Hausbau 16-18. Jhd. - oder: wozu irgendwas dokumentieren; es ist ja nur ein Haus?

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  • Leberecht
    Erfahrener Benutzer
    • 15.03.2009
    • 519

    Hausbau 16-18. Jhd. - oder: wozu irgendwas dokumentieren; es ist ja nur ein Haus?

    Liebe Mitforscher,


    allgemeine Frage in die Runde an die, die sich damit beschäftigt haben: ist es bei euch auch so, dass Hausbauten fast gar nicht dokumentiert worden sind?


    In meinem Suchbereich (Sachsen, 16.-18. Jhd.) ist es zum Teil(!) schwierig herauszubekommen, wann denn mal ein Haus gebaut wurde. Ich habe einige Ahnen mit sog. "Gärtnerstellen", also Arbeiter/Angestellte etc. mit kleinem "Garten" von 0,3-1 Hektar. Die Häuser von damals stehen manchmal heute noch als kleinere Land-/Bauernhäuser. Und da ist man ja neugierig, wie die Hausgeschichte ablief.

    Manchmal gibt es Dokumente, wann das Haus gebaut wurde - meistens aber: Fehlanzeige.


    Die Situation, die am meisten auftritt:

    Irgendann baute um 1700 das Haus ein Vorfahre aber wann er es gebaut hat, wieviel es gekostet hat, wer der vorherige Landbesitzer war: völlig unklar. 10 Jahre davor taucht der Wohnplatz in den Steuerlisten nicht auf. Oder (minimalst besser, aber nicht sehr): Vorfahre kauft 1702 ein Haus, dass 1699 laut Steuerliste noch nicht stand. Wer hat es wann gebaut? Keine Infos.



    Jetzt kann man das Ganze auf verlorengegangene Dokumente, mangelhafte Recherche (ja, so selbstkritisch muss man sein) oder andere Punkte schieben, nur: inzwischen habe ich gefühlt schon x-mal diesen Fall gehabt. Kirchensteuerlisten, Gerichtsbücher, Konsensbücher; alles da, oftmals digitalisiert - und gefühlt überall tauchen die Häuser aus dem Nichts auf, die ein paar Jahre früher gebaut worden sind.


    Habt ihr ähnliche oder vielleicht komplett konträre Erfahrungen?



    Gruß
    Leberecht
    Zuletzt geändert von Leberecht; 20.08.2023, 21:46.
  • nav
    Erfahrener Benutzer
    • 30.03.2014
    • 767

    #2
    In einem - vermutlich eher ungewöhnlichen Fall - existieren noch Fragmente des Hauses, das die Schwester eines Vorfahren mit ihrem Mann wenige Jahre nach ihrer Heirat 1709 erbaut hat. Datieren ließ sich das erst in den letzten Jahren durch die Entnahme einer Holzprobe. Der von außen sichtbare Bau, der Teile des Urbaus damals miteinbezogen hat, stammt (das ist schon seit Jahrzehnten so bekannt) von 1797.

    In einem anderen Fall gibt es ein Dokument darüber, dass ein Vorfahre 1696 (wenn ich das richtig im Kopf habe) ein neues Haus gebaut hat. Das hat das Kloster dokumentiert, das den Hof besaß. Unter anderem um zu bestimmen, woher die Baumaterialien kommen sollen und wer für diese aufzukommen hat.
    Den Hof gab es schon lange vorher. Wie lang das damals erbaute Haus stand, weiß ich allerdings nicht.

    Das sind so zwei Beispiele, die mir spontan einfallen.

    Nico

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    • Benjamin16
      Erfahrener Benutzer
      • 26.08.2018
      • 1255

      #3
      Zitat von nav Beitrag anzeigen
      Datieren ließ sich das erst in den letzten Jahren durch die Entnahme einer Holzprobe.
      Hallo Nico,

      darf ich nachfragen, wo du/ihr die Holzprobe habt untersuchen lassen und wie viel das gekostet hat? Ich hatte so etwas zufälligerweise letzte Woche auch mal in meinen Gedanken gehabt als ich über die Möglichkeit sinniert habe, mehr über ein altes Haus herauszufinden.

      Danke und LG
      Benjamin

      Kommentar

      • nav
        Erfahrener Benutzer
        • 30.03.2014
        • 767

        #4
        Zitat von Benjamin16 Beitrag anzeigen
        darf ich nachfragen, wo du/ihr die Holzprobe habt untersuchen lassen und wie viel das gekostet hat? Ich hatte so etwas zufälligerweise letzte Woche auch mal in meinen Gedanken gehabt als ich über die Möglichkeit sinniert habe, mehr über ein altes Haus herauszufinden.
        Ich war selbst nicht involviert, also kann ich über die Details nicht viel sagen.

        Es handelt sich um die "bauKULTURstelle Dingden". Das Haus wurde bereits 2007 unter Denkmalschutz gestellt. Der örtliche Dorfentwicklungsverein hat das Haus 2019 erworben. Die Gesamtkosten für Umbau etc. auf dem Weg zu einem der Öffentlichkeit zugänglichen Objekt sollten laut einer Machbarkeitsstudie etwa 1.000.000 € betragen, wie viel es am Ende tatsächlich gekostet hat, weiß ich nicht. Finanziert wurde das ganze wohl zum Großteil aus öffentlichen Fördergeldern.

        Vor den Umbauarbeiten gab es noch eine bauhistorische Untersuchung durch das Bauforschungsteam des LVR. Hier kann ich zu den Kosten nichts finden.
        Durch dieses Team ist überhaupt erst ans Licht gekommen, dass noch Teile des Urbaus von 1709 erhalten sind. Vorher wusste man nur vom 1797er-Bau. Diesen unscheinbaren Hausteil, der auf den ersten Blick nicht alt wirkt, aber eben im Kern 300 Jahre alte Holzbalken enthält, wollte man ursprünglich sogar gar nicht behalten.

        Nico

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        • TükkersMitÜ
          Erfahrener Benutzer
          • 11.11.2015
          • 359

          #5
          Hallo Leberecht,

          ich weiß nicht, ob es sowas in deiner Region gibt, aber im Lippischen wurde zum Teil festgehalten, wer Richtfest gehalten hat und deshalb eine Abgabe zahlen musste. Damit könnte man zumindest Bauherr und Erbauungsjahr feststellen.

          Viele Grüße
          Annika
          Eheschließung Philipp Frommel und Maria Catharina Storr um 1800 im Raum Niederwörresbach/Herrstein und Umgebung
          Familie Kunde in Pollnow Krs. Schlawe
          Schäfer(?) Gottfried Wesenig o.ä. aus Bukow (Groß Jehser) und Umgebung
          Pächter Johann George Schimkönig, angeblich aus Lübben, + zwischen 1760 und 1767, zuletzt in Pritzen nachgewiesen

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          • hessischesteirerin
            Erfahrener Benutzer
            • 08.06.2019
            • 1556

            #6
            ich bin gerade in der Endphase einer Häuserchronik meines Heimatortes.

            Hausbauten wurden bei uns in Hessen-Nassau in den Stockbüchern erfasst, aber dies war eine Ausnahme, ich weiß, dass es diese sonst nirgends gibt. Aber eventuell gibt es bei euch ähnliches.

            Hilfreich sind Katasterauszüge und Hypothekenbücher.
            auch in Bürgerlisten wurde ich fündig

            bitte geh nicht davon aus, dass deine Vorfahren nicht umgezogen sind, dies wird zwar oft vermutet, ist aber selten der Fall.

            Das Haus, dass dein Vorfahre gebaut hat, kann woanders im Dorf gestanden haben (lässt sich ohne Akten meinerseits nicht beurteilen). Wir haben hier ein Haus, wo die Besitzer partout darauf bestehen, dass ihr Vorfahre dies gebaut haben, obwohl ich ihnen schriftlich beweisen kann, dass er dort zu dieser Zeit gar nicht gelebt hat

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