Hallo zusammen!
Hier habe ich einen Sterbeeintrag aus dem Jahre 1736. Oder sollte ich besser Beerdigungseintrag sagen, denn das Sterbedatum wird ja gar nicht erwähnt?
"Den 18 Mart(ii): hat Andr(eas): Sternb(erg). s(eine). Frau Wolborg Gerecken begraben laßen ihres Alters 35 Jahr 1 M(onat). 2 W(ochen). 2 T(age). u(nd). 1 1/2 Stund(en)."
Das hat man häufig: Der Pastor gibt das Sterbealter an, was er errechnet haben muss, wozu er genau zwei Daten benötigt, nämlich das Geburtsdatum und das Sterbedatum. Das Sterbedatum wird ganz oft nicht im Kirchenbuch notiert. Die Beerdigung war wichtiger. Dafür gab es nämlich Geld! Aber sehr wahrscheinlich wird der Pastor (oder wer auch immer das Buch geführt hat) das Sterbedatum noch gewusst haben wenn er (hoffentlich zeitnah!) die Beerdigung eingetragen hat.
Interessanter ist die Frage, ob der Pastor immer im Bilde war, wann der Verstorbene geboren wurde. Oft kennen wir heute den Geburtstag der Vorfahren nicht, da keine Kirchenbücher erhalten sind. Zum Zeitpunkt des Todes eines Menschen, dessen Alter der Pastor ausrzuechnen imstande war, müssen diese Bücher aber noch existiert haben. Oder irgendwelche anderen Dokumente, aus denen der Tag der Geburt hervorging. Im Kirchenbuch liest man häufig nur, wann jemand getauft wurde. Wie konnte jemand aus dem Taufdatum das exakte Alter errechnen? Woher kannte der Pastor überhaupt das Taufdatum eines Menschen, der vielleicht 90 Jahre vorher ganz woanders geboren wurde? Oder gar dessen Geburtstag?
Zurück zu Wolborg Gercke, die erstens in ihrem Sterbeort geboren wurde und deren Geburtseintrag aus dem Jahre 1701 auch tatsächlich bekannt ist:
"Den 28 Januarÿ hat der Liebe Gott Hanß Hinrich Gercken ein Töchterlein bescheret, welches den 31 t(en) getauffet, und Anna Walpurg genennet, Gevattern Walpurg Lüders Jochim Gercken von Hamersleb(en) Frau, Adelheit Schliephaken, Hans Kahmans Frau, und Andreas Barnbeck."
Dieser Eintrag ist erstklassig! Geburts- und Taufdatum sind angegeben. Nun wollen wir mal Schritt für Schritt vom Beerdigungsdatum zurückrechnen:
Beerdigung fand am 18. März 1736 statt.
Minus 35 Jahre: 18. März 1701.
Minus 1 Monat: 18. Februar 1701.
Minus 2 Wochen: 4. Februar 1701.
Minus 2 Tage: 2. Februar 1701.
Das Ergebnis hat natürlich mit dem wirklichen Geburtstag nichts zu tun, denn es wurde ja vom Beerdigungsdatum zurückgerechnet, nicht vom Sterbedatum, welches wir nicht kennen. Aber der Pastor wird das Sterbedatum gewusst haben. Wir wissen es nicht, können es aber errechnen, denn zum Glück ist uns der Geburtstag bekannt. Schritt für Schritt also retour:
Geburtstag am 28. Januar 1701.
Plus 35 Jahre: 28. Januar 1736.
Plus 1 Monat: 28. Februar 1736
Plus 2 Wochen: 13. März 1736 (1736 war ein Schaltjahr).
Plus 2 Tage: 15. März 1736.
Das Ergebnis könnte passen. Wer am 15. März gestorben ist, könnte tatsächlich am 18. März begraben sein.
Nun stellt sich noch die Frage, wie der Pastor auf die anderthalb Stunden kommt. Er wusste zum Zeitpunkt der Niederschrift der Beerdigung sicherlich noch das Sterbedatum, welches ja nicht lange zurücklag. Er kannte aber offensichtlich auch die genaue Stunde des Todes. Vielleicht hat er sich Notizen gemacht, anhand derer er den Eintrag im Kirchenbuch erstellt hat. Notizen, die mehr Informationen enthielten als er uns weitergeben wollte. Was mich wundert ist, woher er nach 35 Jahren noch die genaue Stunde der Geburt wusste. Im Kirchenbuch ist sie nicht verzeichnet. Wurden denn parallel zu den Kirchenbüchern Aufzeichnungen geführt über die exakte Stunde der Geburt und des Todes? Wenn ja, warum hat man das nicht gleich in das Kirchenbuch eingetragen. Manchmal findet man solche Angaben, meistens aber nicht. Ich glaube nicht, dass der Pastor sich diese anderthalb Stunden ausgedacht hat. Was für Unterlagen könnten der Überlieferung dieses Details zugrunde gelegen haben? Wenn es solche Aufzeichnungen gegeben hat, könnten sie vielleicht noch irgendwo archiviert sein und uns wertvolle Hilfe leisten. Oder hat man irgendwann alles weggeworfen, was nicht Kirchenbuch war?
Viele Grüße
consanguineus
Hier habe ich einen Sterbeeintrag aus dem Jahre 1736. Oder sollte ich besser Beerdigungseintrag sagen, denn das Sterbedatum wird ja gar nicht erwähnt?
"Den 18 Mart(ii): hat Andr(eas): Sternb(erg). s(eine). Frau Wolborg Gerecken begraben laßen ihres Alters 35 Jahr 1 M(onat). 2 W(ochen). 2 T(age). u(nd). 1 1/2 Stund(en)."
Das hat man häufig: Der Pastor gibt das Sterbealter an, was er errechnet haben muss, wozu er genau zwei Daten benötigt, nämlich das Geburtsdatum und das Sterbedatum. Das Sterbedatum wird ganz oft nicht im Kirchenbuch notiert. Die Beerdigung war wichtiger. Dafür gab es nämlich Geld! Aber sehr wahrscheinlich wird der Pastor (oder wer auch immer das Buch geführt hat) das Sterbedatum noch gewusst haben wenn er (hoffentlich zeitnah!) die Beerdigung eingetragen hat.
Interessanter ist die Frage, ob der Pastor immer im Bilde war, wann der Verstorbene geboren wurde. Oft kennen wir heute den Geburtstag der Vorfahren nicht, da keine Kirchenbücher erhalten sind. Zum Zeitpunkt des Todes eines Menschen, dessen Alter der Pastor ausrzuechnen imstande war, müssen diese Bücher aber noch existiert haben. Oder irgendwelche anderen Dokumente, aus denen der Tag der Geburt hervorging. Im Kirchenbuch liest man häufig nur, wann jemand getauft wurde. Wie konnte jemand aus dem Taufdatum das exakte Alter errechnen? Woher kannte der Pastor überhaupt das Taufdatum eines Menschen, der vielleicht 90 Jahre vorher ganz woanders geboren wurde? Oder gar dessen Geburtstag?
Zurück zu Wolborg Gercke, die erstens in ihrem Sterbeort geboren wurde und deren Geburtseintrag aus dem Jahre 1701 auch tatsächlich bekannt ist:
"Den 28 Januarÿ hat der Liebe Gott Hanß Hinrich Gercken ein Töchterlein bescheret, welches den 31 t(en) getauffet, und Anna Walpurg genennet, Gevattern Walpurg Lüders Jochim Gercken von Hamersleb(en) Frau, Adelheit Schliephaken, Hans Kahmans Frau, und Andreas Barnbeck."
Dieser Eintrag ist erstklassig! Geburts- und Taufdatum sind angegeben. Nun wollen wir mal Schritt für Schritt vom Beerdigungsdatum zurückrechnen:
Beerdigung fand am 18. März 1736 statt.
Minus 35 Jahre: 18. März 1701.
Minus 1 Monat: 18. Februar 1701.
Minus 2 Wochen: 4. Februar 1701.
Minus 2 Tage: 2. Februar 1701.
Das Ergebnis hat natürlich mit dem wirklichen Geburtstag nichts zu tun, denn es wurde ja vom Beerdigungsdatum zurückgerechnet, nicht vom Sterbedatum, welches wir nicht kennen. Aber der Pastor wird das Sterbedatum gewusst haben. Wir wissen es nicht, können es aber errechnen, denn zum Glück ist uns der Geburtstag bekannt. Schritt für Schritt also retour:
Geburtstag am 28. Januar 1701.
Plus 35 Jahre: 28. Januar 1736.
Plus 1 Monat: 28. Februar 1736
Plus 2 Wochen: 13. März 1736 (1736 war ein Schaltjahr).
Plus 2 Tage: 15. März 1736.
Das Ergebnis könnte passen. Wer am 15. März gestorben ist, könnte tatsächlich am 18. März begraben sein.
Nun stellt sich noch die Frage, wie der Pastor auf die anderthalb Stunden kommt. Er wusste zum Zeitpunkt der Niederschrift der Beerdigung sicherlich noch das Sterbedatum, welches ja nicht lange zurücklag. Er kannte aber offensichtlich auch die genaue Stunde des Todes. Vielleicht hat er sich Notizen gemacht, anhand derer er den Eintrag im Kirchenbuch erstellt hat. Notizen, die mehr Informationen enthielten als er uns weitergeben wollte. Was mich wundert ist, woher er nach 35 Jahren noch die genaue Stunde der Geburt wusste. Im Kirchenbuch ist sie nicht verzeichnet. Wurden denn parallel zu den Kirchenbüchern Aufzeichnungen geführt über die exakte Stunde der Geburt und des Todes? Wenn ja, warum hat man das nicht gleich in das Kirchenbuch eingetragen. Manchmal findet man solche Angaben, meistens aber nicht. Ich glaube nicht, dass der Pastor sich diese anderthalb Stunden ausgedacht hat. Was für Unterlagen könnten der Überlieferung dieses Details zugrunde gelegen haben? Wenn es solche Aufzeichnungen gegeben hat, könnten sie vielleicht noch irgendwo archiviert sein und uns wertvolle Hilfe leisten. Oder hat man irgendwann alles weggeworfen, was nicht Kirchenbuch war?
Viele Grüße
consanguineus
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