Frage: Reisepass für Preussen nötig?

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  • Juergen
    Erfahrener Benutzer
    • 18.01.2007
    • 6118

    Frage: Reisepass für Preussen nötig?

    Hallo allerseits,

    einer meiner Vorfahren ein Tischler, ist vor 1856 von Raguhn im damaligen Herzogtum Anhalt-Dessau nach Berlin in Preußen gezogen und dort verblieben.
    1856 bei seiner 2. Eheschließung in Berlin, war er 43 Jahre alt. Es ist auch möglich, dass er deutlich früher Raguhn verließ.

    Jetzt meine Frage, brauchte er einen Reisepass, um seinen Heimatort in Anhalt-Dessau gen Preußen zu verlassen oder wurde ein Reisepass nur für das Ausland benötigt?

    Und da er wahrscheinlich noch militärpflichtig war, brauchte er eine Genehmigung für den dauerhaften Umzug nach Preußen?

    Zur Frage des Reisepasses, ich überlege nämlich, ob ich in folgendem Bestand der Mormonen-Verfilmungen, den Reisepass meines Vorfahren finden werde oder eben nicht, da er keinen benötigte.

    Taufregister Auszüge, Reisepässe 1767-1859
    --> https://familysearch.org/search/cata...tory%20Library

    Hat einer von Euch den Film gar selbst schon einmal eingesehen?
    Der Film Nr: 1676053 enthält noch einiges andere, was nichts mit Raguhn zu tun hat.

    Update, ich habe gerade einen Reisepass für das Inland von 1821 bei "Epay" gefunden:
    --> http://www.ebay.de/itm/1821-BERLIN-R...item58a6b5ca7a

    Demnach gab es auch Reisepässe für das Inland, nur war Preußen wohl aus Sicht
    von Anhalt-Dessau um 1850 wohl kein Inland oder?

    Gruß Juergen
    Zuletzt geändert von Juergen; 28.10.2013, 18:03.
  • Xtine
    Administrator

    • 16.07.2006
    • 28819

    #2
    Hallo Jürgen,

    damals gab es noch kein Deutschland im heutigen Sinne. Da brauchte man von einem Herzogtum/Königreich ins andere schon einen Reisepaß. Man durfte nicht einfach so rumreisen.
    Viele Grüße .................................. .
    Christine

    .. .............
    Wer sich das Alte noch einmal vor Augen führt, um das Neue zu erkennen, der kann anderen ein Lehrer sein.
    (Konfuzius)

    Kommentar

    • Juergen
      Erfahrener Benutzer
      • 18.01.2007
      • 6118

      #3
      Hallo Xtine,

      Danke für Deine Antwort.
      Fragt sich noch, was die Mormonen dort wirklich aus Raguhn auf den genannten Film gebracht haben.

      Die Reisepässe wurden doch den Personen ausgehändigt.
      Es wäre zu schön, wenn die Anträge für die Reisepässe in Büchern übertragen wurden, also auch mit Personenbeschreibung ect.

      Ich bin etwas skeptisch, dass dieser Bestand der Mormonen das ist, was ich mir vorstelle.
      Es gab ja auch noch Wanderbücher, welche die Handwerksgesellen mitführten.

      Gruß Juergen

      Kommentar

      • renatehelene
        • 16.01.2010
        • 1983

        #4
        Hallo Juergen,
        also die Mormonen haben diese Infos vom Kreisarchiv Bitterfeld;
        so würde ich vorschlagen, mal beim Kreisarchiv Bitterfeld anzurufen
        oder?

        LG Renate

        Kommentar

        • Juergen
          Erfahrener Benutzer
          • 18.01.2007
          • 6118

          #5
          Hallo Renate,

          gute Idee. Dann müsste ich hier anfragen:
          -> http://www.anhalt-bitterfeld.de/de/archiv.html

          Dieser Bestand an "Reisepässen für Raguhn" wurde 1988 durch die Mormonen verfilmt also noch zu Zeiten der DDR.

          Gab es nun vor 1871 eigentlich Freizügigkeit oder nicht?

          "Bereits die nicht in Kraft getretene Paulskirchenverfassung sah das Recht eines jeden Deutschen vor, an jedem Ort des Reichsgebiets seinen Aufenthalt und Wohnsitz zu nehmen."
          -> http://de.wikipedia.org/wiki/Freizügigkeit

          Scheinbar doch nicht, obwohl diese 1849 bereits angedacht war.

          Anderseits gab es doch garantiert genug Leute die Ihre angestammten Herrschaftsgebiete
          in deutschen Landen auch dauerhaft verließen.

          Pässe dienen hauptsächlich der Legitimation, manche hatten einen Militärpass, andere
          ein Wanderbuch usw.

          Ich habe das Gefühl, der Bestand enthält angekommene Fremde in Raguhn, aber hören wir
          mal, was mir aus Bitterfeld mitgeteilt wird.

          Gruß Juergen

          Kommentar

          • AlAvo
            • 14.03.2008
            • 6176

            #6
            AW: Frage Reisepass für Preussen nötig?

            Hallo Jürgen,
            hallo zusammen,

            Vor 1871 waren Reisepässe zwingend, zum einen, um das "Heimatland" legal zu verlassen, zum anderen, um mögliche dazwischen liegende "Länder" legal zu durchqueren und in das "Zielland" legal einzureisen.
            Lagen keine oder ungültige Pässe vor, galten die Betroffenen als Vogelfrei, wurden der Landstreicherei angeklagt, abgeurteilt und des Landes verwiesen.
            Die Kosten dafür mussten sie ebenfalls aufbringen.
            Sofern solche Personen der Wehrpflicht im "Heimatland" unterlagen und dahin abgeschoben wurden, erwartete diese sehr harte Strafen.


            Viele Grüße
            AlAvo

            Edit: Hier noch ein Beispiel für solch einen Pass aus jener Zeit.
            War Mitglied der Lettischen Kriegsgräberfürsorge (Bralu Kapi Komiteja)

            Zirkus- und Schaustellerfamilie Renz sowie Lettland

            Reisenden zu folgen ist nicht einfach, um so mehr, wenn deren Wege mehr als zweihundert Jahre zurück liegen!


            Kommentar

            • Juergen
              Erfahrener Benutzer
              • 18.01.2007
              • 6118

              #7
              Hallo AlAvo,

              Danke für Deine Erörterung zum Thema Reisen ect. innerhalb der deutschen Länder.

              Über Landstreicherei las ich häufig Personenbeschreibungen in den Amtsblättern,
              auch über verlorengegangene Wanderbücher oder des Landes Verwiesene Personen.

              Übrigens, in Bitterfeld habe ich noch nicht angerufen, um zu klären ob für mich der
              Bestand "Reisepässe for Raguhn" überhaupt von Interesse sein kann.

              Schönes Stück "Dein" Reisepass, etwas klein, selbige Pässe werden auch bei "Epay" verkauft.
              So etwas werde ich sicher nicht aus Raguhn in Kopie auf dem Mormonen-Film finden, da die
              Pässe falls diese nicht eingezogen wurden bei der Person verblieb, welche den Reisepass gegen Gebühren beantragte.

              Viele Grüße
              Juergen

              Kommentar

              • AlAvo
                • 14.03.2008
                • 6176

                #8
                Hallo Jürgen,

                vielen Dank für Deine Rückmeldung.

                Bitte schön, ist doch gerne geschehen.

                Eine Anfrage bei den jeweiligen Stadt- Landes- oder Staatsarchiven kann nicht schaden. Ob solche Pässe bei den Mormonen vorliegen, entzieht sich meiner Kenntis.

                Die Pässe meiner Vorfahren sind sehr begehrt, damit läßt sich schön Schindluder betreiben, deshalb das kleine Format.


                Viele Grüße
                AlAvo
                War Mitglied der Lettischen Kriegsgräberfürsorge (Bralu Kapi Komiteja)

                Zirkus- und Schaustellerfamilie Renz sowie Lettland

                Reisenden zu folgen ist nicht einfach, um so mehr, wenn deren Wege mehr als zweihundert Jahre zurück liegen!


                Kommentar

                • gustl
                  Erfahrener Benutzer
                  • 25.08.2010
                  • 676

                  #9
                  Hallo Jürgen,

                  allzu schwer kann es nicht gewesen sein, von Anhalt xxx nach Berlin zu reisen oder sich dort anzusiedeln. Unsere Vorfahren hatten damit jedenfalls durch die Jahrhunderte keinerlei Schwierigkeiten, mit Ausnahme der Zeit nach 1806, als die Verträge alle neu ausgehandelt werden mussten. Danach gab es zwischen Preußen und Anhalt diverse Verträge, z.B. Zollverträge, die solche Reisen jederzeit möglich machten. Die Eisenbahnverbindung zwischen Berlin und Köthen muß auch ohne ständige Passkontrolle nutzbar gewesen sein, denn sonst wäre es nicht verständlich, dass in der 1848er Zeit angeblich 10 000 Menschen nach Köthen kommen konnten, um am Bahnhof revolutionäre Reden zu hören. Ich kann mir nicht vorstellen, dass alle erst durch eine Paßkontrolle mussten. Vielleicht galten Bahnhöfe allerdings als eine Art Transitgebiet, das müsste man versuchen herauszufinden.

                  Alles andere, was die Vorschreiber gemeldet haben, kann ich "empirisch" nachempfinden, denn eine größere Reisefreudigkeit entwickelten die Vorfahren erst nach 1871.

                  Beste Grüße
                  Cornelia

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