Ihr Lieben Daheim

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  • Chatterhand
    Erfahrener Benutzer
    • 02.04.2009
    • 953

    Ihr Lieben Daheim

    Habe ich in den Unterlagen meines Onkels gefunden: Ein Gedicht in Gefangenschaft geschrieben

    Ihr Lieben Daheim

    Viele Monate sind vergangen,
    voller Sehnsucht ist mein Herz.
    Nach EUCH habe ich grosses Verlangen,
    aber ich überwinde den Schmerz.

    Es ist genau ein Jahr verflossen,
    wie ich mit vielen Kameraden die Hände hob.
    Der "Kessel" hatte sich zu schnell geschlossen,
    es war grauenvoll ! - Noch viele gingen in den Tod!

    Beim Tommy bin ich gelandet,
    mir war das Herz wie Blei.
    Hoffnungsvolle Gedanken sind versandet,
    aber meine Lieben - ich werd wieder frei!

    Hinter Stacheldraht muss man leben,
    in der verfluchten Normandie.
    Eine bess're Unterkunft wird man nicht geben,
    und Gedanken werden wach: "Flieh' - Flieh' ! "

    Viele Kameraden sind geflohen,
    um weiter zu kämpfen und die Heimat zu sehn.
    Mancher von ihnen ruht in Frankreichs Boden,
    mein Herz will deutsche Erde sehn !

    Zelte waren unsere Wohnung,
    in der schaurigen Normandie.
    Der Tommy kannte keine Schonung,
    und lebendig wurde die Blasphemie.

    Das Schicksal kennt keine Grenzen,
    nach Belgien führt unser Weg.
    Näher gerückt ist die Heimatgrenze,
    und höher das Herz uns schlägt !

    Nur kurz lodert das Herz,
    wir erleben den schwersten Schlag.
    Deutschland liegt tot am Boden - oh Schmerz,
    wir glauben es wird nie wieder Tag !

    Das deutsche Herz bleibt nicht stehn,
    Deutsches Blut rollt in unseren Adern.
    Wir wollen die Heimat sehn,
    und nicht zanken - nicht hadern !

    Mein Heimatland - Mein Deutschland,
    in tiefer Not erwacht das Glück,
    alles für Deutschland,
    zu EUCH meine Lieben kehr ich zurück!

    Friedrich Torpus


    Kennt jemand Friedrich Torpus...??
    Umsonst ist nur der Tod und selbst der kostet das Leben
  • Dannys
    Erfahrener Benutzer
    • 01.06.2009
    • 101

    #2
    Ich habe das Gedicht gerade gelesen und es ist ziemlich bewegend! Es spiegelt in kurzen Sätzen die grausaume Kriegszeit wieder.

    Danny

    Kommentar

    • Spitzmaus
      Erfahrener Benutzer
      • 03.03.2008
      • 106

      #3
      Also kennen tu ich den Friedrich Torpus
      auch nicht bzw. hab bisher noch nicht von ihm gehört,
      aber das Gedicht rührt mich doch auch irgendwie.
      Es erinnert an die eigenen Vorfahren, die den 2. Weltkrieg
      mitmachen mussten.
      Ich hab auch aus Neugier gegoogelt, hab aber so jetzt auf
      Anhieb auch nichts finden können.

      Lieben Gruß

      Kommentar

      • Chatterhand
        Erfahrener Benutzer
        • 02.04.2009
        • 953

        #4
        Zeltleben

        Jugenderinnerungen werden wach
        als über unserem Haupt ein anderes Dach
        als wir es in der Jugend hab'n erfleht
        jetzt als Zeltstadt vor uns steht.

        Damals war's Pick-Nick im Walde, Sport und Gesang,
        ein Herzensschlag - ein froher Klang
        wie wir für Turnvater JAHN marschierten,
        heute ist' die Gefangenstadt -wo Tommys triumphieren.

        Im Rundzelt und am Lebenshimmel zogen dunkle Wolken,
        uns're Nahrung konntenwir teilen wie wir wollten,
        morgens oder abends - Hunger hatte jedermann,
        im Rundzelt lagen wir mit 20 Mann.

        Der Wassersport ist bei den Deutschen sehr beliebt,
        unsere Wohnzelte gleichen einem Sieb.
        Den Gefangenen wird viel gegeben,
        in den Zelten beginnt das Badeleben.

        Ach Gott - Ein zweites Bad entsteht,
        der Schlamm bis an die Waden steht.
        Unsere Wohnung schwankt auf weichem Boden,
        und trotzdem - der Mut der Landser ist noch oben.

        Eisiger Wind pfeift über Frankreichs Fluren,
        die Ofenbauer hinterlassen modernste Spuren.
        Tief gehen wir ins Dunkle der Erden
        "Urinzerstäuber" sind im werden.

        Auch Marke "Ewert" ist nicht schlecht,
        doch weil Hans Friedrichs sagt: Er ist nicht echt
        Fliegt er im hohen Bogen - mit Bärenkraft
        elegant vor das Zelt der Nachbarschaft.

        In der Erdenwohnung wird es warm
        das Körnchen "Frohsinn" keimt und fliegt von Arm zu Arm
        unsere Herzen schlagen einen anderen Schlag
        "Piek ist Trumpf" - so geht's jetzt jeden Tag.

        Ist von den Karten nichts zu sehn
        muss man vor Qualm nach draussen gehn
        bestimmt - Fritz Sonntag war am Werk
        und hat dem "Urinzerstäuber" die Luft gesperrt.

        Hans Friedrichs denkt gern an seinen Magen
        er verträgt den Pfannekuchen in allen Lagen
        als Koch möcht er statt zwei gleich dreie
        Kühlberg klaut sie und geht damit ins Freie

        Der "Med.-Rat" liebt die besseren Sachen
        Das zarte Geschlecht beim Scherzen und Lachen
        "Milchsuppe" ist sein Leibgericht
        "Geh" - Vom Kochen verstehn die Leut ja nichts

        Eine besondere Nummer ist "Klothilde"
        der "Doktor" ist darüber ganz im Bilde
        Da die Zunge selten kommt zur Ruh
        klebt er mit Pflaster das Mündchen zu

        Onkel Otto ich beinah vergass
        weil er als letzter in unserer Mitte saß
        Er ist und bleibt ein schlanker Mann
        trotzdem er "doppelte Portionen vertilgen " kann.

        Ich bin kein Freund von Traurigkeit
        die Scherze müssen triefen von Heiterkeit
        Bei vielen Scherzen bin ich der dritte im Bund
        und lache im stillen, denn lachen ist gesund

        Friedrich Torpus
        Umsonst ist nur der Tod und selbst der kostet das Leben

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