Stimmen die Altersangaben?

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  • trixi81
    Benutzer
    • 07.09.2012
    • 38

    Stimmen die Altersangaben?

    Quelle bzw. Art des Textes: Kichenbücher Heirats- oder Sterberegister
    Jahr, aus dem der Text stammt: 18. Jahrhundert
    Ort/Gegend der Text-Herkunft: Komotau / Böhmen


    Hallo,

    ich bin nicht sicher, ob ich in diesem Forum mit meiner Frage richtig bin.

    Ich betreibe Ahnenforschung mit Hilfe der veröffentlichten Kirchenbücher aus dem Online-Archive in Leitmeritz. (http://matriky.soalitomerice.cz/matriky_lite/). Immer wieder stoplere ich aber über "unpassende" Altersangaben in den Kirchenbüchern. Bei Hochzeiten oder Todesfällen ist manchmal das Alter der Brautläute bzw. der Verstorbenen angegeben. Wenn ich dann zurückrechne, und versuche den entsprechenden Geburtseintrag zu finden, lande ich meistens keine Treffer. Es gibt meist Einträge mit den gesuchten Namen "in der Nähe" der Jahreszahl, die es eigentlich sein müsste (rechnerisch) Manchmal sind es nur ein- bis zwei Jahre daneben, manchmal aber auch über 10 Jahr.

    Meine Frage lautet: Ist es wahrscheinlicher, dass die einfachen Leute damals ihr Geburtsdatum nicht genau kannten (oder der Pfarrer einfach nur was geschätzt hat), oder dass dann eben die Ortsangaben (Tochter des xxx aus xxx) NICHT auf den Geburtsort der betreffenden Person hinweisen?

    Wie kann ich dann sicher sein, dass der Geburtseintrag, den ich "ein paar Jahre daneben" gefunden habe, tatäschlich zu einem Vorfahren von mir gehört?

    Freue mich schon auf eure Antworten.

    Liebe Grüße,
    trixi81
  • henrywilh
    Erfahrener Benutzer
    • 13.04.2009
    • 11862

    #2
    Nach meiner Erfahrung und nach meinem Eindruck war es, vor allem beim Tod "einfacher" Leute oft so, dass derjenige, der die Sterbemeldung überbrachte, das Alter der/s Verstorbenen nur ungefähr wusste, und dass es dem Pfarrer ziemlich egal war. Er schrieb halt auf, was man ihm sagte.

    Zum Beispiel habe ich bei meinen Vorfahren einen Fall, wo sich jemand erhängt hatte und ein Gemeindearbeiter, der den Toten gefunden hatte, beim Pfarrer die Meldung machte. Er wusste nicht viel von dem Toten. So kam es, dass aufgeschrieben wurde: "Beruf unbekannt" - obwohl die Witwe mit mehreren Kindern nur wenige hundert Meter vom Todesort lebten. Sie wurden gar nicht erst gefragt!
    Schöne Grüße
    hnrywilhelm

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    • gudrun
      Erfahrener Benutzer
      • 30.01.2006
      • 3266

      #3
      Hallo Trixi,

      bei den Sterbeurkunden oder Sterbeeinträgen hat man oft nicht die genauen Jahreszahlen.
      Daher ist es da ganz gut, wenn man Geschwister und Kinder erforscht und da dann die richtige Zuordnung leichter treffen kann.
      Also nicht an den anscheinend nicht passenden Alter orentieren.

      Viele Grüße
      Gudrun

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      • Garfield
        Erfahrener Benutzer
        • 18.12.2006
        • 2216

        #4
        Hallo

        Schau mal hier, ich denke, das sollte deine Frage beantworten .
        Viele Grüsse von Garfield

        Kommentar

        • Hibbeln
          Erfahrener Benutzer
          • 12.04.2008
          • 469

          #5
          Hallo Trixi,

          Deine Frage berührt ein Thema, das bei Genealogen immer wieder mal in den Vordergrund gerückt wird. Ich habe da auch schon zahlreiche und bisweilen auch endlose Diskussionen erlebt. Eigentlich kann man diese Altersangaben zunächst immer nur als Hinweis auf ein mögliches Geburtsdatum nehmen. Durch weitere Recherchen schafft man es dann gelegentlich das richtige Datum zu ermitteln. Diese Altersangaben tauchen in der Regel ja nur bei der Heirat und beim Sterbeeintrag auf. In kleineren Orten stellt man dann oft fest, daß die Altersangaben durch Rückrechnung sowohl bei der Heirat als auch beim Sterbeeintrag fehlerhaft sind, weil man durch Rückrechnung zu verschiedenen Geburtsdaten kommt. Völlig unverständlich wird es dann noch, wenn sogar der richtige Geburtseintrag auch in diesem Kirchenbuch steht. Warum dann der Pfarrer nicht nachgeschaut hat ist mir völlig schleierhaft.

          Dieter

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          • Carmen1452
            Erfahrener Benutzer
            • 02.07.2012
            • 2672

            #6
            Hi,

            also ich habe festgestellt das die Angaben mitte des 19 Jahrhundert ungenauer werden. Danach hat man in Traueinträgen sogar manchmal das genau Geburtsdatum eingetragen. Von einem Mittarbeiter im Archiv habe ich auch gehört das man mit 3 Jahren abweichung eigentlich immer rechnen muss. Aber 10 Jahre ist mir jetzt neu habe ich noch nicht erlebt. Ich habe selber gerade einen Fall wo ich einen Taufeintrag online suche bei matricula-online. Ich habe nur die Angaben vom Sterbeintrag. Bis jetzt habe ich nur nach drei Jahren abweichung geschaut. Aber vielleicht schaue ich noch mal genauer nach. Muss sagen ich suche in Niederösterreich und da wurden Kirchenbücher ja noch bis 1939 geführt.

            Mfg Carmen
            Mfg Carmen

            habe nach langer Zeit wieder angefangen zu forschen. Meine aktuellen Gebiete Ruhrgebiet und Ostwestfalen.

            Kommentar

            • Silke Schieske
              Erfahrener Benutzer
              • 02.11.2009
              • 4493

              #7
              Hallo Trixi,

              Ich hatte letztens erst einige Einträge in Kirchenbüchern, das wurden die Brautleute mit dem Alter "im 30. Lebensjahr" angegeben. Hinterher fand ich heraus das sie bei der Heirat 22 und er 26 Jahre alt war.
              Obwohl ich sagen muss, in vielen KB in denen ich bisher gesucht habe, standen oftmals auch die Geburtsdaten der jenigen bei. Dabei war es egal ob dieses bei der Heirat oder bei Sterbefällen war.

              LG Silke

              Wir haben alle was gemeinsam.
              Wir sind hier alle auf der Suche, können nicht hellsehen und müssen zwischendurch auch mal Essen und Schlafen.
              Wir haben alle was gemeinsam.
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              Kommentar

              • uwe-tbb
                Erfahrener Benutzer
                • 06.07.2010
                • 2862

                #8
                Hallo Trixi81,

                ich habe schon oft die Erfahrung gemacht, dass das Alter um einige Jahre nicht gestimmt hat. Bei einer meiner weiblichen Vorfahren stand in der Sterbeurkunde 90 Jahre. Laut Taufregister war die Vorfahrin jedoch erst 83 Jahre alt.

                Bei einer Heiratsurkunde stimmte ebenfalls die Altersangabe um 5 Jahre nicht überein. Der Taufeintrag und die Sterbeurkunde stimmten in der Alterangabe wieder überein.

                Viele Grüße

                Uwe

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                • puuscheule
                  Erfahrener Benutzer
                  • 07.01.2011
                  • 413

                  #9
                  Hallo,

                  bezüglich der Ortsangaben in den KB von Gleiwitz habe ich festgestellt, daß die Herkunftsangaben von ortsfremden Eltern bei den Taufen fehlen.

                  Ich habe aus diesem Grund schon einmal die Eltern der Cousine statt der direkten Vorfahren notiert. Zum Glück habe ich alle Kinder gesucht, irgendwann war die Mutter unwahrscheinlich jung, 14 Jahre. Die richtigen Eltern hat ein Freund in einem Nachbardorf gefunden.

                  In der ersten Hälfte des 18 Jh. liest man bei den Beerdigungen oft 99 Jahre, 100 Jahre und mehr. Das ist für die Statistik zu häufig, und heißt vermutlich nur "sehr alt".

                  Bei den Hochzeiten Ende des 18 Jh. hat die Altersangabe meist bis auf +- 1 Jahr gestimmt.
                  Wenn das Alter nicht richtig war, gab es plausible Gründe für eine Verwechslung z.B die Braut war älter und die Altersangaben waren vertauscht, oder es war die Altersangabe für die Schwester der Braut. Wenn zwischen den Brautleuten ein sehr großer Altersunterschied war (14 Jahre und mehr), wurden die Altersangaben schon mal geschönt.

                  Bei den Herkunftsangaben im allgemeinen ist es wohl manchmal der letzte Wohnort oder der Geburtsort. Wenn man Glück hat steht "gebürtig aus ..." oder "zuletzt wohnhaft .."

                  Bei den Taufen in Böhmen 2. Hälfte 19 Jh war es der Wohnort, bei den verstorbenen Großeltern der letzte Wohnort.
                  Gruß, Puuscheule

                  Auf der Spurensuche?
                  Trautenau, Kólin,
                  Gleiwitz,
                  Munkatsch - Munkács - Mukačevo - Mukatschewe - Мукачеве

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                  • thoemforscher

                    #10
                    Hallo Trixi,
                    hallo Mitstreiter,

                    unter meinen Ahnen habe ich viele, die ihr genaues Geburtsdatum nicht kannten, einige kannten ihren Familiennamen nicht, da sie Findelkinder waren und, noch ganz zeitnah, kannte meine Ur-Ur-Großmutter z.B. ihren genauen Geburtsort und ihr Alter nicht mehr.

                    Ein Klassiker dieser Problematik ist z.B. Martin Luther.
                    Dieser, bzw. seine Mutter, kannte das genaue Geburtsdatum nicht mehr.
                    Sie hat es schlicht vergessen, da zu jener Zeit der Namenstag, nicht der Geburtstag, wichtiger war.

                    Ein Hauptproblem war natürlich, dass nicht wenige weder lesen, schreiben oder gar rechnen konnten. Somit vielen sie in eine große Abhängigkeit, was andere für sie erledigten; meist wandten sie sich dabei an den Pastor, als Unterschrift wurde oftmals (z.B. bei Bauern) eine sgn. *Haus- u. Hofmarke* gesetzt.

                    Ferner darf man nicht vergessen, dass sich die Menschen um ihr Tagwerk mühen mussten.
                    Die wenige, verbleibende, Freizeit wurde schlichtweg nicht mit der Familiengeschichte verschwendet; wobei, Ausnahmen gab es natürlich, ganz ohne Frage.

                    Da in meiner Familie sehr viele Bauern (Hufner, Stavener, Colonisten) waren, kann ich die Altersstrukturen relativ gut einschätzen:


                    1. so gab es im Hzgt. Schleswig eine Zeit, in der das Heiratsalter von Hufnersöhnen auf 30-35 Jahre festgelegt war
                    2. die Hofübernahme mind. die *Großjährigkeit* voraussetzte
                    3. die *Wehrfähigkeit* mit 14 Jahren festgesetzt war
                    4. ein Theologiestudium z.B. ca. 8-10 Jahre umfasst

                    Ergänzende Unterlagen, wie z.B. Schuld- u. Pfandprotokolle, Erdbücher usw. ergänzen die *Alters*-annahmen/-einschätzungen.

                    LG. von der Kieler-Förde
                    Roland-thoemforscher

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