Hofgüterbeschreibung 17. Jahrhundert

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  • Stefan1968
    Benutzer
    • 16.07.2021
    • 38

    [ungelöst] Hofgüterbeschreibung 17. Jahrhundert

    Quelle bzw. Art des Textes: Hofgüterbeschreibung
    Jahr, aus dem der Text stammt: 1666-1785
    Ort und Gegend der Text-Herkunft: Reichsstift Kaisheim (heute im Landkreis Donau-Ries, Bayern)
    Namen um die es sich handeln sollte: Jung


    Hallo miteinander,

    bei der Erforschung der Vorfahren meiner Mutter komme ich leider über die Kirchenbücher nicht mehr weiter zurück. Der älteste Vorfahre ist Melchior Jung (Beruf Bauer), der in der Pfarrei Mündling (Bayern, heute Landkreis Donau-Ries) 1698 verstorben ist. Seine Taufe und seine Hochzeit sind in den Kirchenbüchern nicht zu finden, da die Aufzeichnungen dort erst 1667 bzw. 1680 beginnen.

    Daher hatte ich beim Staatsarchiv Augsburg angefragt, ob denn aus dieser Zeit Archivalien existieren. Meine Hoffnung war, dass Unterlagen der Hofübergabe an Melchior Jung existieren, so dass ich dadurch die Eltern von Melchior Jung rausfinden könnte. Anhand der Taufen seiner Kinder kann man davon ausgehen, dass die Hochzeit (und damit evtl. die Hofübergabe) ca. 1667 erfolgt ist. Die Briefprotokolle aus der Gegend beginnen leider erst 1701. Es gibt aber eine sogenannte "Hofgüterbeschreibung der Propstei Ries/Bestand-Rapular des Reichsstifts Kaisheim, Laufzeit 1666-1785). Dort konnte ich den Namen meines Vorfahren Melchior Jung finden.

    Da ich mich mit dem Lesen der Aufzeichnungen sehr schwer tue, habe ich zwei Fragen an Euch:

    - Verstehe ich das richtig, dass in dieser Hofgüterbeschreibung die Verkäufe und Übergaben von Hofstellen fortlaufend schriftlich festgehalten wurden? Aufgrund des Begriffs "Hofgüterbeschreibung" bin ich nämlich davon ausgegangen, dass quasi als Übersicht nur die einzelnen Hofstellen mit den Besitzern und den dazu gehörigen Flächen erfasst sind. Wenn ich aber die Aufzeichnungen richtig verstanden habe, sind da chronologisch, also wie in den Briefprotokollen, sämtliche Eigentumswechsel aufgeschrieben oder? Also, wer hat wann an wen verkauft oder übergeben.
    Ich hänge mal mehrere Seiten des Eintrags "Mündling Wegloß (?) 46x 3 fl (?)" hier dran.

    - Auf Seite 3 des Eintrags ist oben mein Vorfahre Melchior Jung genannt. Hier bräuchte ich bitte Hilfe von Euch. Ich lese da:
    "Am selben Datum ist das drite Viertel (?) des ...
    In der dritten Zeile lese ich den Namen Balthes (Balthasar?) Schueler (?).
    In der vierten Zeile könnte es heißen "überlassn worden, Melchior Jung...
    Am Ende steht dann "45x". Zu Beginn des Eintrags ist von 46x die Rede, nun von 45x.
    Im nächsten Absatz geht es dann scheinbar um das "vierte Viertel". Dort ist wieder der Name "Balthes (dieses Mal schaut es eher nach) Schuebler (aus)" genannt. Der Name ist durchgestrichen. Drüber steht "Schuelle" (?).
    Insgesamt klingt das so, als ob die Hofstelle in einzelne Viertel aufgeteilt wurde, und Melchior Jung hat ein Viertel erworben.

    Vielleicht könnt Ihr hier Licht in das Dunkel bringen. Ich befürchte, dass ich in diesen Einträgen leider nichts über etwaige Vorfahren des Melchior Jung erfahren werde. Bin aber für jede Hilfe sehr dankbar.

    Herzlichen Dank schon mal und liebe Grüße!

    Stefan
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von Stefan1968; 05.01.2023, 19:23.
  • LutzM
    Erfahrener Benutzer
    • 22.02.2019
    • 3098

    #2
    Hallo Stefan,
    konkret kann ich Dir leider nicht helfen, da auch ich fast nichts lesen kann. Aber aus den Grundbüchern von Böhmen, kenne ich es genau so, wie Du es beschreibst.
    Chronolische Eintragung der Käufe/Verkäufe, Zahlungen an Kirche ,Gemeinde, Erben usw.
    Oft kann man dann Kinder finden (hab ich gerade gestern wieder gehabt).
    Dann steht fast immer dabei, was die Alten als Ausgedinge erhalten (Naturalien, welches Zimmer, Kosten für Heizung und Essen (meist kostenlos) und was ich auch sehr interessant finde, sämtliches landwirtschaftl. Gerät: Ketten, Pflüge, Äxte und Beile, gesrern war wieder ein "blechernes Ofenrohr" dabei und natürlich Getreide und Vieh, gestern gab's zu Hochzeitsverpflichtung auch ein Faß Bier.
    Lieben Gruß

    Lutz

    --------------
    mein Stammbaum
    suche Eising * um 1880 aus/bei Creuzburg/Ostpreußen, sowie (August & Hellmut) Wegner und (Friederike) Lampe * um 1840 aus/bei Kleinzerlang/Prignitz

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    • Anna Sara Weingart
      Erfahrener Benutzer
      • 23.10.2012
      • 15211

      #3
      Hi
      um es zu verstehen müssen wir wohl auch die vorhergehende Seite übersetzen


      Eodem dato Ist das drite Viertel dises Hofs von äckhern
      wiesen und holz [Wald] ___ ___ gestalt, wie vorge-
      henten Blats
      bey Baltes Schuster ___ khein __licher
      yberlassen worden, Melchior Jung. Den Hoffgelt 45x
      Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 05.01.2023, 20:56.
      Viele Grüße

      Kommentar

      • Anna Sara Weingart
        Erfahrener Benutzer
        • 23.10.2012
        • 15211

        #4
        Seite 2

        Eodem dato Ist Balthas Schuester von gemeltem Hannß
        Grostisch Hofgueth auch ¼ von Wiesen Äckhern und Holz
        P. 45 fl. verkhauft worden verspricht Ostern 1669
        daran 10 und dan Jehrlich auf solche Zeit 5 fl. zu bezalen
        auch für bestendig ___ Jehrlich 1 fl. 21 x [Kreuzer] ½ H. [Heller]
        zuerlegen und 1669 zu Herbstzeit anzufangen
        ...............................................
        ...............................................
        Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 05.01.2023, 21:21.
        Viele Grüße

        Kommentar

        • Anna Sara Weingart
          Erfahrener Benutzer
          • 23.10.2012
          • 15211

          #5
          Korrektur:
          Seite 2

          Eodem dato Ist Balthas Schuester von gemeltem Hannß
          Großischen Hofgueth ...
          Viele Grüße

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          • Stefan1968
            Benutzer
            • 16.07.2021
            • 38

            #6
            Vielen Dank schon mal, Lutz und Anna Sara!

            Dann ist so eine Hofgüterbeschreibung scheinbar ziemlich das gleiche wie die Briefprotokolle.

            Der Verkäufer des Anwesens ist scheinbar ein Hans Groß. So lese ich zumindest das auf Seite 1 zu Beginn des Eintrags.
            Mir ist jetzt bloß nicht klar, welche Rolle mein Vorfahre Melchior Jung bei den Veräußerungen spielt. Balthasar Schuester hat scheinbar einen Teil des Hofs gekauft. Und Melchior Jung dann ebenfalls oder hat er wiederum von Balthasar gekauft? Ich verstehe das auf Seite 3 oben so, dass der Verkauf des Viertels an Melchior Jung genauso (also zu gleichen Bedingungen) ablief wie der Verkauf an Balthasar Schuester.
            Mir ist auch nicht klar, ob Melchior Jung nur Wiesen, Äcker und Wald zu seinem evtl. bereits bestehenden Hof dazu gekauft hat oder ob er hier eine Hofstelle neu gekauft hat.
            Auf Seite 4 taucht in Zeile 7 noch einmal der Name Jung auf. Ich verstehe aber nicht, um was es da geht.
            Zuletzt geändert von Stefan1968; 05.01.2023, 23:28.

            Kommentar

            • LutzM
              Erfahrener Benutzer
              • 22.02.2019
              • 3098

              #7
              Genau das Problem habe ich auch, wenn ich (fast) alles lesen kann.
              Diese Verklausulierungen habe ich bis heute nicht vollständig begriffen, dabei habe ich bestimmt schon 20 Grundbücher meiner Verwandtschaft gefunden und versucht ansatzweise zu verstehen. Okay, i.d.R. ist das für mich nicht so wichtig, da ich mehr an den vertraglichen Sachen, wie Erbe und Ausgedinge interessiert bin, trotzdem scheitere ich da regelmäßig.
              So gestern: Die Kirchenbücher gab's noch nicht und im Grundbuch stehen Geschwister usw., aber wessen Geschwister gemeint waren? Keine Ahnung.
              Lieben Gruß

              Lutz

              --------------
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              • Anna Sara Weingart
                Erfahrener Benutzer
                • 23.10.2012
                • 15211

                #8
                Melchior Jung hat ebenfalls ein Viertel gekauft, auf die gleiche Art u. Weise wie Baltes Schuster

                Anscheinend hat Hannß Groß keinen potenten Einzelkäufer gefunden, sondern seine Hofgut-Ländereien wurde an mehrere Käufer zerteilt
                Viele Grüße

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                • sternap
                  Erfahrener Benutzer
                  • 25.04.2011
                  • 4070

                  #9
                  das verwirrende ist, dass es sich um ein erbe handelt, aber meist von kaufen und zahlen die rede ist.




                  im österreichischen und böhmischen hat man es häufig um eine art erbpacht zu tun, es hat zwar der gesetzliche erbe wie im heutigen sinne ein recht auf das erbe, jedoch findet man etwas vor, das heute in österreich übergabevertrag heißt, eine erbe übernimmt die pflicht, geschwister und manchmal ihre minderährigen kinder auszuzahlen, die weichenden eltern zu mit essen und holz zu versorgen und zu pflegen - die stichtage für diese häufig jährlich zu leistenden zahlungen sind vermerkt.


                  es folgen die an den grundherrn zu entrichtende pachtzahlungen, diese gerne an einem winterlichen und einem in der wärmeren jahreszeit liegenden stichtag, ein teil davon können naturalienabgaben sein oder robotpflichten - tage an denen man auf den gütern der grundherrn arbeiten musste, mit der eigenen arbeitskraft oder durch eingespannte dienstbereite tiere, die man selbst zu führen hat.



                  die abgaben an den grundherrn übernimmt jeder, der in eine erbpacht einsteigt.
                  Zuletzt geändert von sternap; 06.01.2023, 06:12.
                  freundliche grüße
                  sternap
                  ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                  wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




                  Kommentar

                  • sternap
                    Erfahrener Benutzer
                    • 25.04.2011
                    • 4070

                    #10
                    Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
                    Melchior Jung hat ebenfalls ein Viertel gekauft, auf die gleiche Art u. Weise wie Baltes Schuster

                    Anscheinend hat Hannß Groß keinen potenten Einzelkäufer gefunden, sondern seine Hofgut-Ländereien wurde an mehrere Käufer zerteilt

                    vielleicht verkaufte der vater an seine vier schwiegersöhne, das dann hochzeitsnah.
                    es macht trotzdem sinn, wennn diese ein jeder an die anderen was abgeben müsste, z.b. hat einer den weizen, der andre das ölkürbisfeld, einer die gute weide und der letzte die alle felder versorgende quelle und den holzertrag aus dem wald.
                    Zuletzt geändert von sternap; 06.01.2023, 06:11.
                    freundliche grüße
                    sternap
                    ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                    wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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                    • sternap
                      Erfahrener Benutzer
                      • 25.04.2011
                      • 4070

                      #11
                      Zitat von Stefan1968 Beitrag anzeigen
                      Vielleicht könnt Ihr hier Licht in das Dunkel bringen. Ich befürchte, dass ich in diesen Einträgen leider nichts über etwaige Vorfahren des Melchior Jung erfahren werde. Bin aber für jede Hilfe sehr dankbar.

                      Herzlichen Dank schon mal und liebe Grüße!

                      Stefan

                      wenn es eine art erbpacht ist,erfährst du über den ältesten der familie nur unter verkäufer, die söhne oder schwiegersöhne sind die käufer.
                      freundliche grüße
                      sternap
                      ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                      wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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                      • Stefan1968
                        Benutzer
                        • 16.07.2021
                        • 38

                        #12
                        Zitat von sternap Beitrag anzeigen
                        das verwirrende ist, dass es sich um ein erbe handelt, aber meist von kaufen und zahlen die rede ist.
                        Hast Du das in dem Vertrag gelesen, dass es sich um ein Erbe handelt?
                        Das wäre interessant zu wissen.


                        Vielen herzlichen Dank für Deine Erläuterungen, die sehr aufschlussreich sind. Die Überlegung, dass die Käufer evtl. die Schwiegersöhne sein könnten, ist ein neuer interessanter Ansatz für mich.
                        Auf alle Fälle ist es so, dass zwei der Käufer, nämlich mein Vorfahre Melchior Jung und der genannte Balthasar Schuester irgendeine Verbindung zueinander hatten, denn bei den Taufen von Melchior Jungs Kindern ist jeweils Balthasar Schuester der Taufpate. Muss nichts heißen, könnte aber bedeuten, dass da ein Verwandtschaftsverhältnis besteht.

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                        • Scriptoria
                          Erfahrener Benutzer
                          • 16.11.2017
                          • 2854

                          #13
                          Hallo,
                          ein fragmentarischer Anfangsversuch für die 1. Seite.

                          Den 20 April 1668? nachdem Hannß Gross sein Hoff-
                          gueth zu dorff und Veldt wegen Viller darauf contrahirten
                          schulden* dem alhiesigen Gotteshauß und andern seiner? Creditorib[us]*1
                          ... Lediglich (= völlig)? und ... in? Solutum*2 Haimbgeschlagen*3, auch von? Inen?
                          acceptiert worden.

                          * Schulden kontrahieren= anhäufen
                          *1 Gläubiger
                          *2 an Stelle einer Zahlung
                          *3 heimschlagen= zurückgeben


                          Wenn ich es richtig verstehe, ist Hans Gross verschuldet, sein Besitz wird den Schuldnern an Stelle einer Zahlung überlassen.

                          Grüße
                          Scriptoria
                          Zuletzt geändert von Scriptoria; 06.01.2023, 19:52. Grund: heimschlagen zugefügt

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