Wie unterschiedlich Familiennamen innerhalb der Familie sein können

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    Wie unterschiedlich Familiennamen innerhalb der Familie sein können

    Hallo alle miteinander!

    Der eine oder andere wird das Buch "Unser Vätererbe" von Alexander Treichel gelesen haben. Aber alle anderen, die sich immer wieder über die abweichenden Altersangaben und Familiennamen in den Kirchenbüchern wundern, möchte ich einige Passagen aus dem Buch nicht vorenthalten:


    Beim Abfassen bzw. Eintragen der Geburtsurkunden in da Register kam es früher zu kaum glaubhaften und für die heutige Zeit unvorstellbaren Situationen.
    Wegen der großen Entfernungen und schlechte Wege zu den Kirchen bzw. Pfarrämtern, die gleichzeitig und überall Standesämter waren, wurde manchmal der Pate oder ein Verwandter oder ein Nachbar, der zufällig in der Stadt zu tun hatte, mit der Erledigung dieser Angelegenheit betraut. Dieser wusste nicht immer das genaue Alter bzw. den genauen Namen derjenigen Personen, die in der Akte aufgeführt werden mussten. Und so kommt es in den alten Kirchenbüchern manchmal vor, dass eine und dieselbe Person in einer späteren Akte jünger ist als sie einige Jahre zuvor war.

    Noch schlimmere Folgen hatte die ungenaue Angabe des Namens des Vaters bzw. Täuflings, was einer Namensänderung für das Kind gleichkam. So lebten z.B. in der Schulgemeinde Gozdy, wo der Verfasser von 1912 – 1915 amtierte, im Dorf Modrzwie drei Brüder, von denen jeder einen anderen Familiennamen trug. Fuchs, Vass (plattdeutsch = Fuchs) und Voss. Ein Verwandter dieser Sippe und Träger desselben Namens hieß sogar Lisowski oder Lisisck (Fuchs – poln. = lis).

    In der Schulgemeinde Laszweo, KRS: Sierpc; wohnten evangelische Deutsche, von denen einer Schienke (Schien = plattd. Scheune) und der andere Stodólski (stodola = poln. Scheune) hieß.

    Mein Urgroßvater Andreas Schiemann heißt in der Taufakte einer seiner Kinder Andrej Szymanski.

    In unserem deutsch-evangelischen Lehrerseminar in Warschu hatte ich einen Kollegen aus der gegend des Städtchens Drobin (zwischen Plock und Plonsk) mit dem Namen Kratzke. Dieser erzählte immer wieder, dass sein Vater Kratz und sein Großvater Pankratz hießen. Dieser letztere wurde (wie sein Enkel berichtete) in einem Amt (es konnte das Kreisamt gewesen sein, das dem Landratsamt entspricht) aufgerufen und nach seinem Namen gefragt. „Pankratz“ – war die Antwort. Darauf der Kreischef (Landrat): „Kakoj tam pan, pischy jemu prosto Kratz!“ (Was für ein Herr? – Panbedeutet bekanntlich Herr – schreibe ihn einfach Kratz.

    Die Änderung von Kratz auf Kratzke erfolgte in der Weise, dass bei der Taufe meines Kollegen der Pate, bei dem zu Hause nur plattdeutsch gesprochen wurde und der infolgedessen nur sehr schwach hochdeutsch konnte, beim Pastor bzw. Kantor, in Vertretung des verhinderten Vaters, die Angaben für die Taufakte ungenau auf plattdeutsch gemacht hatte (plattd. Kratztj = hochd. Kratzke).


    Gruß Joanna


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