Bigamie im anfängl. 18.Jhrt möglich?

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  • smashy
    Erfahrener Benutzer
    • 12.12.2008
    • 544

    Bigamie im anfängl. 18.Jhrt möglich?

    Hallo zusammen,

    ich hab hier einen merkwürdigen Fall.

    Ich hab zwei Ehen eines Vinzenz Wagner - Beruf: Schneider und Soldat (Tambour)

    04.07.1715 in Krauchenwies mit Anna Rosina Lauterbach
    keine Herkunftsangaben von beiden
    - ein illegitimes Kind in Gruol (bei Haigerlich) * 25.01.1715
    - ein weiteres Kind in Krauchenwies * 1716

    Gruol bei Haigerloch ist die Herkunft des Vaters.

    Zweite Ehe 28.06.1728 in Aach-Linz (Pfullendorf) mit Maria Christina Lotzer von Rengetsweiler
    bei ihm keine Herkunftsangabe und kein Witwerstand eingetragen.
    Im Verhörprotokoll der Grafschaft Sigmaringen wird behandelt, daß er sich mit zwei Cousinen vor der Ehe fleischlich vermischt hatte und ist des Landes verwiesen worden. Das paßt zur Heirat in Aach-Linz mit einer der beiden Cousinen.

    Kinder mit Christina Lotzer aus Rengetsweiler
    - illegitimes Kind Taufe am 30.12.1728 in Rengetsweiler
    - nächstes Kind Taufe am 21.08.1729 in Rengetsweiler
    Bei den zwei Kindstaufen in Rengetsweiler wird er als milites=Soldat bezeichnet und es sollte der gleiche Vinzenz Wagner sein, wie in oberster Ehe.

    Aber, jetzt kommts:

    Seine erste Frau hieß ja Anna Rosina Lauterbach oo 1715

    Im Jahre 1719 heiratet eine Rosina Lauterbach vidua den Balthasar Braun in Leibertingen !
    Es steht hier auch keine Herkunft von ihr dabei. Eine erste Ehe oder Kindstaufen von ihr konnte ich in Leibertingen nicht finden. Also, muß sie wohl wo anders geheiratet haben. Es sollte sich hier um eine andere Rosina Lauterbach handeln oder?

    Der Name Rosina Lauterbach läßt vermuten, daß es sich doch um die gleiche Person handeln könnte. Hätte sie Maria Müller geheißen, wäre mir das nie aufgefallen.

    Da aber zum Zeitpunkt ihrer angeblichen zweiten Ehe 1719 ihr erster Ehemann noch lebte (Kinder von ihm 1728, 1729) müßte man doch getrost davon ausgehen, daß es zwei verschiedene Frauen waren?

    Vinzenz Wagner hatte ja ein sehr "schwieriges" Leben - von vier bekannten Kind sind zwei illegitim gezeugt worden, incl. er selbst, sodaß sie von ihm nichts mehr wißen wollte und ist vielleicht sogar abgehauen? Falls es möglich gewesen wäre, daß im 18.Jhrt eine Ehe annulliert werden konnte, wäre dies eine Erklärung warum sie 1719 als Witwe bezeichnet wurde. Es war ihr vielleicht zu peinlich und sagte dann zu ihrem Familienstand zu dem fremnden Pfarrer "ich bin Witwe" und im fremden Ort.

    Ist das denkbar, daß Ehen annulliert worden sind? Sonst wäre es ja von der Lauterbach-Dame Bigamie gewesen, wenn es die gleiche Person war. Rosina stirbt in Leibertingen 1735 ohne weitere persönliche Angaben als Witwe.
    Diesmal stimmt es, ihr Mann Balthasar Braun stirbt 1730.

    Ich muß noch herausfinden, zu welcher Grafschaft der Ort Leibertingen gehört. Vermutlich war das die Herrschaft Fürstenberg. Dann könnte ich dort bei den Amtsverhörprotokollen evtl. etwas zu ihrer Heirat 1719 in Leibertingen finden. Mehr Möglichkeiten, da an Informationen zu kommen, weiß ich leider nicht, ihr vielleicht?

    Viele Grüße,
    Daniel (Oswald
    Namen+(Orte):
    Koch (Langenbach), Lauterbach (Wüschheim), Clemens (Wuppertal), Schwan (Gehweiler), Delzepich (Würselen), Delsupexhe (Belgien), Rüttgers (Würselen), Krauthausen (Arnoldsweiler?), Lüth (Aachen), von Polheim und von der Burg (Lennep), Braun (Aachen)
    Oswald (Sigmaringen), Fitz (Waldburg), Bentele und Stadler (Wasserburg a.B.), Wetzler (Wasserburg a.B.), Hutschneider (Neukirch a.B.), Freudigmann und Roggenstein (Hohenstein), Heinrich (Aichelau), Heinzelmann (Pfronstetten)
  • sternap
    Erfahrener Benutzer
    • 25.04.2011
    • 4070

    #2
    es war ohne bigamie und ohne verwitwung möglich, zwei ehen zu haben. einen solchen fall haben wir im ahnenbaum.
    möglich war es, wenn die erste ehe mit einer nicht katholikin geschlossen war und deshalb von der katholischen kirche nicht als ehe anerkannt wurde. hielt sich der vormals in anderer religion in anderer region verheiratete in einem gebiet auf, in der es nur die katholische kirchliche heirat gab und diese amtlich als eheschliessungsakt galt, war er zwar nach papier der anderen kirchlichen regionalen gesetzgebung verheiratet, aber nach örtlichem recht doch noch nie, und annulieren lassen konnte man das was nicht anerkannt wurde ja auch nicht.
    ein ganz und gar komplizierter fall.


    ähnlich ist es in der gegenwart oft mit muslimen. sie sind nach islamischem recht daheim verehelicht, nach hiesigem ledig, und können eine deutsche frau rechtmässig ehelichen.
    Zuletzt geändert von sternap; 01.07.2011, 17:34.
    freundliche grüße
    sternap
    ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
    wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




    Kommentar

    • smashy
      Erfahrener Benutzer
      • 12.12.2008
      • 544

      #3
      Hallo sternap,

      das wäre durchaus möglich und ein guter Hinweis - vielen Dank.

      Nur, der Pfarrer, der die beiden in ihrer ersten Ehe verheiratete (Vinzenz Wagner & Rosina Lauterbach) hätte es mit 100%iger Sicherheit im Heiratseintrag erwähnt, daß sie "acatholica" ist - meines Erachtens. Leider steht da überhaupt nichts dabei. Da stehen nur die Brautleute, die Zeugen, Datum und der Zusatz unter "Locus=Ort: milites suevici ..." in Tabellenform.

      Viele Grüße,
      Daniel
      Namen+(Orte):
      Koch (Langenbach), Lauterbach (Wüschheim), Clemens (Wuppertal), Schwan (Gehweiler), Delzepich (Würselen), Delsupexhe (Belgien), Rüttgers (Würselen), Krauthausen (Arnoldsweiler?), Lüth (Aachen), von Polheim und von der Burg (Lennep), Braun (Aachen)
      Oswald (Sigmaringen), Fitz (Waldburg), Bentele und Stadler (Wasserburg a.B.), Wetzler (Wasserburg a.B.), Hutschneider (Neukirch a.B.), Freudigmann und Roggenstein (Hohenstein), Heinrich (Aichelau), Heinzelmann (Pfronstetten)

      Kommentar

      • Johannes v.W.
        Erfahrener Benutzer
        • 02.05.2008
        • 1149

        #4
        Spannend, spannend...
        Der Vinzenz war wohl ein ziemlicher Hallodri.

        Viele Grüße
        Johannes
        Dergleichen [genealogische] Nachrichten gereichen nicht nur denen Interessenten selbst, sondern auch anderen kuriosen Personen zu einem an sich unschuldigen Vergnügen; ja, sie haben gar oft in dem gemeinen Leben und bei besonderen Gelegenheiten ihren vielfältigen Nutzen. Johann Jakob Moser, 1752

        Kommentar

        • smashy
          Erfahrener Benutzer
          • 12.12.2008
          • 544

          #5
          Zitat von Johannes v.W. Beitrag anzeigen
          Spannend, spannend...
          Der Vinzenz war wohl ein ziemlicher Hallodri.

          Viele Grüße
          Johannes
          yep - den Eindruck hab ich allerdings auch - vielleicht ist ihm ja seine Frau "deswegen" weg gelaufen, da sie es mit ihm nicht ausgehalten hat. Sowas hatte ich schonmal in ganz alten Amtsprotokollen gelesen.

          Grüße,
          Daniel
          Namen+(Orte):
          Koch (Langenbach), Lauterbach (Wüschheim), Clemens (Wuppertal), Schwan (Gehweiler), Delzepich (Würselen), Delsupexhe (Belgien), Rüttgers (Würselen), Krauthausen (Arnoldsweiler?), Lüth (Aachen), von Polheim und von der Burg (Lennep), Braun (Aachen)
          Oswald (Sigmaringen), Fitz (Waldburg), Bentele und Stadler (Wasserburg a.B.), Wetzler (Wasserburg a.B.), Hutschneider (Neukirch a.B.), Freudigmann und Roggenstein (Hohenstein), Heinrich (Aichelau), Heinzelmann (Pfronstetten)

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