Eheliebste?

[AnNo]

Hallo,

habt ihr in den Kirchenbüchern schon mal die Bezeichung "Eheliebste" gefunden?

Ich hab hier gleich zwei:
"Eva Wagnerin, Jacob Wagners, Zeichenschlägers alhier, Eheliebste" und
"Fr. Anna Sophia, Tit. Herrn Andreas Kretzschmers, Reitenden Försters alhier, Eheliebste"

Wir schreiben das Jahr 1714/15. Zumindest die erste muss doch die Ehefrau sein, oder? Ich meine, wilde Ehen mag es ja gegeben haben, aber bestimmt nicht schriftlich von der Kirche beglaubigte. Oder war das damals eine nette Bezeichnung für Ehefrauen? In allen anderen Einträgen steht immer nur "Eheweib".

LG Angela

[Gastonian]

Hallo Angela:

Den Ausdruck habe ich schon oft in den Kirchenbüchern Nordhessens im 17. und 18. Jahrhundert angetroffen - ist gleichbedeutend mit "Ehefrau".

VG

--Carl-Henry

[AnNo]

Hallo Carl-Henry,

ah, interessant! Dann kannten die den Ausdruck auch in Sachsen. Mich wundert nur, dass der Pfarrer einmal "Eheweib" schreibt und einmal "Eheliebste", im gleichen Eintrag. Klingt fast, als würde er Sympathiepunkte vergeben.

LG Angela

[Anna Sara Weingart]

... Klingt fast, als würde er Sympathiepunkte vergeben ...

Ja, das sehe ich auch so.

Man kann auch mal betonen, wenn Menschen besonders lieb (und christlich) sind

[AnNo]

Ja, das sehe ich auch so.

Man kann auch mal betonen, wenn Menschen besonders lieb (und christlich) sind

Vielleicht hatte er ja auch selbst ein Auge auf ein paar Eheliebste geworfen.

[consanguineus]

ist gleichbedeutend mit "Ehefrau".

Technisch gesehen ja. Aber die Frau eines Bauern oder einfachen Handwerkers würde man nicht als "Eheliebste" tituliert haben. Das blieb den Frauen etwas höherer Stände vorbehalten. Etwa der Gemahlin des Herrn Pastor.

Viele Grüße
consanguineus

[AnNo]

Technisch gesehen ja. Aber die Frau eines Bauern oder einfachen Handwerkers würde man nicht als "Eheliebste" tituliert haben. Das blieb den Frauen etwas höherer Stände vorbehalten. Etwa der Gemahlin des Herrn Pastor.

Viele Grüße
consanguineus

Hallo consanguineus,

waren Zeichenschläger (das waren die Aufseher der Waldarbeiter) und Reitende Förster höhere Stände?

LG Angela

[consanguineus]

Hallo Angela,

Zeichenschläger kann ich nicht beurteilen. Einen Reitenden Förster würde ich schon als "etwas gehobenen Stand" bezeichnen. Vorgesetzter der Gehenden Förster. Also jemand, den man im Gegensatz zur gewöhnlichen Dorfbevölkerung mit "Herr" tituliert. Wie den Pastor, den Amtmann oder den Arrendator.

Viele Grüße
consanguineus