selbständigkeit, nur mußten sie ihm dafür u.a. Militär zur Verfügung stellen. Daher gab es im "frühen" Deutschen Reich so viele "Privatarmeen" wie vermutlich nirgends sonst in Europa. Und hier wird nun eben ein Experte für die Armee des Fürstentums (Hochstifts) Münster in der 2. Hälfte des 18. Jhd. gesucht.

Das war sicherlich der Autor der von Dir genannten Quelle "Münsterische Soldaten aus den Militärlisten d. Stadtarchivs, 17. u. 18. Jh.", nämlich der Buchhändler Ferdinand Theißing - ein Sippenforscher in den 1930/40er Jahren.

Und damit fangen die Probleme an. Denn in einer Quellenbeschreibung heißt es, Theißing hätte aus Militärlisten, Einquartierungslisten, Militäreinziehungslisten, alten Musterungsrollen usw. die Daten herausgezogen. Doch Artikeln über die Quellen zu den Fürstlich-Münsterschen Regimentern ist zu entnehmen, daß die Akten u. Urkunden des Fürstbischöflichen Militärs bis auf eine Offizierskonduitenliste 1780-90, eine Liste der Leibkompanie Rgt. Höffinger vom 31.10.1794, einem Mannschaftsverz. des Rgt. Elverfeld 1683, eine Musterungsliste 1713, dito. 1633 (nur 2 Kompanien), dito. 1731-35, "Militärakten" aus dem 17. Jhd., einer Stammrolle von 1804 sowie einer Quartierliste 1757 verloren sind. Von daher ist es unverständlich, wie Theißing die Daten von Deinem Vorfahren aus Musterungsrollen haben soll, wo es die für diese Zeit (Jahre 1765-1774, 1776) gar nicht mehr gibt. Es ist aber bekannt, daß Theißing die Münsterschen KB nach den Taufen von Soldatenkindern durchsucht hatte. Das wird also seine Quelle gewesen sein.

1766 war bei der Münsterschen Infanterie, nicht bei der Artillerie u. Kavallerie, die dreijährige Dienstpficht eingeführt worden. Zuvor wurde also nur geworben. Die männliche Bevölkerung zws. 18-40 wurde erfaßt und aufgeteilt nach Pfarreien, Ämtern und Bauernschaften den Infanterieregimentern zugewiesen. Wer von den Tauglichen eingezogen wurde, bestimmte das Los.

Dein Vorfahre war bereits 1765 dabei, diente länger, wurde also demnach noch angeworben. Ein Aufteilungsplan, aus dem man die Zugehörigkeit der Pfarreien zu den Regimentern seit 1766/67 entnehmen könnte, nützt Dir also nichts.

Ich würde also letztlich beim Stadtarchiv Münster anfragen, ob es dort doch noch Stammrollen für die Jahre 1765-1776 gibt, in denen die Herkunft der Soldaten verzeichnet ist. Da könnte Hessen, Preußen, Sachsen usw. stehen. Oder eben bei den Inländern vielleicht nur [Fürstentum] Münster.

Grüße,
Peter.

[Tulpenbaum]

Hallo Peter,
vielen Dank für die ausfühliche Bewertung der Zuverlässigkeit meiner Quelle und für die weiteren fundierten Informationen!
Viele Grüße
(auch) Peter