Was sagt die Formulierung über die Person des Paten aus?

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  • consanguineus
    Erfahrener Benutzer
    • 15.05.2018
    • 5856

    Was sagt die Formulierung über die Person des Paten aus?

    Hallo zusammen!

    Eine Vorfahrin hat bei ihrer Taufe 1666 einen Paten, der im Taufeintrag folgendermaßen charakterisiert wird: "Urbanis Diederichs Sohn von Veltheim mit Nahmen Valtin". Die Kirchenbücher von Veltheim beginnen 1645. Es wird nach 1645 kein Valtin/Valentin Diederichs getauft, dessen Vater Urban heißt. Es taucht zur betreffenden Zeit auch überhaupt gar kein Urban Diederichs auf. Man darf somit wohl annehmen, dass erstens der Pate Valtin Diederichs vor 1645 geboren wurde und dass zweitens sein Vater Urban vor 1645 gestorben ist.

    Würdet Ihr anhand der Formulierung nun davon ausgehen, dass der Pate Valentin Diederichs 1666 unverheiratet war? Die Erwähnung des Vaters deutet ja eigentlich darauf hin, daß der Sohn noch keinem eigenen Haushalt vorstand, also noch nicht verheiratet war.

    Oder dient der Hinweis auf den Vater Urban Diederichs lediglich dazu, den Paten Valentin Diederichs von anderen Männern seines Namens in Veltheim zu unterscheiden? Infrage kämen:

    1. Valentin (* 1650), der Sohn des Pastors Valentin Diederichs.

    2. Valentin (* 1618), der Pastor selbst, dessen Vater ebenfalls Valentin hieß.

    3. Valentin (* um 1641), der Sohn des Freisassen Valentin Diederichs.

    4. Valentin (* err. 1606), der Freisasse selbst, dessen Vater namentlich nicht bekannt ist.

    5. Valentin (* 1645), der Sohn von Barthold Diederichs.

    Die Nummern 1, 2, 3 und 5 kommen als Paten nicht infrage, da deren Väter nicht Urban heißen. Bleibt eigentlich nur Nr. 4 übrig, dessen Vater namentlich nicht bekannt ist. Er wäre aber, falls er mit dem Paten identisch ist, bei seinem Patenamt bereits 60 Jahre alt. Außerdem finde ich es etwas merkwürdig, wenn ein Freisasse von 60 Jahren, ein gestandener Mann also und jemand der in der Dorfhierarchie gleich nach dem Rittergutsbesitzer und dem Pastor rangiert, anläßlich seines Patenamtes als Sohn des xy bezeichnet wird, gerade so, als wäre er ein Junggeselle. Die Taufe fand zwar nicht in seinem Wohnort statt, aber man wusste dort sehr genau, wer der Pate war, man kannte seinen Familienstand und den Beteiligten war bewusst, was er darstellte. Allerdings muss gesagt werden, daß im Kirchenbuch dieses Ortes lediglich Pastoren, Küster, Müller, Schäfer und Handwerker zugleich mit Angabe ihres Berufes genannt werden. Die Bauern jedoch grundsätzlich nicht, und schon gar nicht wird in diesem Kirchenbuch die Bauernklasse erwähnt, zu der ein Mann gerechnet wurde. Es wäre also keine Überraschung, wenn ein Freisasse nicht als solcher bezeichnet wird.

    Wie sind Eure Gedanken dazu?

    Vielen Dank und viele Grüße
    consanguineus

    Suche:

    Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
    Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
    Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
    Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
    Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
    Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561
  • johannschorr
    Erfahrener Benutzer
    • 22.07.2013
    • 142

    #2
    Guten Abend,
    bei so viel Mühe mit dem Aufschreiben will ich Mal etwas antworten.
    Ich würde aus der Formulierung nur schließen, das der Sohn Valentin in Veltheim lebt, nicht der Vater sonst wäre die Formulierung eher "... von Veltheim Sohn mit Nahmen Veltin".
    Diese kann tatsächlich noch unverheiratet gewesen sein, muss es aber nicht. Auch das der Vater verstorben sein soll, ist eine gewagte Annahme.
    Valentin könnte also auch als Knecht bei einem Bauern in Lohn und Brot stehen und später verzogen sein.
    Ich kenne das Problem, über die Paten eventuell Familienmitglieder zu identifizieren, sehr mühseelig, aber manchmal richtungsweisend.

    liebe Grüße
    Johann

    Kommentar

    • consanguineus
      Erfahrener Benutzer
      • 15.05.2018
      • 5856

      #3
      Hallo Johann,

      hab vielen Dank für Deine Antwort!

      Du hast natürlich recht, wenn Du meine Annahme, der Vater des Paten Valtin Diederichs aus Veltheim sei bereits verstorben, als "gewagt" bezeichnest. Diese Annahme gründet sich auf eine weitere Annahme, nämlich daß Urban Diederichs, der Vater Valtins, nach Veltheim gehört. Und da dort von 1645 an, dem Beginn der Kirchenbücher also, kein Urban Diederichs beerdigt wurde, nahm ich an, er müsse vor 1645 gestorben sein. Veltheim ist gewissermaßen der Hot Spot dieser speziellen Diederichs-Sippe. Nur dort gab es und nur von dort kommen Diederichs mit dem Vornamen Urban bzw. Bahns. Anderswo habe ich keine entdeckt. Und daher gehe ich nach wie vor davon aus, daß auch dieser Urban bei den Veltheimer Diederichs eingereiht werden muß.

      Nun sind die Veltheimer Diederichs keine homogene Masse. Es gibt verschiedene Linien, die aber alle gehäuft die Vornamen Valentin und Heineke vergeben, weswegen ich vermute, daß sie irgendwie zusammengehören. Zwei Linien tragen Aliasnamen, nämlich "Heineke" und "Kreye". Man verzweifelt mitunter, da diese Aliasnamen häufig ohne Hinweis auf die Zugehörigkeit zur Diederichs-Sippe gebraucht werden.

      Jetzt habe ich einen Valtin gefunden, der in Veltheim als "Dietrichs alias Kreÿen", "Dietrichs sonst Kreÿen genant" oder auch nur "Kreÿen" bezeichnet wird. Er stirbt 1708 in Veltheim und wird err. 1643 geboren. Da seine Taufe vor dem Beginn der Kirchenbücher liegt, kenne ich den Vater nicht. Dieser Valentin heiratet 1670 in Roklum, also just in dem Ort, in dem derjenige Urban Diederichs lebt, zu dessen Tochter 1666 "Urbanis Diederichs Sohn von Veltheim mit Nahmen Valtin"​ Pate ist. Bei seiner Trauung 1670 in Roklum wird Valentins Familienname als Diederichs angegeben. Ich halte es für möglich, daß er der gesuchte Pate ist. In Veltheim lässt in den Jahren nach 1645 kein Urban Diederichs taufen. War der Pate Valentin vielleicht sein letztes Kind und Vater Urban starb tatsächlich zwischen Valentins Zeugung 1642/43 und 1645?

      Viele Grüße
      consanguineus
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      Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
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      Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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