Rudolph von Reinhardt, ein Ziegeuner - Marienborn 1713

[Lewh]

Hallo zusammen,

das Thema hat nichts mit meiner eigenen Forschung zu tun. Ich bin nur zufällig über den Eintrag gestolpert:

https://www.archion.de/p/b59fed0ab6/

am 23.11.1713 bekommt in Marienborn Rudolph von Reinhardt einen Sohn: Friederich Christoph.

Der Vater wird als "ein Ziegeuner" bezeichnet. Das fand ich schon an sich seltsam, da es mir noch nicht untergekommen ist. Zumal der Familienname eher adelig klingt. Nun kommt hinzu, das die Taufzeugen ebenfalls die lokalen Adeligen sind:
Domina Catharina Louise von Veltheim, Charlotte Maria von Hammerstein, Julias Heinrich von Veltheim, Otto Ludwig von Veltheim, der Amtmann und noch weitere bürgerliche.

Es bleibt bei diesem einen Eintrag in Marienborn wie aus dem Sammeleintrag zur Person ersichtlich ist: https://www.archion.de/p/fb23a9e132/

Was denkt ihr, wurde hier die Bezeichnung "Zigeuner" anders verwendet als man es vielleicht später getan hat? Ist der Eintrag vielleicht gar nichts außergewöhnliches?
Ich habe zumindest keine Erklärung gefunden und freue mich auf eure Anregungen.

Viele Grüße
Lars

[Gastonian]

Hallo Lars:

Ich habe kein Beispiel parat, aber es ist mir auch schon in Nordhessen vorgekommen, daß ein als Zigeuner bezeichneter Kindesvater sowohl einen adeligen Namen (Fürst von so-und-so) hatte und auch den gesamten örtlichen Adel als Taufpaten beanspruchte.

Da die heute als Sinti bezeichnete Volksgruppe damals generell erhebliche Repressalien unterlegen war (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Sinti#...3%BChe_Neuzeit), nehme ich an, dass diese Maßnahmen dazu gebraucht wurden, um einen wirksamen Schutz durch die örtliche Obrigkeit zu erlangen und/oder zu verdeutlichen.

VG

--Carl-Henry