Hat da der Pastor etwas durcheinandergebracht? Wie würdet Ihr an die Sache herangehen?

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  • consanguineus
    Erfahrener Benutzer
    • 15.05.2018
    • 7442

    Hat da der Pastor etwas durcheinandergebracht? Wie würdet Ihr an die Sache herangehen?

    Guten Morgen!

    Am 28.04.1691 heiraten "Joachimus Paxmann ædituus alhier et Hinrich Osterroths senioris filia Margaretha". Am 16.11.1738 "hat der Schulmeister seine Mutter Margarethe Osterroths des Abends stille beÿsetzen laßen, ætatis 66 Jahr und 4 Monath". Margarethas errechneter Geburtstermin liegt also im Juli 1670. Es findet sich passenderweise folgende Taufe: "Den 21 t(en) Junÿ hat Hinrich Osterroth eine Tochter tauffen lassen, deren Nahme Margreta". Eigentlich sollte alles damit alles klar sein. Aber am 11.10.1691 "ist Hinrich Osterroths des alten Krügers Tochter Margaretha eine Jungfrau von 21 Jahren, begraben worden". Sie wurde also auch err. 1670 geboren. Aber da gibt es nur eine Margaretha Osteroth, deren Vater Hinrich heisst.

    Was ist da nun schiefgegangen? Sämtliche Amtshandlungen finden in einem kleinen Ort statt. Der Pastor hat mit Sicherheit alle Beteiligten persönlich gekannt. Wieso trägt er am 28.04.1691 die Trauung von des älteren Hinrich Osteroths Tochter Margaretha in das Kirchenbuch ein und lässt dieselbe Person kein halbes Jahr später als Jungfrau sterben? Ist Margaretha dann etwa auferstanden, um 1738 engültig tot sein zu dürfen? Ich finde die Stelle nicht, an der der Pastor falsch abgebogen ist. Im Ort gab es zwar nicht nur einen Hinrich Osteroth, aber der andere, der jüngere, heiratete erst 1679. Die Zuordnung der Margaretha zu ihrem Vater unterliegt also keinem Zweifel.

    Ich kenne einen ähnlichen Fall, in dem ein Mann hochbetagt stirbt. Sein Alter, die Namen seiner Eltern und sein Geburtsort werden im Sterberegister exakt angegeben. In besagtem Ort findet sich ganz richtig an diesem Tag der Geburtseintrag mit dem korrekten Vater. Dummerweise auch der Sterbeeintrag zu dieser Person, die aber bereits als Kleinkind das Zeitliche gesegnet hat. Hier vermute ich, daß der Pastor im Geburtsort anlässlich der Trauung des Mannes in dessen späterem Wohnort die Daten übermittelt, zuvor aber zwei Täuflinge schlicht verwechselt hat. Den, der als Kleinkind gestorben ist und den anderen. Aber diesen Übermittlungsfehler kann man beim erstgenannten Beispiel wohl ausschließen.

    Wie ist Eure Meinung zu Margaretha Osteroth?

    Vielen Dank und viele Grüße
    consanguineus
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  • Gastonian
    Moderator
    • 20.09.2021
    • 5462

    #2
    Hallo consanguineus:

    Die Leute im Dorf werden sich alle persönlich gekannt haben - aber waren der Pastor in 1691 und der Pas--Cartor in 1738 auch lange ortsansässig, oder war der eine oder der andere ein neu eingesetzter Pfarrer von auswärts? Da in beiden Fällen augenscheinlich bei der Altersberechnung auf den gleichen Taufeintrag zurückgegriffen wurde, vermute ich auch hier, dass entweder 1691 oder 1738 das falsche Kind des Hinrich Osterroth erwischt wurde - hatte der Hinrich Osterroth auch eine andere Tochter, die Margaretha in ihrem Namen trug?

    VG

    --Carl-Henry
    Wohnort USA - zur Zeit auf Archivreise in Deutschland

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    • Mismid
      Erfahrener Benutzer
      • 21.02.2009
      • 1177

      #3
      Es kommt sehr häufig in Kirchenbüchern vor, dass der Pfarrer den falschen Eintrag erwischt hat und den nächst möglichen genommen hat, den er gefunden hat. Computer hatten sie damals ja keine um alles zu erfassen. Ich kenne Kirchenbücher, da stimmt jeder 2. Referenzeintrag nicht. Vor allem in Kirchengemeinden bei denen es viele gleiche Namen gibt. Da mußte ich auch schon oft ganze, vermeindlich erforschte Zweige komplett wegwerfen.Manchmal bleibt nur den ganzen Ort komplett zu erforschen, mit Auswertung sämtlicher Enträge, um alles zu plausibilisieren, soweit es überhaupt möglich ist alles zweifelsfrei auszuschließen. Manchmal stimmen nicht mal die Namen der Ehefrauen bei den Heiraten.
      Zuletzt geändert von Mismid; 13.01.2025, 09:52.

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      • consanguineus
        Erfahrener Benutzer
        • 15.05.2018
        • 7442

        #4
        Hallo Carl-Henry und Mismid,

        vielen Dank für Eure Antworten! Ja, ich habe die Osteroth in diesem Ort recht gründlich erforscht, da der jüngere Hinrich zu meinen Vorfahren zählt. Da gab es schon die eine oder andere Konfusion, zumal es in der Generation der Hinrichs andere Osteroth mit anderen Vornamen gab, die Kinder hatten. Es war einiges an Arbeit.

        Der ältere Hinrich hatte in zweiter Ehe tatsächlich noch eine Tochter namens Margaretha. Das ist insofern kein Wunder, da ja die ältere Margaretha laut Kirchenbuch 1691 starb. Hier in der Gegend wurde nach dem Tod eines Kindes dessen Name häufig erneut vergeben. Das ging bei Hinrich aber zunächst nicht, da seine erste Ehefrau zum Zeitpunkt des Todes längst aus dem gebärfähigen Alter heraus war. Erst mit der zweiten Ehefrau, 19 Jahre jünger als Hinrich, konnte wieder eine Margaretha gezeugt werden. Das war 1702. Diese Margaretha war dann also 32 Jahre jünger als ihre verstorbene Halbschwester. 1738 wäre sie 34 Jahre alt gewesen. Falls genau diese Margaretha die Frau von Joachim Paxmann war, dann würde es mich wundern, wenn der Pastor sie bei ihrem Tod auf 66 Jahre geschätzt hat. Das hätte ihm doch irgendwie seltsam vorkommen müssen, ungeachtet der Frage, ob er derjenige Pastor war, der eine der Margarethas getauft hat, oder bereits dessen Nachfolger im Amt. Nun, er hat ihr Alter natürlich nicht geschätzt, sondern errechnet. Aber auch da hätte er stutzig werden müssen.

        Viele Grüße
        consanguineus
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        • Horst von Linie 1
          Erfahrener Benutzer
          • 12.09.2017
          • 23486

          #5
          Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
          Was ist da nun schiefgegangen?
          Vorausgesetzt, es findet sich unter Heinrich seniors Kindern eine weitere Tochter, die weder als Kind verstorben ist noch geheiratet hat, dann würde ich die (Arbeits-)These aufstellen, dass der Pfarrer, der 1691 begrub, den Namen dieser Tochter mit Gretels Namen verwechselte.
          Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
          Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
          Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

          Und zum Schluss:
          Freundliche Grüße.

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          • Horst von Linie 1
            Erfahrener Benutzer
            • 12.09.2017
            • 23486

            #6
            Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
            Der ältere Hinrich hatte in zweiter Ehe tatsächlich noch eine Tochter namens Margaretha.
            Leider habe ich dieses Puzzleteil eben erst lesen können.
            Das würde für mich bedeuten, dass man unbedingt überprüfen muss,
            1. ob es im Zeitraum 1670 bis 1710 nicht eine dritte Familie eines Heinrich gab
            und
            2. ob der Vater der 1702 geborenen Gretel wirklich derjenige ist, der bereits 1670 ein Kind taufen ließ.
            Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
            Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
            Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

            Und zum Schluss:
            Freundliche Grüße.

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            • consanguineus
              Erfahrener Benutzer
              • 15.05.2018
              • 7442

              #7
              Zitat von Horst von Linie 1 Beitrag anzeigen
              1. ob es im Zeitraum 1670 bis 1710 nicht eine dritte Familie eines Heinrich gab
              Laut meinen hier vorliegenden Unterlagen nicht. Ich habe aber wesentlich genauere Ausarbeitungen zu dieser Familie gemacht. In denen werde ich vorsichtshalber noch einmal nachsehen.

              Zitat von Horst von Linie 1 Beitrag anzeigen
              2. ob der Vater der 1702 geborenen Gretel wirklich derjenige ist, der bereits 1670 ein Kind taufen ließ.
              Daran besteht kein Zweifel. Bei den Taufen werden, was in meinem Forschungsgebiet eine höchst seltene Ausnahme ist, beide Eltern namentlich genannt. Den Lebenslauf aller Hinrich Osteroth kann ich lückenlos dokumentieren. Auch die zweite Ehe des älteren Hinrich mit Ilsa Müller., aus der die jüngere Margaretha stammt.

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              • consanguineus
                Erfahrener Benutzer
                • 15.05.2018
                • 7442

                #8
                Zitat von Horst von Linie 1 Beitrag anzeigen
                Vorausgesetzt, es findet sich unter Heinrich seniors Kindern eine weitere Tochter, die weder als Kind verstorben ist noch geheiratet hat, dann würde ich die (Arbeits-)These aufstellen, dass der Pfarrer, der 1691 begrub, den Namen dieser Tochter mit Gretels Namen verwechselte.
                Von den zahlreichen Töchtern des älteren Hinrich Osteroth käme nur eine infrage, von der ich weder weiß, ob sie als Kind gestorben ist oder wen sie geheiratet hat. Die heißt Anna. Aber das ist auch nicht der Punkt, denn bei den Taufen der Joachim Paxmann'schen Kinder wird die Mutter namentlich genannt. Und die heißt durchgehend Margaretha Osteroth. Bezüglich des Vornamens hat der Pastor jedenfalls beim Sterbeeintrag keinen Fehler gemacht.
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                • Horst von Linie 1
                  Erfahrener Benutzer
                  • 12.09.2017
                  • 23486

                  #9
                  Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
                  Bezüglich des Vornamens hat der Pastor jedenfalls beim Sterbeeintrag keinen Fehler gemacht.
                  Beim Tod der Paxmannschen freilich nicht. Aber beim Tod der Jungfrau? Wann war Anna geboren?
                  Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
                  Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
                  Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

                  Und zum Schluss:
                  Freundliche Grüße.

                  Kommentar

                  • consanguineus
                    Erfahrener Benutzer
                    • 15.05.2018
                    • 7442

                    #10
                    Habe jetzt die Trauung und den Tod von Anna gefunden. Sterbealter passt exakt auf ihre Geburt 1677.
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