Dienstmädchen

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  • Karen
    • Heute

    Dienstmädchen

    Hallo,

    vom Fernsehen habe ich gelernt , dass Dienstboten ihr Leben lang einer Herrschaft verbunden bleiben.

    Nun stelle ich fest, dass junge Frauen bis zu ihrer Verheiratung, wenn sie denn als Dienstmädchen arbeiteten, in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts immerzu ihre Arbeitsstellen wechselten. Kaum einmal, dass sie dort 2 Jahre blieben, meist nur wenige Wochen oder Monate.

    Woran lag es, dass sie so oft wechselten? Welche Arbeitsbedingungen herrschten tatsächlich, welche Verdienstmöglichkeiten gab es? Wie sah das Leben eines Dienstmädchen (am Rande einer Stadt im Ruhrgebiet) aus?

    Im Groben kann ich mir das schon vorstellen, aber hat vielleicht jemand tatsächlich Kenntnisse, weil aus seiner Familie Geschichten überliefert wurden?

    Viele Grüße
    Karen
  • animei
    Erfahrener Benutzer
    • 15.11.2007
    • 9328

    #2
    Hallo Karen,

    hier kannst Du ein bisschen was zu Dienstmädchen lesen: http://www.vimu.info/general_04.jsp?id=mod_16_3

    Beantwortet jetzt nicht ganz Deine Fragen, ist aber interessant und zeigt, dass es scheinbar tatsächlich nicht unüblich war, dass sie öfter mal die Stelle wechselten.
    Gruß
    Anita

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    • Hina
      Erfahrener Benutzer
      • 03.03.2007
      • 4721

      #3
      Hallo Karen,

      in der Regel war es so, dass die Dienstmädchen an einem bestimmten Tag des Jahres in Stellung für ein Jahr gingen. Das war meist ein Feiertag und in den Regionen recht unterschiedlich - Ostern, Johannistag, Michaelistag, Martinstag oder Weihnachten. Vielerorts gab es an dem Tag eine Art Dienstbotenmarkt, der auch gleichzeitig ein großes Fest war.

      Nach einem Jahr war der Vertrag beendet und musste neu geschlossen werden oder das Mädchen suchte sich eine neue Herrschaft. Sie waren meist minderjährig unter 21 Jahre alt, deshalb auch der Begriff Dienstmädchen. Sie waren für die allgemeinen Hausarbeiten zuständig, mussten sich auch meist um die Kinder kümmern. Es gab kaum Regelungen für die Arbeit und so dauerte solch ein Arbeitstag für das Mädchen durchaus auch 16 Stunden. Freie Tage gab es nicht. Freizeit allgemein musste erbeten werden. Die in den Filmen dargestellten etwas betagteren langjährigen "Perlen" gab es natürlich auch aber sie waren eher nicht die Regel.

      Ende des 19. Jh. waren die Bedingungen für die Stellung der Dienstmädchen schon viel geregelter. Die Verträge waren nicht mehr auf ein Jahr beschränkt. Es gab gesetzliche Kündigungsfristen zum 1. des Quartals, es gab auch Sonderkündigungsmöglichkeiten. Und so wurde natürlich viel häufiger gewechselt, entweder, weil sich die Herrschaften nicht an die Gesetze hielten, sich das Dienstmädchen in einer anderen Stellung mehr versprach oder weil die Herrschaft sie kündigte.

      Auch die Arbeitszeiten waren gesetzlich geregelt. So war die tägliche Arbeitszeit auf maximal 12 Stunden begrenzt. Der Dienst durfte in der Regel nicht vor 7 Uhr beginnen und musste um 21 Uhr beendet sein. Dem Mädchen stand je eine Stunde für Mittag- und Abendessen und je eine halbe Stunde für Frühstück und Vesper zu. Einmal in der Woche musste ihr Freizeit ab 16 Uhr gewährt werden und alle 14 Tage ein freier Sonntag Nachmittag und Abend. Dem Dienstmädchen stand ein eigenes Zimmer und freie Kost zu. Dazu hatte sie auch noch einen Lohn 14tägig oder monatlich zu erhalten. Dieser war aber alles andere als üppig. Man rechnete schlichtweg Kost und Logis recht teuer gegen die zu leistende Arbeit und so war der Lohn eher eine Art Taschengeld.

      Die gesetzlichen Regelungen konnten auch von Region zu Region ein wenig unterschiedlich sein.

      Viele Grüße
      Hina
      "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

      Kommentar

      • corinna
        Erfahrener Benutzer
        • 09.07.2009
        • 788

        #4
        Tracht der Dienstmädchen - aus Festschrift der Hamburger Turner

        Hallo,

        das war eine super Antwort - vielen Dank, das war auch für mich sehr interessant und informativ!

        Anbei ein Artikel aus der Festschrift der Hamburger Turner 1868, dort fand ich eine Artikel über die Trachten und "Arbeitskleidung" einiger alter Berufsstände, u.a. eben auch über die Dienstmädchen. Dort steht, das ab und an die Mädchen durchaus 40 oder 50 Jahre bei den gleichen Dienstherren angestellt waren und dann eine Ehrenmedaille bekamen.

        Herzliche Grüße,
        Corinna
        Angehängte Dateien
        Immer noch auf der Suche nach:
        PÄTZOLD, VOGEL, KALASSE, HABISCH, NITSCHKE aus Oberschlesien, sowie Rieck in Hamburg und Kröß.

        Kommentar

        • Karen

          #5
          Hallo,

          danke für eure Antworten, die für mich sehr interessant waren. Es war wohl kein lustiges Leben.

          Um einmal zu zeigen, wie oft so ein Dienstmädchen hin und her zog, hier ein Beispiel aus einer Meldekarte:

          Katharina, Dienstmädchen *1899

          03.02.1921 bei den Eltern
          02.05.1921 nach Düsseldorf-Rath
          16.05.1922 bei den Eltern
          13.12.1922 Bahnhofstr.
          25.04.1923 Duisburg-Ruhrort
          04.04.1925 bei den Eltern
          23.08.1925 Duisburg-Beeck
          02.04.1927 bei den Eltern
          10.06.1927 Duisburg
          05.07.1927 bei den Eltern
          01.08.1927 Düsseldorfer Str.
          15.03.1929 bei den Eltern
          11.04.1929 Walsum
          jetzt (1929) Ehefrau Mathias Ehrmann

          Viele Grüße
          Karen

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          • Catha-Tina
            Erfahrener Benutzer
            • 14.10.2009
            • 1839

            #6
            Oh, Karen,
            das erinnert mich gleich an meine Oma. Sie hieß Katharina, ist 1899 geboren und wohnte auch in Düsseldorf-Rath, wo auch meine Mutter geboren wurde. Aber sie ist es nicht
            Eine Schwägerin meiner Oma arbeitete auch als Dienstmädchen in Leipzig bis sie heiratete.
            Viele Grüße
            Catha-Tina

            Suche
            - die Herkunft des Joh. August Kuhblank, Geburt um 1722, Tod 1808 in Schafstädt, seit 1751 in Schafstädt nachweisbar, sowie
            - die Herkunft des Joh. Gottfried Siegmund, Holz- und Revierförster bei den Grafen von Stolberg in Wachau (Sachsen), Geburt um 1719,
            Heirat 1751 in Wachau mit Johanna Rosina Förster, Tod 1805 in Wachau

            Kommentar

            • Svenja
              Erfahrener Benutzer
              • 07.01.2007
              • 5110

              #7
              Hallo Karen

              Ich weiss nur, wie es in der Schweiz in ländlichen Gebieten war.

              Meine Oma war 1940 in einer Seidenweberei im Kanton Thurgau.
              Danach war sie an zwei Orten (vermutlich Bauernhöfe) im
              Kanton Zürich und Kanton Luzern.

              1942 war sie dann im Kanton Zug auf einem Bauernhof, wo sie
              zwei bis drei Jahre blieb. Mit dieser Familie hatte sie ihr ganzes
              Leben lang Kontakt.

              Mitte der 40er Jahre wechselte sie in einen anderen Ort im gleichen
              Kanton. Dort traf sie es aber nicht so gut, der Knecht war sogar
              geflohen, weil er es dort nicht mehr aushielt.

              Meine Oma blieb auch nicht lange dort, denn sie heiratete 1946.

              Danach fand sie andere Wege, etwas dazu zu verdienen. Sie
              arbeitete als Putzfrau im Schulhaus, lieferte Zeitschriften aus
              und verkaufte Gemüse aus ihrem eigenen Garten.

              Gruss
              Svenja
              Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
              https://iten-genealogie.jimdofree.com/

              Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

              Interessengemeinschat Unterfranken http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=37

              Interessengemeinschaft Sudetendeutsche http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=73

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