Drei unklare Berufsbezeichnungen

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  • Ralf-I-vonderMark
    Super-Moderator
    • 02.01.2015
    • 3091

    #31
    Hallo zusammen, hallo Peter,

    schönen Dank für das Heraussuchen der Paten aus Soest.

    Die Namen der Paten aus Soest sind mir völlig unbekannt. Es dürfte sich um Eisenbahner oder Nachbarn aus Soest handeln.

    Interessant ist die Berufsangabe Zugführer. Also konnte damals ein einfacher Eisenbahnarbeiter zum Bremser und danach zum Zugführer aufsteigen.

    Danke auch für den Hinweis auf Zeit.punkt.NRW. Da warst Du jetzt etwas schneller als ich; auch weil ich den OCR-Text übertragen und verbessert habe. Denn Abschreiben würde ich den langen Text nicht.

    Rhein- und Ruhrzeitung vom 23.01.1882:
    Krönungs- und Ordensfest. Berlin, 22. Januar
    (…)
    Es haben erhalten u.A.
    (…)
    Das Allgemeine Ehrenzeichen:
    (…)
    Elberfeld Schröder, Zugführer im Bezirk der Eisenbahn=Direction Elberfeld zu Steele, Kreis Essen.
    vgl. https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodical/zoom/5116319?query=%22Schroeder%20Zugf%C3%BChrer%22

    Iserlohner Kreisblatt vom 28.12.1882:
    „K— 27. Dez. [Ueber ein Eisenbahnunglück], das leicht hätte weit verhängnißvollere Dimensionen annehmen können und sich gestern Abend um 9 Uhr auf der Berg.=Märk. Eisenbahn in der Nähe von Elberfeld zutrug, wird uns von einem Augenzeugen Folgendes berichtet: Dem Courierzuge AachenBerlin wurde gestern Abend etwa 800 Meter vor der Station Steinbeck Haltesignal gegeben, weil das Geleise zum Einfahren nicht frei war. Kaum hatte er eine kurze Zeit gestanden und sich eben wieder in Bewegung gesetzt, als der in demselben Geleise von Deutz kommende Personenzug ihm in den Rücken fuhr. Die Locomotive des ersteren bohrte sich in den letzten Wagen des Personenzuges hinein, viele Wagen wurden zertrümmert oder von den Schienen geworfen und ist es noch ein Glück zu nennen, daß kein Menschenleben dabei zu Grunde gegangen ist. Verwundet wurden der Zugführer Schröder des Berliner Zuges (Beinbruch) und ein Wagenwärter desselben (beide Beise gebrochen) sowie 7 Passagiere, die auch sämtlich Beinbrüche davon trugen. Die Locomotive des verunglückten Zuges, welche allein, jedenfalls in Folge ihrer Schwere, auf dem Geleise geblieben, holte Hülfe aus Steindeck und Elberfeld herbei und fanden sich alsbald auch 5 Aerzte und einige Damen ein, welche die gebrochenen Glieder in Schienen legten. Die freiwillige Feuerwehr war erschienen und wetteiferte mit den unversehrt gebliebenen Passagieren der beiden Züge, den unter den Wagentrümmern Begrabenen Hülfe zu bringen und haben sich hierbei auch einige Iserlohrer Herren besonders hervorgethan.— Infolge dieses Unglücks hatten die Züge von Hagen eine nicht geringe Verspätung; der letzte Zug von Letmathe lief erst gegen 1 Uhr diese Nacht in den hiesigen Bahnhof ein. (Unter den Verletzten befindet sich u. A. auch Herr A. Feidelberg=Alteng.)“
    vgl. https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/5994064?query=%22Zugf%C3%BChrer%20Schroeder%22

    Kölner Zeitung vom 3.1.1883:
    „Elberfeld, 29. Dec. Beim Eisenbahnunfall in der Steinbeck sind folgende Verletzungen vorgekommen: a) im Bürgerhospital: Davids, Kaufmann, Aachen, sehr leichte Contusion(entlassen), Herz, Kaufmann, Witten, Unterschenkel Fractur, Feidelberg, Kaufmann, Altena, linker Unterschenkel Fractur und leichte Quetschung, rechter Unterschenkel leichte Quetschung; b) städtisches Krankenhaus: Wartmann, Wagenwärter, Berlin, beide Unterschenkel gebrochen und leichte Contusion am Kopf, Jäger, Reg.=Masch.= Bauführer, beide Unterschenkel gebrochen, Rubino, Kaufmann,.=Gladbach, rechtes Bein amputirt, Lotz, Kaufmann, Barmen, complicirten Bruch des linken Unterschenkels, Schröder, Zugführer, Quetschung beider Kniee, Levi, Kaufmann, Eschwege, leichte Contusion an den Unterschenkeln und Schnittwunden an zwei Fingern. Sämtliche Patienten befinden sich den Umständen nach wohl. (Wupp. Bl.)“
    vgl. https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodical/zoom/10987468?query=%22Schroeder%20Zugf%C3%BChrer%22

    Dieser Zugführer Schroeder jedenfalls hat wohl 1882 in Steele gewohnt. Angesichts der Häufigkeit des namens SCHROEDER bleibt unklar, ob es sich um den hier thematisierten Johann Caspar Schroeder handelt.

    Die Essener Zeitungen sind aber leider noch nicht im Volltext durchsuchbar; die Wuppertaler Zeitungen fehlen weitestgehend noch völlig.

    Da fragt sich nun, was schneller online gestellt werden wird, die Indexierung der Sterbeurkunden aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf oder die Volltextsuche für die Essener Zeitungen. Beides würde ich im Jahr 2023 erwarten.

    Viele Grüße
    Ralf

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    • Xylander
      Erfahrener Benutzer
      • 30.10.2009
      • 6798

      #32
      Hallo Ralf, hallo zusammen,
      vor dem Zugführer war er noch Eisenbahnschaffner (Taufe Oestrich), er hatte eine Karriere sozusagen vom Bodenpersonal bis zum Piloten aufzuweisen. Da würde Ladediener oder Bahndiener gut passen, aber wir können es nun mal nicht beweisen.

      Bei den Paten sehe ich keine Namen aus der Hattinger oder Sprockhöveler Nomenklatura. In Soest ist jedesmal ein Mitglied der Familie Adams dabei, der Johannes Adams ist Salzhändler.

      Danke Ralf, für die Textarbeit zum Zugunglück. Der Schröder müsste eigentlich Zugführer des auffahrenden Zuges gewesen sein, aber das war ja der von Deutz kommende Zug und nicht der von Aachen nach Berlin gehende Zug. Insofern misstraue ich der Darstellung im Iserlohner Kreisblatt, der verletzte Schröder sei Zugführer des Berliner Zuges gewesen, zumal dessen Lokomotive Hilfe aus Steinbeck und Elberfeld holte.

      Der Name Schröder ist natürlich häufig. 1882 passen immerhin die Zeit, die Region und der Beruf. Und falls Schröder Zugführer des Deutzer Zuges war, dann passt auch die Eisenbahngesellschaft BME. Es könnte sich also um JC Schröder handeln. Ein Adreßbuch von Steele aus der Zeit ist anscheinend leider nicht online.

      Ja, zeit.punkt NRW, da suche ich schon die ganze Zeit zu Johann Caspar Schröder und zu Wilhelmine Reppel in allen möglichen Variationen, finde einiges, aber nie passt es so richtig

      Wir sind wohl auf dem Abstellgleis.

      Viele Grüße
      Peter
      Zuletzt geändert von Xylander; 29.08.2022, 09:55.

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      • Christian40489
        Erfahrener Benutzer
        • 25.03.2008
        • 2036

        #33
        Schroeder, Robert, ev., ~Oestrich 17.04.1860
        [Anm.: Ostrich liegt in unmittelbare Nähe zum Bahnhof Mengede]

        Hallo Ralf guten Morgen,
        der Taufeintrag für Robert stammt aus der Ev. Gemeinde Oestrich, Kirchenkreis Iserlohn. Wohnort der Eltern war Letmathe. JCS und seine Familie lebten dort jedoch offensichtlich nur kurze Zeit. Jedenfalls keine Nähe zum Bahnhof [Dortmund-]Mengede, der Luftlinie 28 km von Letmathe entfernt liegt.
        VG Christian
        suche für mein Projekt www.Familienforschung-Freisewinkel.de alles zum Namen Freisewinkel, Fresewinkel, Friesewinkel.

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        • Ralf-I-vonderMark
          Super-Moderator
          • 02.01.2015
          • 3091

          #34
          Hallo zusammen, hallo Peter,

          der Zugführer Schroeder und die übrigen Verletzten saßen m.E. alle in dem von Deutz kommenden Personenzug. Die Locomotive des grundlegend bevorrechtigten Courierzuges (=Schnellzug) ist wohl zu früh wieder losgefahren und hat sich in den letzten Wagen des vorbeifahrenden Personenzuges hineingebohrt.
          vgl. http://www.zeno.org/Roell-1912/A/Schnellzug

          Zum Zugpersonal: vgl. http://www.zeno.org/Roell-1912/A/Zug...+Zugmannschaft

          Aufgaben eines Zugführers:
          Der Zugführer soll Streckenkenntnis (s.d.) besitzen. Er führt den Fahrbericht (s.d.) und hat sich bei Übernahme des Zuges (s. Zugbildung unter V) zu überzeugen, daß das Z. zur Stelle und dienstfähig ist. Jeder zu- und abgehende Zugbegleitbeamte hat sich bei ihm zu melden. Der Zugführer hat den Zug, die gesamte Handhabung des Dienstes am Zuge und die Befolgung der Signale zu beaufsichtigen. Er hat möglichst oft sich vom Zustande des Zugs zu überzeugen und solange ihm dies seine sonstigen Dienstgeschäfte gestatten, auf die Signale und Wegeschranken zu achten (FV. § 36, 1). Alle Abweichungen vom Fahrplan und außergewöhnlichen Vorkommnisse hat er im Fahrbericht zu melden.

          Der Bremserdienst wurde teilweise auch durch Schaffner wahrgenommen; so dass ein Bremser zum Schaffner aufsteigen konnte.
          Ein Zugführer wurde mancherorts auch Oberschaffner bezeichnet; war also eine Beförderungsstufe.

          Wie so oft müssen wir auch hier auf weitere online zur Verfügung gestellte Daten hoffen und warten.

          Viele Grüße
          Ralf

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          • Christian40489
            Erfahrener Benutzer
            • 25.03.2008
            • 2036

            #35
            Hallo Ralf, hallo Peter.
            In einem GEDBAS Datensatz habe ich die Geburt/Taufe von Johann Caspar Schröder d.Ä. gefunden: *28.09.1791, ~ 08.11.1791 Ev. Hattingen. Die Quelle gibt an, dass die Eltern des Täuflings tatsächlich Johann Diedrich Schröder und Anna Catharina Oberste Alvermann gewesen sein sollen. Das müsste noch bei Archion überprüft werden. Peter, Kannst Du das bitte übernehmen? ... und gleich noch nach dem mutmaßlichen Bruder Caspar Henrich *29.01.1795 ~ 06.02.1795 schauen? :-) Wenn sich die Angaben bestätigen, haben wir den lückenlosen Beweis für die Abstammung des Johann Caspar Schröder. Entscheidender Hinweis wieder einmal über Pate/Taufzeuge.H.P. Schröder ist der ältere Bruder von Johann Caspar d.Ä. und 1827 Taufzeuge von Johann Caspar d.J.
            Henrich Peter, Johann Caspar d.Ä. sind die Brüder von Johann Heinrich *1783, der seit 1807 mit Maria Catharina Rust verheiratet war, die aus einer mit den Freisewinkels verschwägerten Familie stammte. Jetzt wisst Ihr auch, warum ich es so genau wissen wollte. :-)
            LG Christian
            Zuletzt geändert von Christian40489; 29.08.2022, 12:14.
            suche für mein Projekt www.Familienforschung-Freisewinkel.de alles zum Namen Freisewinkel, Fresewinkel, Friesewinkel.

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            • Xylander
              Erfahrener Benutzer
              • 30.10.2009
              • 6798

              #36
              Hallo Christian,
              mach ich gern, wird n bisschen dauern, aber noch heute.
              Viele Grüße
              Peter

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              • Xylander
                Erfahrener Benutzer
                • 30.10.2009
                • 6798

                #37
                Hallo Christian, hallo Ralf,
                musste erst drauf kommen, dass die beiden nicht im KB Stadt Hattingen stehen, sondern im KB Kirchspiel Hattingen und zwar dort unter Stüter, aber hier sind sie nun. Der FN ist noch Schröer, und beim Johann Caspar ist das Taufdatum nicht 8.11. sondern 7.10.1791. Damit erklärt sich nebenbei die Herkunft von JC Schröder aus dem "Kirchspiel Hattingen" im Schwelmer Traueintrag 1816. Und unter seinen Taufpaten war eine Cath. Gerdrud Möller. War auch für mich aufschlussreich, wenn auch meine Leute schon 89 Jahre vorher von Stüter weggezogen waren.

                Viele Grüße
                Peter
                Angehängte Dateien
                Zuletzt geändert von Xylander; 29.08.2022, 16:32.

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                • Christian40489
                  Erfahrener Benutzer
                  • 25.03.2008
                  • 2036

                  #38
                  Bingo!
                  Peter besten Dank!!!
                  Ralf freut sich gewiss über die älteren Vorfahren des Schwagers seiner Ururgroßmutter.
                  Und ich hatte Spaß an der Recherche, konnte sogar eine weitere Familie zu den weit verzweigten Freisewinkels hinzufügen. Gemeinsam macht genealogischer Spürsinn natürlich auch am meisten Freude. Ein feines Beispiel kollektiver Intelligenz.
                  Danke für Eure Zusammenarbeit.
                  VG Christian
                  suche für mein Projekt www.Familienforschung-Freisewinkel.de alles zum Namen Freisewinkel, Fresewinkel, Friesewinkel.

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                  • Ralf-I-vonderMark
                    Super-Moderator
                    • 02.01.2015
                    • 3091

                    #39
                    Hallo zusammen, hallo Peter,

                    schönen Dank für die hilfreichen Ermittlungen zu Johann Caspar Schröer, später Schröder.

                    Den Namenswechsel von SCHRÖER zu SCHRÖDER habe ich im Raum Hamm durchaus schon beobachtet.

                    Ich habe übrigens den nächsten Schwager aus der REPPEL-Sippe mit einer Frage nach der Berufsbezeichnung im Zeitpunkt der Trauung vom °°27.06.1858 in die Lesehilfe eingestellt, nämlich Carl Ferdinand Leopold Scheiing (*Warmen 04.02.1830, +Nordkirchen 25.09.1883), welcher später zumindest ebenfalls Zugführer war.
                    vgl. https://forum.ahnenforschung.net/sho...d.php?t=223862

                    Der jüngste und einzige Bruder Heinrich Friedrich Wilhelm Reppel (*Witten 29.09.1845, +Witten 29.11.1904) war Schlosser und später als Wagenmeister für die Eisenbahn tätig.

                    Viele Grüße
                    Ralf

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                    • Xylander
                      Erfahrener Benutzer
                      • 30.10.2009
                      • 6798

                      #40
                      Hallo Ralf,
                      das ist ein spannendes Thema und hat großen Spaß gemacht, nicht nur wegen des Bahnbezugs, und weil ich im KB Hattingen/Stüter plötzlich meinen eigenen Familiennamen las. Christians Tipp aufgrund der GedBas-Funde war da sozusagen ein doppelter Glücksfall.

                      Zum FN Schröder/Schröer:


                      Es sind also zwei Formen desselben Namens.

                      Viele Grüße
                      Peter

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                      • Andre_J
                        Erfahrener Benutzer
                        • 20.06.2019
                        • 2124

                        #41
                        Zitat von Christian40489 Beitrag anzeigen
                        Schroeder, Robert, ev., ~Oestrich 17.04.1860
                        [Anm.: Ostrich liegt in unmittelbare Nähe zum Bahnhof Mengede]

                        Hallo Ralf guten Morgen,
                        der Taufeintrag für Robert stammt aus der Ev. Gemeinde Oestrich, Kirchenkreis Iserlohn. Wohnort der Eltern war Letmathe. JCS und seine Familie lebten dort jedoch offensichtlich nur kurze Zeit. Jedenfalls keine Nähe zum Bahnhof [Dortmund-]Mengede, der Luftlinie 28 km von Letmathe entfernt liegt.
                        ... und das Dortmunder Oestrich hatte zu der Zeit noch keine evangelische Gemeinde, sondern gehörte zu Mengede. Und die BME fuhr dort auch nicht lang. In Letmathe dagegen schon, was zu der Zeit noch zur ev Gemeinde Oestrich gehörte.
                        1859/60 war Letmathe Endstation, bevor es nach Altena weiterging.

                        Zu den Soester Kirchenbüchern hatte Carl-Henry neulich angemerkt, dass diese jahrgangsweise sämtliche ev und rk Kirchengemeinden enthielten, in FS dagegen unter "ev zur Wiese" einsortiert sind.
                        Zuletzt geändert von Andre_J; 31.08.2022, 07:55.
                        Gruß,
                        Andre

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                        • Christian40489
                          Erfahrener Benutzer
                          • 25.03.2008
                          • 2036

                          #42
                          Lieber André,
                          sehr interessant Deine Hinweis zur BME.
                          Vielen Dank im Namen aller Mitleser!
                          VG Christian
                          suche für mein Projekt www.Familienforschung-Freisewinkel.de alles zum Namen Freisewinkel, Fresewinkel, Friesewinkel.

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