Mein Urgroßvater war ein "Zwölfender"

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  • wuppernixe
    Erfahrener Benutzer
    • 16.07.2010
    • 119

    Mein Urgroßvater war ein "Zwölfender"

    Hallo liebe Mitforscher,

    Mein Urgroßvater Ludwig Schimpf, geb. 27.5.1845 in Heubach im Odenwald, meldete am 15.7.1872 in Mainz beim Standesamt die Geburt eines Sohnes an. Die Angaben zum Vater lauten: Louis Schimpf, Feldwebel in dem vierten Großherzoglich Hessischen Infanterie Regimente Nummer ein hundert und achtzehn. Dies war wohl sein letztes Jahr als Soldat. Der kleine Jacob nämlich stirbt am 7.1.1873 in Essen/Ruhr und mein Urgroßvater ist da "königlicher Eisenbahnsekretär".
    Meine Frage: War es denn üblich, daß die Jungen schon mit 14 oder wie hier 15 Jahren zum Militär kamen, wenn sie sich für 12 Jahre verpflichteten?
    2. Frage: Ich habe für ihn eine Verleihungsurkunde vorliegen über eine "Kriegs-Denkmünze von Stahl" (1870-71) mit Datum 31.12.1871. Hier ist ein anderes Regiment angegeben: Dem Zahlmeister der Ersatz-Compagnie des Herzoglich Hessischen 2. Jäger Batallions Ludwig Schimpf. Kann er denn während des Krieges in einer anderen Kompanie gewesen sein und gibt es wohl noch irgendwelche Unterlagen über seine Militärjahre?

    Ich danke schon mal im Voraus den Militärexperten für ihre Aufklärungen und Hilfen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Annemarie
  • ManfredS
    Erfahrener Benutzer
    • 21.11.2010
    • 433

    #2
    Hallo Annemarie,

    für eine Grundinfo klicke einmal hier herein





    M.f.G. Manfreds
    Zuletzt geändert von ManfredS; 04.06.2016, 17:33.

    Kommentar

    • Basil
      Erfahrener Benutzer
      • 16.06.2015
      • 2536

      #3
      Hallo Annemarie,

      ich denke nicht, dass es üblich war, die Jungen mit 14/15 Jahren zum Militär zu schicken. Zum Vergleich war bei der Preußischen Armee, zu der das Großherzoglich Hessische Kontingent erst ab 1867 gehörte, der Eintritt erst ab dem 17. Lebensjahr möglich. Als Minderjähriger brauchte man dazu das Einverständnis des Vaters oder Vormundes.

      Das 2. Großherzoglich Hessische Jäger-Bataillon, auch Leib-Jäger-Bataillon, wurde vermutlich am 1.1.1872 dem Infanterie-Regiment Nr. 118 als III. (Füsilier-)Bataillon angegliedert. So geschehen mit dem 1. Jäger-Bataillon (Garde-Jäger-Bataillon) beim IR 115 (1. Großherzoglich Hessisches).

      Bei der "Kriegs-Denkmünze von Stahl" (1870-71) handelt es sich wohl um die Kriegsdenkmünze für Nichtkämpfer (Nichtkombattanten) 1870/71, die aus Stahl gefertigt wurde. Die Denkmünze für Kämpfer (Kombattanten) wurde dagegen aus der Bronze erbeuteter Geschütze hergestellt.

      Zu der Frage nach Unterlagen über die Militärzeit kann ich nur die Vermutung äußern, dass die Akten ab 1867 im Archiv der Preußischen Armee lagen und im 2. Weltkrieg vernichtet wurden, während die Akten bis 1867 heute im Hessischen Staatsarchiv liegen könnten. Vielleicht kann noch jemand anderes Auskunft dazu geben.

      Gruß
      Basil
      Zimmer: Oberlausitz und Dresden; Stephanus: Zittau, Altenburg und Ronneburg
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      Kommentar

      • wuppernixe
        Erfahrener Benutzer
        • 16.07.2010
        • 119

        #4
        Hallo Basil,

        danke für Deine ausführlichen Erläuterungen. Ich habe noch eine Urkunde gefunden, die meinem Urgroßvater am 1.6.1911 zum 50. Dienstjubiläum überreicht wurde, mittlerweile war er königl. Rechnungsrat bei der Eisenbahn geworden. Dienstbeginn war der 1.6.1861, womit sicherlich der Eintritt beim Militär gemeint war. Dann war er wenigstens schon 16 Jahre. Diese Urkunde kam von der "Vereinigung der Unterzahlmeister und Zahlmeister - Aspiranten in und außer Dienst". Was es nicht alles gab.!

        Auch ManfredS danke ich für seine Links. Habe schon einiges gelesen. Es ist aber für einen Laien etwas viel auf einmal.

        Danke noch mal und Gruß Annemarie

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        • schnatzel
          Benutzer
          • 04.02.2014
          • 49

          #5
          Bereits 1866 war aus den Scharfschützen aller Regimenter ein "Provisorisches Scharfschützen-Korps" entstanden, aus dem im Mai 1866 das 1. Garde-Jäger-Bataillon hervorging. Nun wurden zusätzlich aus den Schützen-Kompanien aller vier Infanterie-Regimenter ein zweites Jäger-Bataillon (Leib-Jäger-Bataillon) aufgestellt.....
          Aus: Die Kriegerdenkmäler 1870/71 in Südhessen.
          Zuletzt geändert von schnatzel; 05.06.2016, 14:21.

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          • schnatzel
            Benutzer
            • 04.02.2014
            • 49

            #6
            Auf den Denkmal am Marktplatz ist der Name Schimpf leider nicht verzeichnet.
            Da es ein "Teilnehmerdenkmal" ist, sind in dem oben genannten Buch keine Namen aufgeführt. Vielleicht war Ludwig Schimpf bei Errichtung des Denkmals kein "Heubacher" mehr.

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            • wuppernixe
              Erfahrener Benutzer
              • 16.07.2010
              • 119

              #7
              Hallo Schnatzel,

              auch Dir vielen Dank für Deine Antwort. Ja, er war kein "Heubacher" mehr. Seit 1873 lebte er in Essen und starb auch dort im Jahr 1926.

              FG Annemarie

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              • Weltenwanderer
                Moderator
                • 10.05.2016
                • 4480

                #8
                Hab hier beispielsweise ein solches Einverständnis dafür, dass der 16-jährige Sohn als Schiffsjunge zur Marine kann (allerdings im Jahre 1900 - 12 Jahre waren allerdings immer noch Pflicht).
                Kreis Militsch: Latzel, Gaertner, Meißner, Drupke, Mager
                Kreis Tarnowitz / Beuthen: Gebauer, Parusel, Michalski, Wilk, Olesch, Majer, Blondzik, Kretschmer, Wistal, Skrzypczyk, von Ziemietzky, von Manowsky
                Brieg: Parusel, Latzel, Wuttke, Königer, Franke
                Trebnitz: Stahr, Willenberg, Oelberg, Zimmermann, Bittermann, Meißner, Latzel
                Kreis Grünberg / Freystadt: Meißner

                Mein Stammbaum bei GEDBAS

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                • wuppernixe
                  Erfahrener Benutzer
                  • 16.07.2010
                  • 119

                  #9
                  Hallo Weltenwanderer,

                  ich danke Dir auch für Deinen Beitrag. Es war sicher so, daß die Verpflichtung für 12 Jahre zum Militär zu gehen und anschließend eine Beamtenlaufbahn einschlagen zu können, für viele junge Leute aus armen Verhältnissen die einzige Chance darstellte, die Lebensbedingungen zu verbessern. Allerdings war es sicher nicht leicht, in so eine rauhe männliche Welt in so jungen Jahren zu kommen. Es hat die jungen Männer sicher sehr geprägt. Von meinem Urgroßvater hieß es, daß er lebenslang nur in barschem Kommandoton sprach, auch wenn er es gut meinte.

                  PS. Bitte, wo kann ich wegen evtl. Unterlagen nachfragen, wo befindet sich das Hessische Staatsarchiv?

                  Einen schönen Abend wünscht Euch
                  Annemarie

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