Uniform Erster Weltkrieg

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  • Martin92
    Erfahrener Benutzer
    • 05.12.2020
    • 283

    Uniform Erster Weltkrieg

    Hallo liebes Forum,

    ich würde gerne wissen ob man die folgende Uniform zuordnen kann. Ich fand sie auf einem alten Familienfoto von Weihnachten 1917.

    Zum Kontext : die Familie hatte drei Söhne, alle waren im Weltkrieg als Soldaten eingezogen worden. Auf dem Familienfoto das am Weihnachtstag aufgenommen trägt auch der Vater Uniform. Das ist merkwürdig da er 1917 bereits 61 Jahre alt war. Ich frage mich daher : kann es sein dass er trotz des Alters als Soldat tätig war, zum Beispiel in einer logistischen Tätigkeit ? Oder hat er vielleicht nur seine alte Uniform angezogen um seine Solidarität mit seinen Söhnen zu zeigen, und mit seinem Vaterland ?

    Die Uniform ist sehr schlicht, ohne sichtbare Abzeichen, daher ist es sicher schwierig eine Einheit oder Rang zu erkennen. Es muss sich aber um die Preussische Armee gehandelt haben.

    Ich weiss nicht ob es die Personalakten der Preussischen Armee aus der Zeit 1870 - 1913 noch gibt. Die Akten aus der Zeit des 1. Weltkrieges sind 1945 in einen Bombenangriff verbrannt habe ich mir sagen lassen. Wo könnte ich da weitersuchen?

    Vielen Dank im voraus schonmal für alle eure Beiträge und Ideen !
    Viele Grüsse,
    Martin

    (PS : Ich hoffe, das Hochladen des Bildes hat geklappt !)
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  • Martin92
    Erfahrener Benutzer
    • 05.12.2020
    • 283

    #2
    Habe gerade ein weiteres Foto gefunden, von 1915, Truppenübungsplatz Bitsch (Bitche).

    Wenn ich die diversen Uniformen vergleiche, würde ich sagen die gesuchte Uniform ist entspricht einem unteren Offiziersrang:

    -Chef : dunkel abgesetzter hoher einfarbiger Stehkragen, doppelte Knopfleiste
    - Ein Rang darunter : hoher einfarbiger Stehkragen im Mantelton
    - Noch ein Rang darunter : Flacher Kragen mit Bordüre. Dies entspricht in etwa der gesuchten Uniform.

    Es gibt dann noch diverser weitere Unterscheidungszeichen wie diagonales Einknöpfband oder 'Affenschaukel'. Die kann ich aber nicht einordnen.

    Es handelt sich hier übrigens wie auf den Helmen zu sehen um die Infanterie-Regimenter 166 und 138.
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    • Basil
      Erfahrener Benutzer
      • 16.06.2015
      • 2603

      #3
      Hallo Martin,

      die Soldaten mit den "Bordüren", eigentlich Tresse genannt, am Kragen gehören zur Gruppe der Unteroffiziere (Unteroffizier, Sergeant, (Vize-)Feldwebel).
      Einige tragen eine Schützenschnur, andere das Ordensband des EK 2 im zweiten Knopfloch.

      Der Vater im ersten Bild wäre mit 61 Jahren zu alt gewesen, um eingezogen zu werden. Die Wehrpflicht ging zu Kriegsbeginn bis zum 45. Lebensjahr. Ich kenne aber nicht die Altersgrenze für Freiwillige. Bei den Tiroler Standschützen waren sogar über 80-Jährige. Da ging es aber auch um die Verteidigung Tirols gegen Italien, was damals alle mobilisiert hat.

      Der Rock hat einen Umlegekragen wie die Feldgrauen, scheint mir aber zu dunkel für feldgrau zu sein.
      Ist der Zivilberuf bekannt, war der Vater vielleicht Beamter?

      Grüße
      Basil
      Zimmer: Oberlausitz und Dresden; Stephanus: Zittau, Altenburg und Ronneburg
      Raum Zittau: Heidrich, Rudolph
      Erzgebirge: Uhlmann, Lieberwirth, Gläser, Herrmann
      Burgenlandkreis: Wachtler, Landmann, Schrön


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      • Martin92
        Erfahrener Benutzer
        • 05.12.2020
        • 283

        #4
        Hallo Basil,

        der auf den Standesamtsregistern angegebene Beruf war 'Rentier' (französisch ausgesprochen, nicht der skandinavische Kleinhirsch !), das heisst er konnte von den Erträgen seiner Immobilien und Ländereien leben.

        Ich habe noch ein zweiter Foto, das ist viel flauer, aber da sind zwei Söhne dabei mit ihren Uniformen, das sieht alles nach Feldgrau aus. Hänge ich hier an.
        Viele Grüsse,
        Martin
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        • Basil
          Erfahrener Benutzer
          • 16.06.2015
          • 2603

          #5
          Moin Martin,

          also wohl kein Beamter. Auf dem neuen Foto sieht der Rock tatsächlich feldgrau aus. Unteroffizierstresse am Kragen, mehr ist leider nicht zu erkennen. Vielleicht war er beim Landsturm. Das ist aber nur Spekulation. Die Personalunterlagen der Preußischen Armee sind leider vernichtet, nicht nur die aus dem Weltkrieg, sondern aus der gesamten Zeit der brandenburg-preußischen Armee. Ein großer Verlust für Familienforscher. Teilweise gibt es aber in kommunalen oder Landesarchiven noch Rekrutierungsstammrollen mit Ergebnissen der Musterung.

          Grüße
          Basil
          Zimmer: Oberlausitz und Dresden; Stephanus: Zittau, Altenburg und Ronneburg
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          Burgenlandkreis: Wachtler, Landmann, Schrön


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          • Martin92
            Erfahrener Benutzer
            • 05.12.2020
            • 283

            #6
            Moin Basil,

            danke für die Tips! Ich werde mal sehen ob ich in den örtlichen Archiven dazu noch etwas finde, wenn nicht werde ich es wohl dabei belassen müssen.

            Viele Grüsse,
            Martin

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            • Moselaaner
              Erfahrener Benutzer
              • 06.03.2013
              • 923

              #7
              Hallo Martin,
              hier mal ein Denkansatz von mir.


              Das Hilfsdienstgesetz:
              „§ 1. Jeder männliche Deutsche vom vollendeten siebzehnten bis zum vollendeten sechzigsten Lebensjahre ist, soweit er nicht zum Dienste in der bewaffneten Macht einberufen ist, zum vaterländischen Hilfsdienst während des Krieges verpflichtet.“


              Viele Stellen in militärischen Handwerkerstuben, Wäschereien, Truppenküchen, Geschäftszimmern oder als Wachposten in Gefangenenlagern wurden mit diesen Hilfskräften besetzt um für die Front Soldaten freistellen zu können.
              Gruß
              Moselaaner

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              • Martin92
                Erfahrener Benutzer
                • 05.12.2020
                • 283

                #8
                Hallo Moselaaner,

                Danke für den Tip! Das könnte erklären warum der Vater Uniform trägt, auch wenn er mit 61 knapp über der Pflichtzeit ist.

                Viele Grüsse,
                Martin

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                • Martin92
                  Erfahrener Benutzer
                  • 05.12.2020
                  • 283

                  #9
                  Da kommt mir noch eine zweite Frage. Auf dem zweiten Foto sind zwei der Söhne und der Vater (stehend, hinten) mit Mutter, Schwägerin und Tochter.

                  Die Schwägerin in der Mitte des Bildes hält mehrere Dokumente, man erkennt eine Schrift in grossen Frakturlettern. Das Foto ist leider sehr flau, man kann nichts entziffern. Aber die Dokumente scheinen wichtig zu sein, sonst hätte man sie nicht auf das Foto gebracht. Anders als heute waren Fotos fast immer 'inszeniert'.

                  Das Bild war seinerzeit als Postkarte versandt worden, an die darauf abgebildete Schwägerin. Auf der Rückseite steht "Zur Erinnerung an die Sammlung". Ich vermute dass die Familie in ihrem Wohnort eine Sammlung fürs Kriegshilfswerk gemacht hat. Könnte das möglich sein ?

                  Viele Grüsse,
                  Martin
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                  • Moselaaner
                    Erfahrener Benutzer
                    • 06.03.2013
                    • 923

                    #10
                    Hallo Martin,
                    es könnte sich um Urkunden für die Abgabe von Gold für die "Sammlung von Goldschmuck" der Reichsbank handeln. Dafür gab es eine Urkunde von der Ankaufstelle.
                    Der Vater könnte sich ja auch zum freiwilligen Hilfsdienst gemeldet haben.

                    Gruß
                    Moselaaner

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                    • Martin92
                      Erfahrener Benutzer
                      • 05.12.2020
                      • 283

                      #11
                      Auch ein guter Hinweis, danke !
                      Ich habe ein bisschen gegoogelt. Ich fand etliche Urkunden von der Reichsbank zur Goldsammlung, alle stammen aus dem Jahr 1916. Gold gab ich für Eisen, den Spruch kenne ich noch von der Grosseltern.
                      Es könnte aber sein das anderlei gesammelt wurde, gesucht wurden auch NE Metalle, später selbst lange Haare (für die Herstellung von Treibriemen).

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