Unterschiedliche Altersangaben in den Urkunden

[MMOLL]

Hallo,

bei sehr vielen meiner Vorfahren tauchen abweichende Altersangaben bei den Heirats-, Kindergeburts- und Sterbeeinträgen auf.
Wie erklären sich diese Unterschiede? Haben die Brautleute falsche Angaben gemacht, oder hat der Geistliche bei der Geburt der Kinder oder im Sterbefall selbst das Alter nur geschätzt?

Sofern ich einen Geburtsnachweis finde, setze ich dieses Datum als "wahr" an, und errechne das tatsächliche Alter zum Zeitpunkt des Todes.

Wie geht ihr damit um ?

VG Michael

[Lerchlein]

Guten Morgen!
Das Alter konnte oft in früherer Zeit nicht wahrheitsgetreu angegeben werden, da noch nicht jeder schreiben und rechnen konnte. Mir gab man mal den Rat das man mit ca. 5 Jahren + - rechnen und suchen sollte, was sich bisher auch bestätigt hat.
Ich persönlich nehme den Geburtseintrag auch immer als Ausgangspunkt. Vermute das es sehr wahrscheinlich das sicherste angegebene Datum ist, wenn du nicht gerade in einem Zeitraum von Seuchen, Kriegen und Hungersnöten bzw. in „Tüddelhütten“ gelandet bist.

[Andre_J]

Hallo Michael,

Sterbeeinträge sind in der Regel am unzuverlässigsten, weil die Hinterbliebenen (außer bei Kindstod) in den meisten Fällen bei der Geburt noch nicht lebten. Und der/die Verstorbene kann selber nicht mehr befragt werden.

Seit es Standesamtsregister gibt, hat sich die Datenlage wesentlich gebessert. So mussten Brautpaare dem Standesamt ihre Geburt mit Abschriften aus Kirchenbüchern oder Standesamtsregistern dokumentieren. Beim Sterbefall interessierte sich dagegen niemand mehr dafür.

Seit der Einführung der Standesamtsregister gibt es aber in vielen Fällen Differenzen zwischen kirchlicher Heirat bzw Taufe und dem standesamtlichen Datum. Vor allem dann, wenn die Brautleute aus verschiedenen Orten stammten.

[sternap]

einer meiner vorväter wurde exakt in dem jahr und an dem tag geboren, als die kirche bei der großen überschwemmung ins wasser fiel.


da es spätestens alle zehn, zwanzig jahre eine verheerende überflutung gab, setzte der priester eine ihm passende jahreszahl an. der verstorbene war verlässlich exakte sechzig bis hundert jahre alt.



pfarrer konnten selbst nicht immer gut rechnen, aber in den solchen fällen brauchten sie detektivischen spürsinn, um die angaben der hinterbliebenen in ein reales lebensalter umzurechnen.
das schwere dilemma trank sich der pfarrherr meines suchortes schön, was durchaus zur folge haben konnte, dass er in der dritten zeile dem verblichenen einen anderen familiennamen gab, als gerade eben noch in der ersten.