Wie mache ich weiter? Oder: ... und plötzlich ist Schluss

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  • Leberecht
    Erfahrener Benutzer
    • 15.03.2009
    • 519

    Wie mache ich weiter? Oder: ... und plötzlich ist Schluss

    Hallo liebe Mitforscher,

    ich entschuldige mich schon einmal im voraus für den langen Text, aber ich habe versucht keine Info auszulassen.

    Ich benötige einen Rat zur weiteren Vorgehensweise bei der Ahnenforschung, da ich an einem Punkt angekommen bin, an dem ich nicht mehr weiter weiß. Zum besseren Verständnis habe ich hier eine kleine Karte der Gegend, in der ich die schon durchsuchten Traubücher (mehr dazu weiter unten im Text) markiert habe:



    Aktueller Stand ist folgender:
    - Ahnenforschung geschieht online über die Seite des Mährischen Zentralarchivs Brünn, das sämtliche Kirchenbücher der Region verfilmt und online gestellt hat (www.actapublica.eu)
    - letzte dokumentiertes Ereignis ist die Geburt von 3 Geschwistern (Franz 1818, Johann 1820 und Catharina 1822) allesamt im Ort Slawikowitz in der Nähe von Brünn.
    - Eltern sind Wenzel Cecalek, Hirt ebenda und seine Frau Katharina, geb. Wodny. Beide katholisch und verheiratet. Sonst keine Infos und keine weiteren Kinder gefunden.
    Gesucht werden sollen Informationen über Wenzel und seine Frau.

    Forschung bis jetzt:
    • Suche in den Traueinträgen des Dorfes und der Nachbardörfer bis 1818
      • ich habe alle Trauregister der Region (eingetragen in der oben verlinkten Karte) ab ca. 1790 abgesucht: kein Ergebnis

    • Suche direkt nach der Geburt von Wenzel und Katharina
      • Wenzel: kein Ergebnis, Irgenein "Cecalek": kein Ergebnis.
      • Katharina: 3x eine Katharina Wodny im Nachbardorf Podbresitz (aus dem auch die Kindespaten kamen) geb. zwischen 1778 und 1782. Da der Nachname in der Region sonst sehr selten ist, ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass eine davon die richtige ist. Auch das Geburtsjahr vom "letzten" Kind 1822 könnte dafür sprechen.

    • Suche nach weiteren Kindern der beiden in anderen Orten der Region vor 1818 und nach 1822:
      • kein Ergebnis

    • Eventuelle Infos in den Traueinträgen der Kinder
      • Sohn Johann ist 1842 Hirte im Nachbardorf Podbresitz, kein Hinweis, dass Eltern schon tot, Wenzel = Hirt in Drazowitz (Nachbarort)

    • Suche nach Todeseinträgen für Wenzel / Katharina
      • bisher nur überflogen und nichts gefunden. Die erhaltenen Infos wären aber sowieso eher mau: Angabe über letzten Beruf und Ort sowie Alter. Hilft mir gerade bei Wenzel aber auch nicht sehr weiter (Interessant wäre es trotzdem, keine Frage).



    Theorien:

    • Wenzels Name wurde anders/falsch geschrieben
      • dafür spricht (+): ich habe noch nicht alle Traubücher auch nach "Z" oder "S" abgesucht, da sehr aufwendig
      • (+) FN kommt in dieser Schreibweise nur bei ihm vor. Selbst alle heute noch über Google befindlichen Cecaleks konnte ich mehr oder weniger sicher mit diesem einen Wenzel verknüpfen. Sehr merkwürdig.
      • Dagegen spricht (-): Aber: ich habe bei meiner Recherche bestimmt an die zweieinhalbtausend Kirchenseiten in der ganzen Region gelesen, ein Cecalek mit anderer Schreibweise habe ich nicht ein Mal gelesen.

    • Wenzel kommt von woanders her
      • (+) FN in dieser Schreibweise kommt nur bei ihm und seinen Nachkommen vor, sonst nirgends in der Region
      • (+) zur damaligen Zeit Vielvölkerstaat und militärische Geschehnisse wie z.B. die Schlacht von Austerlitz in der Nähe, bei der immerhin auch an die 140.000 Franzosen und Russen beteiligt waren
      • (+) sein Beruf "Hirte", den auch sein Sohn Johann hatte, könnte für die Zugehörigkeit zu einer Randgruppe (Ausländer) sprechen
      • (-) erklärt immer noch nicht die "fehlende" Trauung

    • Wenzel und Katharina komme von woanders her:
      • (+) erklärt fehlende Trauung
      • (+) könnte ein Grund für Randberuf "Hirte" sein
      • (-) die 3 Katharina Wodny im Nachbardorf müssten sehr großer Zufall sein
      • (-) wenn woanders geheiratet und dann umgezogen: Wahrscheinlichkeit eher gering, dass nur 3 Kinder im "Zielgebiet" geboren. Wahrscheinlicher: weitere Kind mitgebracht --> das kann ich aber fast ausschließen (keine Todeseinträge, keine Traueinträge von ev. anderen Kindern)


    • Wenzel hatte eine andere Konfession
      • (+) damals zahlreiche Kirchen wie evangelische, katholische, Orden wie Franziskaner etc. sowie Juden in diesem Gebiet
      • (+) siehe Beruf "Hirte".
      • (-) erklärt nicht "fehlende" Trauung, müsste einen Taufeintrag geben(?)


    So, und nun bin ich etwas ratlos, wie es weitergeht.
    Deshalb die Bitte nach einem Ratschlag, wie ich am Besten fortfahren könnte. Hat jemand eine Idee?

    Vielen Dank im voraus für eure Mithilfe!

    Viele Grüße
    Leberecht
  • Silke Schieske
    Erfahrener Benutzer
    • 02.11.2009
    • 4408

    #2
    Hallo Leberecht,

    Mit dem Namen kam früher öfters vor. Es wurde nach Gehöhr und Können geschrieben und wenn beides nicht funktionierte....
    Zu den Kindern, würde ich sagen, entweder gab es tatsächlich nur 3 Kinder oder es sind Kinder vor der Geburt schon verdtorben bzw. gleich nach der Geburt. Nicht immer konnten Kinder noch Getauft werden. Ohne Taufe keinen KB- eintrag.

    Zum anderen fällt mir ein, gab es vielleicht ein Millitärkirchenbuch? Oftmals wurden in Militärgemeinden auch Taufen, Trauungen und Sterbedaten in solchen Büchern geführt.

    LG Silke
    Wir haben alle was gemeinsam.
    Wir sind hier alle auf der Suche, können nicht hellsehen und müssen zwischendurch auch mal Essen und Schlafen.

    Kommentar

    • Leberecht
      Erfahrener Benutzer
      • 15.03.2009
      • 519

      #3
      Hallo Silke,

      vielen Dank für deine Antwort und deine Vorschläge.

      Totgeburten kann ich fast ausschließen, da sie in diesem Gebiet eigentlich auch ohne Taufe immer im Totenbuch als "bei der Geburt gestorben" oder "totgeboren" aufgeführt sind.

      Ein Militärkirchenbuch wäre sicherlich interessant, aber auch da sieht es schlecht aus, da ich schon sehr oft Trauungen mit Soldaten gefunden habe. Die wurden in den normalen Trauungsbüchern geschrieben, eben mit zusätzlichen Angaben wie Regiment, Herkunft etc. und zusätzlich musste noch irgend ein leitender Offizier unterschreiben oder sein "x" hinsetzen.

      Gruß
      Leberecht

      Kommentar

      • puuscheule
        Erfahrener Benutzer
        • 07.01.2011
        • 411

        #4
        Hallo Leberecht,

        eine Frage, wie bist Du auf die Variante "Cecálku" gekommen?

        Zitat von Leberecht Beitrag anzeigen
        ...
        Ich bin auf der Suche nach sämtlichen Variationen des Namens
        - Cecálek
        - Cecálku o.ä.
        im Raum Brünn, speziell zwischen Austerlitz(Slavkov), Bucowice(Butschowitz) und Wischau(Vyskov) aber auch in anderen Gebieten.
        ...
        Zitat von shakespear Beitrag anzeigen
        Wenn ein bestimmer Name in der Herkunftsregion nicht oder fast nicht zu finden ist, lässt das auf eine veränderte Schreibweise schließen. Die richtige, ursprüngliche Schreibweise von CECALEK müsste ČEKALEK sein, die Koseform von ČEKAL, ein häufiger Name in Tschechien. Čekal bedeutet (er) wartete, von tschech. čekat = warten. Solche Partizipformen werden in Tschechien sehr häufig als Familiennamen verwendet.
        ...
        MfG
        Cecálek = ČEKALEK hätte man früher im deutschen auch mit Tschekalek umschrieben.
        Diese Schreibweise gibt es in Österreich und Deutschland, wenn auch sehr selten.

        Zitat von shakespear Beitrag anzeigen
        In Polen gibt es auch CZEKAL, CZEKALA, CZEKALAK, CZEKALIK und sehr häufig CZEKALSKI, mit der gleichen Bedeutung. Siehe: www.moikrewni.pl/mapa . In D auch CEKAL, CEKALA, usw. MfG
        Czekal PL:35; D 10
        Czekala PL:86; D 90
        (Czekalak PL:32)

        Die Verbreitung in Polen lässt sich durch Zuwanderung aus Mähren erklären. In der Region um Gleiwitz gab es Mährische Siedlungen. Später hat die Industrie Arbeiter angezogen. Zudem hatte die Region um Gleiwitz (Gliwice) nach dem ersten Weltkrieg viele Flüchtlinge aus dem Hultschiner Ländchen.


        "Das Hultschiner Ländchen (tschechisch Hlučínsko, polnisch Kraik hulczyński), im Okres Opava in Tschechien ist ein Teil Tschechisch-Schlesiens"


        Hier findet man einen
        "Czekalla, Robert, geboren: 23.02.1916"

        Čekal findet man im Tschechischen Telefonbuch 39 mal
        davon 14 in der Region Vysočina:


        Der Beruf "Hirte" und die Variante "Cecálku" lässt mich auch auf einen Rumänisch sprechenden Wanderhirten aus den Waldkarpaten spekulieren...

        Tja.. den Durchbruch wird das wohl nicht bringen...

        Gruß,
        Cornelia
        Gruß, Puuscheule

        Auf der Spurensuche?
        Trautenau, Kólin,
        Gleiwitz,
        Munkatsch - Munkács - Mukačevo - Mukatschewe - Мукачеве

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        • Leberecht
          Erfahrener Benutzer
          • 15.03.2009
          • 519

          #5
          Hallo Cornelia,

          wow, erstmal vielen herzlichen Dank, dass du dich so mit meiner Materie beschäftigst!

          Die Aufklärung, dass es sich bei den polnischen Familien ev. um mährische Zuwanderer handelt, war mir komplett neu, ist aber eine sehr hilfreiche Information, danke dafür!

          Das mit "Cecalku" war ein kleiner Fehler von mir, im original tschechischen Geburtseintrages des Enkels von Johann heißt es:

          "Josefa svob dcera po (ledige Tochter des) Janu Cecalkovi, obecnim pastyři"

          Da habe ich leider die Konjunkation etwas verwechselt.

          Wenn wir also annehmen, dass der Name mit dem Wortstamm "Czekal" u.a. also gar nicht so selten auftritt, bleibt die Frage nach der - im wahrsten Sinne des Wortes - einmaligen Form in meinem Fall. Wurde das schon Anfang des 19. Jahrhunderts so gemacht? Wie wurde das eigentlich mit Formalitäten gemacht, wenn ein Mensch aus einer anderen Region kam, sprich: wie konnte und musste er sich ausweisen? Musste er bei einer Geburt u.ä. nachweisen, dass er verheiratet war?

          Ich frage deshalb, weil mir eine größere Namensveränderung bei meinen Ahnen bis zurück ins 17. Jhd. nie aufgefallen wäre. Klar, mal bei "-man" ein "n" mehr oder weniger, bei "Heinzl" einmal die Form "Heinzel", ok.

          Aber wo könnte - wenn es sich nur um eine Namensvariation handelt - das "lek" herkommen?

          Und wie sollte ich am besten weitermachen: mal im Hultschiner Ländchen forschen oder zunächst in der Region unter "Tsch..." nachschauen?

          Viele Grüße und vielen Dank noch einmal
          Leberecht

          Kommentar

          • Farang
            Erfahrener Benutzer
            • 25.04.2010
            • 1116

            #6
            Hallo Lebrecht,

            ich denke der Beruf "Hirte" erklärt alles.
            Ich habe bei zwei Ahnen (ebenfalls in Böhmen) genau das selbe "Problem". Aus meiner Erfahrung und bei meinen Fällen stellt es sich so dar: Hirten waren häufig in relativ großen Umkreisen unterwegs und wechselten häufig die Wohnsitze. Somit waren oft Kirchenbucheinträge (Taufen/Trauungen) über viele Pfarrsprengel verteilt. Ich habe mich bei meinen zwei Fällen damit abgefunden

            Gruß Michael

            Übrigens: Hirten waren keine Randgruppe oder Ausländer - sie waren durchaus begehrte Gesprächspartner und Hüter vieler Geheimnisse und Informationen. Ich sah Fälle da wurden Hirten als Schulmeister eingesetzt (was allerdings nichts besonderes bedeutete - es wurden auch Invalide Soldaten dafür hergenommen )
            Zuletzt geändert von Farang; 14.03.2011, 10:43.
            Sandau bis Tepl - Egerland /Böhmen /Sudetenland.
            Infos über das: Das k.(u.)k. Militär

            Infos zur Suche nach Dokumenten der k.(u.)k. Soldaten

            Kommentar

            • gudrun
              Erfahrener Benutzer
              • 30.01.2006
              • 3265

              #7
              Hallo,

              daß Hirten einer Randgruppe angehörten kann ich auch nicht glauben.
              Die Hirten hüteten ja das Vieh der Bauern. und das Vieh war ja mit das wichtigste für die Bauern.

              Viele Grüße
              Gudrun

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              • Leberecht
                Erfahrener Benutzer
                • 15.03.2009
                • 519

                #8
                Hallo Gudrun und Michael,

                ja, das mit dem Hirtenberuf und den Randgruppen hatte ich nur auf einigen Seiten gelesen, die sich mit Berufen im Mittelalter beschäftigen.

                Aber vielen Dank für die Aufklärung.

                Gruß
                Leberecht

                Kommentar

                • puuscheule
                  Erfahrener Benutzer
                  • 07.01.2011
                  • 411

                  #9
                  Hallo Leberecht,

                  die Endung "...ek" ist bei slawischen Namen oder solchen die dazu gemacht wurden sehr häufig - Diminutiv oder Verkleinerungsform trifft den Sinn nicht ganz - Koseform oder Freundschaftszeichen eher. Der Jakob, Jakub wird zum Kubek oder Kubik. Es gibt den Hottek, Antek und Franzek ... Wolfgang Fierek der Schauspieler ...

                  Meine Riesengebirgler hat der Pfarrer mal im Dialekt "Pieschel", mal hochdeutsch "Püschel" geschrieben. Im nächsten tschechischen Kreisstädtchen stand im Adressbuch "Pižl".
                  Meine "Czölsch" finde ich manchmal als "Tschölsch".
                  Die Schreibweise hängt von der Aussprache des Namens und dem Gehör, der Vorbildung und der Einstellung des Pfarrers ab. Manche haben "germanisiert" andere "latinisiert". Manche in korrektes "Tschechisch" übertragen, andere aufgeschrieben was sie gehört haben.
                  Manchmal ging auch einfach der Hatschek verloren ...*)

                  Du suchst ja die Nadel im Heuhaufen
                  Auch wenn er für diesen Namen recht klein ist.

                  Ich würde erst in Online-Datenbanken und digitalen Indexen und dann in die Matriken mit Index suchen.
                  Die Liste "C, CZ, Č, Tsch" und weiteren Varianten systematisch absuchen.

                  Die Region Vysočina in Tschechien ist mit 14 von 39 Telefonanschlüssen ein guter Kandidat, dafür dass dort Nachkommen einer Familie leben.

                  Das o.g. Telfonbuch enthält Adressen und Links auf die Wohnorte.

                  Ich kenne mich mit den Matriken dieser Region und des Hultschiner Ländchens nicht aus

                  *)
                  Der[1][2](auch das[3]) Hatschek (ˇ, tschechisch háček, Häkchen, Diminutiv zu hák Haken; slowakisch mäkčeň; obersorbisch hóčka[4]; niedersorbisch kokulka[5]; slowenisch strešica, ugs. klinček; kroatisch kvačica; finnisch hattu; polnisch daszek; serbisch квака), auch Caron genannt, ist ein diakritisches Zeichen zur Kennzeichnung einer besonderen Aussprache oder Betonung eines Buchstabens. ... mehr :


                  Gruß,
                  Cornelia
                  Gruß, Puuscheule

                  Auf der Spurensuche?
                  Trautenau, Kólin,
                  Gleiwitz,
                  Munkatsch - Munkács - Mukačevo - Mukatschewe - Мукачеве

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