Es ist wohl ein Familienwappen bzw. Zunftwappen
Wer kennt dieses Wappen
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Liebe Hina,hier was ich gefunden habe:
Gemäß den archivarischen Aufzeichnungen in der schwäbischen alemannischen Wappensammlung von Johannes Zangerer aus Kettenagger, Band 3-Abtlg.2-Tafel 95 und den etymologischen (familienkundlich) Niederschriften von Hist.Prof. Josef Karlmann Brechenmacher, Band 2-Seite 560-Abs.2 sowie lt.den Anmerkungen in den Kirchenregistern einschließlich der Allgäuer Heimatbücher Band 8.
Ursprünglich ein altes,ehrbares Bürger-,Bauern und Zünftegeschlecht aus dem alemannischen Raum in Schwaben. Altersher Schraudi geschrieben, das mit Josef Schraudi, Bauer und Zinsmann zu Weiler, Gemarkung Illertissen 1451 erstmalig urkundlich genannt ist.
In den weiteren Stammesfolgen breitete sich das Geschlecht, vornehmlich wärend und nach den großen Bauernaufständen um 1525 ( Schlacht bei Memmingen ) meist im christlichen Bauerntum, Grötzingen, Ehingen, später vereinzelt in die Räume Magolsheim bis Münsingen und Reutlingen ( siehe Reutlinger Geschichtsblätter ), wo es seit dem 30-jährigen Kriege ( 1618-1648 )dort zu finden ist. Außer einigen erloschenen Linien blüht das Geschlecht neben einigen Auswanderungen über Norddeutschland nach Übersee, vornehmlich jedoch im Hohenzollerischen Raum und den vorgenannten Örtlichkeiten um Blaubeuren und Münsingen, meist im ehrbaren Handwerk ( Zimmerleute, Wagner, Schmiede, Schuhmacher )wirksam bis in die Neuzeit vor.
Ob dieses Wappen eine Fälschung ist, kann ich leider nicht beurteilen. Mir ist wohl bekannt, das Johannes Zangerer Wappenfälschungen hergestellt hat.
Leider komme ich mit meinen Vorfahren Ur-Urgroßeltern Wilhelm Schrade und Amalie Semmling mit den Orten Klein-Steegen und Guttenfeld,Pr-Eylau heutiges Polen auch nicht weiter.
Lieben Gruß,
Günter
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Zitat von Günter Schrade Beitrag anzeigenLeider komme ich mit meinen Vorfahren Ur-Urgroßeltern Wilhelm Schrade und Amalie Semmling mit den Orten Klein-Steegen und Guttenfeld,Pr-Eylau heutiges Polen auch nicht weiter.
genau das ist der springende Punkt, auf den ich hinaus wollte. Den Familiennamen Schrade tragen knapp 1200 Familien, die mit Abstand meisten davon in Baden-Württemberg. Da es sich um einen Übernamen handelt (dürr, mager, kümmerlich) und diese meist parallel an vielen verschiedenen Orten unabhängig voneinander entstanden sind, ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass nur ein Bruchteil dieser Familien miteinander verwandt sind. Trotz Deiner Bemühungen stockt bei Dir die Suche nach Deinen Vorfahren, da es sich um ein schwieriges Forschungsgebiet handelt.
Da kommt natürlich schnell die Frage auf, wieso Conrad Schüßler, aus dessen Fälscherwerkstatt das oben abgebildete Wappen stammt, ohne tatsächlich erforschte Genealogie der mit dem Wappen beehrten Familie, eigentlich so treffsicher davon ausging, dass es sich hier genau um die richtige Familie handelt, zumal es sich auch noch um eine vollkommen andere Region handelt. Aber die Frage braucht man sich nicht wirklich zu stellen, denn er ist nicht davon ausgegangen, sondern tat das, was er immer tat, er zog seine Kunden schlicht und einfach über den Tisch.
Nicht Zangerer oder Brechenmacher sind hier das Problem, wobei es sich sowieso um erfundene Quellenangaben handelt, sondern der einschlägig bekannte ab 1888 aktive Wappenfälscher Conrad Schüßler (1853-1923), der mit dem noch bekannteren Paul Gründel eine rege Zusammenarbeit in Dresden pflegte. Von Gründel stammen zumeist die Wappendeutungen und die sind dann ganz besonders hahnebüchend, denn der Mann liebte die Mystik gar zu sehr und betätigte sich als Hellseher und Kaffesatzleser in seinen Deutungen. Er selbst betrieb eine ebenso florierende und bekannte Fälscherwerkstatt in Dresden.
Viele Grüße
Hina"Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann
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Lieber Günter,
vielleicht noch kurz ein paar Sätze zu dem ominösen Zangererschen Wappenwerk, auf das sich Schüßler bezieht.
Dieses Wappenwerk existiert tatsächlich, war aber nicht veröffentlicht worden. Es umfasst 11.000 handgezeichnete Wappen ohne Quellenangaben. Es wird vermutet, dass es sich dabei um heraldische Arbeiten handelt, die der Graveur Johannes Anton Georg Zangerer, geb. 1756 in Kettenacker selbst für seine Kunden anfertigte. Christian Kurz, ebenfalls ein "berühmter" Wappenfälscher aus Ulm, hatte dieses Wappenwerk in seinem Besitz. Ihm folgte in diesem Metier sein Sohn Karl Eugen Kurz. Anhand der Quelle Zangerersches Wappenwerk und Gründel kann man sehr schön sehen, wie diese Fälscherwerkstätten sich auch untereinander als Quelle und Legitimation benutzten.
Wer sich dafür interessiert, dem empfehle ich folgende Lektüre:
Jürgen Arndt, Der Wappenschwindel - seine Werkstätten und ihre Inhaber. Ein Blick in die heraldische Subkultur, 1997.
Viele Grüße
Hina"Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann
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Ch. Kurz
Liebe Hina,
ich habe zufällig den Thread hier gefunden und einen Bezug zu meinen eigenen Forschungen: ich konnte die Familie Lechner in Oeffingen durch ein Ortssippenbuch des Heimatvereins Oeffingen bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Ältester bekannter Vorfahr ist um 1630 aus Obersdorf in Bayern nach Oeffingen umgesiedelt, seitdem sind alle dort nachgewiesen. Nun ist mein Urgroßvater um die Jahrhundertwende dort weggezogen und nach Ehingen/Donau gezogen.
Vermutlich aus dieser Zeit stammt nun ein angebliches Familienwappen, das von einem "Graveur Ch. Kurz aus Ludwigsburg" gezeichnet wurde und familienintern als Wappen gilt. Weitere Informationen wie Blasonierung etc. sind nicht vorhanden, es gibt auch keine weitere Information. Einzig der angedeutete Steinmetz über dem Wappen nimmt Bezug auf tatsächlich ausgeübte Berufe der Lechner in Oeffingen. Der Hinweis "bairisches Geschlecht" wurde handschriftlich eingetragen und ist im Hinblick auf die Ergebnisse der Ahnenforschung recht zweifelhaft - ich kann mir nicht vorstellen, dass 8 Generationen Steinmetze, die in Oeffingen siedelten, sich noch als "bairisches Geschlecht" verstehen, nur weil der Vorfahr im 17. Jh. aus Obersdorf umsiedelte.
Nun meine Frage: macht es Sinn, bezüglich dieses Wappens weiter nachzuforschen? Oder ist klar, dass mein Vorfahr damals ein Wappen nicht gestiftet, sondern gesucht hat und dabei einem Schwindler aufgesessen ist? Lässt sich herausfinden, ob der hier im Forum erwähnte Ch. Kurz vorher in Ludwigsburg tätig war? Ist er mit der heutigen Firma Eugen Kurz verwandt?
Ich hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen, danke schonmal vorab!
Gruß, Thomas
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Gerne, anbei ist das Wappen als Scan... was mich aus heraldischer Sicht besonders interessiert, da ich mich damit nicht sonderlich auskenne: was könnten diese 3 Kugeln sein, ist das eine klassische heraldische Figur? Außerdem ist mir die Farbteilung des Schildes aufgefallen, rot and blau ist doch unüblich, oder? Und vor allem die schräg verlaufende Unterteilung? Das waren die Punkte, die mich ein wenig irritiert haben...Angehängte Dateien
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Lieber Thomas,
da das Blatt aus seiner Ludwigsburger Zeit stammt, kann man den Zeitraum, wann es Deiner Familie angedreht wurde, sogar recht gut auf 1864-1871 eingrenzen.
Viele Grüße
Hina"Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann
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mich würde interessieren, ob dieser ch. kurz identisch mit dem oben genannten ch. kurz aus ulm ist? und dann stellt sich natürlich die frage, ob damals einfach ein neues wappen im auftrag erstellt wurde, was ja möglich wäre und der stiftung eines neuen wappens entspräche - oder ob anhand der erwähnten und gefälschten wappenlisten das wappen als älteres wappen ausgegeben wurde? macht es sinn, kontakt mit kurz in ulm aufzunehmen und nachzufragen, was deren unterlagen enthalten - wenn man im netz stöbert, findet man etliche wappen, die aus dieser sammlung zu stammen scheinen?
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Liebe Hina,
danke, ich hatte deine Antwort noch nicht gelesen, als ich den letzten Beitrag gepostet habe. Ist ja spannend, dass sich das so klar eingrenzen lässt.... wie lässt sich sowas nun interpretieren - ist das eine Auftragsarbeit, die eben nicht in einer echten Wappenrolle eingetragen wurde? Oder wurde meinem Ururgroßvater das dann als angebliches altes Lechner-Wappen untergejubelt?
Gruß, Thomas.
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Hallo Thomas,
die Leute in den Wappenbüros waren keine seriösen Heraldiker, sondern Scharlatane. Sie annoncierten in der Regel in der Presse. Das Geschäft lief ansonsten so ab, wie heute auf den Jahrmärkten und übers Internet. Etwa in dem Stil "Wir finden für sie das Wappen ihrer Familie." Dass gemessen an der Vielzahl der Familien die wenigsten wappenführend sind, darauf wurde und wird natürlich nicht aufmerksam gemacht und siehe da, jede Familie, die Interesse zeigt, bekommt IHR altes Familienwappen - damals wie heute. Dass diese Wappenbüros gar keine erforschte Genealogie der Familie haben und deshalb nichtmal bei einem tatsächlich existierenden Wappen nachweisen könnten, ob die Beehrten Abkömmlinge sind, stört die Herrschaften nicht ein bisschen. Eigenartigerweise fragen sich die Betrogenen aber auch nicht, woher dieses Wappenbüro überhaupt etwas über seine Familie weiß.
Diese Fakewappen sind Schablonenarbeiten, die regelrecht am Fließband erstellt wurden, heute geht es noch schneller mit dem PC. Kein Wappenbüro wäre auf die Idee gekommen, solch ein heraldisches Ungetüm vorher noch in eine seriöse Wappenrolle eintragen zu lassen. Er wäre prompt wegen der offensichtlichen Mängel nach Hause geschickt worden oder weil sie größtenteils einfach von eingetragenen Wappen anderer, meist adeliger Familien abgekupfert wurden.
Viele Grüße
Hina"Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann
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Hallo Hina,
so etwas ähnliches dachte ich mir fast, somit sind meine Bedenken ja bestätigt. Die Frage ist, was nun zu tun ist - das "alte" Wappen kann man ja so nicht führen. Die Frage ist, wenn ich mir nun überlege, ein eigenes Wappen zu stiften, soll man dann dieses alte Wappen als Grundlage nehmen? Oder am besten gleich auf eine komplett eigenständige Ausführung gehen, da ja das alte im Prinzip gar nichts aussagt, bis auf diesen Steinhauer oben drauf?
Und jetzt vielleicht noch ein wenig off topic:
Könntest du mir vielleicht zum alten Wappen eine fachmännische Meinung bezüglich der heraldischen Gestaltung sagen? Was mir schon aufgefallen ist, sind die folgenden Punkte:
- Farbgestaltung blau/rot -> 2 Farben angrenzend
- Unklare Figur (die 3 Kugeln)
- Ungewohnte Einteilung des Schildes
- Der Helm scheint mir auch nicht gebräuchlich zu sein, hab ich im Internet allerdings in einigen Ch.Kurz-Wappen gefunden.
Vielen Dank!
Lieben Gruß, Thomas.
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