Rgmt. v. Gneis u. Rgmt. v. Treskow

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  • Lars Severin
    Erfahrener Benutzer
    • 08.06.2008
    • 806

    Rgmt. v. Gneis u. Rgmt. v. Treskow

    Hallo in die Runde!

    nachstehend ein Auszug aus einem historischen Brief. Es wird sicher eine Zeitspanne nach den Türkenkriegen, mind. nach 1683 beschrieben. die Niederschrift erfolgte nach 1803 aber vor 1849. Diese Zeitliche Eingrenzung erscheint mir wichtig weil die Nachstehende Bezeichnung "reißigjährigen Kriegen" sicher nicht den 30jährigen Krieg meint, sondern mE der Zeitraum des 7 Jährige Krieges bis zur 3. Teilung Polens, etwa 1756-1793.

    "In späterer Zeit haben viele unter König Friedrich dem Großen, in den dreißigjährigen Kriegen gedient, unter denen sich noch mein Vater befand, teils unter dem Namen v. Jutrzenka, teils v. Morgenstern. Wie nach dem Frieden der höchstselbige große König alle nicht adlige Offiziere aus den Infanterie-Regimentern entfernt wissen wollte, stand ein Offizier im damaligen Regiment v. Gneis, in Stettin garnisonierend u. nannte sich v. Morgenstern, bei einer [Parade] bei Stargard wird er vom Könige nach Namen u. Vaterland gefragt, und wie er letzteres Polen nennt; wird er nicht als Edelmann anerkannt und mein Vater mußte, der im Regiment zuletzt v. Treskow stand, den Erweis seines Adels fuhren, worauf bei der Parole bekannt gemacht wurde, daß derselbe nicht v. Morgenstern, sondern v. Jutrzenka heiße. Ein anderer Befehl des großen Königs, diesem angeführten entgegengesetzt, ist in der ganzen Armee bekannt gewesen."

    Ich würde gern mehr erfahren zu den beiden Probanden aus den genannten Regimentern. Diese können unter den FN Trzebiatowksi, Jutrzenka oder Morgenstern, auch in Kombination aufgetreten sein.

    Der Autor ist ca. 1777 geboren, was vll. dem Auffinden seines Vaters im Rgmt. v. Treskow noch als Hinweis dienlich sein könnte. Ich möchte davon ausgehen das dieser der beiden gesuchten preuß. Offiziere um 1750 geboren ist, also zw. 1770 und 1810 in Militärischen Dingen genannt sein hätte können.

    Beste Grüße
    Lars Severin
    pater semper incertus est
  • Johannes v.W.
    Erfahrener Benutzer
    • 02.05.2008
    • 1151

    #2
    Hallo Lars

    Zu den einzelnen Personen der Jutrzenka-Morgenstern kann ich dir leider nichts mitteilen.

    Aber einige Ueberlegungen, die den zeitlichen Rahmen besser eingrenzen helfen:
    Die Bezeichnung "Dreissigjaehriger Krieg" in dem Brief ist sicher ein Fluechtigkeitsfehler seitens des Schreibers, da es einen solchen im 18. Jahrhundert nicht gegeben hat. Die zweite Haelfte dieses Jahrhunderts (etwa 1756-1793, wie du schreibst) war nicht durchgehend von einem Krieg bestimmt und es wurde auch nie so empfunden. Und bei der zweiten Teilung Polens, 1793 war Friedrich d.Gr. bereits gestorben.
    Der Autor meinte also mit ziemlicher Sicherheit nur den Siebenjaehrigen Krieg, wie du selber vermutest. Dabei spricht er auch von "nach dem Frieden" im Zusammenhang mit dem "hoechstselbigen grossen Koenig", und das wiederum kann sich nur auf den Frieden von Hubertusburg, 1763 beziehen.
    Die Jutrzenka-Morgenstern kamen -wenn ich mich recht erinnere- aus (dem spaeteren) Westpreussen, welches mit der ersten polnischen Teilung, 1772 an Friedrich d.Gr. und Preussen fiel. Der dortige Adel musste Huldigungslisten unterschreiben, was fuerderhin als Adelsbestaetigung ausreichen sollte (s. Zernicki).

    Daraus folgt, dass die beschriebenen Ereignisse des Offiziers, der Parade und des geforderten Adelsbeweises in den Zeitraum dazwischen fallen muessten:
    nach 1763 und vor 1772.

    Viele Gruesse
    Johannes
    Dergleichen [genealogische] Nachrichten gereichen nicht nur denen Interessenten selbst, sondern auch anderen kuriosen Personen zu einem an sich unschuldigen Vergnügen; ja, sie haben gar oft in dem gemeinen Leben und bei besonderen Gelegenheiten ihren vielfältigen Nutzen. Johann Jakob Moser, 1752

    Kommentar

    • Lars Severin
      Erfahrener Benutzer
      • 08.06.2008
      • 806

      #3
      Details

      Lieber Johannes,
      das sind sehr stichhaltige Argumente, ganz herzlichen Dank. Ich möchte noch etwas hinzufügen.

      Es gab nur einen einzigen Jutrzenka für den ein Adelspatent gegeben wurde, nämlich den Hauptmann, Erb- u. Gerichtsherr zu Altmühl, Kr. Neusttin. Das war im Jahre 1799. Das Gut hat er vermutlich erst nach seiner aktiven Zeit erworben.

      Folge ich nun dem Autor des Briefes, der einige weiter Unschärfen für den interessierten Leser bereithält, muss dieser obige Jutrzenka auf Altmühl wohl der Vater des Autors gewesen sein, der er schreibt ja: "(...)mein Vater mußte, der im Regiment zuletzt v. Treskow stand, den Erweis seines Adels führen(...)"Jedoch hieß das Rgmt. Nr. 17 erst ab 1804 v. Treskow, bzw. wurde von selbigem geführt. Daraus schließe ich, das die Niederschrift des Briefes nicht vor 1804 erfolgt sein kann. Tatsächlich gab es im Infanterie-Regiment Nr. 17, welches mit allen Teilen in Danzig lag, 1795 unter v. Raumer einen Secondelieutenant von Jutrzenka, dieser nahm 1796 unter v. Langen seinen Abschied.

      Dieser Jutrzenka von 1795/1796 war ganz sicher der Vater des Autors des Briefes, also das möchte ich zumindest als gesichert annehmen. Das Problem ist nun aber augenscheinlich, dass ein Secondelieutenant kaum einem Hauptmann gleichzusetzen ist. Es sei denn die Bezeichnung Hptm. ist mehr zivil als Art Ortsvorsteher, Bürgermeister oder Gutsherr zu verstehen und eben nicht als militärischer Rang. Ist dem so? Dann gibt es keinen Widerspruch, beide Personen sind ein und der Selbe.

      Also neue Frage: Kann eine Secondelieutenant in aktiven Dienstzeiten ein Hauptmann im Ruhestand gewesen sein. Oder ist solchen Feinheiten in historischen Quellen gar keine Bedeutung beizumessen (na hier kommen wir in gefährliche Bereiche!).

      Der andere Herr Jutrzenka den der Autor des Briefes lediglich erwähnt, und dessen Verwandtschaftsverhältnis zu jedweden anderen Probanden leider im Dunkeln bleibt ist ebenfalls bestenfalls eingeschränkt "bekannt". In den Jahren 1790-1801 diente tatsächlich ein Stabscapitän Jutrzenka im Infanterie-Regiment v. Gneis, in Stettin. Dieser jedoch, obwohl eine Zeitgenosse des Briefautors, kann es kaum gewesen sein, der König starb 1786. Auch schließe ich aus der Logik des Briefes, dass er als nicht anerkannter Edelmann, die der König ja aus den Infanterie-Regimentern entfernt wissen wollte nach diesem Vorfall kaum im Dienst geblieben ist. Dieser kann es also nicht sein.

      Leider weis ich über das Inf-Rgmt. v. Gneis sehr viel weniger als über das v. Treskow, und dort weis ich auch schon wenig. Der gesuchte Offizier der Familie müsste also viel mehr um 1763 (Frieden von Hubertusburg) in jedem Fall vor 1786 (Tot des Königs) dort im aktiven Dienst gestanden haben. tja?! Wer kann zur Auflösung beitragen? Gibt es erhellende Informationen zum Rgmt. v. Gneis in der Zeit zw. 1750 und 1786?

      Noch interessanter ist aber die Andeutung im Brief "Ein anderer Befehl des großen Königs, diesem angeführten entgegengesetzt, ist in der ganzen Armee bekannt gewesen.". Hierzu die Anmerkung das Morgenstern die dt. Übersetzung von Jutrzenka ist. Ich möchte das nun so verstehen, dass es augenscheinlich einen sehr bekannten (zumindest in der damaligen preuß. Armee) Befehl gegeben hat, wonach möglicherweise (nur auf die eher unbedeutende Familie Jutrzenka will ich das gar nicht beziehen) pln. FN ins dt. zu übertragen sind. Es ist auch auffällig das es durchweg die Offiziere der Familie waren die sich, auch nach 1800 noch v. Morgenstern nannten.

      Ist ein solcher Befehl oder ein andere schlüssige Erklärung für das Phänomen jemandem der sachkundigen Mitleser bekannt?

      Nachtrag: die Familie Jutrzenka stammte aus dem Kreis Bütow welcher nach wechselhafter Geschichte final bereits 1657 an Brandenburg bzw. Pommern kam. Einige Angehörige machten sich jedoch im späteren Kreis Schlochau/Karthaus sesshaft, welcher 1772 Preußisch wurde. Von dort wird vermutlich der Offizier herstammen welcher auf Nachfrage sein Heimatland Polen nannte, was dann ja 1763 auch noch 9 Jahre Gültigkeit gehabt hätte.

      soweit ...
      Beste Grüße
      Lars
      pater semper incertus est

      Kommentar

      • Johannes v.W.
        Erfahrener Benutzer
        • 02.05.2008
        • 1151

        #4
        Lieber Lars

        Danke fuer die Zusendung des interessanten Briefes via Mail. Typisch (polnisch) ist das Herausstreichen der Heldengeschichten und aehnlicher Anekdoten. Da wurde sicher manches nicht so genau genommen.
        Auf der anderen Seite wurde alles Militaerische sowie die Rangordnungen sogar sehr genau genommen und ich denke, dass der Schreiber hier keine Fehler machte. Secondelieutnant ist dem heutigen Leutnant vergleichbar, der unterste Grad der Offiziere. Der Hauptmann, der aber eigentlich damals Rittmeister oder Capitaen hiess, war zwei Stufen darueber. Beide Raenge koennen unmoeglich zugleich gefuehrt werden. Auch eine Befoerderung ueber zwei Stufen innerhalb von einem Jahr war in der preussischen Armee unmoeglich. Die Befoerderungsschritte erfolgten -wenn ich mich recht entsinne- alle 7 Jahre. Vielleicht war der Hauptmann ja ein Onkel...

        Ueber den "bekannten Befehl" bin ich auch gestolpert- hier wird bewusst eine diskrete Andeutung gemacht, die wohl damals erkannt wurde und heute leider unverstaendlich bleiben muss. Vielleicht schreibt Zernicki in der Geschichte der polnischen Adels etwas darueber... (?)
        Dass polnische Namen eingedeutscht werden MUSSTEN, habe ich noch NIE gehoert.

        Viele Guresse
        Johannes

        PS Gibt es nicht in Potsdam auch das militaerhistorische Institut?
        Dergleichen [genealogische] Nachrichten gereichen nicht nur denen Interessenten selbst, sondern auch anderen kuriosen Personen zu einem an sich unschuldigen Vergnügen; ja, sie haben gar oft in dem gemeinen Leben und bei besonderen Gelegenheiten ihren vielfältigen Nutzen. Johann Jakob Moser, 1752

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