Von der Ignoranz in der Familie weiß ich einiges zu berichten. Meine Mutter - glücklicherweise eine Liebhaberin von alten Dingen wie Stammbücher, Familienfotos, etc. - interessiert sich zwar nicht direkt für die Forschung, hat mir aber so viele Sachen der mütterlichen Linie vermacht, dass ich zufrieden bin, wenigstens etwas von dieser Seite zu erfahren und meine eigenen Urgroßeltern betrachten zu können. Mein Vater allerdings lebte ein Leben aus dem Koffer - als er meine Mutter kennen lernte, kam er einzig mit seiner Geburtsurkunde an und baute sich eine neue Existenz auf. Seine Mutter, in Berlin-West mittlerweile ansässig verstarb inzwischen und alles ging an den jüngeren Bruder meines Vaters. Darauf allerdings gab es einen heftigen Familienstreit, den ich besser nicht ausführen möchte, aber der Ausmaße angenommen hat. Die Folge war, dass mein Vater, als ich ungefähr 9 oder 10 Jahre alt war, bis zu meinem 18. Lebensjahr nicht mehr mit meinem Onkel gesprochen hat. Kurz vor dem Tod meines Vaters hat er sich mit seinem Bruder wieder vertragen. Glücklicherweise hatte ich da schon meine Ahnenforschung angefangen. Als 2007 mein Vater starb, wurde der Kontakt zu meinem Onkel immer weniger. Zwischenzeitlich bat ich ihn darum, mir die Fotos seiner Mutter zu geben, damit ich sie wenigstens einscannen kann. Da traf ich allerdings auf immenses Desinteresse. Er gab mir lediglich zwei Fotos meiner Großmutter, die ich bis dato noch nie gesehen habe. Mit 19 habe ich also erstmals meine richtige Oma auf einem Foto betrachten können. Ein anschließendes Gespräch brachte zutage, dass mein Onkel noch so einiges besitzt, aber sein Desinteresse ist groß ist, dass er kaum eine Regung zeigte, mir das zu geben. Er sitzt förmlich auf diesen Sachen. Ich hab es wirklich oft versucht und irgendwann ist auch der passionierteste Ahnenforscher am Ende. Ich habe jetzt zwar ein Foto meiner Großmutter aus ihren jungen Jahren, aber andere Fotos von ihr oder ihren Eltern fehlen beispielsweise gänzlich. Gerne hätte ich mehr Bildmaterial von ihr gehabt, wo ich doch wenigstens zwei Fotos von ihrem Mann - meinem Großvater - hatte. Jetzt ist der Kontakt wieder verflogen zu meinem Onkel, was sehr schade ist. Aber irgendwann gerät man auch an seine Grenzen, weil es im Grunde genommen ja auch kein großes Ding ist, als Onkel dem Enkel, der Interesse an seiner Großmutter hat, Fotos zur Verfügung zu stellen. Jetzt drösele ich seit vielen Jahren die Familiengeschichte meines Vaters auf - weitesgehend unbebildert. Ich habe mich jetzt der Suche von historischen Fotos der Ortschaften gewidmet, woher meine großmütterlichen Vorfahren stammen.
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