...war die Befreiung von Auschwitz. Ich finde durchaus, dass man auch das einmal in diesem Forum nennen kann und sollte, denn für mich gibt es klare Bezüge zu unserem Hobby. Ich meine nicht nur die wertvolle Arbeit einzelner zur Klärung der Schicksale der Ermordeten und deren Familien. Ich meine auch jeden einzelnen von uns. Und ich meine auch nicht nur den Nationalsozialismus.
Menschen in unseren Vorfahrenlinien sind durch Kriege gestorben, entweder direkt durch Waffengewalt oder auch indirekt, z.B. durch Hungersnöte. Menschen wurden vielfach verfolgt, oft allein aufgrund ihrer Herkunft und Nationalität. Menschen flüchteten, auch ins Ausland.
Unter meinen eigenen Vorfahren waren Hugenotten, die aus Frankreich in deutsche Kleinstaaten flohen, Schweizer Einwanderer, die nach dem Dreißigjährigen Krieg die leergefegten Landstriche im heute deutschen Gebiet wiederbesiedelten. Schwestern und Brüder von Vorfahren wanderten in Hoffnung auf ein besseres Leben über den Atlantik aus. Andere besiedelten um 1800 Dörfer im heutigen Polen, ihre Nachfahren wurden in Folge des 2. Weltkriegs ausgewiesen.
Wäre meine Großmutter nur eine Generation früher geboren worden, so hätte sie im Dritten Reich jüdische Vorfahren in ihrer Ahnenliste aufführen müssen. Gleichzeitig heiratete sie einen Mann, der der Ideologie der Nazis zumindest zeitweise erlag und zum Mittäter wurde, wenn auch nicht in gehobener Position. Pfarrer und Pfarrerskinder unter den Ahnen waren in der Bekennenden Kirche, andere Vorfahren waren in der NSDAP. Und das Thema dahinter: Krieg, immer wieder Krieg und Vernichtung.
Ahnenforschung wurde im Verlauf der Geschichte immer wieder dazu missbraucht, um die Nachfahren der einen als etwas "Besseres" darzustellen als andere. Das war nicht nur während des Nationalsozialismus so. Auch heute noch liest man hier und da von Leuten, die die adeligen Vorfahrenlinien mehr schätzen als die "einfachen Bauern". Das allein mag noch nicht verwerflich sein, kann aber doch die Vorstufe zu der oben genannten Geringschätzung anderer sein und damit geschichtlich weitreichende Folgen haben. Wir leben in einem Land, einer Zeit, in der es wieder abwertende Rufe zu anderen Völkern und Religionen gibt - online wie offline. Ich würde mir wünschen, dass viele von uns Hobby-GenealogInnen ganz andere Schlüsse aus unserem liebsten Hobby ziehen:
Nämlich alle Menschen, gleich welcher Herkunft, welcher Religion und Nationalität oder geschlechtlichen Orientierung, zu achten und wertzuschätzen, jede und jeden in ihrem Lebenszusammenhang. Und daran mitzuwirken, zu verhindern, dass andere in unserem Umfeld diskriminiert und verachtet werden. Denn als GenealogInnen wissen wir doch eigentlich genau: In jedem von diesen anderen Menschen könnte ein Teil von uns selbst sein und verwandt sind wir letztlich alle - wenn auch teilweise vor sehr langer Zeit.
Menschen in unseren Vorfahrenlinien sind durch Kriege gestorben, entweder direkt durch Waffengewalt oder auch indirekt, z.B. durch Hungersnöte. Menschen wurden vielfach verfolgt, oft allein aufgrund ihrer Herkunft und Nationalität. Menschen flüchteten, auch ins Ausland.
Unter meinen eigenen Vorfahren waren Hugenotten, die aus Frankreich in deutsche Kleinstaaten flohen, Schweizer Einwanderer, die nach dem Dreißigjährigen Krieg die leergefegten Landstriche im heute deutschen Gebiet wiederbesiedelten. Schwestern und Brüder von Vorfahren wanderten in Hoffnung auf ein besseres Leben über den Atlantik aus. Andere besiedelten um 1800 Dörfer im heutigen Polen, ihre Nachfahren wurden in Folge des 2. Weltkriegs ausgewiesen.
Wäre meine Großmutter nur eine Generation früher geboren worden, so hätte sie im Dritten Reich jüdische Vorfahren in ihrer Ahnenliste aufführen müssen. Gleichzeitig heiratete sie einen Mann, der der Ideologie der Nazis zumindest zeitweise erlag und zum Mittäter wurde, wenn auch nicht in gehobener Position. Pfarrer und Pfarrerskinder unter den Ahnen waren in der Bekennenden Kirche, andere Vorfahren waren in der NSDAP. Und das Thema dahinter: Krieg, immer wieder Krieg und Vernichtung.
Ahnenforschung wurde im Verlauf der Geschichte immer wieder dazu missbraucht, um die Nachfahren der einen als etwas "Besseres" darzustellen als andere. Das war nicht nur während des Nationalsozialismus so. Auch heute noch liest man hier und da von Leuten, die die adeligen Vorfahrenlinien mehr schätzen als die "einfachen Bauern". Das allein mag noch nicht verwerflich sein, kann aber doch die Vorstufe zu der oben genannten Geringschätzung anderer sein und damit geschichtlich weitreichende Folgen haben. Wir leben in einem Land, einer Zeit, in der es wieder abwertende Rufe zu anderen Völkern und Religionen gibt - online wie offline. Ich würde mir wünschen, dass viele von uns Hobby-GenealogInnen ganz andere Schlüsse aus unserem liebsten Hobby ziehen:
Nämlich alle Menschen, gleich welcher Herkunft, welcher Religion und Nationalität oder geschlechtlichen Orientierung, zu achten und wertzuschätzen, jede und jeden in ihrem Lebenszusammenhang. Und daran mitzuwirken, zu verhindern, dass andere in unserem Umfeld diskriminiert und verachtet werden. Denn als GenealogInnen wissen wir doch eigentlich genau: In jedem von diesen anderen Menschen könnte ein Teil von uns selbst sein und verwandt sind wir letztlich alle - wenn auch teilweise vor sehr langer Zeit.
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