Uniformbestimmung

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  • FJE
    Benutzer
    • 01.05.2020
    • 63

    Uniformbestimmung

    Liebes Forum!
    Im Anhang findet ihr 2 Fotos meines Ur Ur Großvaters Maximilian (Max) Heim in Uniform. Er ist 11.10.1870 in Attendorn geboren. In seiner Doktorarbeit steht unter Vita das er im Sommersemester 1891 seine halbjährige Dienstpflicht beim 1. Batallion des 2. Hessischen Infanterie-Regiments Nr. 82 in Göttingen geleistet hat. Ich frage mich ob die Uniformen auf den Bildern mit dem genannten Bataillon übereinstimmen, ob man den Rang erkennen kann (bei seinem Tod war er Oberarzt d. R.)und ob ihr eventuell noch mehr wissen könntet?
    Vielen Dank im voraus.
    Mit freundlichen Grüßen
    FJE
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  • Basil
    Erfahrener Benutzer
    • 16.06.2015
    • 2603

    #2
    Moin FJE,

    auf dem ersten Foto ist dein Ururgroßvater als ein Einjährig-Freiwilliger erkennbar. Erkennungszeichen ist eine gedrehte Wollschnur in den Landesfarben (Preußen: weiß-schwarz) entlang des Rands der Schulterklappen. Leider ist die Regimentsnummer auf den Schulterklappen nicht erkennbar. Es hilft nur das Fotostudio Gebr. Noelle in Göttingen bei der Bestimmung des Regiments. Das IR 82 kann also passen.

    Auf dem zweiten Foto trägt er einen zweireihigen Überrock und einen Offiziersdegen mit Portepee. Die Schulterstücke sind kaum erkennbar, aber es sind vermutlich die eines Leutnant/Assistenzarzt oder Oberleutnant/Oberarzt. Ein Regiment lässt sich nicht bestimmen. Ich schätze, die Aufnahme entstand vor 1897, auf der Schirmmütze fehlt die Reichskokarde.

    Viele Grüße
    Basil
    Zuletzt geändert von Basil; 03.05.2020, 12:58. Grund: Bezug auf die Litewka gelöscht, da missverständlich
    Zimmer: Oberlausitz und Dresden; Stephanus: Zittau, Altenburg und Ronneburg
    Raum Zittau: Heidrich, Rudolph
    Erzgebirge: Uhlmann, Lieberwirth, Gläser, Herrmann
    Burgenlandkreis: Wachtler, Landmann, Schrön


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    • FJE
      Benutzer
      • 01.05.2020
      • 63

      #3
      Vielen lieben Dank Basil!
      Findet man vielleicht in alten Unterlagen zu seinem Regiment seinen Namen oder weitere Informationen?

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      • Basil
        Erfahrener Benutzer
        • 16.06.2015
        • 2603

        #4
        Moin,

        gibt es außer den beiden Fotos noch andere Hinweise, dass er über seine halb- oder einjährige Dienstzeit hinaus aktiv gedient hat?

        Oberarzt d. R. bedeutet, dass er Reservist war und sich im Frieden im sogenannten Beurlaubtenstand befand. Er war kein Berufs-Militärarzt. Ich weiß nicht, wie es bei den Medizinern in der Preußischen Armee war, aber der Einjährig-Freiwillige diente nur ein Jahr!

        Unterlagen des Regiments gibt es nicht mehr. Es gibt die "Rangliste der Offiziere des Beurlaubtenstandes der Königlich Preußischen Armee, Stand 1903", in der er vielleicht drin stehen könnte, mit Wohnanschrift und Zivilstellung. Ich habe aber keinen Zugriff auf diese Liste.

        Gibt es noch weitere Informationen zu Lebensorten des Max Heim?
        Wann hat er sein Studium beendet?
        Welchen Bezug gibt es zu Hannover, wo das zweite Foto entstanden ist?
        Wann und wo ist Max Heim gestorben?

        Es gibt noch die jährlichen Ranglisten der preußischen Armee, in denen ich für den fraglichen Zeitraum vier Dr. Heim finden konnte.
        Leider werden in den pr. Ranglisten keine Vornamen genannt.

        #1: 1891 Assistenzarzt 2. Kl. d. R. im Landwehrbezirk Gräfrath, zuletzt 1909 Oberarzt der Landwehr in Berlin III und vermutlich 1913 Stabsarzt d. L. in Bonn
        #3: 1901-02 Assistenzarzt beim Ostasiatischen Expeditionskorps
        #4: 1905-06 Oberarzt bei der Schutztruppe für Südwestafrika, von der Bayer. Armee

        Diese drei sind es vermutlich nicht.

        #2: 1896-97 Assistenzarzt 2. Kl. d. R. im Landwehrbezirk Bonn, 1898-99 Oberarzt d. R. in Düsseldorf, 1900-01 in Stettin, 1902-1904 in Paderborn, 1905 nach Bonn überwiesen, dort aber als verstorben geführt.

        Dazu passend:

        Adressbuch Bonn 1895: Heim, Max, Dr. med, Assistenzarzt im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, Weberstr. 116
        Adressbuch Bonn 1896: Heim, Max Wilh., Dr. med, chirurgisch. Assistenzarzt im Friedr.-Wilhelm-Hospital, Bonnerthalw. 21
        Adressbuch Düsseldorf 1898: Heim, Max, Dr. med., prakt. Arzt, Steinstr. 44
        Adressbuch Düsseldorf 1899: Heim, Max Wilhelm, Dr. med. prakt. Arzt und Specialarzt für Kinder-Krankheiten, Steinstr. 44

        Könnte dieser Dr. (Max Wilhelm) Heim passen? Er ist anscheinend ca. 1905 in Paderborn oder Bonn verstorben. Er war zu der Zeit Oberarzt der Reserve.

        Viele Grüße
        Basil
        Zuletzt geändert von Basil; 04.05.2020, 08:46.
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        • FJE
          Benutzer
          • 01.05.2020
          • 63

          #5
          Lieber Basil. Das ist perfekt. Du hasst genau richtig geraten dass ist er. Er hat an diesen Orten gelebt und ist in Bonn 1905 gestorben. Geboren wurde er 1870 in Attendorn. Studiert hat er in Berlin und Bonn. Und danach wie du es halt beschrieben hast.
          Vielen Dank
          Mit freundlichen Grüßen
          FJE

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          • FJE
            Benutzer
            • 01.05.2020
            • 63

            #6
            Hier noch eine Kopie eines Zeugnis das er erhalten hat. Ich habe es schon im Unterforum lesen lassen und die Abschrift hierher kopiert. Das Zeugnis ist vom X. Armeekorps in Hannover ausgestellt. Passt das?
            Mit freundlichen Grüßen
            FJE

            Hier der Text:
            Beschäftigungs-Zeugnis
            Der Unterarzt der Reserve Dr. Heim
            geboren am 11ten October 1870 zu Attendorn(?)
            Kreis Olpe Regierungsbezirk Arensberg
            ist von seinen bisherigen Vorgesetzten für
            befähigt zur etwaigen Beförderung zum
            Assistenzarzt erachtet worden, und kann
            hierzu in Vorschlag gebracht werden, nach-
            dem derselbe die in § 12 der Allerhöchsten
            Verordnung vom 6. Februar 1873 vorge-
            schriebene sechswöchige, freiwillige Dienst-
            leistung abgeleistet und sich während
            dieser, wie in der Zwischenzeit zur Beför-
            derung im Königlichen Sanitäts-Korps wür-
            dig erwiesen haben wird.
            Hannover, den 15ten November 1894
            Der General- u(nd) Korpsarzt des X. Armeekorps.
            Siegelstempel Unterschrift

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            • Basil
              Erfahrener Benutzer
              • 16.06.2015
              • 2603

              #7
              Hallo,

              ja, das passt gut! Das erklärt das Foto aus Hannover, vermutlich kurz nach, oder anlässlich, seiner Beförderung zum Assistenzarzt aufgenommen.

              Das Infanterie-Regiment Nr. 82 in Göttingen gehörte bis 1899 zum X. Armee-Korps in Hannover.

              Ich habe noch mal geschaut. Dein Ururgroßvater steht nicht erst in der Rangliste 1896, sondern schon in der Rangliste 1895 (Stand Mai 1895), wie zuletzt schon geschrieben als Sanitätsoffizier der Reserve (Assistenzarzt 2. Klasse) im Landwehrbezirk Bonn. Er steht nicht früher in der Rangliste, weil ein Unterarzt kein Offizier war, sondern dem Rang Fähnrich entsprach. Die Beförderung Ende 1894 und erster Eintrag in der Rangliste 1895 passen perfekt zusammen.

              Das Landwehr-Bezirkskommando übte u.a. die Kontrolle über die Militärangehörigen des Beurlaubtenstandes, also der Reserve und der Landwehr, aus. Darum wurde er in den Ranglisten jeweils im Landwehrbezirk seines Wohnortes geführt. Einem bestimmten Regiment gehörte er als Sanitätsoffizier der Reserve nicht an.

              Hier ist der Weg vom Einjährig-Freiwilligen zum Sanitätsoffizier d. R. beschrieben (in Das kleine Buch vom Deutschen Heere).

              Einj.-freiwilliger Dienst der Mediziner
              Ergänzung der Sanitätsoffiziere (Militär-Ärzte)

              Viele Grüße
              Basil
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              • FJE
                Benutzer
                • 01.05.2020
                • 63

                #8
                Vielen lieben Dank!!
                Wirklich toll was du so alles weißt. Angehängt habe ich noch 2 Urkunden über die Ernennung zum Assistenzarzt II und I Klasse. Könnten die auch passen?
                Mit freundlichen Grüßen
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                • FJE
                  Benutzer
                  • 01.05.2020
                  • 63

                  #9
                  Möglicherweise passt auch dieses Dokument in den Kontext
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                  • Basil
                    Erfahrener Benutzer
                    • 16.06.2015
                    • 2603

                    #10
                    Hallo,

                    das passt auch. Die zweite Urkunde ist das Offizierspatent vom 23. Februar 1895 als Assistenzarzt II. Klasse der Reserve für den Unterarzt vom Landwehrbezirk Bonn Dr. Heim. Das ist also die Beförderung nach dem Beschäftigungszeugnis aus Hannover vom November 1894. In Bonn war er da schon.

                    Die erste Urkunde ist entsprechend das Offizierspatent vom 30. November 1897 als Assistenzarzt I. Klasse der Reserve. Oben in der Zeile über dem Namen 'Dr. Max Heim' steht, er sei Assistenzarzt II. Klasse der Reserve vom Landwehrbezirk Berlin III.

                    Dazu steht in der Rangliste 1898, er wäre vom Landwehrbezirk Bonn nach Berlin III überwiesen worden. Dort steht wiederum, er sei zum Landwehrbezirk Düsseldorf überwiesen. Dort wird er dann auch aufgeführt. Er muss also zwischen Bonn und Düsseldorf kurzzeitig in Berlin gewesen, also zwischen Mai 1897 und Mai 1898.

                    1898 wurde der Assistenzarzt I. Klasse in Oberarzt umbenannt. Assistenzarzt II. Klasse war dann Assistenzarzt. Die zweite Beförderung war also die zum Oberarzt.

                    VG Basil
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                    • FJE
                      Benutzer
                      • 01.05.2020
                      • 63

                      #11
                      Das passt alles perfekt. Er war zwischenzeitlich in Berlin an der Charité bei Virchow. In dem anderen Dokument was ich als letztes online gestellt habe ist die Rede von einem Ulanen Regiment und dass er dort als Einjährige freiwilliger gearbeitet hat. Wahrscheinlich der Sanitätsdienstliche Teil des Jahres der einjährig freiwilligen Ausbildung.

                      Mit freundlichen Grüßen

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                      • Basil
                        Erfahrener Benutzer
                        • 16.06.2015
                        • 2603

                        #12
                        Zitat von FJE Beitrag anzeigen
                        Möglicherweise passt auch dieses Dokument in den Kontext
                        Ein Führungszeugnis über die Zeit vom 15. Mai bis 15. November 1894 beim Königs-Ulanen-Regiment (1. Hannoversches) Nr. 13 als einjährig-freiwilliger Arzt.

                        Das ist so in dem kleinen Buch vom Deutschen Heere beschrieben. Ein halbes Jahr mit der Waffe beim IR 82 in Göttingen (1891) und später ein halbes Jahr als einjährig-freiwilliger Arzt beim UR 13 in Hannover (1894). Das hat er also in Hannover gemacht. An der Uniform erkennt man das nicht, da die Militärärzte Infanterieuniformen trugen.

                        Basil
                        Zimmer: Oberlausitz und Dresden; Stephanus: Zittau, Altenburg und Ronneburg
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                        • FJE
                          Benutzer
                          • 01.05.2020
                          • 63

                          #13
                          Vielen Dank dafür!
                          Du hast mir wirklich sehr geholfen.

                          Mit freundlichen Grüßen

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