Polizeiliche Nachrichten von Gaunern, Dieben und Landstreichern von 1835

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  • Konni
    Erfahrener Benutzer
    • 19.08.2008
    • 3007

    #46
    Anna Catharina Kirchner, auch Schröder genannt, aus Conrode, kurf. hess. Kreisamts Hersfeld, gebürtig, nirgends wohnhaft; Tochter des vagabundirenden Zinngießers und Kesselflickers Hann Adam Kirchner, aus Unter-Alba und der vor einigen Jahren verstorbenen Elisabeth Schröder; Zuhälterin des Valtin Hüther, aus Klings bei Dermbach, und Mutter eines Kindes.
    Alter: 20 Jahre; Statur: untersetzt; Haare: blond; Stirne: hoch; Augen: bläulich; Nase: stumpf; Mund: gewöhnlich; Kinn: rund; Gesichtsform: voll; Besondere Kennzeichen: unterhalb des Nagels am Ringfinger der rechten Hand eine Warze.
    Von Gaunern abstammend, ist sie von Kindheit an unstet herumgezogen und ganz wild aufgewachsen, bis sie endlich im J. 1830 mit noch acht anderen Personen, als: einer gewissen Mariane Schmidt, aus Langenberg, mit 3 Kindern, dem Michael Thiel, dem sogenannten Johann und der Elisabeth Trüller, aus dem Dammelhof, wegen Diebstahls-Verdachts von dem kön. baier. Landgericht Bischofsheim im Unter-Mainkreise zur Haft und Untersuchung gezogen und nach einem 6monatlichen Arrest wegen Vagabundirens auf 4 Monate in die Zwangs-Arbeits-Anstalt zu Plassenburg befördert worden ist.
    Sie hat noch folgende Geschwister, als:

    1) Johann Georg Kirchner, herumziehender Pfannenflicker, angeblich aus einem Hofe bei Brückenau geb., nirgends wohnhaft.
    Alter: 24 Jahre; Statur: untersetzt; Haare: blond; Nase: länglich; Mund: gewöhnlich; Besondere Kennzeichen: eine große Warze an der rechten Seite des Halses.
    Er hat eine Zuhälterin, Namens Marie Lise N., und ein Kind bei sich, und hat früher mit dem Schleifer Anton Knott, von Unter-Alba, zusammengehalten.

    2) Marie Christiane Kirchner, ungefähr 18 Jahre alt.

    3) Elisabetha Kirchner, ungefähr 15 Jahre alt, stumm und auf einem Auge blind.

    4) Maria Eva Kirchner, ungef. 14 Jahre alt.

    5) Caroline Kirchner, ungef. 10 - 11 Jahre alt.

    6) Franz Simon Kirchner, aus Sinn, Amts Vacha, geb., ungef. 8 Jahre alt.
    Viele Grüsse
    Konni

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    • Konni
      Erfahrener Benutzer
      • 19.08.2008
      • 3007

      #47
      Jacob Schneider, Schleifer, aus Bischwind, kön. baier. Landgerichts Ebern geb.
      Alter: 23 Jahre; Statur: schlank; Haare: blond; Stirne: breit; Augenbraunen: blond; Augen: blaugrau; Nase: spitz; Mund: proportionirt; Bart: blond, schwach; Kinn: klein; Gesichtsform: oval.
      Er treibt sich in Gesellschaft der berüchtigten Christiane Wilhelm, von Heinrichs herum und verdient seiner Gefährlichkeit wegen sorgfältigst beobachtet zu werden.

      Margarethe Laroche, berüchtigte Gaunerin, aus Girkenrod, herzogl. nassauischen Amts Wallmerod, geb.
      Alter: 28 - 29 Jahre; Statur: 5' 2''; Haare: röthlich blond; Stirne: gewölbt; Augenbraunen: röthlich blond; Augen: schwarzbraun; Nase: stumpf; Mund: klein; Kinn: rund; Gesichtsform: oval; Gesichtsfarbe: gesund.
      Sie wurde Ende September 1834 in Obermörsbach (im Nassauischen), woselbst sie mit ihrem Zuhälter, dem berüchtigten und wegen Diebstählen bereits bestraften Joseph Lautermann von Niederelbert, einen qualificirten Diebstahl verübt hatte, eingefangen und und mit einem 5jährigen Mädchen an das h. nassauische Amt Hachenburg abgeliefert, ist jedoch alsdann gewaltsam aus dem dortigen Gefängniß entflohen und wurde deshalb von dem so eben genannten Amte am 1. Oct. 1834 steckbrieflich verfolgt.

      Joseph Lautermann, Zinngießer, Blechschmidt und Korbmacher, aus Niederelbert im Nassauischen gebürtig; nennt sich auch zuweilen Peter Joseph Laroche, von Girkenrod; Zuhälter der oben bezeichneten Margaretha Laroche.
      Alter: 30 - 40 Jahre; Statur: ungefähr 5'; Haare: dunkelbraun, kurz; Stirne: niedrig; Augenbraunen: braun; Augen: klein; Nase: klein; Mund: dick; Kinn: rund; Bart: schwarz; Gesicht: klein, oval.
      Er ist ein gefährlicher Gauner und soll wegen Verdachtes der Theilnahme an einem in Obermörsbach verübten qualificirten Diebstahl an das herz. nassauische Amt Hachenburg abgeliefert werden. Er führt übrigens ein Kind von 7 - 8 Jahren, welches Stumm seyn soll, bei sich.

      Andreas Ruppert, Schleifer und Kesselflicker, aus Unter-Alba im Großherzogthum Weimar-Eisenach geb.
      Alter: 31 Jahre; Statur: mittler, schlank; Haare: schwarzbraun; Stirne: bedeckt; Augen: hellbraun; Nase und Mund: gewöhnlich; Zähne: gesund; Gesichtsform: länglich.
      Er gehört zur Classe der gefährlichen Landstreicher und ist am 7. Aug. 1834 mit seiner angeblichen Ehefrau, Anna Maria Kirchner, von Unter-Alba, von der fürstl. hohenl. Canzlei in Ohrdruff nach Dermbach abgeschoben worden.

      Anna Maria Kirchner, angebl. verehel. Ruppert, aus Ohrdruff geb. und in Unter-Alda wohnhaft.
      Alter: 42 Jahre; Statur: mittler; Haare: blond; Stirne: frei; Augenbraunen: blond; Augen: blau; Nase und Mund: proportionirt; Zähne: gesund und vollständig.
      Viele Grüsse
      Konni

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      • Konni
        Erfahrener Benutzer
        • 19.08.2008
        • 3007

        #48
        Johann Michael Heinrich Kirchner, Zinngießer und Pfannenflicker, aus Ohrdruff geb., in Unter-Alba im Eisenachischen wohnhaft, verheirathet an Marg. Fladung, verwitw. Roth, von Föhlritz, Vater von 2 Kindern.
        Alter: 30 Jahre; Statur: mittler, untersetzt; Haare: rothblond; Stirne: hoch; Augenbraunen: blond; Augen: blaugrau; Nase: stark, groß; Mund: groß; Zähne: gesund; Bart: röthlich; Besondere Kennzeichen: auf der linken Wange in der Nähe des Mundes ein Leberfleck in der Größe einer Linse; auf dem linken Arm verschiedene Figuren und die Buchstaben K. I. H. S. 1814 roth eingeätzt.
        Er ist ein Erzvagabund und Trunkenbold und deshalb aus dem Herzogthum Gotha verwiesen worden.

        Georg Kirchner, auch Jörg Moses genannt, Weber, aus Friedelshausen, herzogl. meining. Verwaltungs-Amts Wasungen, geb.
        Alter: 24 Jahre; Statur: mittler, etwas untersetzt; Haare: braun, ins Dunkle fallend; Augenbraunen: braun; Stirne: rund; Augenbogen: etwas hervorstehend; Augen: graubläulich; Nase: gewöhnlich, fast etwas spitz; Mund: mittelmäßig; Lippen: etwas aufgeworfen; Gesicht: oval; Backenknochen: etwas breit und stark; Kinn: mehr breit, als rund; Zähne: gut; Gesichtsfarbe: blaß; Besondere Kennzeichen: auf dem linken Auge über der Pupille ein bis ins Weiße des Augapfels gehendes weißes Streifchen (Fell). Spricht etwas schnell.
        In der Erziehung gänzlich verwahrloset und durch die berüchtigte Landstreicherin Susanne (Hannchen) Merkel, aus Meiningen, schon frühzeitig zur Unzucht verleitet, trieb er sich mit seinem jüngeren Bruder, Michel Kirchner, längere Zeit bettelnd herum. Mehrfache Züchtigungen blieben fruchtlos. Er ergab sich ganz dem Vagantenleben, verübte im J. 1828 einige Diebereien, hielt sich dann zu der lüderlichen Dirne Elisabetha Schröder, aus Haina bei Römhild, zeugte mit dieser ein Kind und befindet sich nun bei dem herzogl. sächs. Verwaltungs-Amt zu Wasungen in Haft und Untersuchung.

        Valentin Hüther, Schmiedssohn, aus Klings im großherzogl. Amte Dermbach geb., Zuhälter der Anna Catharina Kirchner.
        Alter: 33 Jahre (geb. 1801).
        Er diente früher unter dem großherzogl. sächs. weimar. Militär, arbeitete zuweilen auf der Schmiedeprofession und kam im J. 1822 zum ersten Male, dann aber bis zum J. 1831 noch zehn Mal wegen Diebstahls, Betrugs und Vagabundirens in Untersuchung und saß während dieses Zeitraums fünf Jahre in der Straf-Arbeits-Anstalt zu Eisenach. Nach seiner Freilassung trat er mit einem ebenfalls berüchtigten Gauner, Christian Schlechtweg, aus Berka a. d. Werra, in nähere Bekanntschaft, trieb sich mit diesem und einer angeblichen Catharina Pfeifer aus dem Hessischen längere Zeit herum, bis er endlich im J. 1832 abermals ergriffen und in die Straf-Arbeits-Anstalt zu Eisenach eingeliefert, nach Ablauf der 1jährigen Strafzeit aber in die Besserungs-Anstalt daselbst versetzt wurde, aus welcher er am 1. Aug. 1834, als anscheinend gebessert, wieder entlassen worden ist.

        Anton Weingärtner, böhmischer Schleifer, aus Theresienstadt geb.
        Alter: 47 Jahre; Statur: mittellang, 75 Zolle; Haare: schwarzbraun, einige grau; Stirne: frei; Augenbraunen: schwarzbraun; Augen: grau; Nase: etwas lang und spitz; Mund: mittelmäßig; Bart: dunkelbraun; Zähne: gut und vollständig; Kinn: oval, mit ganz flachem Grübchen; Gesichtsfarbe: gesund, bräunlich.
        Er ist ein höchst berüchtigter Marktdieb und Gauner, der sich längere Zeit mit falschem Paß unter dem Namen des Zwirnhändlers Carl Stein, von Gabel in Böhmen, mit seiner angeblichen Ehefrau, Therese Rettler, in Sachsen herumgetrieben und im J. 1834 bei der Polizei-Deputation in Dresden wegen Vagabundirens längere Zeit im Arrest befunden hat. Er war übrigens mehrere Male bei dem k. k. Kreis-Criminal-Gerichte in Leitmeritz in Untersuchung und wurde auch im Provinzial-Strafhause bereits mit mehrjähriger Kerkerstrafe belegt.
        Viele Grüsse
        Konni

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        • Konni
          Erfahrener Benutzer
          • 19.08.2008
          • 3007

          #49
          Joseph Garth, herumziehender Spengler oder Kesselflicker, aus Waldernbach im herzogl. nassauischen Amte Dillenburg geb.
          Alter: 24 Jahre; Statur: 5' 9''; Haare: dunkelbraun; Augenbraunen: schwarz; Augen: blau; Nase: spitz; Mund: klein; Bart: blond; Gesichtsbildung: klein.
          Er wurde am 14. Oct. 1834 von dem herzogl. nassau. Amte Herborn wegen Diebstahls als gefährlicher Vagabund steckbrieflich verfolgt.

          Auguste Peillon, aus Biebrich im Nassauischen gebürtig.
          Alter: 25 Jahre; Statur: untersetzt (4' 11'' rheinl.); Haare: braun; Augenbraunen: braun; Augen: braun; Nase: proportionirt; Mund: die Oberlippe etwas aufgeworfen; Kinn: rund; Gesichtsform: rund.
          Sie ist der Verübung eines Diebstahls verdächtig und hat sich der ihr wegen wiederholter Landstreicherei und fortgesetzter Lüderlichkeit zuerkannten Correctionshausstrafe durch die Flucht entzogen, weshalb sie von dem herzogl. nassau. Justiz-Amt in Wiesbaden am 14. Oct. 1834 steckbrieflich verfolgt worden ist.

          Johann Friedrich Thieme, auch Morgenroth und Langguth genannt, aus Heberndorf im fürstl. schwarzb. Amte Leutenberg geb.
          Alter: 32 Jahre; Statur: schlank; Haare: braun; Stirne: schmal, bedeckt; Augen: blau; Nase: eingebogen und klobig; Mund: starke Lippen; Zähne: gesund, jedoch fehlt in jeder Oberkiefer ein Backenzahn; Kinn: rund; Besondere Kennzeichen: trägt im rechten Ohr einen Ring.
          Derselbe wurde am 13. April 1834 wegen Verdachtes der Entwendung von Schaaffellen zu Tannrode, unter dem Namen Morgenroth von Remda, arretirt und zur Untersuchung an das großh. sächs. Criminal-Gericht in Weimar abgeliefert, nach deren Beendigung er am 23. Sept. 1834 wegen eingestandener Parthiererei mit Schaaffellen, von denen er selbst vermuthet, daß sie gestohlen gewesen sind, so wie wegen Verkehrs mit Gaunern und wegen Führung eines falschen Dienstattestes zu 7monatlicher Strafarbeit verurtheilt worden ist. Nach Verlauf seiner Strafzeit wird Thieme an das herz. meining. Kreis- und Stadtgericht zu Saalfeld ausgeliefert, um wegen eines am 10. April 1834 im Schlage zu Geschwend verübten Schaafdiebstahls zur Verantwortung und Strafe gezogen zu werden. Uebrigens wird derselbe wegen Diebstahls und Betrugs von den fürstl. Justiz-Aemtern Königsee und Leutenberg steckbrieflich verfolgt. Er ist der uneheliche Sohn der Margaretha Langguth, von Oßla, und hat noch 5 Geschwister.

          Matthäus Wiesendorf, aus Floh, kurfürstl. hess. Kreis-Amts Schmalkalden, geb.
          Alter: 24 Jahre; Statur: klein (4' 8''); Haare: blond; Stirne: rund; Augenbraunen: blond; Augen: blau; Nase: dick; Mund: gewöhnlich; Zähne: gut; Kinn: spitz; Gesicht: länglich; Farbe: bräunlich.
          Er war schon früher wegen Diebstahls in Untersuchung, wurde deshalb im Jahre 1828 mit 4monatlicher Zwangs-Arbeitshaus-Strafe in Fulda belegt und im December 1834 aus dem Eisen zu Marburg, worin er sich wegen Diebstahls 2 Jahre lang befand, entlassen und in seine Heimath gewiesen.
          Viele Grüsse
          Konni

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          • Konni
            Erfahrener Benutzer
            • 19.08.2008
            • 3007

            #50
            Johanne Elisabethe Magdalene Anschütz, aus Ohrdruff.
            Alter: 49 Jahre; Statur: untersetzt, 4' 9''; Haare: dunkelblond; Stirne: gewölbt; Augenbraunen: blond; Augen: blau; Nase: gestreckt, spitz; Mund: gewöhnlich; Gesicht: oval; Farbe: gesund; Zähne: schadhaft; Besondere Kennzeichen: an der linken Seite des Halses in der Nähe des Ohres Narben, wahrscheinlich von Pocken herrührend.
            Sie ist eine wegen ihrer vielen Diebereien, ihres Hanges zur Buhlerei, zum Lügen und Vagabundiren sehr berüchtigte Dirne. Sie wurde 1) im J. 1806 von dem herz. Justiz-Amte Gotha wegen Entwendung alter Silbersachen mit 14 Tagen Gefängniß, und 2) im J. 1809 wegen Bettelns, wiederholter Diebereien und Betrügereien von derselben Behörde mit 3moantlicher Detention im Spinnhause bestraft, 3) im J. 1812 wegen Betrügereien auf unbestimmte Zeit in das Zuchthaus zu Gotha eingeliefert und mit dem halben Willkommen belegt, nach 5 Monaten aber wieder in Freiheit gesetzt; dann 4) im J. 1813 wegen Vagabundirens mit 8tägiger Einsperrung bestraft; 5) im J. 1815 gerieth sie bei dem großherz. Criminal-Gericht zu Weimar wegen wiederholter diebischer Betrügereien in Untersuchung und wurde nicht blos zu 6montalicher Zuchthausstrafe verurtheilt, sondern ihr auch die Rückkehr in die weimar. Lande streng untersagt; 6) im J. 1817 ward sie von dem kön. preuß. Oberlandesgericht zu Naumburg wegen Diebstahls mit 4wöchentlichem Gefängniß und 10 Ruthenstreichen, und 7) bald darauf wegen eines zu Flurstädt verübten Betrugs auf Anordnung der herz. Landes-Regierung zu Gotha 3 Jahre in der dasigen Strafanstalt beibehalten. Ferner wurde sie von derselben im J. 1823 8) wegen Diebstahle von Neuem zur Zuchthausstrafe auf unbestimmte Zeit condemnirt und erst nach 3 Jahren wieder entlassen, so wie 9) im J. 1827 von dem kön. preuß. Polizei-Amte in Erfurt aus den kön. preuß. Staaten verwiesen, und ihr 10) im J. 1833 von der großh. sächs. Landes-Regierung zu Weimar wegen wiederholten Betrugs eine 2jährige Strafarbeit, die sie in Eisenach verbüßt, zuerkannt.

            Johann Fischer, aus Baiersdorf bei Erlangen gebürtig.
            Alter: 26 Jahre; Statur: stark, kräftig; Haare: blond; Stirne: bedeckt; Augen: blau; Nase: spitz und proportionirt; Mund: gewöhnlich; Zähne: vollständig und weiß; Kinn: oval; Bart: ins Röthliche spielend; Besondere Kennzeichen: auf dem rechten Arm eine Krone, darunter die Buchstaben J. G. Fischer und zwei übereinander liegende Baumzweige, und auf dem linken Arm ein Herz mit den Buchstaben J. F. und darunter die Jahreszahl 1830 nebst zwei sich durchkreuzenden Säbeln roth tätowirt, sowie verschiedene Insignien des Schmiedehandwerks blau eingeätzt.
            Er saß eine Zeitlang bei dem großh. Criminal-Gericht in Weimar, wo jedoch nichts auf ihn gekommen seyn soll, und befand sich im Monat November 1834 wegen mehrerer Diebereien bei dem herz. coburg. Justiz-Amt Neustadt a. d. H. im Arrest. Nach Beendigung der Untersuchung wurde er wegen wiederholten Diebstahls mit 4wöchentlicher Gefängnißstrafe belegt und dann in seine Heimath transportirt.

            Elisabetha Magdalena Schmidt, ledigen Standes, von Gebesee geb., Schwester der berüchtigten Marktdiebin Barbara Maria Schmidt und Stieftochter des J. Simon Julius Mühlbach.
            Alter: 24 Jahre; Statur: groß; Haare: dunkelblond; Stirne: schmal, zurückgedrückt; Augen: grau, tiefliegend und etwas schräge; Nase: mittelmäßig; Mund: groß und dick; Besondere Kennzeichen: der Nagel am Mittelfinger der linken Hand verkrüppelt.
            Sie war im Winter 1833 mit ihrer Mutter, Hanne Juliane Mühlbach von Gebesee, vier Wochen zu Erfurt im Polizei-Arrest.

            Christoph Schmidt, von Ohrdruff geb.
            Alter: 29 Jahre; Statur: mehr groß, als mittler; Haare: dunkelbraun; Stirne: hoch, schmal, halbbedeckt; Augenbraunen: braun; Augen: braun; Nase: mittelmäßig, etwas spitz, schief und nach der rechten Seite stehend; Mund: mehr klein, als mittelmäßig; Oberlippe: etwas dick; Zähne: vorn vollständig, jedoch etwas angelaufen; Kinn: rund; Gesicht: voll; Besondere Kennzeichen: eine kleine Narbe über der linken Augenbraune; an der rechten Seite des Halses einen starken Flechten-Ausschlag.
            In der Erziehung ganz verwahrloset, hat er sich, dem Beispiele seines Vaters, des zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurtheilten berüchtigten Diebes, Jacob Schmidt, von Ohrdruff, folgend, schon in frühester Jugend dem Diebshandwerke ergeben und mußte bereits im Knabenalter in dem Zuchthause zu Gotha längere Zeit detinirt werden. Nach seiner Entlassung aus demselben trieb er sich mehrere Jahre in Sachsen herum und wurde endlich im Jahre 1834 wegen Straßenraubes von dem herz. Justiz-Collegio zu Gotha zu 5jähriger Zuchthausstrafe verurtheilt.
            Viele Grüsse
            Konni

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            • Wolfg. G. Fischer
              Erfahrener Benutzer
              • 18.06.2007
              • 5351

              #51
              Konrode und Sünna

              Zitat von Konni Beitrag anzeigen
              Anna Catharina Kirchner, auch Schröder genannt, aus Conrode, kurf. hess. Kreisamts Hersfeld, gebürtig, nirgends wohnhaft; Tochter des vagabundirenden Zinngießers und Kesselflickers Hann Adam Kirchner, aus Unter-Alba und der vor einigen Jahren verstorbenen Elisabeth Schröder; Zuhälterin des Valtin Hüther, aus Klings bei Dermbach, und Mutter eines Kindes.

              Alter: 20 Jahre; Statur: untersetzt; Haare: blond; Stirne: hoch; Augen: bläulich; Nase: stumpf; Mund: gewöhnlich; Kinn: rund; Gesichtsform: voll; Besondere Kennzeichen: unterhalb des Nagels am Ringfinger der rechten Hand eine Warze.

              Von Gaunern abstammend, ist sie von Kindheit an unstet herumgezogen und ganz wild aufgewachsen, bis sie endlich im J. 1830 mit noch acht anderen Personen, als: einer gewissen Mariane Schmidt, aus Langenberg, mit 3 Kindern, dem Michael Thiel, dem sogenannten Johann und der Elisabeth Trüller, aus dem Dammelhof, wegen Diebstahls-Verdachts von dem kön. baier. Landgericht Bischofsheim im Unter-Mainkreise zur Haft und Untersuchung gezogen und nach einem 6monatlichen Arrest wegen Vagabundirens auf 4 Monate in die Zwangs-Arbeits-Anstalt zu Plassenburg befördert worden ist.

              Sie hat noch folgende Geschwister, als:

              6) Franz Simon Kirchner, aus Sinn, Amts Vacha, geb., ungef. 8 Jahre alt.
              Herzlichen Dank für's Einstellen!
              Wolfgang

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              • Konni
                Erfahrener Benutzer
                • 19.08.2008
                • 3007

                #52
                Zitat von Wolfg. G. Fischer Beitrag anzeigen
                Herzlichen Dank für's Einstellen!
                Wolfgang
                Hallo Wolfgang,

                es freut mich, dass Du fündig geworden bist

                Guten Rutsch und
                Viele Grüsse
                Konni

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                • Konni
                  Erfahrener Benutzer
                  • 19.08.2008
                  • 3007

                  #53
                  Johanne Marie Sophie Berning (führt auch zuweilen den Vornamen Ernestine), ehemalige Dienstmagd, aus Frankenhausen geb., Zuhälterin des berüchtigten Gauners Johann Heinrich Christian Rothe aus Blankenhain.
                  Alter: 28 Jahre; Statur: untersetzt, 5' 2''; Haare: blond; Stirne: breit; Augenbraunen: bräunlich; Augen: bläulich; Nase: etwas stumpf; Mund: proportionirt; Zähne: etwas angelaufen; Gesicht: voll und rund; Gesichtsfarbe: gesund; Kinn: breit; Besondere Kennzeichen: ein Leberfleckchen von der Größe einer Linse in der Nähe des linken Nasenflügels und eins dergl. an der rechten Seite des Halses.
                  Sie ist ein in der Erziehung von früher Jugend an verwahrlostes Geschöpf, befand sich zuerst im J. 1827 wegen begangener kleiner Diebstähle zwei Mal in Untersuchung und wurde wegen des einen mit 8 Tagen Gefängniß und wegen des andern mit 10 Ruthenhieben bestraft. In den J. 1829 und 1830 gerieth sie bei dem Inquisitoriate zu Sangershausen wegen eines verübten Betrugs und wegen eines gemeinnen und eines qualificirten Diebstahls in Untersuchung, wurde deshalb zu 6 Monaten Zuchthaus und zu 20 Ruthenhieben verurtheilt, welche beide Strafen sie bis zum 8. April 1831 verbüßte. Nach ihrer Freilassung gerieth sie wegen mehrerer im fürstl. Schwarzburgischen begangenen Verbrechen abermals in Untersuchung und wurde von der fürstl. Regierung zu Rudolstadt zu einer Zuchthausstrafe auf unbestimmte Zeit verurtheilt; diese Strafe konnte aber erst im Juli 1832 an ihr vollstreckt werden, weil sie sich unterdessen entfernt hatte, mit Rothe vagabundirend herumgestrichen war und in den großh. weimar. Landen, namentlich zu Weida und Söllnitz, mehrere Diebstähle ausgeführt hatte, wegen welcher sie im Nov. 1833 auf 6 Monate in die Strafanstalt zu Eisenach eingeliefert wurde. Außerdem wurden ihr auch wegen Führung eines falschen Zeugnisses 12 Ruthenhiebe zuerkannt, welche sie in Weimar erhalten hat. Sie ist im Monat Mai 1834 aus der Strafanstalt entlassen und zu Verbüßung der ihr von Seiten der fürstl. schwarzb. Regierung zuerkannten Strafe an das Zuchthaus zu Rudolstadt abgeliefert worden.

                  Johann Friedrich Götze, aus Kölleda.
                  Alter: 37 Jahre; Statur: untersetzt, 5' 5 1/2''; Haare: schwarz; Stirne: gewölbt; Augenbraunen: schwach; Augen: grau; Nase: gestreckt und ausgebogen; Mund: gewöhnlich; Zähne: gesund; Gesichtsfarbe: blaß; Kinn: rund; Besondere Kennzeichen: in der linken Unterkiefer fehlen einige Backenzähne; auf dem linken Arm die Buchstaben J. F. G. roth eingeätzt.
                  Götze ist ein sehr berüchtigter Dieb, hat früher in königl. sächs. und königl. preuß. Militär-Diensten gestanden, bis zum Jahre 1828 an verschiedenen Orten als Knecht und Marqueur gedient und ist seit jener Zeit in vielfältige Criminal-Untersuchungen verwickelt gewesen. Er wurde bestraft: 1) im März 1828 beim kön. preuß. Gerichts-Amte Eckardtsberga wegen mehrerer kleiner Diebereien mit 8 Tagen Gefängniß, 2) in demselben Jahre bei dem kön. preuß. Inquisitoriat zu Querfurt wegen großen Diebstahls, durch ein Erkenntniß des kön. Oberlandesgerichts zu Naumburg, mit 1 Jahr Zuchthaus und 20 Hieben in der Strafanstalt zu Lichtenburg, 3) im Jahre 1829 durch ein Erkenntniß derselben Behörde wegen eines kleinen gemeinen Diebstahls mit 4 Wochen Gefängniß und 10 Peitschenhieben, 4) in demselben Jahre wegen versuchter Entwendung durch ein Urtheil des leipziger Schöppenstuhls mit 8 Wochen Gefängniß, 5) im Juli 1830 von fürstl. Regierung zu Arnstadt wegen Diebstahls mit 15 Peitschenhieben, 6) in demselben Jahre wegen zwei großer Diebstähle, untersucht beim kön. preuß. Inquisitoriat zu Zeitz, durch das Oberlandesgericht zu Naumburg, mit 1 Jahre Zuchthaus und 40 Peitschenhieben, 7) im Jahre 1832 durch das kön. preuß. Inquisitoriat zu Querfurt wegen Diebstahls und Führung eines falschen Namens mit 1 Jahr Zuchthaus in der Strafanstalt zu Lichtenburg, 8) im Juli 1833 durch ein Erkenntniß des kön. preuß. Oberlandesgerichts zu Naumburg wegen gemeinen Diebstahls mit 8 Wochen Gefängniß. Endlich gerieth er, 9) nachdem er wegen eines in demselben Jahre zu Albersleben vorgefallenen Diebstahls in Verdacht und Untersuchung gestanden hatte, am 4. Febr. 1834 wegen eines zu Buttstedt begangenen Diebstahls beim großherz. Criminal-Gericht zu Weimar in Untersuchung, wurde, nachdem er die That hartnäckig geleugnet hatte, überführt und zu einem Jahre Arbeitshausstrafe und 20 Hieben verurtheilt, welche Strafen in der Strafanstalt zu Eisenach eben an ihm vollstreckt werden.

                  Johann Gottlieb Grenzemann, aus Lehesten im Meiningischen, Zuhälter der berüchtigten Dirne Dorothea Elisabetha Schmidt aus Coppanz.
                  Alter: 41 Jahre; Statur: untersetzt, 5' 3'' 2'''; Haare: dunkelblond; Stirne: schmal; Augenbraunen: dunkelblond und schwach; Augen: graublau; Nase: etwas gebogen; Mund: gewöhnlich; Zähne: vollzählig; Gesicht: länglich; Kinn: spitz; Bart: dunkelblond, schwach; Gang: gebückt.
                  Er ist der Sohn des Hirten Johann Georg Grenzemann aus der Altengönna und wird von dem großh. sächs. Criminal-Gericht zu Weimar als ein unglaublich frecher Lügner geschildert. Anfangs diente er an einigen Orten als Schaafknecht, kam hernach unter das kön. sächs. Militär, aus welchem er desertirte, wurde hierauf an das königl. preußische abgeliefert, aber nach einer kurzen Dienstzeit entlassen. Im Jahre 1815 kam er wegen Schaafdiebstahls in Untersuchung und wurde vom großherz. Criminal-Gericht zu Weimar mit 4 Wochen Gefängniß und 20 Hieben bestraft. Im J. 1818 gerieht er abermals wegen Schaafdiebstahls in Haft und Untersuchung, sprengte aber seine Banden, eröffnete gewaltsam die Thüre seines Gewahrsams, stieg auf das Dach, sprang drei Stockwerke hoch herunter und entfloh. Von herz. sächs. Regierung zu Altenburg erhielt er sicheres Geleit, suchte dann einen Zeugen zu falschen Angaben zu verleiten, einen Gerichtsdirector zu bestechen und schwor endlich den Reinigungseid. Im J. 1821 gerieth er wegen eines zu Ifferode wiederholt begangenen Schaafdiebstahls in Untersuchung und wurde mit 9 Monaten Zuchthaus und dem halben Willkommen, bald darauf aber wegen Unterschlagung mehrerer Schaafe mit 6 Monaten Criminal-Haft und 40 Hieben bestraft. Im J. 1828 kam er wegen dringenden Verdachts der Mitverübung eines zu Ifferstedt vorgefallenen großen und mehrerer um jene Zeit begangener kleinen Diebstähle auf 4 Jahre in die Strafanstalt zu Eisenach in Verwahrung, wurde aber im August 1832 vor der völligen Abbüßung dieser Strafe auf so lange entlassen, als ihm ein neues Vergehen nicht zur Last fallen werde.

                  Sophie Elise Reißleder, aus Stadt Roda.
                  Alter: 34 Jahre; Statur: untersetzt, 4' 10'' 3'''; Haare: dunkelbraun; Stirne: schmal; Augenbraunen: blond; Augen: grau; Nase: gestreckt und etwas ausgebogen; Mund: schmal; Oberlippe: hervorstehend; Zähne: gesund; Gesicht: oval; Kinn: rund; Besondere Kennzeichen: viele Sommersprossen; auch fehlen zwei Backenzähne.
                  Die Reißleder ist die Tochter der Rosine Preller aus Stadt Roda, hat nach ihrer Entlassung aus der Schule einige Jahre gedient, ist hierauf wegen Diebstahls mehrere Male in Untersuchung gefallen und hat zuletzt mit einem sehr übel berüchtigten Menschen, Namens Joh. Carl Daniel Braun zu Rastenberg, in engerer Berührung gestanden. Dieselbe hat fast die Hälfte ihres Lebens in Gefangen-Anstalten zugebracht; sie ist nämlich: 1) als 17jähriges Mädchen wegen eines Diebstahls zu Jena mit einem Jahre Zuchthaus, hierauf 2) in Lobeda wegen Entwendung eines Tuches mit 8 Peitschenhieben, 3) in Bürgel wegen Diebstahls mit halbstündiger Ausstellung am Pranger, 4) im J. 1818 wegen mehrfacher Diebstähle und Hurerei mit 2 Jahre Zuchthaus und derben Ruthenzüchtigung bestraft, 5) im J. 1821 aber von der Untersuchung wegen beabsichtigter Prellerei aus Mangel an hinreichenden Verdachts losgesprochen worden; auch hat sie sich nach dieser Zeit wegen lüderlichen Lebenswandels 6) zwei Male in dem Zwangsarbeitshaus zu Altenburg befunden. 7) Im J. 1834 gerieth sie wegen Diebstahls bei dem großherzogl. Criminalgericht zu Weimar in Untersuchung und wurde zu drei Jahren Strafarbeitshaus verurtheilt, welche Strafe sie gegenwärtig in der Strafanstalt zu Eisenach abbüßt. Von derm großherz. sächs. Criminalgericht zu Weimar wird sie als eine im hohen Grade leichtsinnige Person geschildert.
                  Viele Grüsse
                  Konni

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                    • 19.08.2008
                    • 3007

                    #54
                    Johanne Maria Friederike Pfützenreuter, aus Niederspier.
                    Alter: 29 Jahre; Statur: mittler, 4' 8''; Haare: blond; Stirne: oval; Augenbraunen: blond; Augen: grau; Nase und Mund: gewöhnlich; Zähne: gesund; Kinn: rund; Gesicht: oval; Besondere Kennzeichen: schielt ein wenig.
                    Sie hat nach ihrer Confirmation eine kurze Zeit bei verschiedenen Herrschaften gedient, dann aber vagabundirt und wegen Diebstahls mehrmals in Untersuchung sich befunden. Sie wurde 1) im J. 1820 wegen Diebstahls mit 4 Wochen Gefängniß, 2) im J. 1822 desgleichen, 3) im J. 1823 mit halbjähr. Zuchthausstrafe und Willkommen von sechs Hieben in ihrem Vaterlande, 4) im J. 1824 wegen verbotenen Rücktritts in die preuß. Staaten mit 2jähriger Zuchthausstrafe belegt. Im J. 1826 kam sie wegen eines in Weimar verübten Gelddiebstahls beim großh. Criminalgericht daselbst in Haft und Untersuchung, wobei auch ein von ihr in Erfurt ausgeführter und noch nicht untersuchter, großer Diebstahl und ein abermaliger mit zehn Jahren Zuchthausstrafe verpönter Rücktritt in die kön. preuß. Staaten zur Sprache kam. Sie wurde daher vorerst an das kön. preuß. Inquisitoriat zu Erfurt abgeliefert und von dem Oberlandesgericht zu Naumburg wegen dieser Verbrechen zu 5 Jahren 6 Monaten Zuchthaus und 30 Ruthenhieben verurtheilt. Während der Abbüßung dieser Strafe entsprang sie aus der Straf-Anstalt zu Lichtenburg, wurde aber bald wieder ergriffen, und wegen eines bei ihrer Entweichung verübten Kleiderdiebstahls noch zu 8 Monaten Zuchthaus verurtheilt. Nach Ablauf dieser Strafzeit wurde sie an das großh. Criminal-Gericht zu Weimar zurückgeliefert und wegen des im J. 1826 begangenen Diebstahls zu 3 Jahren Strafarbeitshaus verurtheilt, welche Strafe seit dem 28. Juni 1833 in dasiger Straf-Anstalt an ihr vollstreckt wird.

                    Abraham Schäublin, aus Titterteu, Kantons Basel, gebürtig.
                    Alter: 54 Jahre; Statur: hager, gebückt, 5' 10''; Haare: grau; Stirne: hoch, frei; Augenbraunen: grau; Augen: braun; Nase: lang, gebogen; Mund: gewöhnlich; Zähne: mangelhaft; Wangen: eingefallen; Kinn: länglich; Bart: grau; Gesichtsform: länglich; Besondere Kennzeichen: einen Bruchschaden.
                    Sein Leben ist reich an Verbrechen und Vergehungen. 1) Im J. 1801 kam er bei dem Cantonsgericht Bern wegen eines gleichzeitigen vierfachen Eheverspruchs in Untersuchung und wurde, weil er zwei Frauenspersonen um ihr Geld betrogen, die beiden andern aber geschwängert und einer davon Veranlassung zu Ermordung ihrer Leibesfrucht gegeben hatte, zu 8jähriger Strafarbeitshausstrafe verurtheilt, entsprang aber vor völliger Abbüßung derselben aus der Anstalt zu Bern. 2) Im J. 1809 wurde er wegen Desertion aus der Standes-Compagnie zu Basel mit 6 Touren Spießruthen und Ausstoßung aus dem Militärdienste bestraft. 3) In demselben Jahre wurde er wegen eines, neben seiner Frau begangenen Eheverspruchs und getriebener Unzucht von dem Ehegericht zu Basel mit einer Geldstrafe belegt. 4) Im J. 1814 kam er wegen mehrfacher Betrügerei und Führung eines falschen Namens abermals in Untersuchung und wurde mit einem Jahre Zuchthaus und einjähriger Verweisung aus dem Canton Basel bestraft. 5) Im J. 1819 - 20 wurde er wegen getriebener Landstreicherei mit 1jähriger Zuchthausstrafe belegt. 6) Im J. 1827 wurde er wegen eines im Canton Zürich, wo er sich unterdessen niedergelassen hatte, bewirkten betrügerischen Concurses von 1600 Gulden zu viermonatlicher Gefängnißstrafe und 7) in demselben Jahre zu 4wöchentlicher Zuchthausstrafe wegen eines abermals mit einer gewissen Köve aus Bremen begangenen Ehebruchs, in Folge dessen er auch durch das Ehegericht in Basel von seiner Frau geschieden wurde, verurtheilt. 8) Im J. 1829 wurde er, nachdem er vorher in der Karlsruher Zeitung als Landstreicher und Gauner öffentlich bekannt gemacht worden war, zu Bruchsal ergriffen und wegen Prellerei, Urkundenfälschung und Landstreicherei mit dreijähriger Correctionshausstrafe und Verweisung aus den badischen Landen bestraft. Nachdem er endlich 9) in den Jahren 1831 bis 1832 wegen begangener und intendirter Betrügereien aus Göttingen verwiesen und aus Wiesbaden entflohen war, kam er, mit einem richtigen Passe versehen, nach Eisenach, wo er unter der Maske eines frommen Separatisten mehrere Betrügereien beging, aber von der Polizei-Inspection entlarvt, ergriffen und an das großherz. Criminalgericht das. abgeliefert, durch ein Erkenntniß der großherz. sächs. Landes-Regierung zu einem Jahr Zuchthaus condemnirt und nach deren Verbüßung unter Androhung einer lebenslänglichen Gefängnißstrafe aus dem Großherzogthume verwiesen und mittelst Schubs in seine Heimath befördert wurde. Er ist ein Heuchler, der vorzüglich bei den Anhängern des Separatismus in hiesiger Umgegend Eingang zu finden gesucht, sich auch häufig für einen pensionirten französischen Capitain ausgegeben, mit Ordensbändern sich geschmückt und unter dieser Gestalt in den angesehensten Gasthöfen logirt und bedeutenden Aufwand gemacht hat. Gewöhnlich hat er eine Zuhälterin bei sich, die er für eine verunglückte, hüflose und nur aus Christenpflicht zu sich genommene Person auszugeben pflegt und für die er überall Mittleiden zu erregen sich bemüht. Sein gegenwärtiger Aufenthalt ist nicht bekannt.

                    Angebl. Johannes Walther, Handelsmann, aus Spandau.
                    Alter: unbekannt; Statur: untersetzt, 73 1/2 Zoll sächs.; Haare: blond, fast weiß; Stirne: hoch; Augenbraunen: blond; Augen: bläulich; Nase: spitz; Mund: klein; Zähne: vollständig, gelb; Kinn: rund; Bart: blond; Gesichtsfarbe: lebhaft; Besondere Kennzeichen: hat einige Backenrunzeln oder Falten und spricht stark.
                    Er sollte im Jahre 1830 mit dem berüchtigten Wilhelm Neupert aus der Strafanstalt zu Waldheim in die Landarbeits-Anstalt zu Zwickau versetzt werden, ist aber im Amte Sachsenburg seinem Führer entsprungen.

                    Johanne Christiane Kühn, aus Kamsdorf bei Ziegenrück, Zuhälterin des berüchtigten Wilhelm Roland.
                    Alter: 22 Jahre; Statur: untersetzt, 5'; Haare: braun; Stirne: schmal; Augenbraunen: braun; Augen: grau; Nase und Mund: klein; Unterlippe: etwas aufgeworfen; Gesichtsform: länglich; Gesichtsfarbe: gelblich; Kinn: rund; Besondere Kennzeichen: Sommersprossen im Gesicht; etwas starker Hals.
                    Sie ist die Tochter des zu Lositz verstorbenen Hirten, Johann Christoph Kühn; ihre Mutter und mehrere Geschwister leben noch. Die ganze Familie ist des Gaunerlebens verdächtig. Die Kühn selbst hat sich demselben schon frühzeitig ergeben. Im Jahre 1828 gerieth sie bei dem Justiz-Amte zu Rudolstadt wegen begangener Kleider- und Gänsediebstähle in Untersuchung und wurde mit einstündiger Ausstellung am Schandpfahl und 6monatlicher Detention im Zuchthaus bestraft. Hierauf hat sie sich mit dem Roland einige Zeit herumgetrieben und mit demselben im Neustädter Kreise eine Menge Diebstähle begangen, bis sie endlich gegen das Ende des Jahres 1829 ergriffen und bei dem großherz. sächs. Criminalgericht zu Weimar in Haft und Untersuchung genommen wurde. Durch ein Erkenntniß der großherz. Landes-Regierung zu Weimar wurde sie zu 6 Monaten Strafarbeitshaus verurtheilt, welche Strafe sie in der Straf-Anstalt zu Eisenach abgebüßt hat.
                    Viele Grüsse
                    Konni

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                      • 3007

                      #55
                      Karl Christoph Schneider, Bäckergeselle, aus Ringleben bei Frankenhausen geb., in Greußen wohnhaft.
                      Alter: 38 Jahre; Statur: untersetzt, 5' 3''; Haare: schwarzbraun; Stirne: schmal, bedeckt; Augenbraunen: blond; Augen: blau; Nase: klein, etwas spitz; Mund: klein; Zähne: mangelhaft und schadhaft; Kinn: oval; Gesichtsbildung: länglich, hager.
                      Er hat sich zu Herrnschwende (Gerichtsbezirk Kindelbrück) eines beträchtlichen Diebstahls schuldig gemacht und sollte, nachdem er mit dem gestohlenen Gut gestgenommen worden war, an das kön. preuß. Inquisitoriat in Erfurt abgeliefert werden, ist aber am 8. Nov. 1834 auf dem Transporte entsprungen.

                      Johanne Christiane Keil, aus Neusalza bei Plauen.
                      Alter: 37 Jahre; Statur: untersetzt, 4' 10 1/2''; Haare: dunkelbraun; Stirne: offen; Augenbraunen: hellbraun; Augen: bläulich; Nase: etwas stark; Mund: gewöhnlich; Zähne: lückenhaft; Kinn: rund; Besondere Kennzeichen: schielt ein wenig mit dem rechten Auge.
                      Ihr Ruf ist schlecht. Wegen Diebstahls ist sie schon 3 Male und zwar mit 14tägigem Gefängniß, mit einem Jahre Strafarbeitshaus und zuletzt mit sechs Monaten Zuchthaus bestraft worden; auch hat sie schon einmal über 2 Jahre in der Corrections-Anstalt zu Zwickau zugebracht. In dem Jahre 1828 ist sie bei dem großherz. sächs. Criminal-Gericht zu Weimar, wegen verbotenen Rücktritts in das Großherzogthum Weimar in Untersuchung gewesen und das erste Mal mit zehn, das zweite Mal mit zwanzig Ruthenstreichen, das dritte Mal mit 6monatlicher Einlieferung in's Straf-Arbeitshaus bestraft und ihr auch das Wiederbetreten der großherzogl. Lande bei nachdrücklicher Ahndung untersagt worden. Demungeachtet ist sie dennoch auf's Neue in die hiesigen Lande zurückgekehrt und deshalb am 15. März 1833 auf zwei Jahre in die Strafarbeits-Anstalt zu Eisenach befördert worden, nach deren Ablauf sie mittelst Schubs in ihre Heimath gebracht werden soll.

                      Christiane Henriette Rosine Leopold, auch Lippold genannt, aus Lobenstein geb.
                      Alter: 31 Jahre; Statur: untersetzt; Haare: braun; Stirne: erhaben; Augenbraunen: blond; Augen: hellgrau; Nase: etwas gestülpt; Mund: klein; Zähne: mangelhaft; Kinn: rund; Gesichtsform: länglich; Gesichtsfarbe: gesund.
                      Nach ihrer Confirmation hielt sie sich mehrere Jahre bei ihren Eltern auf, trat später in fremde Dienste und nährte sich zuletzt als Taglöhnerin, als welche sie 3 uneheliche Kinder geboren hat, wovon das letzte nicht mehr am Leben ist. Nach dem Tode ihrer Mutter verließ sie diesen Erwerbszweig, zog in der Welt herum und gab ihren Körper für Geld Preis. Nachdem sie im Jahre 1825 wegen einiger kleiner Diebstähle bei dem Justiz-Amte zu Lobenstein und dem Magistrate zu Saalfeld in Untersuchung gestanden und in letzterm Orte mit sechs Peitschenhieben bestraft worden war, gerieth sie im Jahre 1830 wegen Theilnahme an einem zu Wittgendorf verübten Leinwand-Diebstahl unter dem falschen Namen: "Schröter" beim Criminalgericht zu Weida wiederum in Untersuchung, wurde wegen Mangels an hinlänglich begründetem Verdacht zwar von dieser Untersuchung entbunden, aber wegen eines geständigermaßen zu Dittersdorf begangenen kleinen Diebstahls mit 6tägigem Gefängniß bestraft. Kurz nach ihrer Entlassung aus dem Criminal-Arreste entwendete sie in Gemeinschaft einer gewissen Christiane Sophie Mädler, aus Dölau, mehrere Kleidungsstücke in Auma und wurde deshalb zu 2 Jahren Zuchthaus verurtheilt, welche Strafe sie in dem Strafarbeitshause zu Eisenach abgebüßt hat. Seit dem Jahre 1833 befindet sie sich wieder in Freiheit.

                      Christiane Rosine Meyer, geb. Schmeißer, aus Weida, Ehefrau des berüchtigten Vagabunden und Deserteurs Joseph (Wilhelm) Meyer.
                      Alter: 48 Jahre; Statur: mittler; Haare: braun; Stirne: schmal; Augenbraunen: braun; Augen: blau; Nase: klein und dick; Mund: groß; Zähne: lückenhaft; Kinn: rund; Gesichtsform: rund; Besondere Kennzeichen: der Goldfinger u. der Zeigefinger an der rechten Hand sind zur Hälfte angeblich durch eine Flintenkugel weggerissen worden; will mit epileptischen Zufällen behaftet seyn.
                      Sie ist eine äußerst gefährliche Diebin und Vagantin, die im 11ten Jahre ihre verbrecherische Laufbahn betreten hat. Anfangs borgte sie auf ihren Vater, entwendete ihm von Zeit zu Zeit Geld, verließ mehrere Male das väterliche Haus, wurde später ausschweifend und suchte ihre Hauptleidenschaft auswärts zu befriedigen, weil der Eltern strenge Aufsicht ihre Freiheit beschränkte. In ihrem zwanzigsten Jahre trieb sie sich mit einem preuß. Deserteur, Namens Joseph oder Wilhelm Meyer, in dem Neustädter Kreise herum, ging ohne Vorwissen ihrer Eltern mit demselben nach Böhmen, heirathete ihn und folgte ihm zum kön. kais. Regimente Hoch- und Deutschmeister nach Wien, wo sie ihren früheren Lebenswandel fortsetzte. Im J. 1811 wurde sie beim Regiment mit 25 und im Jahre 1812 mit 30 Peitschenhieben bestraft, kam in demselben Jahre wegen Diebstahls wiederholt in Untersuchung, ihre epileptischen Zufälle befreiten sie aber diesmal von der Strafe. Als eine listige, gefährliche und unverbesserliche Person wurde sie hierauf in das Versorgungshaus am Alsterbach abgegeben, nachdem sie vorher wegen Diebstahls bei dem Criminalgericht zu Wien in Untersuchung gerathen und mit 6 Monaten Zuchthaus bestraft worden war. Aus dieser Anstalt entsprang sie, folgte dem Regimente nach Italien und lief hier mit ihrem Manne davon. Sie durchzog mit ihm die Schweiz, Deutschland und ging durch Sachsen und Danzig. Um als preußischer Deserteur nicht nicht entdeckt zu werden, nahm der den falschen Namen: "Bolck" an, wurde aber dennoch verhaftet und erhielt Festungs-Arrest in Graudenz. Die Meyer blieb in Danzig zurück und nährte sich von Lohnhurerei, wurde aber von dem dortigen Stadtrathe wegen Verdachtes beabsichtigten Diebstahls verhaftet. Nach ihrer Freilassung begab sie sich im Jahre 1815 nach Elbing, stahl daselbst einen silbernen Vorlegelöffel und ein Kleid und kam auf 4 Monate in das Zuchthaus zu Graudenz. Hier besuchte sie nach ihrer Entlassung mehrmals ihren auf der Festung befindlichen Ehemann, kam aber, weil sie in einem Gasthofe auf dem Boden unter dem Dache sich verborgen und dadurch verdächtig gemacht hatte, von Neuem um die kaum erlangte Freiheit. Es wurden bei ihr mehrere Pretiosen gefunden und da sich im Verfolg der Untersuchung ergab, daß diese nebst mehreren andern Effecten in Marienburg gestohlen worden waren, so wurde sie, obgleich sie den Diebstahl geläugnet und sich nur als Diebhehlerin bezeichnet hatte, von dem Criminal-Senat zu Marienwerder dennoch zu 1 1/2 Jahren Zuchthaus und mehrjähriger Zwangsarbeitshaus-Strafe verurtheilt. Ehe diese Strafe an ihr vollzogen werden konnte, entsprang sie aus dem Gefängniß, wurde steckbrieflich verfolgt und, nachdem sie wieder erlangt worden war, mit 30 Hieben bestraft. Der ihrer wartenden Strafe suchte sie sich durch Selbstmord zu entziehen. Der Gefangenenwärter, der sie im Gefängniß an ihrem Halstuche hängend antraf, schnitt sie los und sie wurde in das Leben zurückgebracht. Nach überstandener Strafe wurde sie von Graudenz in ihre Heimath transportirt, von wo sie sich, nach einem kurzen Aufenthalte, nach Wien begab, aber auch von dort wieder fortging und in ihre Heimath zurückkehrte. Gleich nach ihrer Zurückkunft gerieth sie wegen eines in Liebschütz begangenen Diebstahls beim Stadt- und Landgericht zu Gera in Untersuchung und wurde zu dreimonatlicher Zuchthausstrafe verurtheilt. Sie trat die Strafe an, wurde aber schon nach zwei Monaten wieder entlassen und in ihre Heimath auf den Schub gesetzt. Kaum dort angekommen, gerieth sie wegen Führung eines falschen Passes abermals in Untersuchung und wurde mit achttägigem Gefängniß bestraft, dann aber unter polizeilicher Aufsicht gestellt. Wenige Monate darauf beging sie mit ungemeiner Verwegenheit in Auma einen zwar nur kleinen Diebstahl, wurde aber doch mit sechsjähriger Zuchthausstrafe, die sie in Weimar verbüßt hat, belegt. Nach ihrer Rückkehr in die Heimath gerieth sie wegen Funddiebstahls auf's Neue in Untersuchung und wurde zu 14 Tagen Gefängniß verurtheilt, aber noch vor Vollstreckung dieses Urtheils eines Wäschdiebstahls dringend verdächtig und deshalb auf vier Jahre in das Strafarbeitshaus zu Eisenach eingeliefert, aus welchem sie zu Anfang des Monats Juni 1831 entlassen und mittelst Schubs in ihre Heimath transportirt wurde.
                      Viele Grüsse
                      Konni

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                        • 3007

                        #56
                        August Groskurdt, auch Rust genannt, angebl. Maler, aus Münden geb.
                        Alter: 23 Jahre; Statur: mittler, schlank; Haare: mehr hellbraun als dunkelblond; Stirne: hoch; Augenbraunen: dunkelblond; Augen: blaugrau; Nase: stumpf; Mund: proportionirt; Unterlippe: stark; Zähne: gesund; Kinn: oval; Gesichtsform: länglich; Dialect: hannöverisch; Besondere Kennzeichen: das rechte Bein fehlt; bedient sich eines Stelzfußes; Sommersprossen im Gesicht; auf der rechten Wange eine Warze; auf der linken Wange eine dergleichen und ein kleines Leberfleckchen; an der linken Hand am 1sten und 2ten Finger zwei kleine, nicht sehr sichtbare Narben.
                        Er ist der uneheliche Sohn der Maria Groskurdt, verehelichte Rust in Münden, genoß bei der Dürftigkeit seiner Eltern eine sehr vernachlässigte Erziehung und wurde vorzüglich angehalten, Brennholz in dem hess. Reinhardswalde zu sammeln, bei welcher Gelenheit ihm auch einstmals beim Holzfällen das rechte Bein zerschmettert wurde, und er amputirt werden mußte. Nach diesem Vorfalle sorgte die Armen-Commission in Münden für seine Ausbildung zum Schreiber. Obgleich er als solcher sein Brod verdiente, so verfiel derselbe dennoch auf den Gedanken, sich auf unerlaubte Weise mehr Geld zu verschaffen. Er gerieth deshalb am 26. März 1831 bei dem Magistrat zu Münden in Untersuchung, entzog sich aber derselben durch die Flucht und trieb sich längere Zeit in Hannover und Cassel herum, wo er unverhältnißmäßig großen Aufwand gemacht haben soll. Auch in Potsdam und Berlin hat sich derselbe im Juni 1832 aufgehalten und sich daselbst als Hochstappler gerirt. Nach seinem heimlichen Weggange von Berlin entdeckte man, daß er Schulden gewirkt und solche nicht bezahlt hatte. Aus seinen in diesem Gasthofe zu Berlin zurückgelassenen Papieren, unter welchen sich auch mehrere falsche Atteste befunden haben, ging hervor, daß Groskurdt bald unter dem Titel eines Buchhalters, bald unter dem eines Secretairs müßig herumgezogen ist, Bettelbriefe in großer Anzahl verfertigte und von dem erbettelten Gelde gelebt hat. Bei der am 4. August 1833 in Gotha erfolgten Verhaftung des Groskurdt, nannte sich derselbe anfänglich Gustav Rust und gab sich fälschlich für einen Rechnungsbeamten von Erfurt aus. Es ermittelte sich jedoch im Verlaufe der gegen ihn eingeleiteten, polizeilichen Untersuchung, daß er nicht blos mit dem Hochstappler Justus Rust identisch sei, sondern daß er mit seinem wahren Namen August Groskurdt heiße und Anfangs Juli 1833 von Prag aus mittelst Schubs über die Grenze von Böhmen geschafft worden war und sowohl in Weimar als auch in Erfurt und hier das Gewerbe eines Hochstapplers getrieben, die Wirthe, bei denen er logirt, und die Miethkutscher, welche ihn von einem Orte zu dem andern gefahren, um ihre Forderungen geprellt und auch mehrere Bettelbriefe, Subscriptionslisten, Logenverzeichnisse bei sich geführt hat. Die Keckheit, Verschmitztheit und Unverschämtheit, womit Groskurdt allenthalben auftritt, charakterisirt ihn als einen sehr gefährlichen Menschen. Er wurde daher nach Feststellung seiner Heimathverhältnisse am 13. August 1833 von Gotha aus nach Münden abgeschoben.

                        Johann Gottlob Ernst Höpfner, Fleischergeselle, aus Eythra.
                        Alter: 25 Jahre; Statur: lang; Haare: schwarzbraun; Augenbraunen und Bart: schwarzbraun; Augen: dunkel; Stirne: hoch; Nase: länglich; Mund: gewöhnlich; Kinn: stark; Zähne: lückenhaft.
                        Er hat bereits früher wegen begangener Diebstahls Zuchthausstrafe erlitten und befand sich neuerdings wegen dringenden Verdachtes, einen bedeutenden Gelddiebstahls verübt zu haben, bei der Sicherheits-Behörde zu Leipzig in Haft und Untersuchung, fand aber am 3. December 1834 Gelegenheit, aus dem dasigen Gefängniß zu entspringen.

                        Matthäus Heiler, Zimmergeselle, aus Meiningen.
                        Alter: 31 Jahre; Statur: mittler; Haare: braun; Stirne: hoch; Augenbraunen, Augen und Bart: braun; Nase: gerade, etwas spitz; Mund: klein; Zähne: gesund; Kinn: oval; Gesichtsfarbe: blaß; Besondere Kennzeichen: Leistenbruch an der linken Seite; am Zeigefinger der linken Hand eine kleine Narbe.
                        Er ist wegen Diebstahls einige Male bei dem herz. Amte zu Meiningen in Haft und Untersuchung gewesen und im Herbst 1831 mit dem berüchtigten Anthing und noch einem andern Verbrecher aus dem Criminal-Gefängniß entsprungen, hat gleich nachher an der Verübung neuer Diebstähle Antheil genommen und wurde am 20. Dec. 1831 in Gotha verhaftet und zur Fortsetzung der Untersuchung alsbald an das herz. Kreis- und Stadtgericht zu Meiningen abgeliefert.

                        Karl Albinger, Scharfrichterknecht, angeblich aus Wien geb.
                        Alter: 22 Jahre; Statur: gut mittler, schlank; Haare: hellbraun; Stirne: hoch, bedeckt; Augenbraunen: braun; Augen: hellblau; Nase: etwas spitz; Mund: mittelmäßig; Oberlippe: etwas dick; Kinn: oval; Gesicht: oval; Bart: hellbraun; Schnurrbart; Besondere Kennzeichen: der linke Arm etwas unbehülflich; Dialect: fränkisch.
                        Er ist ein sehr verdächtiger Vagant, der seine Heimaths-Verhältnisse ängstlich zu verheimlichen sucht, und bereits in den Zwangsarbeits-Häusern zur Straußberg und Cassel zugebracht hat.
                        Viele Grüsse
                        Konni

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                          • 3007

                          #57
                          Ludwig Weinbrenner, aus Norken, im Nassauischen.
                          Alter: 19 Jahre; Statur: 5' 5''; Haare: röthlich; Stirne: hoch; Augenbraunen: braun; Augen: grau; Nase: mittelmäßig; Mund: aufgeworfen; Kinn: spitz; Gesichtsform: länglich; Gesichtsfarbe: blaß.
                          Er ist wegen Verübung mehrerer Diebstähle flüchtig geworden und soll im Betretungsfalle arretirt und an das herz. nassauische Amt Hachenburg abgeliefert werden.

                          Christiane Sophie Golle, ledigen Standes, aus Triebes, Zuhälterin eines gewissen Gottfried Meister.
                          Alter: 28 Jahre; Statur: mittler, stark untersetzt; Haare: hellbraun, fast röthlich; Augen: blau; Gesichtsform: vollkommen.
                          Sie ist eine gefährliche Gaunerin und Marktdiebin, die sich auf's Neue der Theilnahme an mehreren Diebstählen höchst verdächtig gemacht hat und deshalb am 4. Jan. 1834 von dem fürstl. reuß-plauenschen Justiz-Amt der Pflege Reichenfels in Hohenleuben steckbrieflich verfolgt worden ist.

                          Sophie Friederike Bergmann, geb. Müller, von Friedrichslohra geb., in Hasserode wohnhaft, Witwe des Gauners (Georg Fried.) Gottfried Bergmann in Hasserode, jetzt Zuhälterin des Rudolf Francke, Mutter von 3 Kindern.
                          Alter: 31 - 35 Jahre; Statur: klein, untersetzt; Haare: blond; Augen: bläulich; Nase: spitz; Mund: mittelmäßig, etwas aufgeworfen; Kinn: rund; Besondere Kennzeichen: einige Pockengrübchen.
                          Sie ist eine sehr berüchtigte Marktdiebin und wurde wegen verübter Diebstähle bereits im Jahre 1829 von dem kön. preuß. Inquisitoriat in Magdeburg zu 3monatlicher Zuchthausstrafe verdammt, namentlich aber befand sich dieselbe wegen Marktdiebstahls im Monat Febr. 1829 bei der kön. preuß. Gerichts-Commission zu Egeln in Gewahrsam. Uebrigens war sie schon im Nov. 1820 wegen Verdachtes der Theilnahme an einem Marktdiebstahl in Delitzsch und im Nov. 1826 zu Bitterfeld mit mehreren Gaunern wegen Bettelns und vorgeblich erlittenen Wasserschadens in Untersuchung. Gleich nach ihrer im Monat März 1830 erfolgten Entlassung aus der Straf-Anstalt zu Lichtenburg wurde sie wegen eines in der Schenke zu Benzingerode verübten kleinen Diebstahls arretirt und von dem herz. braunschweig-lüneburg. Districtsgericht in Blankenburg deshalb mit 14tägigem Gefängniß, im Monat Januar 1831 aber von dem Criminalgericht in Wernigerode wegen Diebstahls mit 4wöchentlicher Einsperrung und 15 Ruthenhieben bestraft. Im Monat Mai 1831 gerieth dieselbe, nachdem sie zuvor wegen Vagabundirens von Derenburg und Kelbra in ihre Heimath geschoben worden war, wegen Entwendung eines Mantels bei dem kön. großbritt. hannöverschen Amte Elbingerode und im Novbr. 1831 wegen Gänsediebstahls bei dem Magistrat in Aschersleben in Haft und Untersuchung.

                          Christoph Gotthelf Schmidt, von Copitz bei Pirna.
                          Alter: 38 - 40 Jahre; Statur: ungef. 69 Zoll lang, sonst nicht stark; Haare: schwarz; Gesicht: länglich, hager; Kinn: hervorstehend; Bart: klein; Beine: etwas krumm.
                          Er war zu wiederholten Malen wegen Diebereien in Untersuchung, ist erst am 19. Nov. 1834 von dem kön. Justiz-Amte Hohenstein aus der Haft entlassen worden und hat sich nach einer Bekanntmachung des Stadtgerichts zu Pirna vom 3. Dec. 1834 der Theilnahme an einem daselbst beabsichtigten Einbruch sehr verdächtig gemacht, weshalb er im Betretungsfalle an das gedachte Stadtgericht abgeliefert werden soll.
                          Viele Grüsse
                          Konni

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                            • 19.08.2008
                            • 3007

                            #58
                            Nikolaus Leffer, aus Brotterode, im Kurfürstenthum Hessen, geb.
                            Alter: 64 Jahre; Statur: schlank, 5' 8''; Haare: grau; Stirne: gewölbt; Augenbraunen: grau; Augen: blau; Nase: etwas krumm; Mund: gewöhnlich; Zähne: mangelhaft; Bart: grau, stark; Kinn: länglich; Gesicht: schmal; Beine: krumm; Gang: gebückt.
                            Er wurde im Jahre 1818 wegen Anfertigung und Verbreitung falscher sächs. Cassenbillets, unter dem fälschlich angenommenen Namen Jäger aus Waltershausen, von der Polizei in Coburg arretirt und zur weiteren Untersuchung an seine competente Behörde abgeliefert, worauf ihm eine 5jährige Eisenstrafe, die er in Cassel abbüßen mußte, zuerkannt wurde. Am 9. Juni 1830 machte er sich der Falschmünzerei verdächtig, wurde deshalb von dem kurf. hess. Justiz-Amt Brotterode gefänglich eingezogen und in Folge der über ihn verhängten Untersuchung wegen Versuchs der Falschmünzerei am 9. Oct. 1830 zur Verbüßung der ihm zuerkannten 6moantlichen Zuchthausstrafe nach Fulda abgeführt. Da sich Leffer als Handelsmann häufig auf Reisen begibt, so verdient er seiner Gefährlichkeit wegen besonders beobachtet zu werden.

                            Conrad Kißner, aus Haitz, kurfürst. hess. Amts Gelnhausen geb.
                            Alter: 36 Jahre; Statur: schlank; Haare: dunkelblond, schlicht, nach der linken Sete zu gekämmt; Stirne: frei; Augenbraunen: dunkelblond, schwach; Augen: grau und bräunlich an der Pupille; Nase: gerade, unten stark und lang; Mund: klein; Zähne: gesund; Gesicht: oval; Backenbart: braun, schwach; Besondere Kennzeichen: geht mit dem Oberkörper etwas vorgebückt; starke Blatternarben; auf der Brust tätowirt, nemlich ein rothes Herz mit den Buchstaben C. K. und der Jahreszahl 18..; über diesem Herz eine rothe Krone mit den Buchstaben W. R.; unter dem Herz eine rothe Blumenvase mit Blumen.
                            Er hat unter den Namen Joseph Bitzke, Bitzky, Bätzky, Pietschke und Christian Isterling, sich bald für einen Bäckergesellen und bald für einen Blutigelhändler, aus Neusiedel in Ungarn oder aus Hungen geb., ausgebend, die deutschen Staaten als einer der kühnsten, gefährlichsten und gewandtesten Gauner durchzogen, und ist im J. 1823 aus der Strafanstalt zu Hanau, wohin er im November 1822 zur Abbüßung der ihm wegen bedeutender Diebstähle zuerkannten 4jährigen Eisenstrafe gebracht worden war, entsprungen. Er lebt blos von der Ausbeute seiner bedeutenden Diebereien, die er fast täglich und von Ort zu Ort begeht, aber sehr geschickt zu verdecken versteht. Bisher hat er vorzugsweise die Gegenden am Main und Rhein, sodann die oldenburgischen, hannöverschen und hollsteinschen Lande, auch Hamburg und Bremen heimgesucht, keinen andern deutschen Landestheil aber verschont. Seine Pässe sind theils selbst fabricirt, theils auf den Grund falscher Atteste erschlichen, theils gestohlen gewesen. Im letzten Winter war er als Joseph Bitzke mit einem Passe des herz. oldenburg. Amtes Jever und in Gesellschaft eines zweiten berüchtigten Spitzbuben, Albert Schwarz, aus Leer in Ostfriesland, in hiesiger Gegend und häufte Diebstähle auf Diebstähle, wurde deshalb zu Frankfurt a. M. verhaftet, aber bald wieder entlassen, trieb sich dann noch kurze Zeit mit einem gestohlenen Wanderbuche unter dem Namen Christian Isterling, stehlend bei Hanau herum, und verschwand, als man ihn eben ergreifen wollte, spurlos. Im Mai 1833 wurde er unter dem Namen Joseph Pitzke in Gesellschaft einer berüchtigten Gaunerin, Maria Hansin, vulgo taube Doris, zu Bremen arretirt und an das königl. hannöversche Amt Freudenberg ausgeliefert, von dort aber, nachdem eine öffentliche Bekanntmachung dieses Amtes erfolglos geblieben war, am 5. Aug. 1833 mit einem Laufpasse bei Göttingen über die hannöversche Grenze gebracht und angewiesen, seine Heimath, Neusiedl in Ungarn, aufzusuchen, jedoch einige Wochen nachher unter dem Namen Warner Kosch, aus Stockholm, in Rinteln wieder gefänglich eingezogen.

                            Joseph Franck, angeblich aus Rüdigershagen im kön. preuß. Kreise Worbis geb., ehelicher Sohn des herumziehenden, angebl. aus Polen gebürtigen Handelsmanns Tobias Joseph, und Stiefsohn des Hirsch Bär zu Gernrode, Vater von 5 Kindern.
                            Alter: 39 Jahre; Statur: kurz, untersetzt; Haare: dunkelbraun, fein gelockt; Stirne: hoch, frei, gewölbt; Augenbraunen: braun; Augen: blaugrau; Nase: dick; Mund: klein; Kinn: etwas breit; Gesicht: etwas breit; Zähne: gut; Bart: schwarzgrau; Besondere Kennzeichen: zwischen dem Ringfinger und dem Mittelfinger der linken Hand eine Narbe.
                            Bis in sein 12. Lebensjahr ist er mit seinen heimathlosen Eltern unstet in Thüringen und in der Harzgegend herumgezogen, verheirathete sich später in Rüdigershagen mit der Tochter des wandernden Juden Jacob, Namens Rebecka, deren Geburtsort er nicht kennen will, und trieb sich dann fast immer unter dem Vorwand, daß er mit optischen Waaren handle, umher. Im J. 1823 gerieth er mit dem jüdischen Gauner David Schlesinger, aus Willmars, wegen Lederdiebstahls bei dem fürstl. schwarzb. Amte zu Sondershausen in Haft und Untersuchung und wurde damals von dem Letztern als ein für die öffentliche Sicherheit sehr gefährlicher Mensch geschildert. Uebrigens ist Franck im Monat October 1833 wegen verdächtigen Herumziehens in Gotha polizeilich angehalten und über die Landesgrenze gewiesen worden.

                            Christoph Dollinger, auch Christoph Rosenberg genannt, aus Biberach im Königreich Würtemberg geb., Zuhälter der Marg. Oesterreich aus Offenbach.
                            Alter: ungefähr 60 Jahre; Statur: kurz, etwas korpulent; Haare: grau; Gesicht: glatt, rund, voll; Augen: bläulich; Nase: ziemlich stumpf; Mund: gewöhnlich; Dialect: schwäbisch.
                            Er gibt sich, nach v. Buttlars Aussage, für einen verunglückten Kaufmann, von Hamburg gebürtig, aus, besucht und brandschatzt vorzugsweise die Freimaurerlogen, und ist dem Trunke sehr ergeben.
                            Viele Grüsse
                            Konni

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                              • 19.08.2008
                              • 3007

                              #59
                              Georg Carl Wilhelm Friedr. v. Schlemmer, nannte sich zuweilen auch noch Reinhardt, gewesener königl. preuß. Second-Lieutnant, von Berlin.
                              Alter: 55 Jahre (gibt sich gewöhnlich für 9 Jahre älter aus); Statur: 5' 6'' 7'''; Haare: schwarz, etwas gekräuselt, auf dem Scheitel ziemlich dünne; Aussehen: gesund u. kräftig; Besondere Kennzeichen: trug sonst einen schwarzen starken Backen- u. Schnurrbart; kleidet sich modern, trägt gewöhnlich Sporen und weiß eben so leicht eine devote und einschmeichelnde Freundlichkeit anzunehmen, als er es versteht, den vornehmen Mann zu spielen, und dabei doch ein sehr treuherziges und biederes Wesen zu zeigen.
                              Er befand sich im J. 1831 mit einem gewissen Hofrath Arnoldi wegen Betrugs und falschen Hazardspiels bei dem kön. preuß. Kammergerichts-Inquisitoriat zu Berlin längere Zeit in Haft und Untersuchung und wurde alsdann zum Verlust des Adels und zu 4jähriger Zuchthausstrafe, die er in Spandau verbüßt, verurtheilt. Bei seiner in Berlin erfolgten Verhaftung fand man alles bei ihm, was zum falschen Spiele nur irgend brauchbar ist, z. B. eine Maschine zum sogenannten Präpariren, d. h. Beschneiden, der Spielkarten mit vielen sogenannten Sequenz-Berechnungen, falsche Geldrollen, eine Menge zum Falschspielen hergerichtete Karten und verschiedene Spiele falscher Würfel. Letztere waren theilweise an den Ecken so abgeschliffen, daß sie beim Werfen gewöhnlich nur hohe Nummern zeigten, und theilweise so beschaffen, daß der eine auf zwei Seiten jedesmal vier Puncte, der andere auf zwei Seiten jedesmal fünf Puncte und der dritte auf zwei Seiten sechs Puncte enthielt. Höchst gefährlich werden dergleichen Falschspieler dadurch, daß sie an fremden Orten, wo sie als Betrüger noch nicht bekannt sind, mit Hülfe sogenannter Schlepper oder Fallmacher unerfahrne Reiche auf die listigste Weise in ihre Netze locken und dann verderben. In der Regel werden die ausersehenen Opfer zur Theilnahme an einem Diner oder noch besser zum Souper eingeladen. Fängt nun der Wein an seine Wirkung zu thun, so wird im verschlossenen Zimmer ein Spiel veranstaltet, und der Falschspieler kann dann seiner Beute Gewiß seyn. Schlemmer stand übrigens bis zum J. 1814 in königl. preuß. Militärdiensten, gab sich auf seinen Reisen, wobei er die Bäder besuchte, für einen Baron und Rittmeister aus, und soll früher bei Mannheim eine kleine Besitzung gehabt haben, wurde aber um das Jahr 1820 mit seinen beiden Gefährten, dem Grafen von B..... und von K....., wegen Hazardspiels aus dem Großherzogthum Baden verwiesen, worauf er sich nach Schlesien begeben haben soll. Zu seinem falschen Würfelspiel bediente er sich solcher Würfel, welche wie schon oben angedeutet wurde, die hohen Zahlen doppelt enthielten und mit dem kön. hannöverschen Stempel versehen waren.

                              Johann Nicolaus Hildesheim, Oekonom, aus Plaue bei Ilmenau.
                              Alter: 34 Jahre, Statur: mittler, 5' 3''; Haare: dunkelblond; Stirne: flach; Augenbraunen: dunkelblond; Augen: braun; Nase: etwas spitz; Mund: gewöhnlich; Zähne: schadhaft; Kinn: länglich; Bart: schwarz; Gesichtsform: länglich; Gesichtsfarbe: blaß.
                              Er war wegen Verdachtes, mehrerer Diebstähle verübt zu haben, bei dem großh. sächs. Justiz-Amte Ilmenau in Untersuchung, ist aber am 17. Dec. 1834 aus dem dasigen Gefängnisse entsprungen und soll übrigens eine für die allgemeine Sicherheit sehr gefährliches Subject seyn.

                              Christian Gottlob Richter, Schneider und Musikus, aus Kürbitz bei Plauen im Voigtlande.
                              Alter: 30 Jahre; Statur: mehr klein und untersetzt, als mittler; Haare: braun; Stirne: hoch, halbbedeckt; Augenbraunen: braun, groß; Augen: braun; Nase: etwas lang und gebogen, spitz; Mund: klein; Zähne: gut; Kinn: breit, rund; Bart: schwarzbraun; Gesicht: voll; Benehmen: freundlich.
                              Er war in Oelsnitz bei Plauen verheirathet, hat sich jedoch bald wieder von seiner Frau getrennt, und dann herumgetrieben, bis er am 27. Aug. 1832 wegen Bettelns und Vagabundirens von dem kön. sächs. Justiz-Amt Plauen auf 2 Jahre in die Land-Arbeits-Anstalt zu Zwickau eingeliefert wurde. Einige Zeit nach seiner Entlassung aus derselben erhielt er von dem v. feilitzschischen Gerichte zu Kürbitz einen Paß zur Reise nach Frankfurt a. M., wurde jedoch bald darauf wegen Legitimationslosigkeit in Wiesbaden verhaftet und am 10. Dec. 1834 von dem dasigen herz. nassauischen Criminal-Gericht nach seiner Heimath auf den Schub gesetzt.

                              Christian Heinrich Güldenzopf, gewesener Dienstknecht, aus Eckstedt im Weimarischen gebürtig.
                              Alter: 34 Jahre; Statur: ziemlich stark; Haare: dunkelbraun, gelockt; Stirne: hoch, bedeckt; Augenbraunen: dunkelbraun, stark; Augen: graubräunlich; Nase: etwas groß, ein wenig spitz; Mund: mittelgroß; Unterlippe: etwas dick; Zähne: vollständig, etwas angelaufen; Kinn: etwas stark; Gesicht: glatt; Besondere Kennzeichen: am Mittelfinger der linken Hand eine lange Schnittnarbe; am Zeigefinger derselben ein verunstalteter Nagel; auf der rechten Hand eine ganz dünne Narbe; an der linken Seite des Halses und an dem linken Backen unter dem Ohr starke Drüsennarben.
                              Er hat erst die Schuhmacher-Profession erlernt, später gedient oder getaglohnt, saß im J. 1833 vier Wochen lang zu Erfurt im Polizei-Arrest, und wurde im Monat December 1833 in Gotha als Landstreicher und Bettler angehalten und nach seiner Heimath auf den Schub gesetzt. Uebrigens war derselbe wegen Lüderlichkeit im J. 1834 bei dem Myrusschen Gerichte zu Eckstedt verhaftet, kam dann auf ein Jahr in das Strafarbeitshaus zu Eisenach, entsprang jedoch aus demselben und gerieth einige Zeit nachher bei der kön. preuß. Polizei-Behörde zu Erfurt abermals und zwar wegen verübten Diebstahls in Haft und Untersuchung. Jetzt befindet er sich wieder zu Eisenach in der Strafanstalt.
                              Viele Grüsse
                              Konni

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                                • 19.08.2008
                                • 3007

                                #60
                                Heinrich Carl Brodhuhn, Schneider, von Erfurt.
                                Alter: 29 Jahre; Statur: sehr groß, stark; Haare: braun, struppig; Stirne: schmal, hoch, bedeckt; Augenbraunen: braun; Augen: klein, grau; Nase: kurz, stumpf; Mund: klein; Zähne: gut; Kinn: rund; Bart: braun; Gesichtsform: breit, dick; Besondere Kennzeichen: das rechte Auge ist etwas kleiner, als das linke.
                                Er befand sich im J. 1834 bei dem herz. Justiz-Amte Ichtershausen wegen Diebstahls-Verdachtes und ordnungswidrigen Herumziehens in Haft und Untersuchung, wurde von da nach Erfurt abgeschoben und von dem dasigen königl. Stadtgericht des ersten Bezirks wegen betrügerischen Gevatterbittens mit einer 6wöchentlichen Gefängnißstrafe belegt. Uebrigens ist derselbe im Monat December 1834 als Landstreicher und Bettler in Gotha arretirt und mit der Warnung, sich bei Vermeidung körperlicher Züchtigung fernerhin nicht mehr bettelnd und vagabundirend im Herzogthum Gotha betreten zu lassen, an die kön. Polizei-Behörde zu Erfurt ausgeliefert worden.

                                Johann Christoph Pfeiffer, Gärtner, aus Gotha.
                                Alter: 48 Jahre; Statur: mittler, schlank; Haare: hellbraun; Stirne: hoch; Augenbraunen: bräunlich und sehr schwach; Augen: blaugrau, öfters entzündet; Mund: gewöhnlich; Zähne: gesund; Kinn: oval; Bart: hellbraun; Besondere Kennzeichen: hat eine Glatze, die er durch das Vorstreichen der langen Haare des Hinterkopfes zu bedecken sucht.
                                Er war früher Rathsdiener in Gotha, erhielt jedoch den Abschied und trieb sich hierauf längere Zeit unstet umher. Erst prellte derselbe in Gotha viele Personen um die ihm geliehenen Summen, dann ging er über Meiningen, Coburg, Rudolstadt, Altenburg, Leipzig nach Göttingen und wußte sich allenthalben unter listigem und betrügerischem Vorwande Geld zu verschaffen. In Altenburg, wo er gleichfalls mehrere Schwindeleien verübt hatte, wurde er im Monat April 1820 körperlich gezüchtigt und nach seiner Heimath auf den Schub gesetzt, entwischte aber in Eisenberg seinem Begleiter und wurde erst einige Zeit nachher in Thamsbrück von der kön. preuß. Gensd'armerie arretirt und nach Gotha ausgeliefert. Nachdem das herzogl. Justiz-Amt Gotha die gegen ihn geführte Untersuchung beendigt hatte, verurtheilte ihn die herz. Landes-Regierung daselbst am 26. Juni 1820 zu einjähriger Zuchthausstrafe und zum halben Willkommen. Aus der Strafanstalt eben erst entlassen, setzte er seine Betrügereien zunächst in Gotha fort, und wurde deshalb mit 14tägigem Arrest bestraft. Um unerkannt zu bleiben, nahm er später den Namen Johann Christoph Hahn an, und begab sich nunmehr über Würzburg, wo er sich im J. 1821 einen Reisepaß zu erschleichen wußte, über Frankfurt a. M. nach Wien, lebte unterwegs von der Hochstappelei und mußte von Wien aus die Rückkehr über Dresden nach Gotha unter polizeilicher Begleitung antreten. Wegen der inzwischen von ihm bekannt gewordenen und von ihm selbst eingestandenen neuen Betrügereien verurtheilte ihn die herzogl. Landes-Regierung in Gotha am 21. October 1822 zu 2jähriger Zuchthausstrafe und zum ganzen Willkommen. Gleich nach erlangter Freiheit begab sich Pfeifer abermals auf Reisen, wurde jedoch am 11. Dec. 1824 wegen Vagabundirens in Roda verhaftet und an das herz. Justiz-Amt Gotha ausgeliefert. Da sich bei der Untersuchung ergab, daß Pfeifer mehrere ihm anvertraute und mit Geld versehene Briefe unterschlagen und sonst noch andere Prellereien verübt hatte, so wurde er am 10. Febr. 1825 auf unbestimmte Zeit in das Zuchthaus befördert dort bis zum 18. April 1827 detinirt. Im Monat November 1827 kam Pfeifer mittelst Schubs von Weimar in Gotha an. Auch diesmal fand es das h. Justiz-Amt allda für nöthig, auf den Grund der vorliegenden Anzeigen eine förmliche Untersuchung gegen denselben einzuleiten und die Acten nach deren Beendigung an herz. Landes-Regierung zu Gotha einzusenden, worauf ihm diese wegen neuerlich zu Schulden gebrachter Betrügereien am 10. Jan. 1828 eine 4jährige Zuchthausstrafe zuerkannte. Wie wenig aber alle bisher angewandten Strafen geeignet waren, denselben zu bessern, beweist der Umstand, daß er kurze Zeit nach seiner Entlassung aus der Strafanstalt wegen Fortsetzung seiner vagantischen und betrügerischen Lebensweise auf unbestimmte Zeit in die Corrections-Anstalt zu Gotha, wo er sich gegenwärtig noch befindet, eingeliefert werden mußte.

                                Barbara Kästner, Dienstmagd, aus Kronach in Baiern geb. und in Klettbach im Weimarischen wohnhaft, Tochter des berüchtigten Philipp Kästner und der Barbara Katharina Kaiser, vulgo Weimarische Katharine aus Klettbach.
                                Alter: 19 Jahre; Statur: untersetzt, 5' 3''; Haare: braun; Stirne: frei; Augenbraunen: braun; Augen: grau; Nase: stumpf; Mund: mittler; Zähne: gut; Kinn und Gesichtsbildung: rund; Gesichtsfarbe: blaß; Besondere Kennzeichen: feine Pockennarben.
                                Sie befand sich bereits im J. 1830 wegen Diebstahls-Verdachtes bei dem kön. preuß. Inquisitoriat zu Erfurt, bald nachher bei dem großherzogl. sächs. Criminal-Gericht zu Weimar in Haft und Untersuchung und ist am 19. Nov. 1834 wegen Vagabundirens von Erfurt aus über die kön. preuß. Landesgrenze gebracht und ihr die Rückkehr nach Preußen bei Vermeidung 2jähriger Zuchthausstrafe untersagt worden. Uebrigens war dieselbe im Frühjahr 1834 auch zu Kommotau in Böhmen wegen mangelnder Legitimation verhaftet und wurde, nachdem ihre Gemeinde-Angehörigkeit festgestellt war, mittelst Transports an das großh. sächs. Justiz-Amt Berka befördert.

                                Therese Alexander, aus Zweta bei Carlsbad geb., in Luck bei Elbogen sich aufhaltend.
                                Alter: 19 Jahre; Statur: mittler; Haare: schwarzbraun; Stirne: frei; Augenbraunen und Augen: braun; Nase und Mund: proportionirt; Zähne: defect; Kinn: klein, rund; Gesichtsform: oval; Gesichtsform: oval; Sommersprossen.
                                Sie ist eine Tochter des berüchtigten Gauners Johann Christian Alexander und der Marktdiebin Wilhelmine Sachs und wurde im J. 1834 von der Stadtpolizei-Deputation in Dresden, die sie als eine sehr gefährliche Marktdiebin und Gaunerin bezeichnet, mittelst Schubs fortgeschafft.
                                Viele Grüsse
                                Konni

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