Familienwappen, aber heraldisch falsch - Was tun?

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  • Miles
    Neuer Benutzer
    • 05.01.2012
    • 4

    Familienwappen, aber heraldisch falsch - Was tun?

    Hallo liebe Forengemeinde!

    Ich möchte diesem Thread gleich meine Vorstellung vorstellen. Ich komme aus des schönen Salzburg in Österreich, bin 22 Jahre Jung und beschäftige mich seit ein paar Jahren immer wieder mit Nachforschungen zu meiner Familie.
    ich konnte meine direkte Vaterlinie auch schon sehr gut zurück verfolgen und darf mich auch stolzer Träger eines Familienwappens schimpfen.
    Womit wir auch schon beim Thema angekommen sind.

    Unser Familienwappen hängt in Stein gemeißelt in dem Haus in dem die Schwester meines Großvaters wohnt und sieht folgendmassen aus:


    Nach meiner Auswertung deutet es auf ein Adelsgeschlecht oder Patrizierfamilie hin (Bügelhelm, Kleinod, Krone). Das ist aber nicht so wichtig wie das Problem das das Wappen nach meiner Auffassungen heraldisch falsch ist, da mit folgende drei Punkte aufgefallen sind:
    • Das Wappen neigt sich nach links, anstatt rechts.
    • Die Helmzier steht in der frontalansicht, der Helm selbst aber im Profil.
    • Das Kreuz schwebt zwischen dem Geweih und ist nicht fest mit der restlichen Helmzier verbunden.


    Nun aber das Problem, was soll ich jetzt tun?
    Ist es möglich das Wappen einfach so zu behalten? Oder muss es neu gezeichnet werden, was ich nur sehr ungern täte?


    Optional: Wenn irgendjemand aussagen über eine eventuelle Bedeutung machen kann bin ich sehr dankbar.

    Grund für meinen Zwiespalt ist der 50. Geburtstag meines Vaters bei dem wir ein Foto von allen Männern der Familie mit dem gleichen Hemd machen wollen. Und auf die Brusttasche dieses Hemdes soll das Familienwappen gestickt werden.


    Ich freue mich auf eure Antworten und noch mehr darauf ein Teil dieses Forums zu werden.

    (Nebenbei noch ein frohes neues Jahr an alle!)

    Miles
  • MONA13
    Erfahrener Benutzer
    • 23.05.2011
    • 302

    #2
    Hallo Miles,
    zuerst einmal ganz herzlich willkommen im Forum und es ist eine schöne Idee, was ihr zum 50.Geb.vorhabt...!! Da auch wir ein Wappen haben, zwar heraldisch richtig aber ohne näheren Unterlagen, habe ich mich auch ein wenig durchgelesen. Am Besten, Du schaust mal, ob das Wappen in der Wappenrolle ist. Zu dem Jahr wohl eher der Sieb-macher ?! Da wird es aber sicher noch Experten geben, die die besser helfen können !
    Wenn es "just for fun" ist, ist es eigentlich egal. Wichtig wäre es nur im "amtlichen" Bereich. Und : Chapeau, Du hast Dich schon sehr gut informiert !!! Das Schild selber scheint auch falsch zu sein (einseitige Kerbung). Kann es sein, dass die Ururur-Ahnen das nur so gemalt haben ? Es gilt ja nur, wenn es im Wappenindex ist.Ansonsten scheint es eher ein Ritter-(Turnier) Wappen zu sein und nicht unbedingt adelig.... Das galt ohnehin nur eine bestimmte Zeit. Ich bin auch gespannt, was die wirklichen Experten dazu sagen -warten wir also gemeinsam auf die Fakten ! Liebe Grüße von Mona
    "Alles im Leben hat seine Zeit"

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    • Jensus
      Erfahrener Benutzer
      • 24.11.2006
      • 2499

      #3
      Zu dieser Anfrage darf von Herrn v. Roy unter: http://www.heraldik-wappen.de/viewtopic.php?t=6253 ergänzend angemerkt werden:

      In Rietstap's internationalem Wappenwerk „Armorial Général“ vom Ende des 19. Jahrhunderts wird eine Familie GUNZ (oder ähnlich) nicht genannt. Auch erscheint das in Rede stehende Wappen nicht in dem Werk von Friederike Zaisberger, „Die Salzburger Landtafeln“, Salzburg 1990. Ob das Wappen im "Siebmacher" zu finden ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

      Es mag sein, daß sich die Stammreihe des Geschlechts GUNZ bis in das angegebene Jahr 1460 zurückführen läßt, doch dürfte das Wappen selbst jüngeren Datums sein.

      Das ganze – heraldisch korrekte - Wappen ist seitenverkehrt (spiegelverkehrt). Bevor man das Wappen stickt, müßte man es „entspiegeln“ (läßt sich dies mit Hilfe der „Bildbearbeitung“ bewerkstelligen?).

      Freundliche Grüße vom Rhein

      P.S. Über dem Helm frei schwebende Gegenstände aller Art (wie hier das goldene, besser doch wohl silberne Kreuz) findet man bei älteren Wappen - leider - oft.




      ... und von: SR-7v:
      Im Jäger-Sunstenau: General-Index zu den Siebmacher'schen Wappenbüchern 1605-1967 ist kein Wp. GUNZ auffindbar.

      Wie ich mich selbst unlängst überzeugt habe, gibt es im Lande Salzburg praktisch an jedem Wirtshaus ein »Familienwappen«, darunter sehr viele mit den auch hier gezeigten — mißfärbigen — Helmdecken.

      Man darf annehmen, daß es im 19. Jh. Wappenhändlern gelungen ist, so manches dortige Bauern- und Gastwirtsgeschlecht von einem »alten« Wappen zu überzeugen.

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      • Miles
        Neuer Benutzer
        • 05.01.2012
        • 4

        #4
        Ich muss sagen, ich bin wirklich, wirklich Beeindruckt, eine so schnelle, umfassende und freundliche Hilfe zu erhalten.
        Vielen Dank dafür!

        Ein Fehler der mir unterlaufen ist, das ich nirgendwo erwähnt habe das meine Familie (so wie die meisten Namensträger in Österreich) aus Vorarlberg kommt. Mein Großvater ist als erster nach Salzburg weitergezogen. Auch das Wappen hängt in Vorarlberg.
        Ich vermute aber das das nicht viel ändern wird.

        Wenn ich alles richtig verstanden habe, ist das Wappen heraldisch korrekt, aber seitenverkehrt. Da ich das Wappen im moment ohnehin digitalisiere ist es kein Problem es umzudrehen.

        Gestern habe ich mit meinem Großvater zufällig über unser Familienwappen geredet und er kramte mir von irgendwo aus seinem Kasten folgende Blasionierung heraus. Laut seiner Aussage allerdings von einem damaligen Volksschuldirektor angefertigt.
        Laut den archivarischen Aufzeichungen im Stadtarchiv zu Bludenz ist dieses nachfolgende Wappen das des Geschlechtes aus Bludenz abstammend. In einer Urkunde (Nr. 7454) aufbewahrt im Vorarlberger Landesarchiv wird mit Datum 11.11.1647 das Geschlecht der Gunz aus dem auch der Verfasser des Vorarlberger Wappenbuches Pfarrer Geberhard Wendelin Gunz, Titis, stammt bereits urkundlich erwähnt. Das Geschlecht erwarb sich in mehreren Berufszweigen (Steinmetze, Müller, Gerber, usw.) Ansehen und Ehre von Seiten ihrer Mitbürger. In den Generatiosfolgen des 17. Und 18. Jahrhunderts breiteten sich die Linien des Geschlechts im gesamten Vorarlberger Raum aus. Genauere Daten über die ersten Schildträger sowie über das Datum der Wappenverleihung sind archivarisch leider nicht existent.

        Wappen:
        Ein frontaler gotischer Schartenschild, geviertet. In Feld 1 und 4 in Gold ein schwarzes Balkenkreuz. Feld 2 und 3 in Rot darin eine weiße Rose.
        Helm:
        Ein nach links gerichteter Spangenhelm, metallfarben, mit goldenen Spangen.
        Helmzier:
        Aus einer goldenen Krone wachsend ein natürliches Hirschgeweih, dazwischen schwebend das schwarze Balkenkreuz.
        Decken:
        In den Farben Rot-Silber (rechts) und Schwarz-Gold (links) eine gotische Wappenzier (Decken), den Schild und Helm harmonisch umfasend.

        Symbolik: (nach Hist. Paul Gründel)
        Die farbe Gold als erste Heroldsmetallfarbe – den Glanz aller anderen Metalle übertreffend – deutet auf den frühen Glanz des Geschlechtes hin: Silber, der Heroldsfarben zweite den klaren und lautren Charakter der Schildträger erkennen läßt. Die Farbe Rot kündet von patriotischer Gesinnung sich für sein Vaterland ritterlich verdient zu machen. Schwarz, symbolisiert Bodenständigkeit und Ergebenheit. Das Balkenkreuz, ist das Zeichen christlicher Glaubenstreue und weist auf tiefes Glaubensbekenntnis des Geschlechtes hin. Die Rose, Königin der Blumen wird seit altersher als Symbol der Nächstenliebe und der Hilfsbereitschaft gedeutet. Das Hirschgeweih deutet auf die Geretsame der freien Jagd hin.
        Leider konnte ich die besagte Urkunde nicht ausfindig machen.

        mfg Miles

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        • Billet
          Erfahrener Benutzer
          • 21.01.2007
          • 1978

          #5
          hm...

          Zitat:
          Leider konnte ich die besagte Urkunde nicht ausfindig machen.
          Logisch, diese Urkunde hat sicherlich nie existiert

          Vorsicht :
          Symbolik: (nach Hist. Paul Gründel)

          Bei diesem Namen werd ich aber stutzig
          Paul Gründel 1857 - 1931
          einer der unzähligen berüchtigten Wappenfälscher

          Unter diesem Gesichtspunkt würde ich die Wappendarstellung
          mit besonderer Vorsicht betrachten.
          Wappen-Billet.de
          M.d.WL.
          M.d.MWH.

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          • Miles
            Neuer Benutzer
            • 05.01.2012
            • 4

            #6
            Na toll...

            Bedeutet das jetzt irgendwas konkret?
            Das meine Ururur...-Großeltern auf einen Schwindler herein gefallen sind?

            Den meines Wissens nach kann man Wappen in Österreich sowieso nicht schützen lassen, also könnte ich es ja quasi einfach so nehmen und weiterhin als Familienwappen führen. Oder irre ich mich da?
            Macht es Sinn das Wappen in eine Wappenrolle o.ä. eintragen zu lassen?

            Lg Miles
            Zuletzt geändert von Miles; 07.01.2012, 00:56.

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            • Avalon
              Benutzer
              • 15.11.2011
              • 27

              #7
              Guten Morgen.

              War man sich hier überhaupt im Klaren, dass die Annahme eines Wappens bisher frei war und es auch weiterhin ist. Es unterliegt keiner Genehmigung und schon gar nicht durch eine Obrigkeit.
              Die Blütezeit der Heraldik lag zw. dem 12. Jahrh. und dem Ende der Renaissance. Danach war bis etwa zum 19. Jahrh. nichts mehr mit Heraldik etc. Erst dann fing man wieder an, sich um die Wappenkunde zu kümmern.
              Das heißt doch also dann auch: Dieses Wappen muß aus v. g. Grund nirgends eingetragen worden sein. Oder,
              das hier zur "Diskussion" stehende Wappen, kann eine "verwilderte" Änderung sein, die einstmals innerhalb eines Familienzweiges erfolgte.
              Vielleicht ist es aber auch aus einem Berufsstand heraus entstanden und über Generationen willkürlich verändert worden.
              Ob es Sinn macht das Wappen eintragen zu lassen, ist eine Frage die man nur selbst beantworten kann.
              Aber ACHTUNG! Prüfen Sie vor allen Dingen, ob Sie auch zur "führungsberechtigten Familie" gehören, ( fall es sich um ein eingetragenes oder verliehenes Wappen handelt ). Andernfalls: Namensgleichheit bedeutet nicht automatisch das gleiche Wappen führen zu dürfen/zu können.
              Zuletzt geändert von Avalon; 07.01.2012, 08:58.

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              • waldschratt
                Benutzer
                • 12.03.2011
                • 75

                #8
                keine guten Nachrichten

                Hoi!

                vielleicht kann ich hier ein bisschen aufklaerend eingreifen und einen buchstablichen Treppenwitz aufzeigen.
                Pfarrer Gunz (geb. 15.11.1981 in Goetzis-Unterdorf, Sohn des Lehrers Johann Gunz aus Altach, ab 1919 Pf in Tisis +1956) war nicht nur Pfarre sondern auch einer der ersten echten Historiker und Ahnenforscher in Vorarlberg. So hat er unter anderem die (heute sogenannte) Gunzkartei zusammengestellt (im Sadtarchiv Feldkirch) in der alle Familiennamen des Stadtarchives Feldkirchs (zurueck bis ultimo) erfasst und mit Bezug, signatur und Verweisen erfasst sind. Es sind tausende Zettel in einem grossen Schrank und eine der wichtigsten Quellen fuer Familienforscher.

                Wenn jemand seine Vorfahren zusammengesucht hat, dann er.... und dann liegt sein Stammbaum wahrscheinlich da: http://www.feldkirch.at/rathaus/archiv

                Das sich ein Wappenschwindler ausgerechnet auf ihn beruft ist Witz und Frechheit in einem Spezielle Chutspe: Die Urkunde 7454 bis 7456 im Vorarlberger Landesarchiv beinhalten den Nachlass des Pfarrer Gunz!

                honds gut und an schoena tag!

                Waldschratt
                "Wir wissen nicht wohin wir gehen, wenn wir nicht wissen woher wir kommen, da wir dann auch nicht wissen wer wir sind". + KHK Otto von Habsurg

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                • waldschratt
                  Benutzer
                  • 12.03.2011
                  • 75

                  #9
                  nachtrag

                  ich habe eben die Wappensammlung des Pfarrer Gunz durchgesehen:



                  da gibts leider kein Gunzwappen.


                  Gruesse
                  Waldschratt
                  "Wir wissen nicht wohin wir gehen, wenn wir nicht wissen woher wir kommen, da wir dann auch nicht wissen wer wir sind". + KHK Otto von Habsurg

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                  • Billet
                    Erfahrener Benutzer
                    • 21.01.2007
                    • 1978

                    #10
                    Logisch, diese Urkunde hat sicherlich nie existiert

                    Eine der typischen Angaben der Fälscher zu sogenannte "Belegstellen/Fundstellen" .
                    Kaum einer der "Kunden" war jemals in der Lage solcherlei Angaben zu den angeblichen "Urkunden" überprüfen.
                    Wappen-Billet.de
                    M.d.WL.
                    M.d.MWH.

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                    • Miles
                      Neuer Benutzer
                      • 05.01.2012
                      • 4

                      #11
                      Ok, das Wappen könnte somit zwar nicht eingetragen sein, aber wie kann ich jetzt weiter verfahren.
                      Kann ich das Wappen so wie es ist (Natürlich gewebdet) in eine Wappenrolle eintragen lassen?
                      Und welche Wappenrollen gibt es in Österreich die soetwas machen?

                      Lg Miles

                      P.S.: Noch einmal vielen dank für die zahlreiche Hilfe von allen!

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                      • Billet
                        Erfahrener Benutzer
                        • 21.01.2007
                        • 1978

                        #12
                        Fragen Sie mal hier nach :
                        Wappen-Billet.de
                        M.d.WL.
                        M.d.MWH.

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