Längster Eintrag in einem Sterberegister ever (bei mir)

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  • Ed Gonzalez
    Erfahrener Benutzer
    • 18.12.2021
    • 444

    Längster Eintrag in einem Sterberegister ever (bei mir)

    Moin liebe Gemeinde,

    Ich habe mich jetzt durch eine Eintragung von 1826 gekämpft.
    In die vorgedruckten Lückentexte hat jemand eine 9-seitige Anzeige eingepflegt.

    Da wird in mir unbekanntem Maß das Äußere eines Menschen beschrieben.
    Bei aller Tragik ist es wohl der Vorteil eines Obduktionsberichtes.
    Das ist nicht wirklich viel aber viel mehr als mir für einen einfachen Menschen
    jemals untergekommen ist.

    Danke an die fleißigen Helfer aus der Leseecke.

    Kennt ihr ähnliche Ausreißer aus dem normalen Registeralltag?

    Gruß, Ed


    "
    No. 56
    Tod des Ehemannes
    Friedrich Wilhelm Schmitz
    evangl.

    Auszug
    aus dem Register der Sterbe-Urkunden der
    Sammtgemeinde Düsseldorf

    No. 481
    Im Jahr eintausend achthundert und sechs und
    zwanzig am zwoelften August wurde
    mittels Schreiben des königlichen hiesigen
    Oberprokurators am 8. August 1826
    nachstehendes Protokoll zur Eintragung ??? mit-
    getheilt.

    Düsseldorf den vierten Juni achtzehnhundert sechs
    und zwanzig.

    In Gemäßheit der Anzeige des hiesigen Poli-
    zei-Inspectors vom gestrigen Tage, die Auffindung
    eines Leichnams im Rhein betreffend, und des
    darauf genommenen Antrags der Staatsbehörde,
    und der darauf erlassenen Ordnung, verfügten wir
    Instructionsrichter Wilhelm von Gruben und in
    Begleitung des königlichen Prokurators Wingender
    und Actuar Tappermann in das in der hiesigen
    Neustadt belegene Irrenhaus,
    woselbst wir die Zeugen Michael Körnier und Johann
    Keller antrafen. Nachdem dieselben den gesetz-
    lichen Zeugeneid geleistet, und ad generalia erklärt:
    1mus: ich heiße Michael Körnier, bin ein und dreißig
    Jahre alt, Taglöhner in hiesiger Neustadt, ad actera gene-
    ralia negative.
    2dus: ich heiße Johann Keller bin achtzehn Jahre
    alt, ein Taglöhner in hiesiger Neustadt
    ad actera generalia negative.

    Führten uns dieselbe in den Hof des gedachten
    Hauses, woselbst sie uns in einem dort
    befindlichen Holzschuppen einen mit einem
    blauen Kittel, schwarz manchesterer
    kurzen Hose bekleideten Leichnam vorzeigten
    mit der Erklärung, daß sie diese Leiche vorgestern
    Abend gegen neun Uhr hier im Rhein, der Neustadt
    gegenüber, ungefähr einen Schuß weit vom Ufer auf-
    gefischt, und hierher gebracht und dieselbe der Polizei-
    Obhut übergeben haben.

    Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben.
    Michael Kornier erklärte, nicht schreiben zu können.
    Sie begehrten ???
    gez:/ Johann Keller. Wingerder. von Gruben. Tappermann

    Sodann fanden sich die eingeladenen Obdu-
    inuten, Kreisphysikus Dr. Bongard und Stadtwundarzt
    Willmann hier ein, welche den gesetzlichen Eid als Sachver-
    ständigen leisteten, und mit uns zur
    äußeren Besichtigung der Leiche schritten, wobei wir fol-
    gendes vorfanden, nachdem vorher die Generalien der Herren
    Obduinuten angegeben waren:
    1.) Ich heiße Johann Heinrich Bongard, bin sechs und vierzig Jahre
    alt, Kreisphysikus hier.
    2.) Ich heiße Heinrich Joseph Willmann, bin drei und vierzig
    Jahre alt, Stadtwundarzt hier.

    Der Leichnam war mit einem Bauerkittel, unter
    demselben mit einem grünen Frackrock
    mit schwarz überzogenen Knöpfen, einer
    schwarz manchesterenen kurzen Hose mit weiß
    metallenen Knieschnallen, die Hose mit
    blaugestreiftem Belt-Barchant gefüttert,
    vorne auf dem rechten Knie geflickt, weißen
    wollenen Strümpfen und Schuhe mit Nägeln beschla-
    gen, kurze Kamaschen von blau und weißem
    Zwillich, einer wollenen Weste von dunklem Grunde
    gelb gestreift und geflammt mit kupfernen ovalen
    Knöpfen, eine weiß gestreifte Unterweste, einem
    schwarz seidenen Halstuch und einem weißen leine-
    nen Hemde gezeichnet F.W.S und einem weiß ge-
    stickten mit Leder besetzten wollenen Hosenträger,
    bekleidet.

    In seiner rechten Westentasche befand sich ein
    Messer mit einem Feuerstahl und blau leinenem
    Geldbeutel, in seiner linken zwei beschriebene Papier-
    zettel, worauf die Namen Caub
    und Schmitz zu lesen waren. Nachdem der Leichnam
    entkleidet worden fand sich, daß derselbe männlichen
    Geschlechts, fünf Fuß acht Zoll groß, von gesetzter
    starker Statur mit dunkelbraunen langen Haaren,
    und gleichfarbigem Backenbart, im übrigen aber
    ohne besondere Kennzeichen war, ??? der Leichnam
    größtentheils verweset, und
    insbesondere mit Ausnahme des obern Theils
    der ziemlich hohen Stirn des ganzen
    Gesicht, Mund und Nase und ???
    Theils unverweset, theils nicht mehr vorhanden war.
    Die obere und untere Kinnlade war
    ganz zerschmettert, doch hängen die Zähne
    in den übrig gebliebenen Theilen
    noch fest, die übrigen Theile des Körpers waren
    ohne Verletzung, die Haut aber schon in Fäul-
    niß übergegangen; Der Leichnam war anscheinend
    von einem circa fünfzigjährigen Mann, und mag
    ohngefähr vierzehn Tage im Wasser gelegen
    haben.

    Es wurde hierauf auf den Antrag der Staats-
    behörde zur Obduktion der Leiche geschritten.

    I. Oeffnung der Kopfhöhle.
    Die obere Decke des Schädels hatte viele Fisuren,
    der untere war ganz zerschmettert, das Gehirn war
    ganz in Fäulniß übergegangen, mit ???
    und Schrotkörnern untermischt.
    Das Cerebellum war gar nicht mehr vorzufinden.

    II. Oeffnung der Brusthöhle.
    Die Eingeweide derselben waren in normaler
    Lage und Beschaffenheit, fingen jedoch an, schon in
    Fäulniß überzugehen.

    III. Oeffnung der Bauchhöhle.
    Auch hier befand sich alles in normaler Lage
    und Beschaffenheit, jedoch zeigten sich auch
    hier schon Spuren der beginnenden
    Verwesung, die Gedärme waren ohne Inhalt,
    und im Magen fand sich nur ein kleines
    Stückelein gekörnten Brodes. Die Herren Obdu-
    inuten gaben hiermit ihr Gutachten
    über den Befund und die Todes Ursache dahin ab:
    daß die gefundene Zersprengung des Gehirns
    durch einen Schuß mit Schrot durch den Mund
    entstanden, und diese Verletzung, da sie eine
    völlige Zersprengung der Basis-Organe und Zer-
    schmetterung des Gehirns bewirkt, unter allen Um-
    ständen absolut und augenblicklich tödlich, und
    die einzige Ursache des Todes des Denati gewesen
    seij, wie sie solches in ihrem zu erstattenden Obdui-
    tions-Berichte näher auszuführen,
    sich vorbehielten.
    Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben.
    Bongard. Willmann. Wingender. von Gruben. Tappermann

    Die Staatsbehörde trug demnach darauf an, die
    Leiche der Disposition der Verwaltungsbehörde zu
    übergeben, und einen Auszug dieses Protokolls den
    Zivilstandsbeamten mitzutheilen wir haben diesen
    Antrag gemäß verfügt
    und die Verhandlung geschlossen.
    Wingender. Von Gruben. Tappermann.

    Düsseldorf der acht und zwanzigste Julij acht-
    zehn hundert sechs und zwanzig.

    Vor uns Wilhelm von Gruben Justric-
    tions-Richter und Actuar Tappermann
    erschienen die nachbenannten Zeugen, welche den
    Zeugeneid leisteten und erklärten bei getrenn-
    ter Vernehmung:

    1mus Ich heiße Johann Theodor Schmitz, bin drei
    und zwanzig Jahre alt, zu Reusrath als Ackersmann
    wohnend, cat. gen. negative.
    Ende Mai verließ mein Vater Friedrich Wilhelm
    Schmitz acht und vierzig Jahre alt, Viehhändler zu
    Reusrath, des Morgens unser Haus, sprach mit mir über
    Geschäfte und sagte sonst nichts über den Zweck seines
    Weggehens; seitdem habe ich ihn nicht
    wieder gesehen. Ob er damals ein Pistol bei sich hatte,
    weiß ich nicht, mir vermißten aber eine solche seit jener
    Zeit, welches, wie ich glaube, in einer Schublade von
    meinem Vater aufbewahrt wurde.
    Mein Vater trug damals einen blauen Kittel, einen
    grünlichen Frackrock, eine kurze schwarze manchestere Hose,
    blau und weiß gestreifte Kamaschen.
    Nach Vorzeigung der bei dem Denato gefundenen Papieren
    erklärte Zeuge: Dieses
    sind Papiere, weil mein Bruder Carl Schmitz, der
    noch in die Schule geht, geschrieben hat.
    Sodann wurden dem Zeugen
    die hier beruhenden ??? und Kleidungs-
    stücke vorgelegt, worauf er erklärte:
    Dieses Messer und Feuerstahl, der
    leinerne Beutel, sowie das Zeichen
    an dem Hemde erkenne ich als Sachen an, welche
    mein Vater gewöhnlich bei sich trug, und ebenso
    hat er die weißen Schnallen getragen.
    Nach Vorhaltung des im Protokoll vom vierten vori-
    gen Monats enthaltene Signalements erklärte
    Zeuge: auch dieses gehört auf meinen Vater und ich
    bin überzeugt, daß die damals obduzierte Person mein
    Vater Friedrich Wilhelm Schmitz war.
    Wie er zu Tode gekommen, kann ich nicht
    sagen, ob er Geld beij sich hatte, weiß
    ich nicht; auch sagte er mir beim Weggehen: bis nachher.
    Spuren von Tiefsinn habe ich an ihm nicht wahrgenommen
    und von dem Entschluß sich selbst zu morden, habe ich
    nie etwas gehört. Seine Schulden überstiegen übrigens
    sein Vermögen bedeutend.
    Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben.
    Johann Theodor Schmitz. von Gruben. Tappermann

    2dus ad generatia. Ich heiße Peter Johann Schmitz
    bin vierzig Jahre alt, als Ackerer zu
    Reusrath. cat. glia. negative.
    Zur Sache Mein Bruder Friedrich Wilhelm Schmitz
    wird seit Ende Mai dieses Jahres von
    seinen Verwandten vermißt. Was er bei
    seinem Weggehen angehabt hat, kann
    ich nicht sagen; noch kenne ich seine Kleider so
    genau nicht, daß ich sie anerkennen könnte,
    da wir entfernt von einander wohnen. Ich bin
    auch nur hierher gekommen um meinen Neffen
    zu begleiten.
    Mein Bruder war circa fünfzig Jahre alt, hatte
    bräunliche lange Haare und gleichfarbigen Backen-
    bart, und war ziemlich groß und gesetzt, so daß das
    mir so eben vorgehaltene Signalemente wohl auf
    ihn passen mag. Gewöhnlich trug er einen blauen Kittel,
    und im Hause habe ich ihn meistens
    in einem blauen Frackrock gesehen.

    Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben.
    Peter Johann Schmitz, von gruben. Tappermann.

    Da die Kleidungsstücke des Denati in der
    Neustadt aufbewahrt wurden, und im übrigen
    die Identität hinlänglich festgestellt war,
    so konnte deren Vorlegung nicht erfolgen
    und bat demnach Johann Theodor
    Schmitz ihn zu entlassen, indem
    er auf das Eigenthum der Kleider verzichte.

    Düsseldorf den acht und zwanzig-
    sten Julij eintausend achthundert sechs
    und zwanzig.

    Johann Theodor Schmitz. von Gruben. Tappermann.

    Für beglaubte Abschrift.
    der Oberbürgermeister.
    gez: Klüber

    Für
    die Uebereinstimmung mit dem Auszuge.
    der Oberbürgermeister.
    Klüber

    Für die Treue der Abschrift
    Der Bürgermeister
    Rosellen"
    Zuletzt geändert von Ed Gonzalez; 26.02.2025, 11:00.
    Johannes SCHMITZ oo Anna WETTLÖPER im Großraum Ahaus; mglw. Niederlande, um 1750 (kath.)
    Jacob LAUPENMÜHLEN oo Anna Catharina WILDENHAUS im Kreis Mettmann, um 1813 (ev.)
  • Horst von Linie 1
    Erfahrener Benutzer
    • 12.09.2017
    • 23556

    #2
    Steht da wirklich Obduinuten?
    Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
    Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
    Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

    Und zum Schluss:
    Freundliche Grüße.

    Kommentar

    • Ed Gonzalez
      Erfahrener Benutzer
      • 18.12.2021
      • 444

      #3
      Haha, nein das steht natürlich nicht da.
      Da steht Obducenten.

      In der Schule hieß das Folgefehler.
      Die erste Benennung schaut tatsächlich nach Obduinuten aus.
      Sorry dafür
      Johannes SCHMITZ oo Anna WETTLÖPER im Großraum Ahaus; mglw. Niederlande, um 1750 (kath.)
      Jacob LAUPENMÜHLEN oo Anna Catharina WILDENHAUS im Kreis Mettmann, um 1813 (ev.)

      Kommentar

      • ahnenforinfi
        Erfahrener Benutzer
        • 13.02.2021
        • 757

        #4
        Unglaublich faszinierend Mit den ganzen Details könnte dir jemand ein Bild der Person anfertigen (Also vor dem Tode natürlich )
        Suche:
        - HU Andreas Gottlieb Ernst und Doroth Elisab Ritz, ab 1788 Kd in Hamm

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