Analphabeten zwischen 1600 u. 1800

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  • Peter G.
    Erfahrener Benutzer
    • 05.06.2006
    • 619

    Analphabeten zwischen 1600 u. 1800

    Guten Morgen zusammen,

    was glaubt ihr, wieviel Prozent der Menschen zwischen 1600 und 1800 konnten weder lesen noch schreiben. Gibt es da verlässliche Zahlen?
    Meine Frage bezieht sich auf ländliche Gegenden vornehmlich in Süddeutschland.
    Kann mir vorstellen, dass in den Städten die Zahl der Analphabeten wesentlich geringer war als auf dem Dorf.

    Gruß
    Peter
    Bin immer auf der Suche nach dem FN Willumeit vor 1920
  • Luise
    Erfahrener Benutzer
    • 05.02.2007
    • 2419

    #2
    Hallo Peter,
    dass kann man so nicht unbedingt sagen, dass die Städter gebildeter waren.

    Zwar kann ich verlässlich nur für den Erfurter Raum (Thüringen) sprechen, doch hier gab es eines der besten Schulsysteme Deutschlands. Für mein Dorf sind z. B. zwei Klassenlisten von 1702 und 1731 erhalten geblieben und darin ist zu sehen, dass bis auf ganz wenige Ausnahmen fast alle Kinder (sogar die Hirtenkinder) die Schule besuchten.

    In anderen Gegenden sieht es sicher anders aus.
    Liebe Grüße von Luise

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    • Marlies

      #3
      Hallo Peter,

      hier findest Du etwas zum Thema:

      Das Buch liefert eine neuartige Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart. Im Sinne einer Gesamtgeschichte der gelesenen Literatur beschreibt es nicht nur die Höhenkammliteratur der Bildungseliten, sondern auch die Repräsentationsliteratur der Führungsschichten, die Unterhaltungsliteratur der Mittelschichten sowie die Kompensationsliteratur der Deklassierten. Jede dieser vier Literaturen hat ihre eigenen Funktionen und ihre eigene Entwicklungsdynamik. Das Buch zeigt, daß die Landkarte der deutschen Literatur noch zahlreiche weiße Flecken aufweist, ohne deren Beseitigung auch eine Positionsbestimmung der bereits genauer erforschten Zonen nicht möglich ist. Von den herkömmlichen Formen der Literaturgeschichtsschreibung unterscheidet sich diese Literaturgeschichte durch die konsequente Berücksichtigung des aktuellen Forschungsstandes der Kultursoziologie, der Leserforschung und der Medienwirkungsanalyse.

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      • Peter G.
        Erfahrener Benutzer
        • 05.06.2006
        • 619

        #4
        Hallo,

        Danke für die Antworten.

        @Luise
        Sicherlich hast Du recht, dass man nicht pauschal davon ausgehen kann, dass die Städter gebildeter waren. Nur in meiner Gegend liegt das nächste "Städtchen" ca. 10 km von mir weg. Wenn man bedenkt, dass die Kinder dann diesen Weg zu Fuß gehen mußten, könnte man schon davon ausgehen, dass der Schulbesuch wenn überhaupt nur unregelmäßig war. Auch dass die Kinder zu Hause in der Landwirtschaft stark miteinbezogen wurden, läßt vermuten, dass zur Schulausbildung kaum Zeit war.
        In Archivunterlagen zu "meinem" Dorf habe ich den ertsen Dorlehrer erst um 1870 finden können.

        Marlies hat hierzu einen sehr informativen Link geschickt.


        Gruß
        Peter
        Bin immer auf der Suche nach dem FN Willumeit vor 1920

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        • anika
          Erfahrener Benutzer
          • 08.09.2008
          • 2612

          #5
          analphabet

          hallo
          hier auf dem land,7 km vom nächsten ort entfernt gingen die kinder in den wintermonaten auch zur schule.sie liefen nicht ins dorf sondern ihre schule war die küche eines bauern. der lehrer war meist ein alter kriegsveteran,der sichso etwas nebenbei verdiente.meist wurde das schulgeld in form von speck eiern usw bezahlt. meine tante 80 jahre erzälte kürzlich ihr vater sei bei einem schneider zur schule gegangen der
          den unterricht im schneidersitz nähend abhielt
          anika
          ps heute werden unsere kinder mit dem bus zur 14 km entfernten schule
          gefahren
          Ahnenforschung bildet

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          • Konni
            Erfahrener Benutzer
            • 19.08.2008
            • 3007

            #6
            Hallo Peter,

            meine Vorfahren in der Oberpfalz bekamen auch erst 1878 eine eigene "Dorfschule".
            In dem Gesuch an die Regierung schrieb der Gemeinderat damals u. a.:
            "Die beiden Dörfer haben ungefähr 50 schulpflichtige Kinder. Der Schulweg in die Stadt beträgt für viele eine Stunde und darüber. Dadurch versäumen die Kinder viel Zeit und bleiben im Unterricht zurück. So oft von den Militärpflichtigen des nötigen Lesens und Schreibens Unkundige aus der Schule angezeigt werden, fielen dieselben jedesmal auf eine dieser Gemeinden."
            Also stimmt es eigentlich doch, dass in der damaligen Zeit die Landkinder schlechter lesen und schreiben konnten als die Stadtkinder.

            Viele Grüße

            Konni
            Viele Grüsse
            Konni

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            • Eva64
              Erfahrener Benutzer
              • 08.07.2006
              • 837

              #7
              Hallo Peter,

              in Württemberg wurde die Schulpflicht 1649 eingeführt. Zuerst war es auch nur eine Winterschule und nur für Knaben, die "Mägdelein" kamen erst später dazu und die Besuchsmoral der Schulen ließ sehr zu wünschen übrig. Unterricht wurde in verschiedensten Räumlichkeiten von unterschiedlichst gebildeten "Lehrern" (Handwerker, abgedankte Soldaten u.a.) erteilt. Der Anteil der Analphabeten dürfte nicht soooo groß gewesen sein. Wenigstens den Namen konnten viele schreiben. Nun ja, wichtiger war glaube ich zu Anfangszeiten, dass die Moral gehoben wurde . Deutschland war ja ziemlich "verroht" nach dem 30jährigen Krieg...

              Grüßle
              Eva

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              • anika
                Erfahrener Benutzer
                • 08.09.2008
                • 2612

                #8
                analphabeten

                hallo
                ich kann mir aber nicht vorstellen das ein kriegsveteran das prädikatedagogisch sehr gut bekam
                anika
                Ahnenforschung bildet

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                • Marlies

                  #9
                  Hallo,

                  dann machen wir doch mal "Nägel mit Köpfen"

                  Also: bei mir ist Tatsache, dass selbst auf den mir vorliegenden Heiratsurkunden zwischen 1800 und 1900, alle aus dem ländlichen Bereich, die wenigsten die nötigen Unterschriften aufweisen, sondern nur die berühmten XXX, es heißt lapidar: die Braut/Brauteltern/Zeugen erklären, des Schreibens unkundig zu sein.

                  Viele Grüße
                  Marlies

                  P.S. Und bei einigen vorhandenen Unterschriften dürfte das zum Tragen gekommen sein: http://gwdu05.gwdg.de/~nwinnig/kramer.htm

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                  • anika
                    Erfahrener Benutzer
                    • 08.09.2008
                    • 2612

                    #10
                    analphabeten

                    hallo marlies
                    wie sieht es denn mit der dorfbevölkerung aus? und was verstand man unter stadt.ein grund könnte ja sein das in den städten die menschen lebten,die von berufswegen des schreibens mächtig waren.beamte kaufleute und andere. es gab ja eine zeit da war schreiben ein privileg.
                    man bekam einen lehrer auch sicher leichter in eine stadt wie aufs land.das meinte ich gerade mit dem kriegsveteranen
                    gruß anika
                    Ahnenforschung bildet

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                    • Marlies

                      #11
                      Hallo Anika,

                      meine Antwort bezog sich nicht auf die Kriegsveteranen und deren vorhandenes oder nicht vorhandenes pädagogisches Verhalten ( ich kam 1950 zur Schule, könnte also eine Meinung dazu abgeben )sondern auf :wer konnte wirklich lesen/schreiben. Meine Vorfahren konnten es zum großen Teil nicht, die meisten wuchsen in ländlicher Umgebung auf, es gab viele "Mäuler" zu stopfen , jede auch noch so geringe Arbeitskraft wurde also gebraucht, da stand wohl die Schulpflicht hintenan.

                      Und wenn ich lese, was so ein armes Schulmeisterlein verdiente: ich wälz mal ein paar Bücher (Vorwiegend Bayern) und schreib mal, wie groß die Wohnung war, wieviel an Naturalien/Verdienst im Jahr dabei rumkam.

                      Wo sind Deine Vorfahren denn aufgewachsen? Land? Stadt? Konnten sie lesen/schreiben?

                      Viele Grüße
                      Marlies

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                      • anika
                        Erfahrener Benutzer
                        • 08.09.2008
                        • 2612

                        #12
                        analphabeten

                        hallo marlies
                        auf dem platten land der nächste ort war 7 km entfernt.der vater meiner schwiegermutter geboren1880 konnte schreiben.
                        der vatermeines schwiegervaters1875 geboren konnte auch schreiben
                        bei ihren frauen weiß ich es nicht
                        in meiner eigenen familie sie stammt aus grieth konnten die männer schreiben. wie es sich mit den frauen verhielt weiß ich nicht.
                        gruß anika
                        Ahnenforschung bildet

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                        • Marlies

                          #13
                          Zitat von anika123 Beitrag anzeigen
                          der vater meiner schwiegermutter geboren1880 konnte schreiben.
                          der vatermeines schwiegervaters1875 geboren konnte auch schreiben
                          bei ihren frauen weiß ich es nicht
                          in meiner eigenen familie sie stammt aus grieth konnten die männer schreiben. wie es sich mit den frauen verhielt weiß ich nicht.
                          Hallo Anika,

                          meine Großeltern, in etwa geboren um den gleichen Zeitpunkt (1879-1887) konnten auch lesen und schreiben, aber deren Eltern, da wirds schon kritisch, es waren ja "nur" Tagelöhner.

                          Aber vielleicht outet sich noch jemand und gibt zu das seine Vorfahren geb. um 1850 oder davor, auch nicht lesen/schreiben konnten

                          Marlies

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                          • Svenja
                            Erfahrener Benutzer
                            • 07.01.2007
                            • 4968

                            #14
                            Zitat von Marlies Beitrag anzeigen
                            Die meisten wuchsen in ländlicher Umgebung auf, es gab viele "Mäuler" zu stopfen , jede auch noch so geringe Arbeitskraft wurde also gebraucht, da stand wohl die Schulpflicht hintenan.

                            Und wenn ich lese, was so ein armes Schulmeisterlein verdiente: wie groß die Wohnung war, wieviel an Naturalien/Verdienst im Jahr dabei rumkam.
                            In "Unsere Gemeinde Markt Peiting" bzw. dem "Peitinger Heimatfreund" gibt es einen Beitrag zu der "Peitinger Schulgeschichte". Dort werden Aussagen von Lehrern zitiert, aus denen hervorgeht, dass viele Schüler der Schulpflicht nicht nachkamen, weil die Eltern sie für die Arbeit auf dem Land brauchten. Auch die Lebensumstände (z.B. Wohnungen) der Lehrer werden teilweise näher beschrieben. Markt Peiting liegt im LK Weilheim-Schongau, Oberbayern.

                            Siehe auch meinen diesbezüglichen Thread:


                            Gruss
                            Svenja
                            Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
                            https://iten-genealogie.jimdofree.com/

                            Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

                            Interessengemeinschat Unterfranken http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=37

                            Interessengemeinschaft Sudetendeutsche http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=73

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                            • anika
                              Erfahrener Benutzer
                              • 08.09.2008
                              • 2612

                              #15
                              analphabet

                              hallo
                              der urahn meiner schwiegermutter kaufte 1790 land und machte es urbar er unterschrieb mit 3 kreuzen.er kam aus nordbroug bei dingden. alle dindener mögen mir verzeihen,ich weiß im moment nicht wie man nordbroug schreibt also mache ich es wie früher, ich schreibe nach gehör
                              anika
                              Ahnenforschung bildet

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