Entnazifizierungsfragebogen

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  • ahnenforinfi
    Erfahrener Benutzer
    • 13.02.2021
    • 745

    Entnazifizierungsfragebogen

    Hallo an alle versierten Köpfe hier,

    ich habe mal zwei dumme Fragen:

    Wurde jede Person, die den Fragebogen ausfüllen musste, vorher erstmal grundsätzlich verhaftet?

    Wurde jeder Fragebogen dann vor einem Gericht auf Richtigkeit geprüft?
    Suche:
    - HU Andreas Gottlieb Ernst und Doroth Elisab Ritz, ab 1788 Kd in Hamm
  • Anna Sara Weingart
    Erfahrener Benutzer
    • 23.10.2012
    • 16579

    #2
    Hallo
    Nein und Nein

    Nazi zu sein war kein Verhaftungsgrund
    Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 09.02.2023, 21:30.
    Viele Grüße

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    • Kleeschen
      Erfahrener Benutzer
      • 01.03.2014
      • 1708

      #3
      Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
      Nein und Nein
      Hallo,

      das würde ich so nicht ganz bestätigen.

      Die Fragebögen musste grundsätzlich (fast?) jeder ausfüllen. Es gab dann bestimmte Vorgaben, wann ein Verfahren eingeleitet bzw. eingestellt wurde. Ich habe mich besonders mit württembergischen Entnazifizierungsakten befasst. In ihnen gibt es sogenannte "Arbeitsblätter", die durch den öffentlichen Kläger ausgefüllt und dann an entsprechende Stellen zwecks Auskunftserteilung weitergereicht wurden.

      In den Arbeitsblättern wurden die Angaben aus dem Meldebogen zusammengefasst, die Stellungnahme erfolgte dann z. B. durch den Ortsbürgermeister, die Polizei, pol. Parteien, das Arbeitsamt, das Finanzamt, den zuständigen Betriebsrat, etc..
      Auch wurden Stellen der Besatzungsmächte zur Auskunftserteilung ersucht, z. B. zum Abgleich mit der NSDAP-Mitgliederkartei oder anderweitigen Unterlagen.

      Die Angaben wurden also überprüft, aber v. a. anhand der Angaben der Person im Fragebogen. Durch die Involvierung von Personen vor Ort, die also die Person persönlich kannten (z. B. dem Bürgermeisteramt), wären Lügen schnell aufgefallen.

      Viele Grüße
      Kleeschen
      Gouv. Cherson (Ukraine): Wahler, Oberländer, Schauer, Gutmüller, Schock, Freuer, Her(r)mann, Deschler & Simon
      Batschka (Ungarn/Serbien): Freier, Schock, Fuchs, Nessel, Weingärtner & Simon
      Rems-Murr-Kreis & Krs. Esslingen (Württemberg): Wahler, Bischoff, Stark, Schmid, Eiber & Magnus (Mang)
      Donnersbergkreis (Pfalz): Weingärtner, Gäres (Göres) & Opp
      Krs. Südwestpfalz (Pfalz): Freyer, Stecke, Neuhart & Kindelberger
      Krs. Germersheim (Pfalz): Deschler, Bär, Humbert, Dörrzapf & Stauch

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      • ahnenforinfi
        Erfahrener Benutzer
        • 13.02.2021
        • 745

        #4
        Dankeschön für eure Antworten, da bin ich ja wieder ein wenig schlauer
        Suche:
        - HU Andreas Gottlieb Ernst und Doroth Elisab Ritz, ab 1788 Kd in Hamm

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        • paulberg
          Erfahrener Benutzer
          • 10.07.2013
          • 165

          #5
          Sind diese Entnazifizierungsakten quasi flächendeckend oder eher punktuell erhalten und einsehbar?


          Und gab es wesentliche Unterschiede zwischen den Besatzungszonen?


          Danke!
          paulberg

          Kommentar

          • uwe-tbb
            Erfahrener Benutzer
            • 06.07.2010
            • 2846

            #6
            Der Fragebogen musste von allen Deutschen ab dem 14.Lebensjahr ausgefüllt werden. In diesem mussten alle Tätigkeiten in einer nationalsozialistischen Organisation aufgeführt werden - beginnend mit der HJ. Ich habe ein Blanko aus dieser Zeit vorliegen.
            Zuletzt geändert von uwe-tbb; 21.02.2023, 09:43.

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            • Ingenieur
              Erfahrener Benutzer
              • 20.03.2012
              • 322

              #7
              Wobei meiner Erfahrung nach, nicht alle Fragebögen erhalten geblieben sind. Wenn jemand in keinerlei Organisation war, wurden die Fragebögen, laut Archiv, vernichtet.

              Kommentar

              • Kleeschen
                Erfahrener Benutzer
                • 01.03.2014
                • 1708

                #8
                Zitat von Ingenieur Beitrag anzeigen
                Wobei meiner Erfahrung nach, nicht alle Fragebögen erhalten geblieben sind. Wenn jemand in keinerlei Organisation war, wurden die Fragebögen, laut Archiv, vernichtet.
                Hallo,

                das ist wohl regional unterschiedlich. In Württemberg (wo ich bisher als einziges mit Entnazifizierungsakten gearbeitet habe) sind die Fragebögen von Personen, zu denen kein Verfahren eingeleitet wurde, trotzdem aufbewahrt worden. Sie sind in Mappen je nach Ort alphabetisch abgelegt worden.

                Zitat von paulberg Beitrag anzeigen
                Sind diese Entnazifizierungsakten quasi flächendeckend oder eher punktuell erhalten und einsehbar?
                Die Akten sind wohl größtenteils erhalten geblieben und befinden sich meist bei den zuständigen Landesarchiven. Sie sind deshalb eine sehr interessante Quelle zur Ermittlung von Einzelbiografien während der NS-Zeit. Teilweise liegen auch Unterlagen auf kommunaler Ebene vor, da eine Ausfertigung des Spruchs auch an die Gemeindeverwaltungen ging.

                Viele Grüße
                Kleeschen
                Gouv. Cherson (Ukraine): Wahler, Oberländer, Schauer, Gutmüller, Schock, Freuer, Her(r)mann, Deschler & Simon
                Batschka (Ungarn/Serbien): Freier, Schock, Fuchs, Nessel, Weingärtner & Simon
                Rems-Murr-Kreis & Krs. Esslingen (Württemberg): Wahler, Bischoff, Stark, Schmid, Eiber & Magnus (Mang)
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                Krs. Germersheim (Pfalz): Deschler, Bär, Humbert, Dörrzapf & Stauch

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                • ahnenforinfi
                  Erfahrener Benutzer
                  • 13.02.2021
                  • 745

                  #9
                  Zitat von Kleeschen Beitrag anzeigen
                  Hallo,

                  das ist wohl regional unterschiedlich. In Württemberg (wo ich bisher als einziges mit Entnazifizierungsakten gearbeitet habe) sind die Fragebögen von Personen, zu denen kein Verfahren eingeleitet wurde, trotzdem aufbewahrt worden. Sie sind in Mappen je nach Ort alphabetisch abgelegt worden.

                  Der mir vorliegende Fragebogen enthielt auch nur Verneinungen, und es gab den Stempel Kategorie 5 (entlastet), und dennoch landete der Bogen hier auch in einem Archiv - in dem Fall in NRW.
                  Suche:
                  - HU Andreas Gottlieb Ernst und Doroth Elisab Ritz, ab 1788 Kd in Hamm

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