ex pago

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  • marcowatzl
    Erfahrener Benutzer
    • 05.07.2010
    • 125

    ex pago

    Hallo an alle Plaudertüten

    ich habe da mal eine Frage, vielleicht hat sich ja mal jemand damit beschäftigt!

    Ich habe in einem Kirchenbuch aus dem 18Jh. einige Vorfahren gefunden, die sehr oft als Paten vorkommen. Das ist auch sehr schön, dass diese Vorfahren so zahlreich an Taufen teilgenommen haben.

    Meine Frage zielt dahin, haben sie es freiwillig getan oder wurden sie von ihrer Pfarre dorthin beordert?

    Desweiteren würde mich interessieren, ob die Taufen in den letzten Jahrhunderten bezahlt werden mussten an die Pfarrämter? In jedem Eintrag der Taufen steht bei Paten oder Zeugen in latain ex pago(dt. bezahlt, bezahlen).
    Liege ich da richtig, dass meine Vorfahren die Bezahlung der Taufen übernommen haben?

    Würde mich über eine Antwort freuen!

    schöne Grüße

    M.Watzl
  • animei
    Erfahrener Benutzer
    • 15.11.2007
    • 9322

    #2
    Hallo Marco,

    ex pago heißt "aus dem Dorf" oder "aus dem Ort"
    Gruß
    Anita

    Kommentar

    • AnMark

      #3
      Hallo Marc,

      ich kenne es auch, dass angsehene Einwohner oftmals zu Paten gebeten wurden. In einem Kirchenbuch in Thüringen habe ich gelesen, dass eine Frau gar 124 Kinder aus der Taufe gehoben haben soll. Sie wurde deshalb im ganzen Ort nur "das Patle" genannt. Interessant dabei ist, dass dieser Spitzname bei ihren Nachkommen sogar zum festen Bestandteil des Namens wurde, welche sich heute Greiner Patle oder Greiner Müller Patle nennen. Sofern es sich nicht um uneheliche oder Bettelkinder oder sonst ortsunbekannte Personen handelte, die ihre Kinder taufen ließen, kannst du davon ausgehen, dass sie das Amt auf Gesuch der Eltern freiwillig ("eine Patenschaft lehnt man nicht ab")
      getan haben, und nicht hinzitiert worden sind
      Die Taufen mußten an die Kirchkasse bezahlt werden, da liegst du richtig. In den Kirchrechnungen sind diese als Einnahmen verbucht, weshalb Kirchrechnungen oftmals als Quelle hergenommen werden können, wenn die Kirchenbücher nicht mehr vorhanden sind. Die Gebühren sind allerdings von den Eltern bezahlt worden. Die Pathen verehrten dem Pfarrer oft symbolische eine Münze, oder wie es in Thüringen der Brauch war, wenn sie das erste Mal Pate standen ein paar Handschuhe

      Kommentar

      • Jürgen P.
        Erfahrener Benutzer
        • 07.03.2010
        • 1071

        #4
        Hallo AnMark,

        bei 124 Kindern aus der Taufe gehoben, spricht das nicht für eine Hebamme? In den KB ist diese als anzeigende der Geburt bis auf Ausnahmen genannt.
        Greiner Patle das find ich nun gerade interessant. Frage, ist mit Thüringen und Greiner der Rennsteig, die Glasbläser Greiner gemeint. Jeder zweite heisst dort Greiner mit Namenszusatz. Greiner-Müller-Schmoß, ein "Namens-Einzelstellungsmerkmal".

        Gruß Jürgen
        "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen" (I.Kant)

        Kommentar

        • Klingerswalde39_44

          #5
          Zitat von AnMark Beitrag anzeigen
          Die Gebühren sind allerdings von den Eltern bezahlt worden. Die Pathen verehrten dem Pfarrer oft symbolische eine Münze, oder wie es in Thüringen der Brauch war, wenn sie das erste Mal Pate standen ein paar Handschuhe
          Moin, Moin,

          Handschuhe wieso das denn? Woher stammt denn dieser Brauch bzw. was steckt dahinter? Kann das jemand erklären?

          Gruss, Gabi
          Zuletzt geändert von Gast; 10.09.2010, 08:59. Grund: Ergänzung

          Kommentar

          • AnMark

            #6
            Hallo Jürgen,

            nein es handelte sich nicht um eine Hebamme. Karl Böhm geht in seiner Entstehung der Familiennamen in Lauscha genau darauf ein. Wer sich für die Entstehung von Familiennamen interessiert, dem kann ich nur diese Broschüre empfehlen. Die Entstehung der Namen in und um Lauscha ist in Deutschland etwas besonderes und gleichzeitig eben ein Beispiel wie Familiennamen entstehen:
            Albert Böhm: Lauschaer Leut - Gestalten und Namen vom Thüringer Wald. Museum für Glaskunst Lauscha, Bad Blankenburg 1977

            Damit hast du natürlich recht, es handelt sich tatsächlich um die Galsmachersippen Greiner, Müller und Leipold auf dem Rennsteig



            Hallo Gabi,

            woher der Brauch mit den Handschuhen stammt, weiß ich nicht. Ich hab das nur ab und an als Zusatz zu Taufeinträgen gelesen

            Liebe Grüße
            Anmark

            Kommentar

            • Jürgen P.
              Erfahrener Benutzer
              • 07.03.2010
              • 1071

              #7
              Albert Böhm: Lauschaer Leut - Gestalten und Namen vom Thüringer Wald. Museum für Glaskunst Lauscha, Bad Blankenburg 1977

              Hallo Anmark,

              danke für den Hinweis, das Buch habe ich mir gerade über die UniBib (Fernleihe) bestellt.

              Gruß Jürgen
              "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen" (I.Kant)

              Kommentar

              • marcowatzl
                Erfahrener Benutzer
                • 05.07.2010
                • 125

                #8
                Antwort

                Zitat von animei Beitrag anzeigen
                Hallo Marco,

                ex pago heißt "aus dem Dorf" oder "aus dem Ort"
                Hi animei,

                in meinem latain heißt...

                ex=von

                pago= bezahlen

                pagus=Dorf

                locus=Ort

                Grüße

                M.W

                Kommentar

                • wimper
                  Erfahrener Benutzer
                  • 28.05.2010
                  • 138

                  #9
                  "ex" heißt nicht nur "von", sondern auch "aus", "seit" usw. Außerdem verlangt es den Ablativ. Der Ablativ von "pagus" (= Dorf) ist "pago".
                  FN in Mecklenburg u.a.: Baustian, Berlin, Biermann, Bohnhof, Boy/Boi, Borchert, Brandt, Gam(m)elin, Gottschalk, Haecker, Harbrecht, Hartig, Helms, Hoh, Howe/Hobe, Jörss, Klevenow, Köster, Kramer, Krull, Meier/Meyer, Mulsow, Ohmann, Prüß(ss)mann, Rosenow, Schliemann, Schwarz, Sternberg, Tegtow, Vick, Völzer, Voss, Wahls, Wendhausen, Wendt, Wil(c)k(e), Witt, Zachow
                  FN in Vorpommern u.a.: Becker, Eggert, Gransow, Liermann, Müller

                  Kommentar

                  • lindemann
                    Erfahrener Benutzer
                    • 18.03.2007
                    • 167

                    #10
                    ex pago

                    Hallo Marco,

                    habe gerade eine Webstätte für lateinische Fachausdrücke im KB gefunden:



                    Viele Grüße

                    Roswitha

                    Kommentar

                    • wiehopf
                      Erfahrener Benutzer
                      • 19.07.2008
                      • 385

                      #11
                      Hat völlig Recht

                      Zitat von wimper Beitrag anzeigen
                      "ex" heißt nicht nur "von", sondern auch "aus", "seit" usw. Außerdem verlangt es den Ablativ. Der Ablativ von "pagus" (= Dorf) ist "pago".
                      das stimmt Genau (animei und Wimper haben das schon richtig beschrieben) - und hier findet ihr es auch nochmal belegt


                      Das Wort pago aus dem Lateinwörterbuch kommt von pagare und es wird wie üblich bei Verben die 1. Person Singular Präsens aktiv Indikativ angezeigt (pago - ich bezahle) - das passt aber GAR nicht zu "ex" und die zwingende Kombination von ex mit dem Ablativ des Hauptwortes pagus ist einzig und einwandfrei richtig
                      Zuletzt geändert von wiehopf; 10.09.2010, 17:45.

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