Wappen von Gregor Steinmüller

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  • gs-1493
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    • 28.06.2024
    • 4

    Wappen von Gregor Steinmüller

    Hallo zusammen,

    ich beschäftige mich gerade mit dem Wappen von Gregor Steinmüller von 1623. Die Beschreibung bzw. die Visualisierung des Wappens stellt mich vor einigen Herausforderungen. Die Beschreibung habe ich als Screenshot beigefügt. Folgende Fragen habe ich dazu:

    1) Laut Beschreibung soll das Wappen sogenannte "Erzstuffen" bzw. Erzstufen enthalten. Eine in Gold und eine in Silber. Ich bin unsicher, was mit Erzstufe gemeint ist. Handelt es sich dabei um eine Treppe oder um ein herausgehauenes Stück Erz (siehe Wikipedia)? Für mich würde es Sinn machen, wenn es ein herausgehauenes Stück Erz ist, da laut Beschreibung Gregor Steinmüller scheinbar zeitweise im Erzgeschäft war und Joachimsthal für Erzstufen (genauer Handstufen) bekannt ist. In diesem Fall wäre es eine sehr ungewöhnliche heraldische Figur, die ich noch nie gesehen habe. Wie würdet ihr die Erzstufe verstehen und wie sieht eine Erzstufe in der Heraldik aus?

    2) Laut Beschreibung schreitet der Löwe auf zwei grauen Steinfelsen. Nach meinem Verständnis ist grau keine heraldische Farbe bzw. Metall. Warum wurde das Wappen im frühen 17. Jahrhundert so "unheraldisch" gestaltet?

    3) In der Beschreibung fehlt die Farbe des Schildes. Der (böhmische) Löwe ist rot, die Felsen sind grau, die Erzstufen sind in silber und gold beschrieben, der Flug auf dem Helm ist Rot und Weiß. Welche Schildfarbe wäre wahrscheinlich? Eigentlich kann es nur noch grün, blau oder schwarz sein, das wirkt für mich aber nicht passend zu den restlichen Farben. Intuitiv hätte ich vermutet, dass der Schild rot und der Löwe in silber gehalten ist, da es so gut die böhmische Herkunft widergibt.

    4) Mir scheint das Wappen ist mit Figuren überladen und farblich schwer zu deuten. Ist das Wappen "unheraldisch"? Was meint ihr dazu?

    Die Wappenbeschreibung, die ich als Screenshot beigefügt habe, könnt ihr auch hier lesen: https://www.digitale-sammlungen.de/d...742172?page=59

    Viele Grüße
    gs-1493
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  • Hracholusky
    Moderator
    • 17.03.2016
    • 1024

    #2
    Hallo und willkommen im Forum!

    zu 1): Wie schon richtig vermutet handelt es sich bei Erzstuf(f)en um ausgehauene Erzstücken.

    zu 2): Wappen aus dieser Zeit zeigen vermehrt den Verfall der Heraldik. Das zeigt sich besonders in Farben und in Kombination von Farben. Im späteren Verlauf (im Barock) wurden die Schilde nicht mehr als solche dargestellt und diese selbst als Oval mit Ornamten verzierten Rändern gezeichnet. Es kam dann auch dazu Palmenzweige drumherum zu zeigen und bei adligen Wappen deren Träger in militärischen Diensten waren Trophäen wie Fahnen,Kanonen, Tromeln u.ä. als Beiwerk dazu zufügen.

    zu 3): Wie schon erwähnt gab es zu dieser Zeit die unmöglichsten Farbkombinationen. Grün ist unwahrscheinlich, da diese Farbe mit wenigen Ausnahmen nur für Pflanzen und Hügel verwendet wurde. Ich denke eher das der Schild silbern/weis sein müsste.

    zu 4): Nach heutigen Maßstäben sind die meisten Wappen dieser Zeit unheraldisch, vor allem wegen der Farbkombinationen. Zur damaligen Zeit waren sie aber völlig normal.

    Leider gibt es keinen Eintrag zu dieser Wappenverleihung in den böhmischen Saalbüchern, sonst könnte man die Kopie des Originaldiploms einsehen. Das Prädikat "von Reichenberg" bedeutet nicht das derjenige geadelt wurde. Bei Wappenverleihungen im Königreich Böhmen wurde in der Regel auch erlaubt diese Zusätze zum Namen zu führen.

    August Sedláček schreibt zum Wappen keine Farben, da er lediglich eine farblose Abbildung kannte. Er erwähnt aber einen gekrönten Helm.
    Quelle: Českomoravská heraldika, část zvláštní, Prag 1925, S.638
    Mit besten Grüssen
    Gerd

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    • Duppauer
      Erfahrener Benutzer
      • 30.03.2014
      • 797

      #3
      Hallo Gerd,

      im ÖStA gibt ein Verweisblatt zu Steinmüller-Wladykenstand, ob hier der o.g.
      https://de.wikipedia.org/wiki/Gregor_Steinm%C3%BCller_(M%C3%BCnzmeister)#:~:text =Gregor%20Steinm%C3%BCller%20(auch%20Steynm%C3%BCl lner%20%2C%20ab,Erzgebirge%20und%20M%C3%BCnzwardei n%20in%20Prag.
      mit gemeint ist bleibt dahingestellt!



      Darin:
      Angaben zu verwandtem Material
      Orginale (Existenz, Aufbewahrungsort): siehe die genehmigte Aufnahme zum Wladykenstand des Selmicky von Lzytow. Národní Archiv, Prag
      Inwiefern das zusammenhängt vermag ich nicht zu sagen, da bist Du der Fachmann zum Böhmischen Adel/Wladykenstand!
      Zuletzt geändert von Duppauer; 29.06.2024, 05:59.
      Das gute Gelingen ist zwar nichts Kleines, fängt aber mit Kleinigkeiten an. (Sokrates)
      Passt auf Euch und andere auf und bleibt gesund!
      Herzliche Grüße
      Dieter

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      • Hracholusky
        Moderator
        • 17.03.2016
        • 1024

        #4
        Danke für den Hinweis Dieter!
        Ich bin heute den ganzen Tag unterwegs. Morgen werde ich mal versuchen etwasv dazu herauszufinden im NACR.
        Mit besten Grüssen
        Gerd

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        • Hracholusky
          Moderator
          • 17.03.2016
          • 1024

          #5
          Hallo,

          im Nationalarchiv bin ich online nicht fündig gewurden. Da müsste man wohl direkt dort suchen. Im Prager Stadtarchiv habe ich aber eine Zeichnung des Wappens gefunden:
          https://katalog.ahmp.cz/pragapublica/permalink?xid=8B353DFCA37811E2B46E000BCDD04BFA&sca n=1#scan1
          Da kann man die Erzstufen zwischen den beiden Felsen sehen und auf dem Stechhelm die Krone.

          Edit: zwischen den Hinterläufen des Löwen kann man ein W erkennen. Der Schild ist als, wie ich schon vermutet hatte, weis bzw. silbern.
          Mit besten Grüssen
          Gerd

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          • Duppauer
            Erfahrener Benutzer
            • 30.03.2014
            • 797

            #6
            Sehr schön Gerd!
            Durch die Buchstaben im Wappen kann man die Farben gut zuordenen.
            Wenn gs-1493 das Wappen jetzt ausdruckt kann er es selber colorieren.
            Der Mühlstein wäre dann auch weiß?
            Zuletzt geändert von Duppauer; 29.06.2024, 18:23.
            Das gute Gelingen ist zwar nichts Kleines, fängt aber mit Kleinigkeiten an. (Sokrates)
            Passt auf Euch und andere auf und bleibt gesund!
            Herzliche Grüße
            Dieter

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            • Hracholusky
              Moderator
              • 17.03.2016
              • 1024

              #7
              Zitat von Duppauer Beitrag anzeigen
              Der Mühlstein wäre dann auch weiß?
              Da in der Zier der Mühlstein mit W wie weis gekennzeichnet ist, sollte er im Schild ebenso weis sein.
              Mit besten Grüssen
              Gerd

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              • Hracholusky
                Moderator
                • 17.03.2016
                • 1024

                #8
                Hallo Dieter,

                nun nochmal zu den Verweisen ins Tschechische Nationalarchiv folgendes:

                1) zum Namen Stainmüller gibt es einen Akt im Staatlichen Zentralarchiv (SÚA) in den Akten der Böhmischen Hofkanzlei (ČDK) unter Signatur IV D 1 karton 488 von 1591
                Das ist wahrscheinlich Niklas Steinmüller von der Steinmühl (10. Juli 1591).
                2) zum Namen Selmický gibt es einen Akt im Staatlichen Zentralarchiv (SÚA) in den Akten der Böhmischen Hofkanzlei (ČDK) unter Signatur IV D 1 karton 486 von 1593
                Hier dürfte es Heinrich Selmický von Cítov sein der 1604 von Jakob Steinmüller von Cítov, der am 16. Oktober 1593 nobilitiert wurde, als Wappenvetter mit gleichen Prädikat in den Vladykenstand aufgenommen wurde.

                Das dürfte also nichts mit dem oben genannten Gregor Steinmüller zu tun zu haben.
                Mit besten Grüssen
                Gerd

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                • Duppauer
                  Erfahrener Benutzer
                  • 30.03.2014
                  • 797

                  #9
                  Danke Gerd für das Nachschauen im Tschechischem Nationalarchiv und der Klarstellung zum Verweisblatt im ÖStA !
                  Das gute Gelingen ist zwar nichts Kleines, fängt aber mit Kleinigkeiten an. (Sokrates)
                  Passt auf Euch und andere auf und bleibt gesund!
                  Herzliche Grüße
                  Dieter

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                  • gs-1493
                    Neuer Benutzer
                    • 28.06.2024
                    • 4

                    #10
                    Wow! Seit 5 Jahren suche ich schon nach dem Wappen und ihr braucht lediglich ein Wochenende... Das ist beeindruckend! Herzlichen Dank Euch.

                    Hättet Ihr noch Tipps und Hinweise, wo ich weitere Informationen zu der Wappenstiftung (z.B. Führungsberechtige) des oben aufgeführten Wappen finden kann? Wurde das zu damaliger Zeit überhaupt für bürgerliche Wappen dokumentiert? Hintergrund ist der, dass Gregor Steinmüller keine bekannten Nachkommen hatte, die den Nachnamen weitergeführt haben. Allerdings hatte/hat sein Cousin 1. Grades diese Nachkommen (Fortführung der Egerer/Schneeberger Linie). In den 1920er Jahren haben die Nachkommen des Cousins eine Führungsberechtigung festgestellt (siehe Screenshot). Karl Steinmüller, der dies festgestellt hatte, war hauptberuflicher Genealoge. Ich habe daher keine Zweifel, dass diese Feststellung fachmännisch und gewissenhaft getätigt wurde. Allerdings fehlen mir (100 Jahre später) einige Informationen, um die Feststellung nachvollziehen zu können.Screenshot 2024-07-01 143946.jpg

                    Ich habe hier noch ein Wappen von 1687 gefunden, dass dem Wappen von Gregor Steinmüller zum verwechseln ähnlich sieht: Archivkatalog (ahmp.cz). Der Wappenträger, ein Hannß Geörg Steinmüller, ist mir in der recht umfangreich dokumentierten Verwandtschaft des Gregor Steinmüller nicht bekannt. Hier möchte ich nochmal nachforschen. Denkt ihr, dass die Wappen identisch sind und eine Verbindung besteht?

                    Vielen Dank und viele Grüße
                    David

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                    • Hracholusky
                      Moderator
                      • 17.03.2016
                      • 1024

                      #11
                      Hallo,

                      wenn das Wappen wie angegeben ihm verliehen wurde, dann dürfen auch nur Nachkommen von ihm das Wappen führen. Sollte es ausser ihm auch gleichzeitig einem Verwandten (z.B. Cousin) verliehen wurden sein, dann auch dessen Nachkommen. Ich konnte leider keine Nachweise für eine Verleihung finden, was nicht heißt dass es diese nicht gegeben hat. Vieles ist ja auch in örtlichen Archiven gelagert bzw. gelagert wurden und nur vor Ort und dann auch schwer zu finden.

                      Dein Link zu Hannß Georg Steinmüller ist nicht der Permanentlink. Dieser sollte funktionieren. Das Wappen im Siegel des Hannß Georg Steinmüller, Leutnant der Öttinger Komturei des Deutschritterordens in Mögesheim, zeigt im Schild, so wie ich das sehe, einen Greif (siehe Form des Kopfes) auf einem Dreiberg ein Mühlrad in den Fängen haltend, auf dem bewulsteten Helm der Greif mit dem Mühlrad wachsend. Es ist also ein anderes Wappen.
                      Mit besten Grüssen
                      Gerd

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                      • Duppauer
                        Erfahrener Benutzer
                        • 30.03.2014
                        • 797

                        #12
                        Hallo David,

                        hier würde ich nach dem Nachlass des Genealogen Karl Steinmüller forschen, der ja die Führungsberechtigung irgendwie festgestellt hat. Vielleicht findet sich ja in dem Nachlass der entsp. Hinweis.
                        Gibt es Kontakt von Dir zu den verschiedenen Linien?
                        Hier gibt es was im sächsischen Staatsarchiv.
                        https://archiv.sachsen.de/suche.html?bereich=Bildung%2C%20Studium%2C%20Forsc hung&portal=Archivwesen&searchTerm=Personennachlas s%20Karl%20Steinm%C3%BCller%20Korrespondierende%20 Best%C3%A4nde&language=de&resultsPerPage=10

                        Einfach dort mal per Mail nachfragen was sich in dem Personennachlass befindet, bzw. ob sich Unterlagen zu eigenen Familenforschung/Wappenforschung des Karl Steinmüller in dem Nachlass befinden.
                        Zuletzt geändert von Duppauer; 03.07.2024, 00:22.
                        Das gute Gelingen ist zwar nichts Kleines, fängt aber mit Kleinigkeiten an. (Sokrates)
                        Passt auf Euch und andere auf und bleibt gesund!
                        Herzliche Grüße
                        Dieter

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                        • gs-1493
                          Neuer Benutzer
                          • 28.06.2024
                          • 4

                          #13
                          Hallo Dieter,

                          ich selber "gehöre" zur Schneeberger Linie und kenne auch nur diese. Von 1920-1950 haben sich die einzelnen Familien, Linien und Personen stark vernetzt, um mögliche Verwandtschaften miteinander festzustellen. Heute ist der Kontakt aber leider nicht mehr da.

                          Ich habe den Nachlass von Karl Steinmüller vor 10 Jahre tatsächlich schon bemerkt und einen Teil anfragt. Leider habe ich damals nicht alles angefragt.... Ich habe nun den Rest angefordert, mittlerweile erhalten und gesichtet und dabei Hinweise darauf gefunden, dass die Unterlagen zur Wappenverleihung von Gregor Steinmüller im österreichischen Nationalarchiv liegen sollen:

                          image.png

                          Da hattest du glaube ich schon nachgeschaut. Nach erneuter Suche auf der Internetseite habe ich es nun gefunden. Sogar in Farbe. Bei diesem Archivale wird der Name Steinmüller mit "a" anstatt "e" geschrieben, weshalb man nicht gleich darauf kommt: AT-OeStA/AVA Adel RAA 405.54 Stainmüller, Gregor, kaiserlicher Hüttenverwalter in Joachimsthal, Wappen mit Krone und Lehenartikel, „von Reichenberg“, 1612.10.15 (Akt (Sammelakt, Grundzl., Konvolut, Dossier, File)) (archivinformationssystem.at)

                          Die Anfrage von bzw, die Auskunft an Jost Steinmüller, die im Screenshot erwähnt wird, findet sich ebenfalls im Archiv: AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 936.42 Stainmüller (Steinmüller), Jost Steinmüller und Vinzenz Grillmayer um Auskünfte zu Adelsakten Stainmüller, 1927-1929 (Akt (Sammelakt, Grundzl., Konvolut, Dossier, File)) (archivinformationssystem.at).

                          Die habe ich nun angefragt. Danach werde ich hoffentlich mehr Informationen haben

                          Viele Grüße
                          David​​

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                          • Duppauer
                            Erfahrener Benutzer
                            • 30.03.2014
                            • 797

                            #14
                            Lieber David,
                            das ist ja ein sehr schöner Fund!
                            Das ich auf die andere Schreibweise des Namenes im ÖStA nicht selbst gekommen bin.
                            Berichte bitte weiter.
                            Zuletzt geändert von Duppauer; 21.07.2024, 11:55.
                            Das gute Gelingen ist zwar nichts Kleines, fängt aber mit Kleinigkeiten an. (Sokrates)
                            Passt auf Euch und andere auf und bleibt gesund!
                            Herzliche Grüße
                            Dieter

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