Zitat von christian
Beitrag anzeigen
als ich das haus meines grossvaters fand, war kurz zuvor ein brocken mehrerer schichten putz und anstrichfarbe über der eingangstüre seines ehemaligen geschäftes heruntergefallen, die lücke gab die buchstaben seines vornamens frei. eine alte dame des siegreich gebliebenen volkes sprach mich erschüttert an. sie erzählte mir von meiner familie, von der flucht meiner eltern, den plünderungen, und detailliert, was mit denen geschah, die im glauben an ein zusammenleben der völker dort geblieben waren. sie wurden von grausamen sadisten gequält und geschlachtet. ich kann es bis heute nicht fassen, wie das alles geschah.
die sehr attraktive verwandte allein konnte ihr leben retten, weil sie einen der hauptmetzler heiratete. er sorgte liebevoll und gewissenhaft für ihr kind aus der ersten ehe mit einem seiner feinde.
mir blieb der fremde mann immer unsympathisch, aber als ich seine kindheitsgeschichte gehört hatte, verstand ich, dass sein volk aus angst vor weiteren greueltaten unserer soldaten die bestie rausgelassen hatte.viele von unseren gingen nur zur armee, weil sie das volk vor der guerillangriffen der anderen verteidigen wollten. so geht das fort und fort, gewalt auf gewalt.
die bestie ist dem menschen innewohnend, sie lauert immer.
mir geht es seither wie dem zehnjährigen jungen aus dem banat, der morgens mit der mama auf dem hauptplatz die körperteile aller männer des dorfes ausgelegt sah, und als erstes fragte:"was haben unsere soldaten denen getan, dass sie uns das getan haben?"
ich kann das schicksal meiner familie nicht losgelöst von dem der anderen sehen. es ist der krieg, den ich verurteile, es sind die opfermythen eines jeden volkes, die ich als stachel für neue kriege erkenne.
dennoch hat es jedes opfer verdient, von seinem persönlichen leid sprechen zu dürfen. ideologiefrei.
wir hatten ein offizielles kriegsende, wir und die anderen hatten keine erziehung zum gespräch, ein solches beginnt erst ab dem erzählen dürfen des traumas ehrlich zu werden.
wir und die anderen hatten folglich auch keine erziehung zum frieden hin, er ist ein kind der schonungslosen wahrheit und der darauf folgenden empathie.
Kommentar