Habt ihr schon mal in Konfitentenbüchern und Kommunikatenbüchern „gelesen“

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  • Sebastian_N
    Erfahrener Benutzer
    • 25.09.2015
    • 1297

    Habt ihr schon mal in Konfitentenbüchern und Kommunikatenbüchern „gelesen“

    Hallo Leute,


    hat jemand Erfahrung beim „Lesen“ von Konfitentenbüchern und Kommunikatenbüchern?

    Ich habe schon so ungefähr verstanden, weshalb diese Bücher angelegt wurden.

    Ich habe gestern kurz ein solches KB gesehen (hier Thomaskirche in Leipzig) und wusste aber in der Eile nicht, was ich da eigentlich vor mir habe und welche genealogischen Daten ich daraus ziehen könnte?

    Hat jemand Erfahrungen und kann mir ein paar Hinweise geben, so dass ich beim nächsten Mal gezielter darin suchen kann?

    Wurde in solchen Büchern beispielsweise erwähnt, ob und wann Leichenpredigten gehalten wurden (insbesondere bei sozial höher gestellten Personen)?


    Vielen Dank im Voraus für jedwede Auskunft

    Sebastian
    Dauersuche:
    Neumann/Naumann in Altstedt/Mittelhausen vor 1672
    Franke in Oschatz vor 1785
    Wolf/Schmiedel in Crottendorf vor 1790
    Wachsmuth in Rittersgrün vor 1790
    Nestler/Wolf/Martin/Schönherr in Marienberg vor 1780
    Greim/Hoffmann in Eilenburg vor 1750
    Müller/Kistner/Trautmann/Kuhn (kath.) in Rastatt vor 1750
    Hacklbauer in Linz vor 1760
    Schimpke/Geppert (kath.) in Ritterswalde vor 1790
    Mett in Quedlinburg (St. Nicolai) zw. 1725-1794
    Helmert/Liebing in Volkmarsdorf vor 1840
  • Gastonian
    Moderator
    • 20.09.2021
    • 5462

    #2
    Hallo Sebastian:

    Ich habe schon oft die Kommunikantenbücher in verschiedenen evangelischen Gemeinden benutzt. Diese Bücher sind wertvoll, wenn die Kommunikanten namentlich genannt werden und nicht nur Statistiken verzeichnet werden. Dann kanm man sie dazu benutzen um zu belegen, bis wann oder ab wann eine gewisse Person in einem Ort lebte.

    Zum Beispiel: mein Vorfahre Joh: Christian Schwind heiratete November 1788 in Oelshausen in Nordhessen und wurde dort nur als "aus Massenhausen im Waldeckischen" bezeichnet. Bei seinem Tod 1812 wurde er als circa 50 Jahr alt bezeichnet. In Massenhausen gibt es einen 1764 geborenen Johann Christian Schwind, der 1777 konfirmiert wird. Anhand der Kommunikantenregister kann ich ihn dann bis April 1786 (aber nicht danach) in Massenhausen nachweisen; dieser wird also mein Vorfahre gewesen sein.

    Oder: für die lutherische Gemeinde in Frankenberg (Eder) gibt es nur Taufbücher, keine Heirats- oder Sterbebücher 1682 bis 1693. Da sind die Kommunikantenlisten für 1681 und für 1694 sehr wertvoll um zu belegen, wer noch 1681 am Leben war und wer 1694 schon verheiratet war, mit Vornamen der Ehefrau (in diesem Fall sind für jeden Gottesdienst mit Abendmahl die Kommunikanten alphabetisch gelistet, welches das Auffinden von Personen sehr erleichtert).

    Leichenpredigten habe ich nicht in solchen Register erwähnt gesehen (ob eine Leichenpredigt gehalten wurde, wird eher in den Beerdigungsbüchern erwähnt). Aber in den Kommunikantenbüchern wird manchmal erwähnt, dass einer schwachen oder sterbenden Person das Abendmahl zu Hause gereicht wurde. In Blexen (Oldenburg), wo die Sterberegister nach 1686 bis 1752 fehlen, ist das Konfitentenregister 1691-1701 daher wertvoll, um zumindestens Sterbefälle in diesem Jahrzehnt einzuschätzen (für meinen Vorfahren, der Pfarrer dieser Gemeinde war, wurde hier sogar sein Tod 1700 drei Tage nach seinem letzten Abendmahl verzeichnet, welches das OFB übersah).

    VG

    --Carl-Henry
    Wohnort USA - zur Zeit auf Archivreise in Deutschland

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    • consanguineus
      Erfahrener Benutzer
      • 15.05.2018
      • 7442

      #3
      Hallo Sebastian,

      ich kann mich Carl-Henry nur anschließen. Darüberhinaus werden mitunter nicht nur die Namen der Abendmahlsteilnehmer aufgeführt, sondern auch erwähnt, wer wessen Sohn oder Tochter ist. Das sind dann natürlich für uns Hobbyforscher tolle Quellen.

      Viele Grüße
      consanguineus
      Daten sortiert, formatiert und gespeichert!

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      • Sebastian_N
        Erfahrener Benutzer
        • 25.09.2015
        • 1297

        #4
        Hallo ihr beiden,

        hab es mir schon fast gedacht, dass ihr mir beide Antworten werdet. Hatte das irgendwie im Gefühl.

        @Carl-Henry, hast du einen Scan eines solchen Buches, den du beispielhaft hier einfügen kannst?

        Ich frage, weil der Aufbau der Leipziger Bücher (leider kein Scan erhalten), in der kurzen Zeit sehr schwierig zu verstehen war. Das waren auf zwei Seiten insgesamt vier Spalten und drei Zeilen, mit unterschiedlichen Informationen, also keine längliche Liste mit Namen.

        Beste Grüße
        Seb
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        • Gastonian
          Moderator
          • 20.09.2021
          • 5462

          #5
          Hallo Seb:

          Hier z.B. ein paar Seiten aus dem Kommunikantenregister Massenhausen.

          Einige sogenannte Kommunikantenregister geben nur Statistiken an (z.B. am so-und-soten Sonntag so-und-soviele Abendmahle an so-und-solchen Ort verreicht). Diese Statistiken sind genealogisch wertlos.

          VG

          --Carl-Henry
          Angehängte Dateien
          Wohnort USA - zur Zeit auf Archivreise in Deutschland

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          • Erny-Schmidt
            Erfahrener Benutzer
            • 16.06.2018
            • 492

            #6
            Hallo consanguineus,
            Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
            ich kann mich Carl-Henry nur anschließen. Darüberhinaus werden mitunter nicht nur die Namen der Abendmahlsteilnehmer aufgeführt, sondern auch erwähnt, wer wessen Sohn oder Tochter ist. Das sind dann natürlich für uns Hobbyforscher tolle Quellen.
            Kommunikanten sind Abendmahlsteilnehmer, richtig? Und was sind Konfitenten? Da ich in einem zeimlich atheistischen Land groß geworden bin, welches es heute nicht mehr gibt, ist mein Kirchen-Vokabular unvollständig geblieben. Konfirmandenlisten habe icn in den letzten Tagen indes etliche gesichtet. Sie sind äußerst hilfreich, insbesondere bei Kirchenbüchern, die keine Namensregister haben.
            Noch eine Frage: War die Angabe der Verwandschaftsverhältnisse bei Abendmahlsteilnehmern üblich oder habe ich was falsch verstanden?

            Gruß E. Schmidt.
            Gruß E. Schmidt.
            WANTED! SCHMID(t)/Halle/S, MAER(c)KER/Saalkreis, HAUBNER & HEINE(c)KE/Mansfelder Land

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            • consanguineus
              Erfahrener Benutzer
              • 15.05.2018
              • 7442

              #7
              Hallo Erny,

              ich bin auch nicht so firm im kirchenspezifischen Vokabular. Ein wenig hilft mir mein sehr, sehr verstaubtes Schullatein. Konfitenten gehen zur Beichte (lat.: confessio). Man wird vermutlich eher in katholischen Gegenden von Konfitenten sprechen. Kommunikanten gehen zum Abendmahl. Ich benutze immer den Begriff Abendmahlsteilnehmer, denn damit bin ich aus dem Schneider.

              Nein, es ist leider nicht üblich, dass die Verwandtschaftsverhältnisse bei Abendmahlsteilnehmern angegeben werden. Man muss sich das so vorstellen, dass dem Pastor damals klar war, wer da in der Kirche saß. Er kannte jeden einzelnen der Anwesenden persönlich, wusste genau, wohin und in welche Familie er gehörte und dachte bei der Erstellung solcher Listen natürlich nicht an uns Ahnenforscher, denen die Zusammenhänge oft nicht bewusst sind und daher mehr oder weniger mühevoll erarbeitet werden müssen. Dennoch gab es Pastoren, die auskunftsfreudiger waren als andere und bei der Nennung der Abendmahlsteilnehmer etwas mehr ins Detail gingen. Ist im Prinzip dasselbe wie bei allen anderen Arten von Einträgen auch. Ein Pastor schreibt die ganze Lebensgeschichte eines Verstorbenen auf und berichtet etwa, wieviele Enkel und Urenkel er hatte. Ein anderer beschränkt sich auf die dürre Aussage, dass ein alter Mann gestorben ist.

              Viele Grüße
              consanguineus
              Zuletzt geändert von consanguineus; 06.03.2025, 22:19.
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              • Gastonian
                Moderator
                • 20.09.2021
                • 5462

                #8
                Hallo E. Schmidt:

                Wie consanguineus schon sagt, sind Konfitenten die Beichtenden. Auch in lutherischen Gegenden war es bis in 18. Jahrhundert üblich, dass man am Samstag beichten mußte, bevor man am Sonntag das Abendmahl nehmen konnte (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Beicht...ntnisschriften und https://de.wikipedia.org/wiki/Beicht..._Kirchen_heute). Deshalb auch im lutherischen Blexen (Oldenburg) ein Konfitentenregister - da hat der Opfermann die Beichtenden am Samstag verzeichnet, während anderswo die Abendmahlsteilnehmer am Sonntag verzeichnet wurden (wie das praktisch vorging, kann ich mir aber nicht vorstellen - stand da am Altar der Pfarrer mit Kelch und neben ihm der Opfermann/Küster mit Notizbuch? Oder wurde das doch auch am Vortag bei der Beichte kontrolliert?).

                Wenn man Glück hat, stehen dann in diesen Listen Max Mustermann, Maria Max Mustermanns Frau, und Michael Max Mustermanns Sohn alle als Kommunikanten am gleichen Sonntag - da hat man schon den Beleg, dass es sich hier um eine Familie handelt, und so habe ich es in Frankenberg/Eder. Bei dem oben angehängten Beispiel in Massenhausen steht nur Max Mustermann et ux. (also "und Frau"), wobei die Frau nicht genannt wird.

                VG

                --Carl-Henry
                Wohnort USA - zur Zeit auf Archivreise in Deutschland

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                • Gastonian
                  Moderator
                  • 20.09.2021
                  • 5462

                  #9
                  Hallo allerseits:

                  Noch ein Nachtrag: bei den Kommunikantenregistern, die nur Statistiken enthalten, scheint es mir, dass diese zumeist dazu geführt wurden, um den kirchlichen Oberstellen den Weinkauf und -verbrauch zu rechtfertigen - da habe ich schon Bemerkungen gesehen, wieviele Liter (oder andere Volumeneinheit) Wein an jedem Sonntag benötigt wurden.

                  VG

                  --Carl-Henry
                  Wohnort USA - zur Zeit auf Archivreise in Deutschland

                  Kommentar

                  • Erny-Schmidt
                    Erfahrener Benutzer
                    • 16.06.2018
                    • 492

                    #10
                    Zitat von Gastonian Beitrag anzeigen
                    Noch ein Nachtrag: bei den Kommunikantenregistern, die nur Statistiken enthalten, scheint es mir, dass diese zumeist dazu geführt wurden, um den kirchlichen Oberstellen den Weinkauf und -verbrauch zu rechtfertigen - da habe ich schon Bemerkungen gesehen, wieviele Liter (oder andere Volumeneinheit) Wein an jedem Sonntag benötigt wurden.
                    Tja, damals haben die Leut nicht nur ihre Hostien in den Kelch getunkt ...

                    Ansonsten vielen Dank für die Auskunft, E. Schmidt.
                    Gruß E. Schmidt.
                    WANTED! SCHMID(t)/Halle/S, MAER(c)KER/Saalkreis, HAUBNER & HEINE(c)KE/Mansfelder Land

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                    • Erny-Schmidt
                      Erfahrener Benutzer
                      • 16.06.2018
                      • 492

                      #11
                      Hallo consanguineus,
                      Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
                      ich bin auch nicht so firm im kirchenspezifischen Vokabular. Ein wenig hilft mir mein sehr, sehr verstaubtes Schullatein. Konfitenten gehen zur Beichte (lat.: confessio).
                      Ein paar Vokabeln Latein habe ich erst während der Schulzeit meines Sohnes mitbekommen. Interesse war geweckt, weil Englisch an die 60% Latein enthält und ich deshalb mit wissenschaftlichen Texten bis heute Probleme habe. Dein hiesiger Nickname deutet ja eigentlich auf fröhliches Gemüt, vorausgesetzt, das vorangestellte "con" bedeutet nicht contra.
                      ​Nein, es ist leider nicht üblich, dass die Verwandtschaftsverhältnisse bei Abendmahlsteilnehmern angegeben werden. Man muss sich das so vorstellen, dass dem Pastor damals klar war, wer da in der Kirche saß. Er kannte jeden einzelnen der Anwesenden persönlich, wusste genau, wohin und in welche Familie er gehörte und dachte bei der Erstellung solcher Listen natürlich nicht an uns Ahnenforscher, denen die Zusammenhänge oft nicht bewusst sind und daher mehr oder weniger mühevoll erarbeitet werden müssen. Dennoch gab es Pastoren, die auskunftsfreudiger waren als andere und bei der Nennung der Abendmahlsteilnehmer etwas mehr ins Detail gingen. Ist im Prinzip dasselbe wie bei allen anderen Arten von Einträgen auch. Ein Pastor schreibt die ganze Lebensgeschichte eines Verstorbenen auf und berichtet etwa, wieviele Enkel und Urenkel er hatte. Ein anderer beschränkt sich auf die dürre Aussage, dass ein alter Mann gestorben ist.
                      Mir ist vor allem aufgefallen, dass Taufeinträge deutlich länger sind, wenn es ein "von" im Familienamen gibt.
                      Oder aber am anderen Ende: irgendwelche Gauner, "liederliche Weiber" und sonstige Strolche bekamen gelegentlich kleine Geschichten spendiert.​ Eine solche Story im KB Friedeburg/Saale ist so lang, dass der Pastor dabei evtl. den Nachnamen der Gebärenden vergessen hat. Und das, wo die Vornamen des Kindes die eines meiner Vorfahren sind, der obendrein im gleichen Jahr geboren sein könnte ...

                      Gruß & Dank E. Schmidt.
                      Gruß E. Schmidt.
                      WANTED! SCHMID(t)/Halle/S, MAER(c)KER/Saalkreis, HAUBNER & HEINE(c)KE/Mansfelder Land

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                      • consanguineus
                        Erfahrener Benutzer
                        • 15.05.2018
                        • 7442

                        #12
                        Zitat von Erny-Schmidt Beitrag anzeigen
                        Dein hiesiger Nickname deutet ja eigentlich auf fröhliches Gemüt
                        Schau mal hier!
                        Daten sortiert, formatiert und gespeichert!

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