Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939 - hat jmd Erfahrung mit dieser Quelle?

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  • Geschichtensucher
    Erfahrener Benutzer
    • 03.09.2021
    • 1059

    Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939 - hat jmd Erfahrung mit dieser Quelle?

    Liebe Mitforscher, ich habe mit bei myherixxxx mal alle Stammbäume zu meinem Geburtsort und dem meines Vaters angeguckt. Dabei wurden mir aus der oben genannten Quelle 3 Familien des väterlichen Dorfes genannt. In der Erklärung der Quelle finde ich folgenden Hinweis:

    "Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

    Diese Sammlung enthält die Namen aller Personen, die in der deutschen Volkszählung von 1939 aufgeführt sind und in einem Haushalt lebten, in dem mindestens eine Person im Haushalt einen jüdischen Großelternteil hatte. Viele dieser Menschen wurden im Holocaust getötet und diese Volkszählung ist die letzte schriftliche Spur von ihnen. Diese etwa 410.000 Personen stammen von den Ergänzungszählungskarten, die den jüdischen Hintergrund jeder Person aufzeichneten. Die aufgelisteten Informationen können umfassen: Name, Mädchenname, Geburtsdatum, Geburtsort, Wohnort, Todesdatum, Todesort, Ort der Inhaftierung, Abschiebung oder Auswanderung und ob sie ein Holocaustopfer waren. Einige dieser Informationen stammen von den ursprünglichen Volkszählungskarten, und einige dieser Informationen wurden viel später recherchiert und kommentiert."


    Interessanterweise handelt es sich bei den 3 Familien um Leute, von denen im Dorf nicht bekannt war, dass sie jüdischer Abstammung wären; sie blieben offenbar unbehelligt und überlebten die NS-Zeit. Eine der Familien ist die des evangelischen Pfarrers.

    Wie ist dieser Widerspruch zu erklären? Habt ihr eigene Erfahrung mit dieser Quelle?

    LG Iris


    Beste Grüße, Iris
  • Svenja
    Erfahrener Benutzer
    • 07.01.2007
    • 5123

    #2
    Hallo Iris

    In der Minderheiten-Volkszählung wurden nicht nur jüdische Personen registriert. Diejenigen, die als jüdisch galten, kann man auch bei Mapping the Lives finden. Die Angaben über Deportation(en), Ort der Inhaftierung, Abschiebung oder Auswanderung bei Mapping the Lives stammen aus anderen Quellen. Gerade ist mir zum Beispiel aufgefallen, dass bei Juden aus München offenbar auch die späteren Adressen ergänzt wurden, vermutlich aus dem "Biografischen Gedenkbuch der Münchner Juden". Zudem wurden auch Dokumente aus den Arolsen Archives Online verlinkt, allerdings nicht die Sterbeurkunden oder Nachlassdokumente.



    Diese Sammlung enthält die Namen aller Personen, die in der deutschen Volkszählung von 1939 aufgeführt sind und in einem Haushalt lebten, in dem mindestens eine Person im Haushalt einen jüdischen Großelternteil hatte.
    Das sagt ja schon aus, dass auch Personen gelistet wurden, die selber nicht jüdisch waren bzw. nicht als solche galten, aber im selben Haushalt mit einer Person lebten, die als jüdisch galt.

    Gruss
    Svenja
    Zuletzt geändert von Svenja; 31.03.2025, 16:04.
    Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
    https://iten-genealogie.jimdofree.com/

    Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

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    • Geschichtensucher
      Erfahrener Benutzer
      • 03.09.2021
      • 1059

      #3
      Danke Svenja, nun muss man über "Haushalt" nachdenken. Eine innewohnende Großmutter oder die Haushälterin oder wer? Die hier genannten Familien wurden mit allen Mitgliedern aufgeführt und bestehen nur aus der Kernfamilie Vater Mutter Kinder. Es bleibt unklar.

      Beste Grüße, Iris

      Kommentar

      • Svenja
        Erfahrener Benutzer
        • 07.01.2007
        • 5123

        #4
        Hallo Iris

        Bist du sicher, dass kein Grosselternteil des Vaters oder der Mutter jüdisch war, bzw. nach den Regeln der Nazis als jüdisch galt?
        Bist du sicher, dass diese drei Familien keine Angestellten/Bediensteten hatten, die jüdisch waren bzw. als jüdisch galten?

        Gruss
        Svenja
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        • eifeler
          Erfahrener Benutzer
          • 15.07.2011
          • 1361

          #5
          Guten Abend,

          "Haushalt" ist (juristisch) definiert, "eine Wohn- und Wirtschaftsgemeinschaft einer oder mehrerer Personen. Das Zusammenleben der Personen kann durch Ehe, Partnerschaft oder durch Verwandtschaftsverhältnisse begründet sein."
          Die "Haushälterin" gehört nicht dazu, sie ist eine Angestellte der "Wirtschaftsgemeinschaft".

          Gruß
          Der Eifeler

          Kommentar

          • Geschichtensucher
            Erfahrener Benutzer
            • 03.09.2021
            • 1059

            #6
            Hallo Svenja, ich weiß soviel, dass keine Großeltern im Haushalt lebten und zwei der Familien auf jeden Fall keine Hausangestellten hatten, beim Pfarrer bin ich mir nicht sicher, jedoch ist nur die Kernfamilie in der Minderheitenvolkszählung aufgeführt.
            Danke, eifeler, für die Haushaltsdefinition.
            LG
            Beste Grüße, Iris

            Kommentar

            • Svenja
              Erfahrener Benutzer
              • 07.01.2007
              • 5123

              #7
              Hallo Iris

              Ob die Grosseltern mit im Haushalt lebten oder nicht oder ob sie überhaupt noch am Leben waren, spielte damals keine Rolle bei der Frage, ob man als jüdisch galt oder nicht. Aber falls tatsächlich ein Grosselternteil jüdisch war oder als jüdisch galt, dann müsste dieser Grosselternteil auch in dieser Volkszählung auftauchen. Ausser er oder sie sei vor dem Mai 1939 gestorben oder ausgewandert.

              Gruss
              Svenja
              Zuletzt geändert von Svenja; 31.03.2025, 23:14.
              Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
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              • chickenrun
                Erfahrener Benutzer
                • 03.12.2024
                • 167

                #8
                Zitat von eifeler Beitrag anzeigen
                "Haushalt" ist (juristisch) definiert, "eine Wohn- und Wirtschaftsgemeinschaft einer oder mehrerer Personen. Das Zusammenleben der Personen kann durch Ehe, Partnerschaft oder durch Verwandtschaftsverhältnisse begründet sein."
                Die "Haushälterin" gehört nicht dazu, sie ist eine Angestellte der "Wirtschaftsgemeinschaft".
                Ich glaube, der Begriff "Haushalt" war damals weiter gefasst. Zur sog. "Haushaltung" gehörten damals durchaus Hausgehilfen, Mägde, Untermieter usw., die zum Beispiel (siehe Anhang) bei einer Volkszählung in Preußen 1938 auf einer Ergänzungskarte ebenfalls erfasst wurden, undzwar inclusive ihrer "rassischen Abstammung".

                Bei der Minderheiten-Zählung von 1939 ging es den Nazis doch erstrecht darum, jeden auch nur irgendwie jüdischer Abstammung aufzustöbern und zu erfassen... Auch die Beherbergung und Beschäftigung von Juden war nicht wohlgelitten, gelinde gesagt.

                Auf diese Weise könnten Deine Vorfahren, wenn tatsächlich nicht jüdischer Abstammung, bei der Minderheiten-Zählung 1939 erfasst worden sein.
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