Mühlarzt (ohne Ausbldung?)

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  • Jettchen
    Erfahrener Benutzer
    • 16.10.2011
    • 1763

    Mühlarzt (ohne Ausbldung?)

    Hallo in die Runde,

    ich bin bei meinem Ahn Georg Schuster in der Oberpfalz auf ein Problem gestoßen, zu dem ich gerne euren Rat hätte.
    Er kam 1761 zur Welt und starb im Alter von 68 Jahren.
    Bei seinem Sterbeeintrag heißt es, er sei „Mühlarzt“ gewesen. Dank google weiß ich, dass dies eine regionale Bezeichnung für Mühlenbauer ist.
    Dazu fand ich, dass dies ein jahrhundertealter Handwerksberuf war, in dem die Männer zugleich Mechaniker, Zimmerleute und Wasserbauer sein mussten. Also mussten sie Kenntnisse und Fertigkeiten in unterschiedlichen Arbeitsfeldern besitzen.
    Eine anspruchsvolle Aufgabe, wie mir scheint.

    Aber wo sollte dieser Ahn sein Wissen erworben haben?

    Der Vater war Bauer.
    1789-1798 wird Georg als operarius (= Arbeiter) bezeichnet,
    1801 als „vitrus politoris“ (= Glaspolierer)
    und dann ab 1804 als „Mühlarzt“. Da ist er bereits 43 Jahre alt!

    Eine Lehre, z.B. als Zimmermann, scheint er nicht gemacht zu haben.
    Selbst wenn er sich all das Wissen selbst angeeignet hätte, durfte man in früheren Zeiten solche Tätigkeiten ausüben, ohne einer Zunft anzugehören?
    Oder wird er sich eher auf die Reparatur von Mühlen beschränkt haben? Allerdings dachte ich immer, dass die Müller selbst in der Lage waren, so etwas zu bewerkstelligen.

    Was haltet ihr von diesen Informationen?

    Viele Grüße
    Jettchen
  • Gastonian
    Moderator
    • 20.09.2021
    • 5414

    #2
    Hallo Jettchen:

    In Frankenberg (Eder) in Nordhessen habe ich auch einige Männer im 19. Jahrhundert, die hier als "Mühlenarzt" bezeichnet wurden.

    Ein Werdegang: Conrad Scheuermann, geboren 1833 als Sohn eines Ackermanns. Bei erster Heirat 1863 "Mühlknappe", bei Taufe und Tod des ersten Kindes 1864 "Tagelöhner", bei Taufe des zweiten Kindes 1865 und Taufe 1867 und Tod 1868 des dritten Kindes "Müller" (aber ohne Hinweis auf eine bestimmte Mühle, wie das bei anderen Müllern erfolgte), bei zweiter Heirat 1869, Taufe des vierten Kindes 1870, und als Pate 1872 "Mühlenarzt". Dies alles deutet darauf hin, dass er seine berufliche Ausbildung um 1860 in einer Mühle gemacht hat.

    Ein anderer, Daniel Karle, war Sohn des Bottendorfer Müllers Conrad Karle; bei der Taufe seines unehelichen Kindes 1829 war er "Müllerbursche in Bottendorf", bei der Konfirmation 1843 dieses Kindes sowie Taufe eines weiteren Kindes 1841 war er "Mühlenarzt". Hier auch also Ausbildung in einer Mühle, obwohl hier wohl vom Vater.

    Eine Zunft von Müllern gab es hier nicht; Müller hatten ihre Mühlen pachtweise (normalerweise für 8 Jahre) entweder von der Stadt oder von der hessen-kasselischen Herrschaft inne. Wie Mühlenärzte in dieser Hierarchie fungierten, weiß ich nicht.

    VG

    --Carl-Henry
    Wohnort USA - zur Zeit auf Archivreise in Deutschland

    Kommentar

    • eifeler
      Erfahrener Benutzer
      • 15.07.2011
      • 1356

      #3
      Guten Abend Jettchen,

      heute sagt man wohl "Learning by doing" sagen.


      chrome-extension://efaidnbmnnnibpcajpcglclefindmkaj/https://badische-heimat.de/wp-content/uploads/2019/08/1966e_schwarzwald_muehle.pdf

      Gruß
      Der Eifeler
      Zuletzt geändert von eifeler; 31.05.2025, 21:33.

      Kommentar

      • AlfredS
        Erfahrener Benutzer
        • 09.07.2018
        • 3514

        #4
        Hallo,
        hatte zufällig erst vor Kurzem ebenfalls einen Mühlenarzt gefunden - in dem Fall in Oberfranken - und mich auch schon gefragt, wie derjenige zu der Berufsbezeichnung kam. Eine Mühle gab es zwar an dem Standort, aber für einen "richtigen" Arzt wäre der Ort zu klein gewesen.

        Aber siehe da - Tante Google hilft auch hier weiter: Mühlenarzt = Mühlenbauer
        Gruß, Alfred

        Kommentar

        • Horst von Linie 1
          Erfahrener Benutzer
          • 12.09.2017
          • 23382

          #5
          Zitat von AlfredS Beitrag anzeigen
          Aber siehe da - Tante Google hilft auch hier weiter: Mühlenarzt = Mühlenbauer
          Oder das bloße Lesen des Ausgangsbeitrags.
          Übrigens, hier ein Kurpfuscher, der als Mühlknecht neben einer Mühle praktizierte:
          https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Kurpfuscher_(1982)
          Ratschlag: Unbedingt mit der Verfilmung aus 1982 beginnen.
          Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
          Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
          Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

          Und zum Schluss:
          Freundliche Grüße.

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          • Jettchen
            Erfahrener Benutzer
            • 16.10.2011
            • 1763

            #6
            Habt Alle ein herzliches Dankschön für eure Beiträge, die mir sehr geholfen haben.
            Einen gute Sonntag wünscht euch
            Jettchen

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