Liegt eine Wertung in den Begriffen für die Ehefrau?

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  • Dunkelgraf
    • Heute

    Liegt eine Wertung in den Begriffen für die Ehefrau?

    Dieses Thema beschäftigt mich nun schon das ganze Wochenende. Seit ich am Freitag die Sendung "Ein bayerisches Jahrtausend" gesehen habe. Dort wurde unter anderem über Kaiser Hainrich IV berichtet. Es hieß in dem Beitrag, dass in den Urkunden der ersten vier Jahre seiner Ehe mit Bertha von Turin sehr glücklich gewesen sei, später sei die Ehe zerüttet gewesen. Dies schlossen die Historiker aus den Urkunden. in denen in den ersten 4 Jahren von "unserer lieben Ehefrau", später nur noch von "unsere Hausgenossin" die Rede ist.

    Aus diesem Grunde frage ich mich, liegt auch in den Einträgen der Pfarrer eine gewisse Wertung? Denn es werden bei verschiedenen Familien unterschiedliche Begriffe verwendet. Wollten die Pfarrer hier bewußt oder unterbewußt etwas mitteilen, wenn sie die Einträge schrieben?
    Folgende Formulierungen sind mir bisher untergekommen:
    teuere Ehefrau
    geliebte Ehefrau
    Ehefrau
    liebe Hausfrau
    Hausfrau
    liebe Hausehre
    gottesfürchtige Hausehre
    liebes Eheweib
    teures Eheweib
    Eheweib
    Weib
    Hausgenossin
    eheliche Genossin
    Ehegespons

    Ich würde mich auf eine sachkundige Diskussion freuen
  • Dominik
    Erfahrener Benutzer
    • 23.06.2011
    • 965

    #2
    hm..ich bin zwar weit davon entfernt sachkundig zu sein..aber ich denke das sich in der formulierung immer die wertung/achtung/meinung des pfarrers gegenüber der person wiederspiegelt..immerhin hat der ja entschieden was er schreibt...zumindest glaub ich nicht das der jeweilige ehemann daneben stand und diktiert hat...oder vielleicht doch? wie gesagt..sachkundig bin ich in dem fall leider nicht

    liebe grüße

    dominik
    Liebe Grüße

    Dominik

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    • gki
      Erfahrener Benutzer
      • 18.01.2012
      • 4883

      #3
      Ich denke, das läßt sich nur durch Vergleich der Einträge eines einzelnen Schreibers herausfinden. Wenn der einmal so und einmal so schrieb, dann hat das vielleicht was zu bedeuten. Wenn er immer dasselbe schrieb, dann vermutlich nichts.

      Es kann auch sein, daß der Eintrag den sozialen Stand der betreffenden widerspiegelte. Bei den Männern in meinem Forschungsgebiet ist es so, daß die iA mit ihrem Namen eingeschrieben werden. Nur bei höherstehenden kommt dann mal ein "Dominus" hinzu. Man müßte untersuchen ob die Bezeichnung der Ehefrau sich da dann auch ändert. Bisher ist mir das noch nicht aufgefallen. Ehefrau, Hausfrau, oder lateinisch uxor sind die gebräuchlichen Begriffe.
      Gruß
      gki

      Kommentar

      • Joanna

        #4
        Ich gehe mal davon aus, dass Du die Einträge bei den Geburten der Kinder meinst.

        Ich habe schon sehr viele Kirchenbücher gelesen und habe folgende Bezeichnungen bisher gefunden:

        In Polen wird bei Geburten der Kinder von Vater und Mutter gesprochen, in Sterbeeinträgen von Ehefrauen.

        In Deutschland habe ich bisher bei Geburten
        teuere Ehefrau, geliebtes Eheweib, Ehefrau, liebende Ehefrau
        gefunden. In Todesfällen Ehefrau oder Frau.

        Die anderen von Dir genannten Bezeichnungnen habe ich noch nie gelesen.

        Ich sehe da keine Wertung des Pastors. Fand es allerdings bezaubernd, wenn da "liebende" Ehefrau stand. Das kann nur der Ehemann so gesagt haben, denn woher sollte der Pastor es wissen. Und da waren die Ausdrücke mit Sicherheit regional unterschiedlich, aber auch die Zuneigungen untereinander.

        Gruß Joanna

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        • Brigitte Bernstein
          Erfahrener Benutzer
          • 02.08.2010
          • 590

          #5
          Hallo an Alle!
          Ich habe bisher nur Gattin, Eheweib oder Ehefrau gelesen. Da wurden aber keine Unterschiede gemacht. Um 1800 wurde eben der Ausdruck Eheweib und um 1900 Ehegattin geschrieben. Mag sein, dass es von Region zu Region anders war.
          Bei Sterbeeintragungen habe ich auch schon treusorgendes Eheweib gelesen
          Suche im Raum Trautenau, Parschnitz, Alt Rognitz, Deutsch Prausnitz, Bausnitz und Lampersdorf. Meine Namen Rasch, Staude, Reichelt, Letzel,

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          • Melanie_Berlin
            Erfahrener Benutzer
            • 31.12.2007
            • 1300

            #6
            Man darf hierbei auch nicht vergessen, dass wir heute Wörter mit etwas Negativem verbinden, die früher gar nicht so gemeint waren und auch nicht so verstanden wurden. Wer würde seine Frau denn heute als Weib bezeichnen? Früher war dies der gängige Begriff. Heute ist "Weib" herablassend für (Ehe-)Frau gebräuchlich.
            Viele Grüße,
            Melanie

            Kommentar

            • gabyde
              Erfahrener Benutzer
              • 24.12.2010
              • 488

              #7
              Das ist ja auch regional verschieden. Bei meinen Ahnen im Westerwald war es z.B. gebräuchlich, die Ehefrau als "Hausfrau" zu bezeichnen.
              Woanders kann das dann wieder ganz anders gemeint sein.

              LG
              Gaby
              Litauen: NASSUT / BATRAM - Liebenscheid/LDK: BRANDENBURGER - Wagenfeld: CORDING - Sonnborn: MOEBBECK / ZIELES - Sprockhövel: NIEDERSTE BERG / DOTBRUCH - Lintorf/Angermund: HUCKLENBRUCH / RASPEL - Motzlar: FÜRST / DERWORT - Sauerland: WORM / NAGEL - Italien (Provinz Belluno): MARES
              http://www.alteltern.de/
              http://www.ahnekdoten.de/

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              • Dunkelgraf

                #8
                Hallo,

                danke für all die Beiträge. Ich glaube auch eher, dass da keine Wertung in den Begriffen liegt. Es gibt sicherlich zeitlich und regional bedingte Unterschiede und vermutlich auch Vorlieben des jeweiligen Schreibers.
                Im Umkehrschluss heisst das aber auch, dass die Historiker mit der Einschätzung der Ehe von Kaiser Heinrich IV völlig falsch liegen (siehe Themenstart)...... auch interessant .....

                Gruß
                Dunkelgraf

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                • puuscheule
                  Erfahrener Benutzer
                  • 07.01.2011
                  • 411

                  #9
                  Hallo zusammen,

                  in Oberschlesien in der ersten Hälfte des 19 Jh. habe ich gefunden, daß einzelen Pfarrer die Bezeichnung für die Kindsmutter nach dem Stand variieren:

                  • Bürger, Handwerksmeister: Ehegattin
                  • Einfache Handwerker: Ehefrau
                  • Bauern: Eheweib
                  Gruß, Puuscheule

                  Auf der Spurensuche?
                  Trautenau, Kólin,
                  Gleiwitz,
                  Munkatsch - Munkács - Mukačevo - Mukatschewe - Мукачеве

                  Kommentar

                  • Hibbeln
                    Erfahrener Benutzer
                    • 12.04.2008
                    • 469

                    #10
                    Hallo Dunkelgraf,

                    wie Du es schon richtig erkannt hast, spielt immer der jeweilige Zeitgeist eine große Rolle bei der Bewertung der unterschiedlichen Ausdrücke.
                    Ich möchte nur noch auf ein Detail hinweisen, nämlich die Bedeutung "Hausfrau". Was heute schon fast als abwertend aufgefasst wird war früher eine besondere Bezeichnung in der Ehe für die Frau an der Seite des Mannes. Neben dem "Hausherrn (Herr des Hauses)" gab es nämlich die "Frau des Hauses (Hausfrau").
                    Diese ausführliche Bezeichnung findet man natürlich weniger in den Kirchenbüchern sondern eher in Verträgen und Protokollen. Da steht dan beispielsweise:
                    "Erschien XYZ in Begleitung seiner ehelichen Hausfrau".


                    Dieter

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