Etwas verworrene Verhältnisse: wer hat einen Tip?

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  • consanguineus
    Erfahrener Benutzer
    • 15.05.2018
    • 5982

    Etwas verworrene Verhältnisse: wer hat einen Tip?

    Hallo zusammen!

    Am 28.02.1649 läßt Hans Bosse in Veltheim/Fallstein seinen Sohn Andreas taufen. Andreas heiratet 1678 in Roklum und wird bei diesem Anlaß als Kothsaß bezeichnet. Da seine Frau aus Roklum kommt, kann der Kothhof nicht von ihr stammen, sondern muß Andreas ihn von seinem Vater Hans bekommen haben. Es gab zu der Zeit mehrere Hans Bosse in Veltheim, von denen aber keiner als Kothsaß bezeichnet wird. Der einzige Hans, zu dem ich eine zeitlich passende Trauung gefunden habe, heiratet am 28.01.1646 im Nachbarort Osterode Ilsebey Wagenführer ("Hans Boßen von Veltheim"). Auch hier leider keine Angabe zum Stand des Hans Bosse.

    In den Jahren nach 1646 lassen offensichtlich zwei Hans Bosse in Veltheim taufen: 10.03.1647 Margaretha, 05.07.1647 Anna, 27.02.1649 Margaretha und 28.02.1649 Andreas. Andreas kann nicht der Bruder der Margaretha sein, die einen Tag vor ihm getauft wird. Diese Margaretha ist auch nicht die Schwester der Margaretha, die 1647 getauft wird. Also ist wohl Andreas der jüngere Bruder der älteren Margaretha, und Anna die ältere Schwester der jüngeren Margaretha.

    Am 28.10.1649 heiratet in Veltheim ein Hans Bosse Margretha Wöhler. SIE kann schon einmal nicht die Mutter eines der oben genannten Kinder sein. Ist ER der Vater? Dann wäre seine Frau zuvor gestorben und Margretha seine zweite Frau. In Veltheim gibt es aber keinen Sterbeeintrag einer Frau des Hans Bosse nach dem 27./28.02.1649 und vor der Trauung mit Margrethe Wöhler. Ich hänge die Einträge mal an. Vielleicht fällt jemandem etwas auf.

    Nun wieder zu unserem Hans. 1666 stirbt Hans, der Leineweber im Alter von 58 Jahren. Hierbei wird es sich kaum um den Vater von Andreas handeln, denn der muß ja Kothsaß gewesen sein. Aber der Umstand, daß dieser Hans als Leineweber bezeichnet wird, weist darauf hin, daß zu der Zeit noch ein anderer Hans gelebt haben muß. Anderenfalls hätte sich der Zusatz erübrigt, zumindest in diesem Kirchenbuch. Am 07.02.1675 wird dann auch "Hans Boßen" ohne Angabe des Standes im Alter von 49 Jahren begraben. Ich denke, hier muß es sich um den Kothsaßen handeln, also den Vater des Andreas. Sein Geburtsdatum errechnet sich auf 1626. Damit wäre er aber zu jung gewesen, um 1646 getraut zu werden. Es gab wohl hier und da so junge Bräutigame, aber sie waren die absolute Ausnahme. Leider haben wir sonst keinen Hans, der infrage kommt.

    Weiter zu Hans' Frau Ilsebey. 1667 läßt die Witwe des Hans Bosse eine zweijährige Tochter begraben. Bei diesem Hans Bosse kann es sich nur um den ein Jahr zuvor verstorbenen Leineweber handeln, denn der andere Hans Bosse lebt ja noch. Die Witwe ist also wohl nicht Ilsebey. Es sollten nun eigentlich zwei Witwen von zwei Hans Bosse auftauchen. Eine nach 1667, eine weitere nach 1675. 1693 "ist die Hanß Bößensche graben aetat. 71 iahr". Sie wird aber nicht ausdrücklich als Witwe bezeichnet. Aufgrund ihres Alters sollte man, falls sie keine Witwe war, annehmen, daß bald danach ihr Mann Hans Bosse stirbt. Aber es gibt keinen Eintrag. War sie also vielleicht doch bereits Witwe? Bereits am 23.04.1682 wurde die Witwe eines Hans Bosse begraben, 60 Jahre alt, also geboren 1622, so wie die 1693 gestorbene "Hanß Bößensche". Aber es handelt sich natürlich um zwei verschiedene Frauen. Da beide älter waren als der 1626 geborene spätere Kothsaß Hans Bosse, frage ich mich, ob überhaupt eine von ihnen Ilsebey sein könnte. Und wenn ja, welche.

    Ich hänge den nicht komplett lesbaren Sterbeeintrag von 1682 mal an. Vielleicht gibt der Inhalt, wenn er entschlüsselt ist, mehr her.

    "Den 23 huius ist Han? Bossens Wittbe, so nach(?)
    ... ersten ........ plötzl. gestorben v. tod funden
    begraben, aetatis. 60 iahr ..."

    Biin für alle Vorschläge dankbar, die mich aus dem Labyrinth hinausführen!

    Viele Grüße
    consanguineus
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    Suche:

    Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
    Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
    Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
    Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
    Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
    Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561
  • TükkersMitÜ
    Erfahrener Benutzer
    • 11.11.2015
    • 359

    #2
    Hallo Consanguineus,

    viel kann ich aktuell noch nicht beisteuern, werde mir das ganze aber nochmal durch den Kopf gehen lassen. Ich würde allerdings nicht sofort ausschließen, dass es sich bei dem Leineweber um deinen Hans Bosse handelt. Ein Kothsass führte ja auch häufig eine Nebentätigkeit aus, weil sein Land nicht zur Selbstversorgung reichte. Ich weiß nicht, wie es in dem vorliegenden Kirchenbuch mit Berufs-/Standesbezeichnungen gehandhabt wurde, aber ich habe häufig die Erfahrung gemacht, dass die Feinheiten der ländlichen Sozialhierarchie nicht immer erwähnt wurden. Könnte es also sein, dass BEIDE Kothsass waren, und man sie nach ihrem Nebenerwerb unterschieden hat? Ich fürchte nur, dass dir das so gar nicht weiterhelfen würde.

    Viele Grüße
    Annika

    Nachtrag: Könnte die Suche nach Ilsebey und ihrer Familie vielleicht weiterhelfen? Oder Taufpaten der Kinder und etwaiger Nichten/Neffen?
    Zuletzt geändert von TükkersMitÜ; 14.03.2021, 10:50.
    Eheschließung Philipp Frommel und Maria Catharina Storr um 1800 im Raum Niederwörresbach/Herrstein und Umgebung
    Familie Kunde in Pollnow Krs. Schlawe
    Schäfer(?) Gottfried Wesenig o.ä. aus Bukow (Groß Jehser) und Umgebung
    Pächter Johann George Schimkönig, angeblich aus Lübben, + zwischen 1760 und 1767, zuletzt in Pritzen nachgewiesen

    Kommentar

    • consanguineus
      Erfahrener Benutzer
      • 15.05.2018
      • 5982

      #3
      Hallo Annika,

      vielen Dank für Deine Zeilen!

      Die alten Veltheimer Kirchenbücher fallen nicht eben durch detaillierte Angaben auf. Ein Stand wird eigentlich nur dann erwähnt, wenn es zwei namensgleiche Personen zu unterscheiden galt.

      Der Leineweber war meiner Einschätzung nach nicht der Kothsaß. Mitunter findet man Kothsassen, die einem Handwerk nachgehen, aber dann handelt es sich um "ausgewachsene" Handwerke, wie Schmied oder Rademacher. Leineweber wurde man in dieser Ecke nur, wenn man wirklich gar nichts zu beißen hatte. Ein Kothhof aber ernährte seine Familie.

      Das Problem der Ilsebey ist, daß sie definitiv nicht in dem Ort geboren wurde, in dem sie heiratete. Die Kirchenbücher in Osterode gehen bis 1600 zurück und sind sehr sorgfältig geführt, da ist keine Taufe zu finden. Ihr Mädchenname ist selten, aber um den Fallstein herum häufig anzutreffen gewesen. Aus einem dieser Dörfer müssen ihre Eltern nach Osterode gekommen sein, was man aber kaum mehr wird festestellen können, da es sehr wenige Kirchenbücher gibt, die in diese Zeit zurückreichen.

      Über Paten etc. ist leider kein Herankommen an das Problem.

      Viele Grüße
      consanguineus
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      Kommentar

      • Raschdorf
        Erfahrener Benutzer
        • 25.03.2012
        • 520

        #4
        Guten Morgen,
        hier einige Gedanken, die mir beim Durchlesen gekommen sind:

        Beide Witwen sind ca. 1622 geboren. Dass eine von ihnen 1665 eine Tochter bekam (die 1667 verstarb), ist möglich aber eher unwahrscheinlich, da sie (die Mutter) dann mit 43 Jahren ein Kind bekommen hätte. Waren die Frauen von Kothsassen, Leinewebern usw. damals mit 43 Jahren nicht total abgearbeitet und konnten keine Kinder mehr bekommen?

        Und wieso hatte diese Frau zwischen 1649 und 1665 keine Kinder? Oder fehlen für diesen Zeitraum die Taufbücher?

        Ist die "Hanß Bößensche" wirklich die Frau eines Hans Bosse/Boße oder vielleicht eher die Frau eines Hans Böße/Böse?

        Dass ein junger Mann mit 20 Jahren heiratete, kam wohl nicht alle Tage vor, ist aber durchaus denkbar, besonders wenn man heiraten "musste", weil die Braut schwanger war. Nach der Heirat kann es zu einer Fehlgeburt gekommen sein, so dass das Kind nicht im Taufbuch auftauchte. Eine vier Jahre ältere Braut ist durchaus möglich, warum nicht.

        Könnten Margaretha (get. 27.02.1649) und Andreas (get. 28.02.1649) Zwillinge sein? Könnte M. vor Mitternacht und A. nach Mitternacht geboren sein und die Taufe jeweils sofort nach der Geburt erfolgt sein (Nottaufe)?

        Freundliche Grüße
        Jo
        Zuletzt geändert von Raschdorf; 16.03.2021, 10:18.

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        • Posamentierer
          Erfahrener Benutzer
          • 07.03.2015
          • 1079

          #5
          Hallo consanguineus,

          ich weiß nicht, ob Deine Prämisse (falls sie denn für Deine Fragestellung wirklich relevant ist) korrekt ist. Du schreibst:

          Nun wieder zu unserem Hans. 1666 stirbt Hans, der Leineweber im Alter von 58 Jahren. Hierbei wird es sich kaum um den Vater von Andreas handeln, denn der muß ja Kothsaß gewesen sein.
          Ich verstehe Dich so, dass er seinen Kothhof geerbt hat.
          Könnte er ihn nicht auch gekauft haben, etwa aus einem Erbe, oder wurde er vielleicht vom Grundherren auf die Kossätenstelle gesetzt?
          Lieben Gruß
          Posamentierer

          Kommentar

          • consanguineus
            Erfahrener Benutzer
            • 15.05.2018
            • 5982

            #6
            Hallo Posamentierer,

            vielen Dank für Deine Antwort, auf die ich im Moment nur kurz etwas erwidern möchte, da ich noch Daten für die Antwort auf Raschdorfs Beitrag sammele.

            Theoretisch hast Du recht. Andreas Bosse könnte den Kothhof auch gekauft haben. Aber wovon? Allenfalls wäre eine ordentliche Mitgift seiner Frau denkbar, deren Vater Halbspänner war. Kann aber in diesem Falle nicht zutreffen, da Andreas zum Zeitpunkt seiner Hochzeit bereits Kothsaß war, den Hof also vorher besessen hat. Zudem hatte sein Schwiegervater einige weichende Erben abzufinden, was die Abfindungen pro Kopf natürlich "verdünnt" hat. Ich kann mir kaum vorstellen, daß die Summe, die seine Tochter mit in die Ehe gebracht haben könnte, zum Erwerb eines ganzen Kothhofes gereicht haben soll.

            Viele Grüße
            consanguineus
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            • Posamentierer
              Erfahrener Benutzer
              • 07.03.2015
              • 1079

              #7
              Hallo consanguineus,

              das klingt plausibel.

              Ich hatte nur im Hinterkopf, dass mancherorts die Grundherren Einlieger und Büdner/Kossäten brauchten, um ihre eigenen Äcker zu bestellen oder für Spanndienste und dergleichen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg waren manche Gegenden ja zu peuplieren. Daher kam meine Idee, Andreas könnte auch auf den Kothof gesetzt worden sein.
              Lieben Gruß
              Posamentierer

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              • consanguineus
                Erfahrener Benutzer
                • 15.05.2018
                • 5982

                #8
                Hallo Posamentierer!

                In der Tat wurde die betreffende Gegend im Dreißigjährigen Krieg hart mitgenommen. Mir ist bekannt, daß es Höfe gab, die auch Jahrzehnte nach Kriegsende noch nicht über ausreichend Arbeitskräfte verfügten, die zum Hof gehörigen Flächen in vollem Umfang zu bewirtschaften. Es gab vereinzelt auch Höfe, die noch keinen neuen Wirt hatten, deren Flächen aber von anderen Höfen, welche dafür genug Leute hatten, pachtweise mitbewirtschaftet wurden. Die Situation ist nicht so einfach zu durchschauen. Vielleicht wurde Andreas tatsächlich auf einen freien Kothhof gesetzt und sein Vater Hans war selbst kein Kothsaß, sondern stand als Leineweber oder Nachthirte auf der sozialen Leiter noch unterhalb eines Kothsassen. Aber in diesem Falle hätte Hans Rauch, der Halbspänner, seine Tochter Christina sicherlich nicht mit Andreas verheiratet. Der Standesunterschied war zu groß.

                Viele Grüße
                consanguineus
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