Aussagekraft von DNA-Matches / Testen bei Ancestry und MyHeritage

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  • Robin2002
    Erfahrener Benutzer
    • 30.03.2019
    • 1098

    Aussagekraft von DNA-Matches / Testen bei Ancestry und MyHeritage

    Hallo zusammen,

    ich würde gerne einen kleinen Erfahrungsaustausch mit Euch beginnen bzgl. Ahnenforschung und der Hilfe von DNA-Testen.

    Ende 2022 habe ich einen DNA-Test bei Ancestry gemacht, um bei unehelichen Kindern die Väter abzustimmen. Dies ist auch in der Regel möglich gewesen, z.B. durch das Aufkommen von seltenen Namen, den diese Väter im Stammbaum haben und sogar deren direkte Namen. Da gängige Namen wie Müller, Meyer, Schulze natürlich so schwer abzustimmen sind, habe ich dazu die Stammbäume der in Betracht kommenden Väter ausgearbeitet und genau die seltenen Namen geprüft. Um zu gucken, ob Matches plausibel sind, habe ich daneben noch einen "neutralen" DNA-Test von einem bekannten, der nachgewiesen mit diesen Namen nicht verwandt ist.

    Um die Matches zu erweitern, habe ich bei Ancestry den Test hochgeladen und danach bei MyHeritage hochgeladen. Erfahrungsgemäß finde ich MyHeritage weniger zuverlässig als Ancestry.

    Auch habe ich die Beobachtung gemacht, daß ich mit manchem Matches bei Ancestry bspw. 12cm Übereinstimmung habe und bei MyHeritage (mit dem hochgeladenen Test) fast doppelt soviel habe, ca. 24cm. Wie kann das sein??
    Mit manchem habe ich bei Ancestry ein Match, mit anderen bei MyHeritage nicht.

    Ebenso verwundert mich, daß DNA-Matches bei MyHeritage mit "Zuverlässigkeit" angezeigt werden. Weiß jemand, was das bedeutet das? Wenn dann, man teilt DNA oder nicht, so würde ich das als Laie sehen.

    Und wie kann das sein, daß ich beispielsweise mit einem Verwandten, wo meine fünffachen Urgroßeltern seine dreifachen Urgroßeltern sind, keine DNA lt. MyHeritage teile, ich aber bei Ancestry Matches mit unseren Verwandten mit gemeinsamen Vorfahren habe? Ist das schon ein Indiz für "Mater semper certa est" (nur die Mutter ist immer gewiß), oder heißt das, daß man so entfernt verwandt ist, daß man gemeinsame DNA haben kann, aber nicht muß und daß ich dann eben mit anderen Verwandten gemeinsame Rest-DNA besitze?
    => Dies war im Fall mit einem, wo ich den Vater meines Urgroßvaters ermitteln wollte.
    Jedoch habe ich dieses Phänomen auch bei sicher bestätigten Linien.

    Es würde mich freuen, wenn jemand von Euch noch andere Erfahrungswerte hat und diese mal mitteilt.

    Liebe Grüße an alle!
  • Gastonian
    Moderator
    • 20.09.2021
    • 5253

    #2
    Hallo:

    Theoretisch gesagt bedeutet ein DNA-Match, dass Du mit jemanden anderen über eine bestimmte Länge von DNA die gleichen Basenpaare (inklusive Mutationen, sogenannte SNPs) hast.

    Deine DNA hat etwa 3,2 Milliarden Basenpaare, und es sind rund 600 Millionen SNPs bekannt. Allerdings testen die Anbieter (Ancestry, myHeritage, FTDNA) nicht deine ganze DNA, sondern nur etwa 600.000 bis 700.000 Basenpaare mit bekannten Mutationen, also etwa 0,02% deines DNA, mit einem sogenannten microarray chip.

    Da nicht die ganze DNA analysiert wird, und daher nicht alle SNPs in deiner DNA erfasst werden, muss man dann Algorithmen benutzen, um die Wahrscheinlichkeit zu berechnen, dass es ein Match ist - falls z.B. auf einer Länge von 7 cM (etwa 7 Millionen Basenpaare) alle 1400 getesteten Basenpaare übereinstimmen, ist die Wahrscheinlichkeit relativ groß, dass die dazwischen liegenden nicht getesteten Basenpaare auch übereinstimmen. Daher sind Matches mit längeren Segmenten und höherer Dichte von getesteten Mutationen oder SNPs "zuverläßiger".

    Da die verschiedenen Anbieter verschiedene Algorithmen und auch verschiedene microarray chips benutzen (also nicht die gleichen Basenpaare nach Mutationen analysieren), werden sie auch verschiedene Segmentlängen und verschieden Matches haben (der eine Anbieter mag z.B. eine Nichtübereinstimmung in einem Basenpaar mitten in einem Segment gefunden haben, der von einem anderen Anbieter nicht getestet wurde).

    VG

    --Carl-Henry
    Wohnort USA

    Kommentar

    • Robin2002
      Erfahrener Benutzer
      • 30.03.2019
      • 1098

      #3
      Hallo Carl Henry,

      danke für Deine Antwort.

      Das deckt sich mit dem, was ich vorher schon gewußt und vermutet habe, daß diese DNA-Teste lediglich Indizien, aber keine Beweise sind und jede Plattform es anders handhabt.

      Liebe Grüße

      Kommentar

      • HelenHope
        Erfahrener Benutzer
        • 10.05.2021
        • 1008

        #4
        Hier noch eine kleine Ergänzung :

        Ancestry verwendet ebenso einen Algorithmus wie MyHeritage, jedoch zu einem anderen Zweck. Während MyHeritage Imputation anwendet, und SNP`s teilweise regelrecht dazu dichtet, zielt Ancestrys Timber-Algorithmus eher darauf ab, unsichere Segmente zu entfernen. Beides birgt Probleme, aber Ancestry ist immerhin so nett, anzuzeigen, was der Timber-Algorithmus macht.
        Wenn du bei dem Match unter dem Namen auf die cM klickst, öffnet sich ein Fenster, das dir die geteilte DNA gewichtet (nach Timber) und ungewichtet (vor Timber) anzeigt sowie das größte Segment. Es lohnt sich daher, die ungewichtete DNA auch im Blick zu haben, denn auch Timber macht durchaus Fehler und kann zu viel wegnehmen.

        Was falsch negative bzw. falsch positive Matches betrifft - falsch positive Matches gibt es sicherlich auch bei Ancestry, jedoch muss man da wohl eher mit kleineren falsch negativen Matches rechnen. MyHeritage kann leider sowohl falsch negativ als auch positiv richtig gut. Wenn also ein Match bei Ancestry vorhanden ist, ist es tendenziell wahrscheinlicher, dass das Match bei MyHeritage falsch negativ ist. Eben auch wegen der von Carl-Henry bereits erwähnten Lücken.

        Kommentar

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