Ich habe bei Vorfahren im 18. Jahrhundert sowohl evangelische wie auch katholische Taufen gefunden. Es handelt sich dabei um die Familie Hertzwurm aus Reifferscheid bzw Blumental bei Hellenthal. Meine Vorfahrin MAria Helena Hertzwurm geb am 30. Juli 1780 wurde am 01.08.1780 in reifferscheid katholisch und am 02.08.1780 evangelisch (gemeinde Gmünd, die TAufe war aber in Blumental) getauft, ebvenso nachweislich 3 ihrer Geschwister. HAt das sonst noch jemand bei seinen Vorfahren gefunden und weiß eine Erklärung dafür? Selbst wenn ein Elternteil evangelisch und das andere katholisch war, war ja eine Doppeltaufe nicht besonders üblich.
Sowohl evangelisch wie auch katholisch getauft
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Hallo,
ich kenne dieses Phänomen auch. Ich vermute, die Taufe fand in einer überwiegend protestantischen Gegend statt?
In meinem Fall war es das unter preussischer Herrschaft stehende Fürstentum Halberstadt. Meine starke Vermutung: der Eintrag ins evangelische Kirchenbuch musste von Staats wegen erfolgen, weil hier ein einheitlicher Aufzeichnungsort die Erfassung der Gesamtbevölkerung erleichtert hat und der protestantische Landesherr gleichzeitig auch der oberste "Chef" seiner Landeskirche war.
Beste Grüße!Suche und biete Vorfahren in folgenden Regionen:
- rund um den Harz
- im Thüringer Wald
- im südlichen Sachsen-Anhalt
- in Ostwestfalen
- in der Main-Spessart-Region
- im Württembergischen Amt Balingen
- auf Sizilien
- Vorfahren der Familie (v.) Zenge aus Thüringen (u.a. in Bremen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und NRW)
- Vorfahren der Familie v. Sandow aus dem Ruppinischen
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Hallo,
kenne so einen Fall aus Westpreußen von 1847. In diesen Fall überwiegend katholische Gegend. Der Vater kath. Rittergutsbesitzer die Mutter lutherisch. Die Paten sind bis auf eine Person identisch und die Taufe fand am selben Tag statt! Der Täufling wurde ev. erzogen und später wurde die Konfession immer als ev. angegeben. Trotzdem schon merkwürdig. Die Taufe fand in zwei verschiedenen Orten statt. Die jüngere Schwester wurde dann in Berlin "nur" lutherisch getauft.
Viele Grüße
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Hallo
Nun hier ist Reifferscheid nach 1780 gefragt. Tja, österreichische Niederlande.
Auf Grund des Edikt der Kaiserin Maria Theresia für ihre niederländischen Besitzungen vom 06.August 1778 traten massive Veränderungen bei der Führung der Register ein. Die Kaiserin erneuerte die Erlasse vom 12.07.1611 und 06.03.1754. Dabei forderte sie die Anlage neuer Register. Sie machte den Pfarrern zur Vorschrift, die Zeugen und Väter eigenhändig unterschreiben zu lassen (und zu vermerken, wenn jemand nicht schreiben kann), ein Duplikat für die Kirchenbücher anzulegen und das der übergeordneten Stelle zukommen zulassen, sowie wird ein alphabetisches Namenregister gefordert. Für die Heiraten wird auch angewiesen, dass Brautleute unter 25J als minderjährig bezeichnet werden sollen. Dieser Erlass wurde ab dem 29.08.1778 angewendet und ist z.B. im Kirchenbuch Dreiborn erhalten geblieben. (Also nur als kleine Gedankenstütze).
Was aber auch neu war: Der Ortspfarrer (oder Gemeindepfarrer) hatte also die Befugnis, Amtshandlungen zu beurkunden. Das bezog sich wohl auf alle in dem Pfarrsprengel wohnenden Christen. Also auch auf die in der Diaspora wohnenden Protestanten. Es gab damals keine ev. Pfarrgemeinde in Reifferscheid. Was nun Juden angeht, bin ich allerdings überfragt. In der Gegend lebten damals aber auch keine Bewohner Mosaischen Glaubens.
In diesem speziellen Falle hat also der Pastor von Reifferscheid (kath) die Taufe oder Geburt eines Kindes evangelischer Eltern in seinem Pfarrsprengel beurkundet. Im allgemeinen bekam der Ortspfarrer vom ev. Pfarrer in Gemünd eine Mitteilung, dass er eine Amtshandlung vorgenommen hat. Die Taufzeremonie fand tatsächlich im Hause der Eltern in Blumenthal statt. Der zuständige ev. Pfarrer in Gemünd hat die Taufe des Kindes durchgeführt und im Kirchenbuch ordentlich beurkundet. Daher kommt die "doppelte" Beurkundung der Taufe.
Viel Spaß damit
Schlumpf
Uns ist in alten mæren wunders vil geseit. von helden lobebæren, von grôzer arebeit,. von fröuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,.
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Allen vielen Dank für die Antworten. Vielen Dank Schlumpf für die detaillierte Auskunft gerade zum Gebiet Reifferscheid/Hellenthal. DAvon hatte ich absolut keine Ahnung, beschäftige mich mit den Ahnen aus diesem Gebiet auch noch nicht so lange, und wußte auch nicht, dass dieser Teil der Eifel zu den östereichischen Niederlanden gehörte. Deine Erklärung find ich sehr einleuchtend. Ich hoffe, dass ich nächsten Monat mal einen Blick auf die katholischen Kirchenbücher werfen kann, hab mich in einem FAmilySearch-Center angemeldet.
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Hallo
Nun, Familysearch würde ich mir ersatzlos ersparen. Da die Kirchenbücher z.B. Reifferscheid zur Zeit der franz. Republik (1798) auf die neu gegründeten Mairien abgegeben werden mussten, sind die auch noch in den 1930er Jahren dort gelagert gewesen. Heute lagert der Bestand im LAV-NRW in Duisburg, Schifferstraße 30.
Also kann man die Bücher BA (Bürgermeisteramt) 2126 bis BA 2130a im Bestand:
6. Perseonenstandsarchiv Rheinland, 6.1 Kirchenbücher, 6.1.1 Erst und Zweitschriften, PA 1101 Kirchenbücher der Ortsgerichte und Bürgermeisterämter, 511.01.01. nach unten....
Da hat man die Kirchenbücher etwa 1684 - 1803, feinstens in Farbe.
Viel Spaß damit Schlumpf.
BA 2129, Seite 12, Scan 17: Acatholici baptizati in Gemünd:
1. August 1780 Conradi Hertzwurm et Mariae elisabethae Müller conj. in Blumenthal leg. nat fil. 30. Julii circa 2dam pomerid. Maria Elisabeth Helena suscipientibus Mathia Wilhelmo Hertzwurm et Philipo Wilhelmi Hörentgen ex Schöneseifen ac Helena Müllers ex Schöneseifen.
Ab S, 19 sind auch die Brautpaare ab 1746 beurkundet.
Zuletzt geändert von Schlumpf; 21.04.2024, 16:00.Uns ist in alten mæren wunders vil geseit. von helden lobebæren, von grôzer arebeit,. von fröuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,.
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Hallo,
das gibt es auch in der Region Schlesien / Mähren (und auch in Oberfranken ist es mir nicht unbekannt).
Dort stehen die Einträge der evanglischen Einwohner auch nach Einführung der evangelischen Kirchenbücher anfangs immer in beiden Büchern. In den katholischen Büchern explizit mit evangelisch oder heretisch vermerkt.
Die katholischen Pfarrer wollten selbst die "schwarzen" Schafe in ihren Büchern verzeichnet wissen. Das brachte schließlich auch Geld ein!Viele Grüße .................................. .
Christine
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Wer sich das Alte noch einmal vor Augen führt, um das Neue zu erkennen, der kann anderen ein Lehrer sein.
(Konfuzius)
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Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.
Und zum Schluss:
Freundliche Grüße.
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