Tschler-Handwerk und "Gehabe"

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  • scheuck
    Erfahrener Benutzer
    • 23.10.2011
    • 5266

    Tschler-Handwerk und "Gehabe"

    Hallo, in die Runde!

    Heute komme ich Euch mit einer etwas "speziellen" Frage

    In meinem Besitz befindet sich seit gut 10 Jahren eine Nussbaum-Kommode; Voll-Holz, wunderschön und garantiert Tischler-Arbeit. Das gute Stück habe ich aus dem elterlichen Haushalt geerbt; mein Vater hatte es ebenfalls aus dem elterlichen Haushalt geerbt, und sie stammt eigentlich aus der "Aussteuer" meiner Großmutter bzw. aus dem ur-großelterlichen Haushalt. Soll heißen, sie ist mindestens 110 Jahre alt, kann aber auch älter sein (kein Holz-Wurm, keine Macken).
    Nun kommt's Mir ist heute ein Blatt Papier zwischen Wand und Kommode gefallen, also musste ich das gute Stück von der Wand ziehen. Da sehe ich doch "plötzlich", dass auf der Rückwand in recht großen Buchstaben "H.S." steht, das ist mir in mehr als 10 Jahren nicht aufgefallen - Die Buchstaben sind nicht etwa mit einem Bleistift geschrieben, das sind richtige "Lettern" von bestimmt 1cm Breite.

    "Dumm" ist nun, dass es in den Familien, aus denen die Kommode stammt (stammen soll ???) niemanden gibt, der die Initialen "H.S." gehabt hat.
    Ich sehe zwei Möglichkeiten: man hat mich mit der "Geschichte" der Kommode besch ... (was ich noch heute übel nehmen würde) oder das "H.S." bezieht sich auf den Tischler, der sie hergestellt hat.
    War es um 1900 (oder früher) üblich, dass Tischler ihre Initialen irgendwo auf Möbelstücken hinterlassen haben, die sie "gebaut" haben? - Ich kann's nur hoffen, weiß es aber nicht.

    Kann jemand bitte helfen? - Ich bedanke mich schon mal vorab und hoffe, dass jemand die "richtige" Antwort geben kann, denn ich wäre ansonsten sehr enttäuscht.
    Herzliche Grüße
    Scheuck
  • Rieke
    Erfahrener Benutzer
    • 13.02.2012
    • 1300

    #2
    Hallo Scheuck,

    Ich habe auch so ein schoenes Erbstueck, einen Kleiderschrank, zum Auseinandernehmen, wohl der Vorlaeufer vom flat pack Da sind die Enzelteile alle mit irgendwelchen Buchstaben und Nummern versehen, damit man sie in der richtigen Reihenfolge wieder zusammenstecken kann (der Schrank hat keine einzige Schraube, nur Keile und Nut und Feder).

    Vielleicht heisst das H.S. auf der Rueckseite Deiner Kommode einfach nur 'Hinterseite', eine Anweisung auf dem Rohling, ihn beim Zusammenbau des Moebelstueckes richtig einzusetzen?

    Liebe Gruesse
    Rieke
    Meine Spitzenahnen....
    waren arm aber reinlich. Ihr Motto? Lieber leere Taschen als volle Hosen.

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    • scheuck
      Erfahrener Benutzer
      • 23.10.2011
      • 5266

      #3
      Hallo, Rieke!

      Wie lieb von Dir, dass Du mir meine "Illusion" von der Geschichte des guten Stückes nicht nehmen willst
      Ja, einen solchen Schrank habe ich auch, wenn auch ohne jegliche Beschriftung. Mit der Kommode verhält es sich anders ...
      Die ist massiv, auch ohne Nägel und Schrauben; sie ist auch gezapft, dann aber verleimt. Sie hat 3 Schubladen, insofern bedarf es eigentlich keiner "Bau-Anleitung", denn auseinandernehmen kann man sie eh nicht. - Sie sieht auch nicht danach aus, als hätte der "Meister" durch diese beiden Buchstaben kenntlich machen müssen, was vorn und hinten ist

      DANKE Dir!
      Herzliche Grüße
      Scheuck

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      • Rieke
        Erfahrener Benutzer
        • 13.02.2012
        • 1300

        #4
        Hallo Scheuck,
        Zitat von scheuck Beitrag anzeigen
        Wie lieb von Dir, dass Du mir meine "Illusion" von der Geschichte des guten Stückes nicht nehmen willst
        So bin ich nun mal

        ........ als hätte der "Meister" durch diese beiden Buchstaben kenntlich machen müssen, was vorn und hinten ist
        Zugegeben. Aber vielleicht waren es wirklich seine Initialen?
        Du wirst der Sache wohl nicht mehr auf den Grund gehen koennen, aber warum ist Dir die Provenienz dieses guten Stueckes denn sooooo wichtig?
        Sie kam doch wirklich aus dem Haushalt Deiner Eltern und vielleicht haben die Urgrosseltern sie seinerzeit auf einer Moebelauktion gekauft. Oder meinst Du, Dein Urgrossvater haette sie selber gebastelt haben muessen, damit sie ein "echtes" Familienstueck werden kann? Das macht die Kommode doch nicht zu einem minderwertigen Erbstueck?

        Liebe Gruesse
        Rieke
        Zuletzt geändert von Rieke; 13.09.2015, 10:26.
        Meine Spitzenahnen....
        waren arm aber reinlich. Ihr Motto? Lieber leere Taschen als volle Hosen.

        Kommentar

        • scheuck
          Erfahrener Benutzer
          • 23.10.2011
          • 5266

          #5
          NEIN, liebe Rieke

          natürlich wird diese Kommode nicht "minderwertig" oder weniger schön, keine Frage!!!
          Ich hätte nur gerne weiterhin felsenfest daran glauben mögen, dass das gute Stück wirklich ein klitze-kleines Stückchen aus dem enorm großen Kuchen ist, der zum Elternhaus meiner Oma gehört hat.

          Diese merkwürdigen Initialen machen mich nun vollkommen huschig, weil ich keine "Erklärung" dafür finde; "Ahnenforscher" wollen doch immer alles möglichst genau wissen
          Aus einem Antiquitätengeschäft ist das gute Stück ganz sicher nicht, dafür hatte Opa so gar keinen "Sinn"; der Ur-Opa hat's auch ganz sicher nicht gebastelt, also wird das leider ein Rätsel bleiben...
          Nochmals DANK, Rieke!
          Herzliche Grüße
          Scheuck

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          • MH54321
            Erfahrener Benutzer
            • 09.09.2014
            • 419

            #6
            Hallo Scheuck,

            mach doch einfach mal ein paar Fotos von dem guten Stück und zeige die ein paar Fachleuten.

            Ich würde erstmal über die Gestaltung versuchen abzuklären, wie alt das Möbel ist. Das lässt sich meist sehr gut auf etwa +/- 10 Jahre bestimmen. Wenn es jünger als ca. 1870 ist, besteht eventuell die Möglichkeit, das es aus einer qualitativ hochwertigen Serienfertigung kommt. Da gibt es bestimmte Firmen und Möbelkataloge, manche Experten kennen sich da richtig gut aus.

            Wenn es wirklich ein Einzelstück ist, lässt sich das manchmal auch herausfinden. Manche Meister benutzten Meistermarken.

            Ich habe auch ein paar Erbstücke von meiner Uroma. Ein Schrank, der nach meinen Recherchen nachweislich aus einer Serienfertigung kommt und etwa um 1920/1930 gebaut wurde (und nicht von 1850 ist) sowie kistenweise Geschirr. Einer meiner Altväter war Töpfermeister und kam aus einer Töpfermeister-Dynastie, die Familie hatte bis ca 1950 ein Geschäft in dem meine Uroma und Oma noch Porzellan verkauft haben. Meine Oma ist sogar bis zur ihrer Rente 1987 Fachverkäuferin für Porzellan und Haushaltswaren geblieben und hat natürlich auch Porzellan gesammelt.

            Vor ein paar Wochen habe ich das alles mal vom Dachboden geholt, ausgepackt, abgestaubt, fotografiert und die Marken katalogisiert. Danach habe ich nach den Marken und Serien im Internet gesucht. War eine Heidenarbeit. Jetzt weiß ich aber, wie alt der ganze Plunder ist (leider weitaus jünger als gedacht), wo er hergestellt wurde und was er wert ist (fast nichts). Ein paar Stücke habe ich mir in die Vitrine gestellt und zwei komplette Gedecke mit über 100 Teilen und die Mehrzahl der Sammeltassen wieder eingepackt. Der Rest wird vorraussichtlich beim nächsten Polterabend entsorgt.

            Ich fand es nur sehr schade, das nicht ein einziges Stück Geschirr dabei war, das noch von meinen Vorfahren getöpfert wurde. Darauf hatte ich eigentlich gehofft.

            Ich hoffe, die Ergebnisse deiner Recherchen sind etwas besser als die meinen.

            LG,

            mh.
            Suche FN Hansmann (Hohenberg-Krusemark), FN Gruss/Gruß/Gruhs (Groß Rodensleben, Dreileben), FN Heindorf(f) (Stendal, Tangerhütte, Celle), FN Frey (Königsberg, Borchersdorf, Ostpreuss.)

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            • scheuck
              Erfahrener Benutzer
              • 23.10.2011
              • 5266

              #7
              Hallo, mh!

              DANKE erst mal für Deine Mühe beim Denken und Tippseln!

              Also, den "Kenner" habe ich schon vor ein paar Jahren im Haus gehabt, weil einer der Schubladen-Beschläge nicht mehr okay war. Das war ein "Möbel-Restaurator" bzw. "Kunst-Tischler"; er hat sich auf 1890-1900 "festgelegt".
              Zudem war er der Ansicht, dass das gute Stück nicht aus einer Serienfertigung kommt; da war er sich sicher, er hat's mir auch erklärt, ich weiß es allerdings nicht mehr so genau

              Ich kann mich über mich selbst so maßlos ärgern, denn ich "lebe" mit dem Teil seit gut 50 Jahren, habe die Kommode auch im elterlichen Haushalt schon x Mal von der Wand gezogen und dabei dieses "H.S." für "Blinde" nie wirklich gesehen. - Mein Vater hätte mir sicherlich mehr dazu sagen können, aber....
              So ist es mir allerdings auch mit den Ahnen gegangen; "früher" (als man noch hätte fragen können) hat es mich nicht die Bohne interessiert und nachdem niemand mehr da ist, den man fragen kann, habe ich den "Ärger" damit.

              Oh, die berühmten Sammeltassen! DAS ist mir glücklicherweise erspart geblieben! Immerhin habe ich den "Geschirr-Tick" geerbt, den eine verstorbene Cousine hatte; glücklicherweise nicht nur den "Tick", sondern auch ihre hochwertige Ausstattung in vielen Variationen. Ich bin natürlich "vorsichtig" damit (hat bis jetzt auch geklappt), benutze aber auch alles (wenn auch nicht täglich) und habe große Freude daran.

              Wenn man eine Töpfer-Dynastie in der Familie hat und dann nicht ein einziges Stück davon erhalten geblieben ist, ist das mehr als frustrierend und schade, das tut mir leid für Dich!

              Ich werde bei der nächsten Schlecht-Wetter-Phase die drei Schubladen der Kommode ausräumen, da "leben" die Ahnen nämlich drin. Dann werde ich das gute Stück mehr oder weniger "auf links" drehen und mittels Lupe nach einem "Markenzeichen" suchen!
              Herzliche Grüße
              Scheuck

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              • Anna Sara Weingart
                Erfahrener Benutzer
                • 23.10.2012
                • 17267

                #8
                Hallo,

                ich bin auch der Meinung das es H.S. = Hinterseite heißt.
                Denn hätte man einen Namen schreiben wollen, wäre doch genug Platz gewesen diesen auszuschreiben, daher macht eine Initialenabkürzung eigentlich keinen Sinn. Eine Initiale kann auch juristisch keinen Besitz kennzeichnen.

                Beispiel bei mir:
                an meinem 100-jährigen Schrank steht ausgeschrieben mit Bleistift Name u. Adresse in Berlin-Spandau - vermutlich Lieferanschrift an den Erstkäufer. Mit Hilfe des historischen Adressbuchs konnte ich die Angaben verifizieren.

                Gruss
                Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 17.09.2015, 19:07.
                Viele Grüße

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