Königlicher Taufpate

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  • Kastulus
    Erfahrener Benutzer
    • 18.03.2012
    • 1719

    Königlicher Taufpate

    Grüß Gott,

    hier ein Auszug aus dem Taufbuch der Hofkuratie Nymphenburg (München):

    Carl, *13.01.1823, Sohn des Anton Walz oo Anna Maria Schönwetter.
    Pate: Seine Majestät der König Max Joseph von Baiern. Bei der Taufe wurde er vertreten durch den Schlossverwalter. Der Name Karl ist zu damaliger Zeit völlig ungewöhnlich.

    Vielleicht weiß jemand, aus welchem Grund der König das Patenamt übernommen haben könnte. Anton Walz war ein Heubinder, ein Taglöhner, und Carl war vermutlich sein 2. Kind, nicht etwa sein zehntes. Auf der gleichen Seite im Taufbuch ist der König übrigens noch einmal als Pate genannt.

    Kastulus freut sich über jede Erklärung - bis dahin schaut er jeden Heuhaufen im Schlosspark recht nachdenklich an! Abendliche Grüße aus München! (Damit kein Verdacht aufkommt: Ich glaube nicht an eine königliche Verwandtschaft!!)
  • gki
    Erfahrener Benutzer
    • 18.01.2012
    • 5057

    #2
    Zitat von Kastulus Beitrag anzeigen
    Der Name Karl ist zu damaliger Zeit völlig ungewöhnlich.
    Ja, und wenn uns jemand erklären könnte warum der auf einmal populär wurde, würde mich das sehr freuen.

    Vielleicht weiß jemand, aus welchem Grund der König das Patenamt übernommen haben könnte. Anton Walz war ein Heubinder, ein Taglöhner, und Carl war vermutlich sein 2. Kind, nicht etwa sein zehntes. Auf der gleichen Seite im Taufbuch ist der König übrigens noch einmal als Pate genannt.
    Dann würde ich als erstes nach Gemeinsamkeiten bei den Eltern suchen.

    Kastulus freut sich über jede Erklärung - bis dahin schaut er jeden Heuhaufen im Schlosspark recht nachdenklich an! Abendliche Grüße aus München! (Damit kein Verdacht aufkommt: Ich glaube nicht an eine königliche Verwandtschaft!!)
    Es soll aber durchaus uneheliche Wittelsbacher-Nachkommen geben.
    Gruß
    gki

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    • Hibbeln
      Erfahrener Benutzer
      • 12.04.2008
      • 469

      #3
      Hallo Kastulus,

      ich kenne die Regelung für Bayern nicht. In Preußen war es in der Vergangenheit zeitweise üblich, dass der König die Patenschaft für den 7. Sohn übernahm. Möglicherweise gab es in Bayern eine ähnliche Regelung.
      Du liegst sicherlich richtig mit Deiner Vermutung, dass die Patenschaft nichts mit einer möglichen adeligen Abstammung zu tun hat.

      Dieter

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      • Kastulus
        Erfahrener Benutzer
        • 18.03.2012
        • 1719

        #4
        Danke für die raschen Antworten. Ergänzung zu dem Taufeintrag, bei dem der König auch Pate ist: Max Joseph (!), Eltern: Ignaz Lotterkaus (er heißt wirklich so; ein Max L. ist ausgewandert, muss aber ein anderer sein, da Max J. schon 2 Wochen später stirbt. Ja, und Ignaz war ein "Schwanenwärter" - ich weiß, was das ist. Max J. wurde wie Carl Walz zu Hause getauft, das deutet darauf hin, dass die Kinder schwach waren. Auch Carl stirbt bald. - Mich interessiert einfach, ob es für die Patenschaft eine Regelung gegeben hat. Wenn es einen handfesten einmaligen Grund gegeben hätte ("Vater Walz rettet den König" oder so) hätte dieser Pfarrer es sicherlich hin geschrieben. Guten Abend! Kastulus

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        • rigrü
          Erfahrener Benutzer
          • 02.01.2010
          • 2594

          #5
          Ich hab mal was ganz außergewöhnliches gemacht und die drei Wörter König, Bayern und Patenschaft bei google books eingegeben: http://books.google.de/books?id=OSXw...schaft&f=false
          rigrü

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          • Kastulus
            Erfahrener Benutzer
            • 18.03.2012
            • 1719

            #6
            Das ist ein sehr wertvoller Hinweis. Ich gebe zu, dass ich es noch nicht verinnerlicht habe, bei google books nachzusehen. Das ist mir sicher eine wichtige Lehre.

            Kastulus bedankt sich sehr herzlich.

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            • gki
              Erfahrener Benutzer
              • 18.01.2012
              • 5057

              #7
              Hmm, die Eltern hätten also in Hoffnung auf ein Geldgeschenk an den König gewandt und ihm die Patenschaft angetragen. Hört sich passend an. Da sie in unmittelbarer Nähe des Palastes wohnten, war die Idee vielleicht naheliegender und durchführbarer als in der Provinz.

              Kannst Du, Kastulus, sehen wieviel Zeit zwischen Geburt und Taufe vergangen war?

              Warum das Kind Carl hieß ist nur immer noch unklar.
              Gruß
              gki

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              • Rieke
                Erfahrener Benutzer
                • 13.02.2012
                • 1300

                #8
                Zitat von gki Beitrag anzeigen
                Warum das Kind Carl hieß ist nur immer noch unklar.
                Ich kenn mich mit der Familie nicht aus, aber vielleicht gab's da einen engen Verwandten im Koenigshaus, der Carl hiess? Dazu haetten die Eltern vielleicht auch um Genehmigung bitten muessen (wenn ich die Buchquelle richtig verstanden hab).

                Liebe Gruesse,
                Rieke
                Meine Spitzenahnen....
                waren arm aber reinlich. Ihr Motto? Lieber leere Taschen als volle Hosen.

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                • rigrü
                  Erfahrener Benutzer
                  • 02.01.2010
                  • 2594

                  #9
                  Zitat von Rieke Beitrag anzeigen
                  vielleicht gab's da einen engen Verwandten im Koenigshaus, der Carl hiess?
                  rigrü

                  Kommentar

                  • Rieke
                    Erfahrener Benutzer
                    • 13.02.2012
                    • 1300

                    #10

                    Na siehste

                    LG
                    Rieke
                    Meine Spitzenahnen....
                    waren arm aber reinlich. Ihr Motto? Lieber leere Taschen als volle Hosen.

                    Kommentar

                    • anika
                      Erfahrener Benutzer
                      • 08.09.2008
                      • 2612

                      #11
                      Königlicher Taufpate

                      Hallo
                      Welche Position übte 1823 ein Heubinder aus?
                      Heu wurde ja nicht wie Stroh zu Garben gebunden
                      also muss sich hinter der Berufsbezeichnung "Heubinder"
                      eine andere Bedeutung verbergen.

                      anika
                      Ahnenforschung bildet

                      Kommentar

                      • Rieke
                        Erfahrener Benutzer
                        • 13.02.2012
                        • 1300

                        #12
                        Heubinder

                        Hiermit koennte eine doch etwas engere Verbindung der Eltern des Taeuflings Carl zum Koenigshaus konstruiert werden.

                        <http://books.google.ie/books?id=Ni4C...binder&f=false>

                        LG
                        Rieke
                        Meine Spitzenahnen....
                        waren arm aber reinlich. Ihr Motto? Lieber leere Taschen als volle Hosen.

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                        • gustl
                          Erfahrener Benutzer
                          • 25.08.2010
                          • 678

                          #13
                          Servus Kastulus,

                          bei uns gibt es das - bei ganzen Generationen von Hofbediensteten - genau einmal, dass als Taufpaten stand : der Fürst, die Fürstin. Meine Interpretation in diesem Fall: Hier sollte jemand persönlich ausgezeichnet werden und dafür griff man dann auch mal in die Privatschatulle, wenn eine materielle Belohnung oder gar eine Beförderung nicht möglich war, die aus Staatsgeldern hätte bezahlt werden müssen.

                          Im Gegenteil hatten unsere "Bediensteten" ein sehr genaues Auge darauf, dass der jeweilige Fürst sich ja nicht für private Zwecke an Staatsgeldern vergriff. Es gibt einen gut dokumentierten Streit über die Verwendung von Domänengeldern für die Aussteuer einer Prinzessin.

                          Nichtsdestotrotz hießen unsere Leute sehr oft genauso wie der eine oder andere Fürst. Und da die Fürsten ihre Vornamen nicht so oft wechselten, habe ich ein Problem, meine Leute auseinander zu halten.

                          Beste Grüße
                          Cornelia

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                          • Franzine123
                            Erfahrener Benutzer
                            • 11.11.2011
                            • 741

                            #14
                            @ Anika

                            Hallo Anika,

                            nein, Heu wird nicht zu Garben gebunden, aber es gibt noch heute Maschinen, die Heubinden, damit es leichter zu greifen und zu transportieren geht. Du musst es ja irgendwie in die Scheune auf den Boden bringen und nicht jeder hat einen "Heupuster" der das macht.

                            Außerdem muss man ja Heu je nach Wetterlage trocknen müssen und nicht immer macht man das auf dem Boden, sondern manchmal auch auf sogenannten "Reutern" oder als "Hocken".

                            Dann habe ich unter Google-Suche Stichwort "Aufgaben des Heubinders Genealogie" folgenden Link gefunden: http://www.genealogienetz.de/reg/MEC...h/berufe/h.htm

                            mit folgender Worterklärung:
                            Heubinder

                            B.B.Cölln: Heubinder zu Schloß (1607)
                            Angestellter bzw. Arbeiter, der für Futterbereitung usw. der zahlreichen Pferde im Schloß eingesetzt war.

                            Beste Grüße

                            Franzine123
                            Zuletzt geändert von Franzine123; 22.06.2012, 19:24.
                            Forsche nach Ahnen im nördlichen Osnabrücker Land (Rieste, Thiene, Alfhausen, Ankum, Neuenkirchen in Oldenburg und weitere Orte)
                            und im Umkreis Vechta (Lohne, Kroge, Krimpenfort, Oythe u. mehr)

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                            • Kastulus
                              Erfahrener Benutzer
                              • 18.03.2012
                              • 1719

                              #15
                              Grüß Gott all den netten Leuten, die sich für mich bemüht haben! Also zum Heubinder: Er scheint wohl wirklich was mit Heu zu tun gehabt haben, da Anton Walz bei der Geburt eines anderen Kindes im "Heustadl-Gebäude Nr. 50" wohnt. Seine Ehefrau war zuerst mit einem "churfürstlichen Heubinder-Aushelfer" verheiratet und dessen Vater war "churfürstlicher" Heubinder. (Der bayr. König war ja eine Weile "nur" Churfürst, bis er von Napoleon die Königskrone bekam, was einen gestandenen Bayern noch heute "wurmt".) Zum Vornamen Karl: Wenn ich geschrieben habe, dass der Vorname ungewöhnlich war, dann meinte ich natürlich bei den "einfachen Leuten". Vielleicht war es wirklich so, dass die Walzens sich den Namen des Königsohns Carl für ihren Carl wählten. Der Grund für die Patenschaft wird wohl im Dunklen bleiben. Ein Grund, fällt mir ein, könnte auch sein, dass der Anton Walz aus dem Badischen in den Großraum München gekommen ist und die Königin ebenfalls aus Baden war und man dies für einen Kontakt ausgenützt hat - ist es nicht schön, zu spekulieren? Bei einem anderen Kind wird der Vater als "Brunnenarbeiter" bezeichnet, also gab es neben dem Heu noch andere Beschäftigungsmöglichkeiten.

                              Kastulus grüßt alle aus einem herrlichen Sommerabend in München und wünscht ein erholsames Wochenende mit vielen guten Ergebnissen!
                              Zuletzt geändert von Kastulus; 22.06.2012, 19:35. Grund: Ergänzung

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