Bedeutung unehelicher Kinder und späte Hochzeit

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  • TheTinus
    Erfahrener Benutzer
    • 26.11.2022
    • 102

    Bedeutung unehelicher Kinder und späte Hochzeit

    Hallo zusammen,

    ich habe Ahnen, die haben 1894 geheiratet, aber schon 1885 und 1888 zusammen Kinder bekommen haben. Sie lebten in Berlin.
    Kann man für die damalige Zeit eine Aussage machen, was dies bedeuten könnte, dass die Kinder unehelich waren und man erst so spät heiratete? Soweit ich es sehe ist der Ehemann wirklich auch der Vater. Natürlich haben die Kinder allerdings den Nachnamen der Frau durch die späte Hochzeit.

    Gruß
    Tinus
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  • Sbriglione
    Erfahrener Benutzer
    • 16.10.2004
    • 1501

    #2
    Ich würde mal stark vermuten, dass die Eltern einfach zu arm waren, um frühzeitiger heiraten zu können oder dass einer der Elternteile vorher andere Gründe hatte, nicht heiraten zu dürfen (Arbeitgeber, der zur Ledige akzeptiert hat oder ein Scheidungsverfahren, das sich zu lange hingezogen hat beispielsweise.

    In jedem Fall weiß ich, dass es früher zumindest in einigen Regionen und zu einigen Zeiten Vorschriften gab, nach denen nur heiraten durfte, wer entweder ein hinreichendes Vermögen oder zumindest eine hinreichend einträgliche und auf Dauer angelegte Stellung hatte, um eine Familie selbst finanzieren zu können, ohne auf staatliche Unterstützung oder anderweitige Almosen angewiesen zu sein.

    Beste Grüße!
    Suche und biete Vorfahren in folgenden Regionen:
    - rund um den Harz
    - im Thüringer Wald
    - im südlichen Sachsen-Anhalt
    - in Ostwestfalen
    - in der Main-Spessart-Region
    - im Württembergischen Amt Balingen
    - auf Sizilien
    - Vorfahren der Familie (v.) Zenge aus Thüringen (u.a. in Bremen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und NRW)
    - Vorfahren der Familie v. Sandow aus dem Ruppinischen

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    • hessischesteirerin
      Erfahrener Benutzer
      • 08.06.2019
      • 1616

      #3
      Zitat von TheTinus Beitrag anzeigen
      Hallo zusammen,

      ich habe Ahnen, die haben 1894 geheiratet, aber schon 1885 und 1888 zusammen Kinder bekommen haben. Sie lebten in Berlin.
      Kann man für die damalige Zeit eine Aussage machen, was dies bedeuten könnte, dass die Kinder unehelich waren und man erst so spät heiratete? Soweit ich es sehe ist der Ehemann wirklich auch der Vater. Natürlich haben die Kinder allerdings den Nachnamen der Frau durch die späte Hochzeit.

      Gruß
      Tinus
      ich habe das tatsächlich bereits 1809.
      Kind kommt 1809 auf die Welt, 1811 wird geheiratet - arm waren beide nicht, aber sie war evangelisch, er katholisch, geheiratet haben sie, nachdem der Brautvater verstorben ist? Zufall? ich denke nicht. Ich vermute, der Brautvater war gegen die Hochzeit und daher wartete man, bis er nicht mehr lebte.

      Kommentar

      • TheTinus
        Erfahrener Benutzer
        • 26.11.2022
        • 102

        #4
        Sbriglione
        Arbeitgeber wollte nur leidige? Ok, wieder was neues gelernt. Hatte ich bisher noch nicht gewusst, dass es sowas gab.
        Ob sie arm oder reich waren, weiß ich nicht. Aber wie bekommt man das auch soviel später raus?!

        hessischesteirerin
        Die gute alte Religion.... Aber finde das in deinem Fall dann nachvollziehbar. Eigentlich schön sogar, dass sie dennoch zusammen blieben und irgendwann dann doch geheiratet haben.
        In meinem Fall aind beide evangelisch. Also liegt nicht daran bei mir....
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        • BAHC
          Erfahrener Benutzer
          • 23.07.2007
          • 1363

          #5
          Hallo Tinus,

          ich glaube, man muß sehr auf die Region und die Zeit schauen.
          Berlin um die Jahrtausenwende ist anders zu betrachten als ländliche Gebiete.

          Ich habe in Berlin einen Fall, wo er als Kunst- und Gewerbezeichner und sie als Arbeiterin und Wirtschafterin gearbeitet hat.
          Sie haben 4 uneheliche Kinder gezeugt (* 1892, * 1895,* 1896, * 1897), bevor sie 1898 heiraten und 1904 das einzige eheliche Kind geboren wird. Durch die Heirat der Eltern und Anerkennung des Vaters erhalten alle 4 unehelichen Kinder den Namen des Vaters.
          Warum sie nicht eher geheiratet haben? Da kann man nur spekulieren.

          Ich habe einmal in Christburg (Westpreußen) eine Erklärung bei der Heirat im KB gefunden, dass der Ehemann Kürschnergeselle war und früher in Schlesien eine Ehe geschlossen hatte. Die Frau verließ ihn u. er kam in seine Heimat zurück; hier lebte er seit 1838 in wilder Ehe, bis durch die Erkenntnis des kgl. Kreisgerichts in Marienburg die Todeserklärung seiner ersten Frau ausgesprochen wurde, Von 1839 bis 1846 zeugte er mit seiner späteren 2. Ehefrau drei uneheliche Kinder, bevor sie dann 1857 heiraten konnten, der Vater die Kinder anerkannte und diese seinen Familiennamen erhielten.

          In anderen Regionen können wirtschaftiche Gründe die Ursache gewesen sein. Oder der Vater des Kindes mußte erst von seiner Vaterschaft überzeugt werden. Oder durch das Kind wurde eine Ehe erzwungen, wenn die Eltern der Partner nicht mit der Partnerwahl einverstanden waren.

          Viele Grüße
          Birgit





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          • TheTinus
            Erfahrener Benutzer
            • 26.11.2022
            • 102

            #6
            Hallo Birgit,

            Danke für deine Erfahrungen. Schon spannend, was alles so Gründe sein können. Man denkt immer so, früher war alles anders. Dabei ist vieles auch damals wie heute gewesen.

            In meinem Fall waren sie auch beim Tod noch verheiratet. Daher denke ich, kann eigentlich fast nur das Geld eine Rolle gespielt haben für die späte Hochzeit. Widerrum..... Wenn man kein Geld hat, dennoch mindestens zwei Kinder in die Welt setzen?! Hmmm....
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            • mabelle
              Erfahrener Benutzer
              • 09.10.2017
              • 1044

              #7
              Hallo Tinus,

              in Bayern war der Nachweis von Vermögen Voraussetzung für die Eheerlaubnis. Ich habe bei FamilySearch viele der Heiratsakten meiner Vorfahren und Verwandten aus der Oberpfalz gefunden, vor allem aus Tirschenreuth. In einem Fall hatte der Sohn wie der Vater das Schreinerhandwerk erlernt, er war auf Wanderschft, wie zu der Zeit üblich, und er wollte in Niederbayern die Tochter seines Meisters ehelichen. Er hatte bereits ein Haus gekauft, aber die Gemeinde kam zu dem Ergebnis, dass es am Ort schon genügend Schreiner gab. In diesen Fällen wurde stets auch der Armenausschuss der Gemeinde befragt. Denn die Gemeinde musste einspringen, wenn die Familie in Not geriet. Dieser Verwandte musste die Verlobung lösen, das Haus verkaufen und er ließ sich schließlich an einem anderen Ort nieder und gründete dort eine Familie.

              Aus meinen Literaturstudien weiß ich auch, dass es zwischen 1840 und 1870 viele Auswanderer aus Bayern gab, die nach Nordamerika gingen. Viele gingen als unverheiratetes Paar mit Kindern an Bord und wurden während der Überfahrt vom Kapitän ganz unkompliziert getraut. Vermutlich mussten sie einen Taufschein vorlegen und eine Erklärung abgeben, dass sie nicht bereits verheiratet sind.

              Ich kann mir vorstellen, dass das in anderen Gegenden ähnlich war.

              Viele Grüße
              mabelle

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              • hessischesteirerin
                Erfahrener Benutzer
                • 08.06.2019
                • 1616

                #8
                Zitat von TheTinus Beitrag anzeigen
                Sbriglione
                Arbeitgeber wollte nur leidige? Ok, wieder was neues gelernt. Hatte ich bisher noch nicht gewusst, dass es sowas gab.
                Ob sie arm oder reich waren, weiß ich nicht. Aber wie bekommt man das auch soviel später raus?!

                hessischesteirerin
                Die gute alte Religion.... Aber finde das in deinem Fall dann nachvollziehbar. Eigentlich schön sogar, dass sie dennoch zusammen blieben und irgendwann dann doch geheiratet haben.
                In meinem Fall aind beide evangelisch. Also liegt nicht daran bei mir....
                na ich weiß nicht, ob ich es in diesem Falle schön finde :-) es war ihr 3. uneheliches Kind vom 3. Mann - zu dieser Zeit verpönt. Der Pfarrer beschrieb sie als "leichtfertig".
                sie war wahrscheinlich froh, dass der 3. Mann sie geheiratet hat.

                Aber aus den Amtsakten weiß ich, dass vor allem Ehen innerhalb der Familien (Verwandtschaftsgrad 2. oder 3. Grades) erlaubt werden mussten.
                Aber um 1900 konnte ich das in unserer Region nicht mehr finden

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                • Gastonian
                  Moderator
                  • 20.09.2021
                  • 5441

                  #9
                  Hallo:

                  In Frankenberg/Eder (lutherisch) gibt es einen Fall, wo das unverheiratete Paar ab 1822 sechs Kinder zusammen hatte. Beim Taufeintrag des letzten in 1840 ist vermerkt, daß das Paar endlich heiraten und die Kinder legitimieren wollte, aber der Bräutigam plötzlich vor der vollzogenen Ehe verstarb. Vielleicht aus Mitleid hat der Pfarrer dann die Kinder fortan unter dem väterlichen anstelle dem mütterlichen Familiennamen geführt. Der Vater war zu verschiedenen Zeiten Zimmermann und Tagelöhner; da mag also auch das Geld eine Rolle gespielt haben.

                  VG

                  --Carl-Henry
                  Wohnort USA - zur Zeit auf Archivreise in Deutschland

                  Kommentar

                  • JohannesF
                    Erfahrener Benutzer
                    • 11.09.2021
                    • 158

                    #10
                    Und ich hatte gerade ein Kirchenbuch, in dem es extra zwei Spalten gab für "Einverständnis der Eltern". 1857 in einer Kleinstadt in Brandenburg. Wenn es nicht das Geld war, könnte es also auch sein, dass einer der beiden Väter mit der Partnerwahl nicht einverstanden war und man auf einen Gesinnungswandel oder dessen Tod warten musste.

                    Kommentar

                    • TheTinus
                      Erfahrener Benutzer
                      • 26.11.2022
                      • 102

                      #11
                      mabelle
                      Wieder was neues gelernt. Heutzutage eine komische Vorstellung nicht heiraten zu dürfen, weil man einen Beruf hat, den es schon ausreichend im Ort gibt.

                      hessischesteirerin
                      Ach hatte es so verstanden, dass die beiden ewig nicht gemeinsam geheiratet haben und dennoch Kinder bekommen haben und dann nach dem tot des Vaters geheiratet haben.

                      Gastonian
                      Klingt ja schon fast tragisch romantisch. Die Kirche konnte damals echt Fluch oder Segen sein....

                      JohannesF
                      Du hast mich auf die Idee gebracht nochmal die KB Seite anzuschauen. Leider bin ich noch nicht wirklich fit im Lesen von KB. Kann da leider echt wenig lesen. Aber in der Spalte mit der Genehmigung steht auf jedenfall einiges... Muss mich mal intensiv mit beschäftigen irgendwie
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                      • BAHC
                        Erfahrener Benutzer
                        • 23.07.2007
                        • 1363

                        #12
                        oder im Unterforum um Unterstützung bitten
                        Zuletzt geändert von BAHC; 18.09.2024, 10:24.

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                        • mabelle
                          Erfahrener Benutzer
                          • 09.10.2017
                          • 1044

                          #13
                          Zitat von JohannesF Beitrag anzeigen
                          Und ich hatte gerade ein Kirchenbuch, in dem es extra zwei Spalten gab für "Einverständnis der Eltern". 1857 in einer Kleinstadt in Brandenburg. Wenn es nicht das Geld war, könnte es also auch sein, dass einer der beiden Väter mit der Partnerwahl nicht einverstanden war und man auf einen Gesinnungswandel oder dessen Tod warten musste.
                          Hallo Johannes,

                          die Einverständniserklärung war notwendig, wenn die Brautleute noch nicht volljährig waren. Und volljährig war man zu der Zeit erst mit 23 oder 25, bin mir da jetzt aus dem Stand nicht ganz sicher.

                          Viele Grüße
                          mabelle

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                          • TheTinus
                            Erfahrener Benutzer
                            • 26.11.2022
                            • 102

                            #14
                            mabelle
                            Die beiden waren etwa 27/25, dürften eventuell also erwachsen gewesen sein


                            Ich sitze schon den ganzen Abend an dem KB. Bekomme außer den Namen einfach nichts entziffert. Könnt ihr vielleicht helfen? Geht um Eintrag 114.

                            Angehängte Dateien
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                            • AlfredS
                              Erfahrener Benutzer
                              • 09.07.2018
                              • 3516

                              #15
                              Soweit ich herauslesen kann:

                              Panckow Johann Friedrich Moritz, Schumacher, Roßstr. 10
                              Christian Friedrich Panckow, Arbeitsmann auf Bauhof zu Altstrelitz
                              27 J.
                              Taufschein u. Naturalisations Urkunde eingesehen - Väterl. Einw. ad act.

                              Jungfer Hoth, Friederike Magdalene Dorothee, Binderstr.(?) 25
                              Johann Christian Hoth, Arbeitsmann zu Strelitz
                              25 J.
                              Taufschein mit der väterl. Einwilligung ad act.
                              Nein
                              acht u. zwanzigsten 28. July
                              derselbe
                              Gruß, Alfred

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