Konvertiten

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  • ClaudiaBW
    Erfahrener Benutzer
    • 25.10.2009
    • 436

    Konvertiten

    Hallo liebe Mitforscher,

    sicherlich hat der eine oder andere diesen Fall schon mal gehabt und kann mir da weiter helfen.

    Wenn ein Mensch, wegen einer Hochzeit oder auch aus anderen Gründen, konvertierte, also meinetwegen vorher Jude war und dann zum evangelischen Glauben übertrat, wo / wie wurde so etwas vermerkt?

    Wurde es überhaupt vermerkt oder tauchte dann nur irgendwo in den KB eine Erwachsenentaufe auf? Kurz vor einer Hochzeit beispielsweise?

    Freue mich auf eure Erfahrungen

    Vielen Dank und Grüßle
    Claudia
  • Karle
    Erfahrener Benutzer
    • 13.08.2009
    • 144

    #2
    Hallo Claudia,

    ein Fall aus jüngster Vergangenheit:

    Taufe 2 Monate nach der Geburt mit Taufschein (Evangelisch-Lutherisch)

    Dann fast 5 Jahre später:

    Eine Urkunde des evang. Kirchengemeinderats.

    Offensichtlich wurde ein Antrag zum Übertritt in die ev. Landeskirche Badens gestellt und genehmigt.

    "Nach entsprechender Unterweisung xy gewillt ist, sich am ev-kirchl. Gemeindeleben zu beteiligen, wird er hiermit als Mitglied in die Ev. Landeskirche Badens aufgenommen, worüber diese Urkunde ausgehändigt wird."
    Unterzeichner: 2 Namen und
    "Dienst-Stempel" Evang. Kirchengemeinderat.

    Alles in der gleichen Stadt.

    Kann mir also vorstellen, das nach dem festen Willen den Glauben zu wechseln eine Unterweisung folgte. (Bei den Katholiken war glaube ich sogar eine Wissensprüfung erfolgt).

    Dann wurde das Ganze in der Kirchengemeinde festgehalten.
    Auch der Staat wollte (wg. der Kirchensteuer) bestimmt ebenfalls informiert werden.

    Grüßle

    Karle

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    • Billet
      Erfahrener Benutzer
      • 21.01.2007
      • 1978

      #3
      Zu dieser Anfrage
      darf von Herrn v. Roy unter :

      angemerkt werden:

      Meine Erfahrungen erstrecken sich lediglich auf den norddeutschen und auf den ostdeutschen Raum sowie auf die Zeit von 1600 bis 1850: bei all den von mir beobachteten Erwachsenentaufen wurde in den katholischen bzw. evangelischen Kirchenbüchern stets das frühere Bekenntnis vermerkt. Auf den relativ seltenen Übertritt von Reformierten zu den mennonitischen Gemeinden oder von Katholiken zu den Polnischen Brüdern [Socinianern] soll hier nicht näher eingegangen werden.

      Freundliche Grüße vom Rhein
      Wappen-Billet.de
      M.d.WL.
      M.d.MWH.

      Kommentar

      • ClaudiaBW
        Erfahrener Benutzer
        • 25.10.2009
        • 436

        #4
        Wie ich gerade erfahren habe, hat die fragliche Ehe 1859 im heutigen Polen statt gefunden.

        Es wurde evangelisch geheiratet und alle Kinder (5 an der Zahl) wurden evangelisch getauft.

        Der Mädchenname der Braut war Hirschfeld, was einen jüdischen Hintergrund vermuten lassen könnte.

        Mal sehen, ich werde auch die Taufeinträge der Brautleute erhalten - in 4 Wochen etwa *seufz*. Dann werde ich wissen, ob die Braut konvertierte oder nicht.

        Ich danke euch für eure Einschätzungen!
        Zuletzt geändert von ClaudiaBW; 23.10.2012, 16:44.

        Kommentar

        • ClaudiaBW
          Erfahrener Benutzer
          • 25.10.2009
          • 436

          #5
          Eine Frage zu dir noch Karle:

          Die Person, die 2 Monate nach der Geburt evangelisch getauft wurde, bekam dann 5 Jahre später diese Aufnahmeurkunde?

          Was du da beschreibst, klingt doch dann eher noch Konfirmation oder verstehe ich da etwas falsch?

          Grüßle

          Kommentar

          • Karle
            Erfahrener Benutzer
            • 13.08.2009
            • 144

            #6
            Zitat von ClaudiaBW Beitrag anzeigen
            Eine Frage zu dir noch Karle:

            Die Person, die 2 Monate nach der Geburt evangelisch getauft wurde, bekam dann 5 Jahre später diese Aufnahmeurkunde?

            Was du da beschreibst, klingt doch dann eher noch Konfirmation oder verstehe ich da etwas falsch?

            Grüßle
            Hallo Claudia,

            Konfirmation? Rein rechnerisch unmöglich
            Lesefehler, nein. Daten sind so richtig.
            Und den Urkundentext habe ich ja zitiert.

            Ich bin auch ev., eine Konfirmationsurkunde sieht anders aus.

            Rein gedanklich: Möglicherweise war vielleicht auch zwischendrin ein Kirchenaustritt.

            Da die Familien-Seite zu den 'Bösen' gehört kann ich auch nicht nachfragen. Der Kopien-Fund war reiner Zufall.

            Aaaachja, die pucklige Verwandschaft

            Grüssle

            Karle

            Kommentar

            • ClaudiaBW
              Erfahrener Benutzer
              • 25.10.2009
              • 436

              #7
              Hmm, du hast natürlich recht. Eine Konfirmation mit 5 Jahren ist doch recht unwahrscheinlich .

              Aber ein Kirchenaustritt? Der Eltern mit Auswirkung auf das Kind? Schon komisch - rin inne Kartoffeln, raus ausse Kartoffeln.

              Scheint aber auf jeden Fall kein klassischer Konvertit zu sein *g*.

              Trotzdem danke für diese etwas rätselhafte Geschichte

              Zitat von Karle Beitrag anzeigen
              Hallo Claudia,

              Konfirmation? Rein rechnerisch unmöglich
              Lesefehler, nein. Daten sind so richtig.
              Und den Urkundentext habe ich ja zitiert.

              Ich bin auch ev., eine Konfirmationsurkunde sieht anders aus.

              Rein gedanklich: Möglicherweise war vielleicht auch zwischendrin ein Kirchenaustritt.

              Da die Familien-Seite zu den 'Bösen' gehört kann ich auch nicht nachfragen. Der Kopien-Fund war reiner Zufall.

              Aaaachja, die pucklige Verwandschaft

              Grüssle

              Karle

              Kommentar

              • arbophilus
                Erfahrener Benutzer
                • 27.03.2011
                • 1049

                #8
                Hallo Claudia,

                folgende Gedanken meinerseits dazu:

                - zu der Geschichte evangel.-luth. getauft und dann 5 Jahre später eine "Aufnahmebestätigung" der Badischen Landeskirche.
                Nach meinem Wissensstand ist die Badische Landeskirche eine unierte evang. Kirche (also uniert aus evang.-lutherisch und evang.-reformiert). Das sind zwar protestantische Feinheiten, aber es erscheint mir sehr wahrscheinlich, dass jemand , der evang.-lutherisch getauft wurde, dann nochmal extra in der (unierten) badischen Landeskirche formal aufgenommen wird.

                - bei einem Konvertieren von katholisch zu evangelisch oder andersherum (bzw. vergleichbar bei Methodisten, Orthodoxen usw --> alle die in der ACK (Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen) zusammenarbeiten) ist es (heute) nicht üblich, dass man erneut getauft wird. Im Gegenteil, diese "Wiedertaufe" ist geächtet. Das gilt allerdings mW nur für heute. Seit wann das so ist, weiß ich nicht. Möglicherweise kann dazu jemand mit mehr theologischem background etwas sagen - zB Cardamom).

                - aber wenn die Person vorher jüdisch war, wäre das ein richtiger "Kircheneintritt" und somit müsste es einen Taufeintrag geben.

                Vielleicht hilft Dir das ja schon?

                Viele Grüße!

                Mark
                .
                FN Bachofer (Bachhofer, Bachoffer) v.a. Botnang (Württ.), urspr. Oberdiessbach/Kant. Bern/CH
                Doh Feuerbach/Württ. - Schöller Botnang u. Raum Stuttgart - Matthes Sachsen u. Thüring. - Wehnert, Tauer, Stoye Sachsen u. Sachs.-Anhalt - Freye, Hotho Sachs.-Anhalt, Schlesien u. Posen - Zimmer, Joite Schlesien u. Posen - Koch, Fiege, Quast Süd-Nied.sachsen
                Dauersuche:
                Nachk. v. Heinrich Freye (*1874 Biere, oo1904 Kr.Hohensalza - A.I. Klingbeil) - Nachk. v. Opernsäng. Paul Schöller (+1953 Stuttgart)

                Kommentar

                • ClaudiaBW
                  Erfahrener Benutzer
                  • 25.10.2009
                  • 436

                  #9
                  Hallo Mark,

                  ja deine Erklärung zu der unierten Kirche erhellt diese merkwürdige Geschichte von Karle. Jetzt ist sie dann nicht mehr so rätselhalft .

                  Und auch die Erklärung dass es bei Konvertiten, die vom jüdischen Glauben kommen, eine Taufe geben muss ist nützlich.

                  Die Dame aus dem polnischen Archiv schrieb mir, sie hätte einen Taufeintrag der Johanne Hirschfeld. Nun bin ich ja mal gespannt, wann diese Taufe statt fand.

                  Ich danke euch nochmal

                  Kommentar

                  • Cardamom
                    Erfahrener Benutzer
                    • 15.07.2009
                    • 2089

                    #10
                    Hallo Claudia, hallo Mark,
                    mehr theologischer Background ist da gar nicht von Nöten; was Mark geschrieben hat, trifft es ja.
                    (Nur für die Detailverliebten: Weil der Wechsel vom jüdischen zum christlichen Glauben ein Religionswechsel ist, darum ist eine Taufe nötig; diese konstituiert auch den Kircheneintritt. Ein Wechsel unter christlichen Konfessionen benötigt keine Taufe, wie Mark richtig bemerkt hat, weil die Taufe gegenseitig anerkannt wird.)

                    Übrigens kann ich mich erinnern, daß es zum Teil "Konvertitenbücher" gibt, in denen vom Staat, nicht von der Kirche, die Personalien gesammelt wurden von Juden, die zum christlichen Glauben übergetreten sind. Das bezieht sich auf das 19. Jahrhundert; ich meine, ich habe das mehrmals bei den Mormonen verfilmt gesehen.

                    liebe Grüße
                    Cornelia

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                    • Rolf Stichling
                      Erfahrener Benutzer
                      • 21.06.2011
                      • 869

                      #11
                      Ein Beispiel für die Dokumentation eines Übertritts

                      Zitat von ClaudiaBW Beitrag anzeigen
                      Wenn ein Mensch ... zum evangelischen Glauben übertrat, wo / wie wurde so etwas vermerkt?
                      Wurde es überhaupt vermerkt oder tauchte dann nur irgendwo in den KB eine Erwachsenentaufe auf?
                      Ich habe nur den umgekehrten Fall. Da wurde der Übertritt zum katholischen Glauben im Kirchenbuch beurkundet.

                      Hier der Auszug aus meiner Familienchronik, in dem ich das Ereignis wiedergebe:

                      Christian Lawitzky (184) trat hier in Petschau zum katholischen Glauben über. Die Pfarrmatrikel von 1816 besagt:

                      "Das unter heutigem Dato den 13.Jänner 1816 Christian Lavitzky, Tuchscherer aus Kampern in Schlesien gebürtig, ehelichter Bürger aus Nr. 205 allhir, ehelicher Sohn des Christoph Lavitzky, Bauer aus Kampern, die evangelisch-protestantische Lehre verlassen, deswegen sich zur allgemein christkatholischen Kirche bekennt und diesengemäß zu leben und zu sterben beschworen hat, welches im Beysein des Herrn P. Adalbert Pichl, Pfarrer allhir, der ihn das Glaubensbekenntnis abgenommen und hinlänglich unterrichtet hat, und der unterstehenden Zeugen geschehen und bestättigt wird.

                      Pfarrey Petschau, den 13. Jänner 1816
                      Friedrich Wunderlich, Schönfärber als Zeuge.
                      Christoph Krause, Handelsmann als Zeuge.
                      A. Adalbert P i c h l ,
                      Parochus."
                      Herzliche Grüße und viel Erfolg bei der Suche nach den Ahnen.
                      :vorfahren:
                      Rolf Stichling

                      PS. Ich suche die Herkunft von

                      Tobias Stichling. Er erhielt als Gürtlermeister 1697 in Weimar das Bürgerrecht und stammt dem Bürgerbuch nach aus Erfurt.
                      In Erfurt gibt es aber so viele Stichlinge! Von welchem Zweig der Stichlinge in Erfurt mag mein Tobias abstammen?
                      1688 hat er seine Lehre als Gürtler in Erfurt beim Gürtlermeister Hucke begonnen. Jetzt suche ich die Eltern von Tobias.

                      Kommentar

                      • Eva64
                        Erfahrener Benutzer
                        • 08.07.2006
                        • 838

                        #12
                        Zitat von Karle Beitrag anzeigen
                        ein Fall aus jüngster Vergangenheit:

                        Taufe 2 Monate nach der Geburt mit Taufschein (Evangelisch-Lutherisch)

                        Dann fast 5 Jahre später:

                        Eine Urkunde des evang. Kirchengemeinderats.

                        Offensichtlich wurde ein Antrag zum Übertritt in die ev. Landeskirche Badens gestellt und genehmigt.

                        "Nach entsprechender Unterweisung xy gewillt ist, sich am ev-kirchl. Gemeindeleben zu beteiligen, wird er hiermit als Mitglied in die Ev. Landeskirche Badens aufgenommen, worüber diese Urkunde ausgehändigt wird."
                        Unterzeichner: 2 Namen und
                        "Dienst-Stempel" Evang. Kirchengemeinderat.

                        Alles in der gleichen Stadt.
                        Hallo Karle,

                        ich würde mal behaupten, dabei handelt es sich um eine Umpfarrung, die heutzutage formal abläuft. D.h. der/diejenige wohnt in der Stadt x will aber zur Kirchengemeinde y gehören. Man stellt bei der Wohnortgemeinde den Antrag und das geht dann per Info an den Kirchengemeinderat. Danach wird die Wunschgemeinde informiert und fertig. Da hier jetzt aber vermutlich von der Württembergischen in die Badische Landeskirche umgepfarrt wurde, gibt es auch noch eine Urkunde dazu , denn das ganze muss dann auch noch über den Oberkirchenrat gehen.

                        Grüßle
                        Eva

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                        • gki
                          Erfahrener Benutzer
                          • 18.01.2012
                          • 5087

                          #13
                          Hier noch ein Beispiel für eine Konversion (lutheranisch => katholisch):



                          (ungefähr in der Mitte, 29.12.)

                          Es handelt sich um den Totenbucheintrag eines dänischen(!) Tambours namen Martin Nelsen aus Kopenhagen in Pleinting / Niederbayern im Jahr 1707. Eine Anmerkung verrät daß dieser 14 Tage zuvor "ex Lutheranismo a Catholicam nostram religione transiverat".

                          Einen Eintrag im Taufbuch gibt es erwartungsgemäß nicht, der Pfarrer spricht auch explizit von einem Übertritt.
                          Gruß
                          gki

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