Ist er wirklich der Vater? Wie ist der Taufeintrag zu verstehen?

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  • consanguineus
    Erfahrener Benutzer
    • 15.05.2018
    • 7517

    Ist er wirklich der Vater? Wie ist der Taufeintrag zu verstehen?

    Hallo zusammen!

    Und wieder eine Geschichte aus dem schönen Celle:

    Am 22.08.1715 heiraten "Christoff Doss Bürger alhier und Frau Anna Catharina Kremnitz, seel. Hanß Öhlmanns alhier nachgel. Wittwe".

    Anna Catharina Kremnitz war also mit Hanß Öhlmann verheiratet. Leider gibt es keinen Sterbeeintrag für Hanß Öhlmann. Da er offensichtlich Celler war, wäre dieser Sterbeeintrag eigentlich zu erwarten gewesen. Und auch wichtig für meine Frage nachher. Eine Trauung Öhlmann/Kremnitz findet sich auch nicht, was mich jedoch nicht überrascht. Der Name Kremnitz ist kein Celler Name und so wird die Trauung anderswo stattgefunden haben.

    Am 03.01.1716 läßt "Christoph Doss eine Tochter tauffen". Nur gut vier Monate nach der Hochzeit! Wie ist denn diese Formulierung "läßt eine Tochter taufen" zu verstehen? Nach menschlichem Ermessen kann es doch gar nicht Christoph Doss' Tochter sein. Jetzt wäre es nett, den Sterbeeintrag von Hanß Öhlmann zu haben.

    Meine Überlegung dazu: hätte sich Anna Catharina Kremnitz nach dem Tode ihres Mannes, in der Trauerzeit, von Christoph Doss ein Kind machen lassen, dann hätte der Pastor sich doch im Taufeintrag einen bösen Kommentar kaum verkniffen. Da nichts dergleichen kommt, ist es doch denkbar, daß Anna Catharina von ihrem Mann schwanger war, als dieser verstarb, Christoph Doss Catharina also "mit Füllung" geheiratet hat (sog. "Pralinenhochzeit"). Falls sich das so zugetragen hat, wovon ich ausgehe, warum wird es denn im Taufeintrag so hingestellt, als sei das Kind Christoph Doss' Tochter?

    Wie seht Ihr den Fall? Wen trage ich als Vater ein?

    Vielen Dank und viele Grüße
    consanguineus
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  • benangel
    Erfahrener Benutzer
    • 09.08.2018
    • 4811

    #2
    Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
    Wie seht Ihr den Fall? Wen trage ich als Vater ein?

    Natürlich Christoff Doss. Was anderes wäre nur über einen DNA-Test zu klären.
    Gruß
    Bernd

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    • consanguineus
      Erfahrener Benutzer
      • 15.05.2018
      • 7517

      #3
      Laut Taufeintrag wäre Christoph Doss in der Tat der Vater. Aber dann wäre das Kind vorehelich gezeugt worden. Ob man das in Celle einfach so hätte durchgehen lassen?

      Andersherum gefragt: wie hätte der Taufeintrag gelautet (lauten können), wenn tatsächlich Hanß Öhlmann der Vater gewesen, aber das Kind nach der Trauung Doss/Wwe. Öhlmann zur Welt gekommen wäre?
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      • Araminta
        Erfahrener Benutzer
        • 12.11.2016
        • 666

        #4
        Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
        Andersherum gefragt: wie hätte der Taufeintrag gelautet (lauten können), wenn tatsächlich Hanß Öhlmann der Vater gewesen, aber das Kind nach der Trauung Doss/Wwe. Öhlmann zur Welt gekommen wäre?
        Das fände ich auch spannend und würde es sehr gerne wissen!

        Sicher ist das doch öfter vorgekommen, da man ja nicht selten während der Trauerzeit geheiratet hat.

        In meiner niedersächsischen Familie ist so eine "Frühgeburt" auch vorgekommen aber da hat der Pastor sich einen Kommentar nicht verkneifen können. Trotzdem würde ich auch denken, dass Christoph Doss der Vater ist. 100% sicher ist man sich ja nie aber der Sterbeeintrag von Hanß Öhlmann wäre tatsächlich sehr hilfreich.

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        • consanguineus
          Erfahrener Benutzer
          • 15.05.2018
          • 7517

          #5
          Zitat von Araminta Beitrag anzeigen
          100% sicher ist man sich ja nie aber der Sterbeeintrag von Hanß Öhlmann wäre tatsächlich sehr hilfreich.
          Hallo Araminta!

          Ich gehöre sonst zu denjenigen Menschen, die den Wahrheitsgehalt eines Kirchenbucheintrags nicht anzweifeln. Anderenfalls hätte ich mir auch besser eine andere Freizeitbeschäftigung suchen sollen. Natürlich kann man sich nie zu 100% sicher sein, da hast Du schon recht. Dieser Taufeintrag hier schreit mir aber, ungeachtet des Wortlautes, ins Gesicht: "Nein, die Witwe Öhlmann hat sich während der Trauerzeit nicht mit Christoph Doss vergnügt!". Sie wird wohl schwanger gewesen sein und Christoph Doss geheiratet haben, um versorgt zu sein. Alles andere würde meinen Glauben an den Anstand der Witwe Öhlmann beschädigen. Wie gut, daß dieses Kind nicht zu meinen Vorfahren gehört, sondern ein Sohn aus Doss' zweiter Ehe...

          Und Hanß Öhlmanns Sterbeeintrag ist nach wie vor unauffindbar.

          Viele Grüße
          consanguineus
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          • AKocur
            Erfahrener Benutzer
            • 28.05.2017
            • 1411

            #6
            Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
            Andersherum gefragt: wie hätte der Taufeintrag gelautet (lauten können), wenn tatsächlich Hanß Öhlmann der Vater gewesen, aber das Kind nach der Trauung Doss/Wwe. Öhlmann zur Welt gekommen wäre?
            Vielleicht so in der Richtung von "des seel. Hanß Öhlmann posthum. Tochter getauft"

            Im 5. Monat könnte eine Schwangerschaft für den Pastor vielleicht noch nicht erkennbar gewesen sein. Bei der Kleidung zu der Zeit durchaus denkbar. Solange es ihm niemand gesagt hat, muss er bei der Eheschließung ja nicht unbedingt davon gewusst haben. Und bei der Formulierung der Taufe hat er doch anscheinend eher nicht an der Vaterschaft des C. Doss gezweifelt, auch wenn er auf böse Worte verzichtet hat. Oder kommen die immer bei vorehelich gezeugten Kindern?

            Ich würde jedenfalls den Doss als Vater eintragen, aber vermerken, dass mangels des Sterbeeintrags des H. Öhlmann auch dieser in Frage käme (oder sogar ein unbekannter Dritter).

            LG,
            Antje

            Kommentar

            • Araminta
              Erfahrener Benutzer
              • 12.11.2016
              • 666

              #7
              Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
              Hallo Araminta!

              Ich gehöre sonst zu denjenigen Menschen, die den Wahrheitsgehalt eines Kirchenbucheintrags nicht anzweifeln. Anderenfalls hätte ich mir auch besser eine andere Freizeitbeschäftigung suchen sollen. Natürlich kann man sich nie zu 100% sicher sein, da hast Du schon recht. Dieser Taufeintrag hier schreit mir aber, ungeachtet des Wortlautes, ins Gesicht: "Nein, die Witwe Öhlmann hat sich während der Trauerzeit nicht mit Christoph Doss vergnügt!". Sie wird wohl schwanger gewesen sein und Christoph Doss geheiratet haben, um versorgt zu sein. Alles andere würde meinen Glauben an den Anstand der Witwe Öhlmann beschädigen. Wie gut, daß dieses Kind nicht zu meinen Vorfahren gehört, sondern ein Sohn aus Doss' zweiter Ehe...
              Ich zweifle den Wahrheitsgehalt von Kirchenbüchern auch nicht an und wie gesagt, ich hätte auch gesagt, dass Christoph Doss der leiblich Vater ist. Vorallem da es noch keinen Sterbeeintrag von Hanß Öhlmann gibt.

              Nicht jeder Pfarrer oder Pastor muss einen fiesen Kommentar hinterlassen. Es gab auch sicher auch einige, die die damalige Situation verstanden und akzeptiert haben.
              In meinen Erzkatholischen Familien gab es sehr viele voreheliche Kinder und keinen gemeinen Kommentar des Pfarrers.

              Anna Catherina musste mit Kindern aus erster Ehe einfach schnell wieder heiraten um sich und die Kinder versorgt zu wissen. Da blieb keine Zeit für ein Trauerjahr.
              Ehrlich gesagt würde mir aber auch keine der Überlegungen den Anstand der Witwe Öhlmann beschädigen!
              Egal ob es sich um meinen direkten Nachfahren handelt oder nicht.

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              • consanguineus
                Erfahrener Benutzer
                • 15.05.2018
                • 7517

                #8
                Hallo Araminta,

                bislang habe ich gar keine Kinder aus erster Ehe gefunden. Ich vermute, die Ehe Öhlmann/Kremnitz hat nicht sehr lange gedauert und es gab gar keine Kinder, mal abgesehen von der (vermutlich) noch von Öhlmann gezeugten, aber erst während der Ehe mit Doss zur Welt gebrachten Tochter.

                Nein, natürlich war nicht jeder Pastor bösartig! In Celle beispielsweise fand ich gar nichts richtig Schlimmes. Anderswo wäre ein Hieb mit de Moralkeule fällig gewesen. Evangelische Pastoren konnten richtig, richtig fies sein...

                Viele Grüße
                consanguineus
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                • Julchen53
                  Erfahrener Benutzer
                  • 30.09.2015
                  • 495

                  #9
                  Heisst es im dortigen Kirchenbuch immer 'eine' Tochter oder in anderen Fällen 'seine' Tochter? LG Jutta
                  -----------------------------------------------
                  Suche alles zum Familiennamen Hündchen / Hündgen (Rheinland)

                  Stauch und Ponsold (Kreis Sonneberg)

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                  • consanguineus
                    Erfahrener Benutzer
                    • 15.05.2018
                    • 7517

                    #10
                    Hallo Jutta,

                    es heißt immer "eine" Tochter oder "einen" Sohn.

                    Viele Grüße
                    consanguineus
                    Daten sortiert, formatiert und gespeichert!

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                    • TükkersMitÜ
                      Erfahrener Benutzer
                      • 11.11.2015
                      • 402

                      #11
                      Hallo,
                      in einem badischen Kirchenbuch habe ich ungefähr zur selben Zeit einen Fragenkatalog zur Eheschließung gesehen. Da sollte eine Witwe bei der Wiederheirat dann angeben, ob sie von ihrem vorherigen Mann schwanger war. So eine Trauerzeit war ja gerade auch dazu da, damit man sowas feststellen konnte.

                      Viele Grüße
                      Annika
                      Eheschließung Philipp Frommel und Maria Catharina Storr um 1800 im Raum Niederwörresbach/Herrstein und Umgebung
                      Familie Kunde in Pollnow Krs. Schlawe
                      Schäfer(?) Gottfried Wesenig o.ä. aus Bukow (Groß Jehser) und Umgebung
                      Pächter Johann George Schimkönig, angeblich aus Lübben, + zwischen 1760 und 1767, zuletzt in Pritzen nachgewiesen

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                      • consanguineus
                        Erfahrener Benutzer
                        • 15.05.2018
                        • 7517

                        #12
                        Hallo Annika,

                        solch eine Angabe seitens der Witwe wäre in meinem Fall eine herrliche Sache! Zumindest aus Sicht des Ahnenforschers.

                        Viele Grüße
                        consanguineus
                        Daten sortiert, formatiert und gespeichert!

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                        • duschas
                          Erfahrener Benutzer
                          • 23.01.2012
                          • 200

                          #13
                          War der Pfarrer vielleicht erst seit kurzem vor Ort, und wußte nichts von der Heirat vor 5 Monaten?
                          Beste Grüße
                          Jörg

                          Kommentar

                          • TükkersMitÜ
                            Erfahrener Benutzer
                            • 11.11.2015
                            • 402

                            #14
                            Hallo Consanguineus,
                            soweit ich es gesehen habe, standen die zu erfragenden Informationen hinterher nicht im Kirchenbuch drin. Ich denke, hätte die Witwe wahrheitsgemäß geantwortet, dass sie von ihrem verstorbenen Ehemann schwanger war, hätte die Heirat erstmal nicht stattgefunden. Ich denke, die erbrechtlichen Implikationen waren teilweise recht stark, hätte es bei dem verstorbenen Ehemann etwas zu holen gegeben, hätte man sich doch sicherlich dafür entschieden. Außerdem setzt man sich doch nicht unnötig der Gerüchteküche aus. Schwanger vom verstorbenen Ehemann zu sein ist sicherlich angenehmer, als ein außereheliches Verhältnis unterstellt zu bekommen.

                            Viele Grüße
                            Annika
                            Eheschließung Philipp Frommel und Maria Catharina Storr um 1800 im Raum Niederwörresbach/Herrstein und Umgebung
                            Familie Kunde in Pollnow Krs. Schlawe
                            Schäfer(?) Gottfried Wesenig o.ä. aus Bukow (Groß Jehser) und Umgebung
                            Pächter Johann George Schimkönig, angeblich aus Lübben, + zwischen 1760 und 1767, zuletzt in Pritzen nachgewiesen

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