"Unbeliebte" Vorfahren?!

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  • Hintiberi
    Erfahrener Benutzer
    • 26.09.2006
    • 1095

    "Unbeliebte" Vorfahren?!

    Moinsen,

    ich bin die letzte Zeit mal etliche Heiratseinträge von 1770-1800 der Gemeinde durchgegangen, aus der etliche meiner Vorfahren kommen - was mir dabei auffiel: "Meine" Vorfahren tauchen da so gut wie nie als Trauzeugen auf; zwei konnte ich finden, die jeweils einmal als Trauzeugen erwähnt wurden, aber das war's dann. Sonst taucht da keiner auf - seltsam, oder? Wie kommt sowas?! Waren meine Vorfahren einfach nicht präsent, hielten sie sich aus dem Heiratsgeschäft heraus, waren sie gar so unbeliebt, daß sie keiner als Trauzeugen haben wollte?! *hmm*
    Habt ihr ähnliche Erfahrungen diesbezüglich?!

    Übrigens waren in dieser Zeit soweit ich das sehen konnte ausschließlich Männer Trauzeugen. Durften Frauen früher nicht Trauzeugen sein?

    Viele Grüße
    -Jens
    Meine Ahnen
    http://img.photobucket.com/albums/v29/MrMagoo/K.jpg
    www.gencircles.com/users/hintiberi/17"
  • Luise
    Erfahrener Benutzer
    • 05.02.2007
    • 2419

    #2
    Ich habe ähnliches in Bezug auf Taufpaten festgestellt. In einer Generation hatten sie bis zu 5 Patenkinder und dann gab es eine Generation, die habe ich überhauptnicht als Paten gefunden. Da vermute ich allerdings, dass sie eventuell in einem Nachbardorf Paten waren.
    Liebe Grüße von Luise

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    • Schlumpf
      Erfahrener Benutzer
      • 20.04.2007
      • 364

      #3
      Hallo

      Nun denn....das ist bei uns allen so: Die eigenen Vorfahren tauchen augenscheinlich selten als Pate oder Zeuge auf:
      Trauzeugen waren gerne die Eltern oder die Brüder der Brautleute. Ich hab selten gesehen, dass man jemand anderes genommen hat. Ebenfalls werden nicht in jeder Gemeinde Frauen als Trauzeugin zugelassen. Es gibt auch Gemeinden, bei denen fast durchweg der Küster als Trauzeuge eingetragen ist. Das, obwohl hinter dem Küster als Zeuge immer " mit vielen anderen Freunden und Verwandten" notiert ist.

      Taufpaten ist was ganz anderes. Ich habe nur ganz selten Verheiratete Personen als Paten. Wenn also die Vorfahren keine Patenkinder hatten ( also 18. und 19 Jahrhundert), dann lag das daran, dass man als Pate nur ganz selten verheiratete Personen nahm. Der Grund ist einleuchtend: Wenn die Eltern sterben sollten, werden die Paten gefragt, ob sie für das Kind sogen möchten. Als Paten nahm man gerne die unverheirateten Geschwister oder Nachbarn.
      Ab ca 1880 hatte man diesbezüglich ein Problem: Es gab nicht mehr so viele unverheiratete Leute, die für die vielen Kinder Pate werden konnten. Also wurde ab ca 1870ff die Sache anders.
      Uns ist in alten mæren wunders vil geseit. von helden lobebæren, von grôzer arebeit,. von fröuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,.

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      • Laurin
        Erfahrener Benutzer
        • 30.07.2007
        • 5739

        #4
        Zitat von Hintiberi Beitrag anzeigen

        Übrigens waren in dieser Zeit soweit ich das sehen konnte ausschließlich Männer Trauzeugen. Durften Frauen früher nicht Trauzeugen sein?
        Hallo Jens,

        das hat wohl etwas mit der damals sehr eingeschränkten rechtlichen Stellung der Frauen zu tun.
        Immerhin war eine Bezeugung gegenüber einer Amtsperson - die ein Pfarrer wie auch ein Richter damals war - schon immer ein "hoheitlicher" Akt.
        Freundliche Grüße
        Laurin

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        • ubbenkotte
          Moderator

          • 13.04.2006
          • 1860

          #5
          Hallo Jens,

          ich sehe auch oft die selben Trauzeugen in den KB. Oft handelt es sich um Leute, die in der Nähe der Kirche wohnten (Küster, Haushälterin usw.). Die Taufzeugen sind aber oft Verwandte oder Nachbarn. Ich vermute, dass die Taufzeugen wichtiger waren und dass die sorgfältig ausgewählt wurden. Man sieht dasgleiche bei den Heiratsakten nach 1811 in den Niederlanden. Bis ca. 1880 sind es Zeugen, die nicht mit den Ehepartnern verwandt sind. Später werden es immer mehr Verwandte der beiden.

          Hartelijke groeten vanuit Hengelo naar Schloss Neuhaus,

          Dein Germanistik-Kollege Freddy

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          • Hintiberi
            Erfahrener Benutzer
            • 26.09.2006
            • 1095

            #6
            Hallo Schlumpf

            Zitat von Schlumpf Beitrag anzeigen
            Trauzeugen waren gerne die Eltern oder die Brüder der Brautleute. Ich hab selten gesehen, dass man jemand anderes genommen hat. Ebenfalls werden nicht in jeder Gemeinde Frauen als Trauzeugin zugelassen. Es gibt auch Gemeinden, bei denen fast durchweg der Küster als Trauzeuge eingetragen ist. Das, obwohl hinter dem Küster als Zeuge immer " mit vielen anderen Freunden und Verwandten" notiert ist.
            Oft sind Brüder der Brautleute Trauzeugen, das sehe ich regelmäßig; auch, daß durchweg der Küster als Trauzeuge erscheint. Nun, daß der Küster so regelmäßig erscheint, ist ja nichts besonderes, er ist ja eh meist zugegen...


            Taufpaten ist was ganz anderes. Ich habe nur ganz selten Verheiratete Personen als Paten. Wenn also die Vorfahren keine Patenkinder hatten ( also 18. und 19 Jahrhundert), dann lag das daran, dass man als Pate nur ganz selten verheiratete Personen nahm. Der Grund ist einleuchtend: Wenn die Eltern sterben sollten, werden die Paten gefragt, ob sie für das Kind sogen möchten. Als Paten nahm man gerne die unverheirateten Geschwister oder Nachbarn.
            Hmm... also das kann ich (zumindest für meine Suchregion) nicht sagen; da tauchen auch im 18. Jahrhundert immer wieder schon "uxor xyz" als Taufpaten auf. Mir scheint's auch so, daß meine "Feckische" dauernd als Taufpate herhalten mußte - auch, als sie schon lang verheiratet gewesen war. Vielleicht war sie so eine gütige Frau?!

            Beste Grüße
            -Jens
            Meine Ahnen
            http://img.photobucket.com/albums/v29/MrMagoo/K.jpg
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            • Hintiberi
              Erfahrener Benutzer
              • 26.09.2006
              • 1095

              #7
              Zitat von Laurin Beitrag anzeigen
              das hat wohl etwas mit der damals sehr eingeschränkten rechtlichen Stellung der Frauen zu tun.
              Immerhin war eine Bezeugung gegenüber einer Amtsperson - die ein Pfarrer wie auch ein Richter damals war - schon immer ein "hoheitlicher" Akt.
              Hallo Gerhard,
              danke für Deine Rückmeldung;
              ich denke mir das auch so - nur ist eine Taufe nicht ebenfalls eine Bezeugung gegenüber einer Amtsperson?! Weibliche Taufpaten waren aber wohl immer schon "zulässig".

              Viele Grüße
              -Jens
              Meine Ahnen
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              • Hintiberi
                Erfahrener Benutzer
                • 26.09.2006
                • 1095

                #8
                Zitat von ubbenkotte Beitrag anzeigen
                Man sieht dasgleiche bei den Heiratsakten nach 1811 in den Niederlanden. Bis ca. 1880 sind es Zeugen, die nicht mit den Ehepartnern verwandt sind. Später werden es immer mehr Verwandte der beiden.
                Moin Freddy,

                durch die tw. recht ausführlichen Protokollkopulationseintäge (<-- schönes Wort, oder? ) weiß ich, daß hier schon ab etwa 1800 immer wieder auch Verwandte und Anverwandte Trauzeugen waren. Der Pfarrer schrieb dann immer "XYZ, Bruder der Braut", "XYZ, Schwager des Bräutigams", "XYZ, Halbschwester der Braut" usf.
                Und der Küster taucht wie gesagt sowieso immer mal wieder auf; oft auch der Lehrer.


                Hartelijke groeten vanuit Hengelo naar Schloss Neuhaus,
                Dein Germanistik-Kollege Freddy
                Auch von mir hartelijke groeten naar Hengelo van jouw Germanistik-collega
                -Jens
                Meine Ahnen
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                • Laurin
                  Erfahrener Benutzer
                  • 30.07.2007
                  • 5739

                  #9
                  Zitat von Hintiberi Beitrag anzeigen
                  ... nur ist eine Taufe nicht ebenfalls eine Bezeugung gegenüber einer Amtsperson?! Weibliche Taufpaten waren aber wohl immer schon "zulässig".
                  Hallo Jens,

                  die (christliche) Taufe ist aber kein rechtsverbindlicher Akt gegenüber dem Staat,
                  sondern als Sakrament die Aufnahme in die Gemeinschaft der Christen.
                  Den Staat interessiert dies doch erst bei Erhebung der Kirchensteuer.
                  Freundliche Grüße
                  Laurin

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                  • Hintiberi
                    Erfahrener Benutzer
                    • 26.09.2006
                    • 1095

                    #10
                    Hallo Gerhard,


                    Zitat von Laurin Beitrag anzeigen
                    die (christliche) Taufe ist aber kein rechtsverbindlicher Akt gegenüber dem Staat, sondern als Sakrament die Aufnahme in die Gemeinschaft der Christen.
                    Den Staat interessiert dies doch erst bei Erhebung der Kirchensteuer.
                    Aber für Geistliche waren Frauen doch früher auch nicht sooo was besonderes...
                    Viele Grüße
                    -Jens
                    Meine Ahnen
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                    • Laurin
                      Erfahrener Benutzer
                      • 30.07.2007
                      • 5739

                      #11
                      Zitat von Hintiberi Beitrag anzeigen
                      Hallo Gerhard,




                      Aber für Geistliche waren Frauen doch früher auch nicht sooo was besonderes...
                      Viele Grüße
                      -Jens
                      ...wenn sie reich waren schon!
                      Freundliche Grüße
                      Laurin

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                      • Hibbeln
                        Erfahrener Benutzer
                        • 12.04.2008
                        • 469

                        #12
                        Hallo Jens,

                        Du hast ja am Anfag dieser Diskussion die Frage nach den möglichen Trauzeugen bei der Heirat gestellt. Im Laufe der Diskussion hat sich das aber abweichend auch auf die Taufzeugen entwickelt.
                        Ich bin der Auffassung, dass man diese Fragen immer nur von Ort zu Ort unterschiedlich beantworten und diskutieren kann. Man muss sowohl bei Tauf- und Heiratseinträgen des einzelnen Ortes versuchen eine gewisse Systematik zu erkennen und auch möglicherweise den Einfluß des Pfarrers "herauslesen".
                        Die Frage, warum möglicherweise Verwandte von Dir nicht als Trauzeuge auftauchen lässt sich ohnehin nur schwer beantworten.



                        Dieter
                        Zuletzt geändert von Hibbeln; 24.01.2009, 21:38.

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                        • Hintiberi
                          Erfahrener Benutzer
                          • 26.09.2006
                          • 1095

                          #13
                          Hallo Dieter,

                          besten Dank für Deine Antwort!
                          Daß Frauen nicht auch Taufpaten sein konnten, habe ich doch gar nicht geschrieben, nur als Trauzeugen tauchen sie (zumindest bis etwa 1800) eigentlich nie auf...

                          Bei den Trauzeugen selbst fand ich es wie gesagt doch recht bemerkenswert, daß "meine" Anverwandten nur sehr selten als Zeugen bei der Heirat auftauchten.

                          Viele Grüße
                          -Jens
                          Meine Ahnen
                          http://img.photobucket.com/albums/v29/MrMagoo/K.jpg
                          www.gencircles.com/users/hintiberi/17"

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                          • Szillis-Kappelhoff
                            Erfahrener Benutzer
                            • 08.03.2006
                            • 345

                            #14
                            Hallo,
                            wir dürfen nicht die Funktion der Paten aus den Augen verlieren. Sie sollten ja die Elternstelle vertreten, wenn diese ausfielen, was in Pest- und Kriegszeiten ja nun recht häufig der Fall war.
                            Also suchte man sich Paten, die finanziell einigermaßen in der Lage waren noch zusätzliche Patenkinder bei sich aufzunehmen. Außerdem sollten die Paten nicht zu alt sein. In der Regel suchte man 2-3 Paten, Männer für die Jungs, Frauen für die Mädchen.

                            Meiner Ansicht nach hat die Frage nicht mit "unbeliebt" zu tun sondern eher mit "unbemittelt".
                            Beate

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                            • Schlumpf
                              Erfahrener Benutzer
                              • 20.04.2007
                              • 364

                              #15
                              ..Jens eigentlich ?? nie Frauen als Trauzeugin beurkundet worden um 1800?

                              Das ist von Gemeinde zu Gemeinde, von Pastor zu Pastor verschieden.
                              Ich kenne (kath) Gemeinden, die in jeder Heirat ab ca 1740 eine Frau als Trauzeugin beurkunden. Es gibt aber Nachbargemeinden, bei denen das nicht so ist.
                              Auch bei denen wird dann manchmal die Mutter notiert, wenn der Vater schon verstorben war.
                              Uns ist in alten mæren wunders vil geseit. von helden lobebæren, von grôzer arebeit,. von fröuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,.

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