Hallo. Manche erinnern sich vielleicht noch an die kleine Geschichte aus meiner Vaterlinie, die ich mit euch geteilt hatte. Ich habe dieses mal die Mutterlinie meiner Vaterlinie erforscht und bin auf eine zwar nicht ganz so spektakuläre wie die vorherige, jedoch trotzdem Interessante Geschichte gestoßen, die ich auch mit euch teile möchte. Ich empfehle allen die die andere Geschichte noch nicht gelesen haben, es zu lesen, um ein paar Zusammenhänge verstehen zu können.
Wir schreiben vermutlich die 1860er oder 1870er in Zentralanatolien. Das Osmanische Reich hat es endlich geschafft, die nomadisch lebenden Afscharen zur Sesshaftigkeit zu zwingen, sodass Sicherheit und Ordnung in Zentralanatolien hergestellt werden kann. Mein 4x bzw. 5x Uropa (Name unbekannt) und seine Familie, die dem afscharischen Clan "Celiloglu" oder "Celiluşağı" (dt. Söhne Celils) angehören, setzen sich im heutigen Dorf Büyükyapalak, Kahramanmaras im damaligen Vilayet Aleppo, nieder. Mein 4x/5x Uropa hat min. 4 Söhne (genaue Anzahl unbekannt). Einige Zeit später taucht im Dorf eine kleine Truppe von 40 Soldaten auf und schlagen dort ihr Lager auf. Warum sie dort sind ist ebenfalls unbekannt. Ich vermute mal, dass die Sesshaftigkeit kontrolliert werden sollte. Die Truppe fordert immer wieder Nahrungsmittel, Kleidung und die damals gängige Naturalsteuer "Öşür" von der Dorfbevölkerung an. Meine Vorfahren gehen diesen Nachforderungen immer wieder nach und versorgen die Soldaten mit Brot und Fleisch, obwohl Vieh zu der Zeit der wertvollste Besitz der ehemaligen Nomaden ist. Bald stellen sie jedoch eine sehr inakzeptable Forderung, die die Situation zum Eskalieren bringen wird. Hierbei muss man bedenken, dass die damaligen Afscharen sehr stolze und auf die Ehre extremen Wert legende Menschen waren. So eine Forderung galt als ein Todesurteil für die Fordernden. Da die Soldaten bereits sehr lange Zeit weg von ihren Familien und Frauen fern sind, fordern sie insbesondere von meinen Vorfahren Frauen zur sexuellen Befriedigung. Diese Forderung macht sie sehr wütend jedoch können sie nichts dagegen machen. Zumindest nicht auf aktivem oder direktem Wege. Denn sie sind deutlich in der Unterzahl. Meine Vorfahren erzählen voller Wut und Empörung von dieser Forderung umgehend der Oma (es wird hier nicht erwähnt welche oder wessen Oma und warum man sie um Rat fragt. Vermutlich war sie die älteste und/oder weiseste im Clan). Diese bleibt der Erzählung nach sehr entspannt und sagt, dass sie der Forderung nachgehen sollen. Empört erwidern die Männer, wie man so einer Forderung nachgehen könne. Die Oma macht ihren Enkeln und Söhnen daraufhin nochmal bewusst, dass sie erstens in der Unterzahl und zweitens waffentechnisch sehr schlecht ausgerüstet sind. Sie offenbart ihnen einen Plan, wie sie die Soldaten loswerden und diese Beleidigung bestrafen können. An einem Abend soll den Soldaten ein Festmahl mit allem was meine Vorfahren zu bieten haben, zubereitet werden. Darunter auch Alkohol. Der Alkohol soll die Soldaten betrunken machen. Daraufhin sollen sich die Männer als Frauen verkleiden und die Soldaten in die zuvor für den Plan errichteten Jurten, in den Hinterhalt locken. Gesagt getan ruft nun die Oma "Meine Söhne habt ihr die Kamele gefüttert?", "Ja" rufen die Söhne und Enkel zurück, "Habt ihr die Kamelbabys auch gefüttert?", "Ja" rufen sie erneut zurück. Die Kamele stehen als Deckwort für die Gewehre und die Kamelbabys für Revolver/Pistolen. Danach geht in den Jurten das Blutbad los. Alle (?) Soldaten werden getötet. Noch in der selben Nacht packen die vier Brüder alles was sie haben und fliehen mit ihren Familien davon. Manche (vermutlich weitere Geschwister) sollen jedoch im Dorf verblieben sein, weil sie zu alt waren oder zu viel Vieh und Besitz hatten um damit flüchten zu können. Die vier Brüder fliehen in das in Kayseri liegende Dorf Yalak. Alle lassen sich vorerst dort nieder.
Nach paar Jahren gelangt wie auch immer ein Sohn der Brüder zu hohem Reichtum und kauft zwei große Felder. In Yalak ein 80 ha großes und in Adana, Ceyhan ein 120 ha großes Feld. Da es jedoch zu schwer ist, zwei Felder in zwei weit entfernten Orten zu bestellen, entscheiden sich die Söhne von zwei der vier Brüder dazu nach Adana, Ceyhan umzuziehen und das heute noch existierende Dorf "Celiluşağı" (zu deutsch Söhne Celils) zu gründen. Das 80 ha große Feld in Yalak überlässt er seinem Cousin. Einer der zwei Brüder zieht dann sogar noch weiter nach Hatay, Kirikhan und gründet das Dorf "Celiller" (wortwörtlich zwar die Celils, sinngemäß jedoch auch Söhne Celils). Die zwei Brüder die in Yalak geblieben waren leben weiterhin mit ihren Familien dort. Sie sind übrigens beide meine direkten Vorfahren. Der Eine heißt Ali, ist mein 3x Uropa und der Opa meiner Uroma. Der Andere heißt Halil, ist mein 4x Uropa und der Uropa meines Uropas. Beide sind später in Kriegen gefallen. Auch mein 2x Uropa Veli (Sohn Alis) und mein 3x Uropa Halil (Sohn Halils) sind in Kriegen gefallen.
Zwischen den Nachfahren der vier Brüder gab es noch bis vermutlich in die 1970er Jahre intensiven Kontakt auch wenn dieser mit dem Aussterben der älteren Generationen immer weniger wurde. Selbst meine Uroma reiste wohl noch zu ihren Verwandten in Adana wie sich meine Oma und ein Kontakt aus Adana erinnern. Auch heute gibt es zwar noch Kontakt jedoch auch hier nur zwischen den Älteren und auch nur höchstens einmal im Jahr. Mit dem einen Bruder der weiter nach Hatay reiste, reißte der Kontakt wohl schon viel früher ab. Ganz zu schweigen von denen die in Kahramanmaras geblieben waren. Die Nachfahren die in Hatay und Kahramanmaras leben wissen wohl noch nicht einmal, dass sie Verwandte in Adana und Kayseri haben. Bei einem Kontaktversuch aus Adana gab es wohl kaum bis kein Interesse an der gemeinsamen Geschichte und wurde deshalb nicht weiter verfolgt. Ich habe es mir nun zur Aufgabe gemacht, in Kontakt zu treten. Vielleicht habe ich Glück und kann nähere Details erfahren.
So das war noch eine meiner Familiengeschichten, die ich gerne mit euch teile. Als nächstes werde ich mit euch die Geschichte der Mutterseite meiner Mutterseite teilen, die meine Oma in ihren 300 Seiten niedergeschrieben hat. Da wird die Reise von Konya nach Bulgarien in ein leidvolles und trauriges Leben und später wieder wie eine Erlösung zurück nach Konya führen.
LG Tenger
Wir schreiben vermutlich die 1860er oder 1870er in Zentralanatolien. Das Osmanische Reich hat es endlich geschafft, die nomadisch lebenden Afscharen zur Sesshaftigkeit zu zwingen, sodass Sicherheit und Ordnung in Zentralanatolien hergestellt werden kann. Mein 4x bzw. 5x Uropa (Name unbekannt) und seine Familie, die dem afscharischen Clan "Celiloglu" oder "Celiluşağı" (dt. Söhne Celils) angehören, setzen sich im heutigen Dorf Büyükyapalak, Kahramanmaras im damaligen Vilayet Aleppo, nieder. Mein 4x/5x Uropa hat min. 4 Söhne (genaue Anzahl unbekannt). Einige Zeit später taucht im Dorf eine kleine Truppe von 40 Soldaten auf und schlagen dort ihr Lager auf. Warum sie dort sind ist ebenfalls unbekannt. Ich vermute mal, dass die Sesshaftigkeit kontrolliert werden sollte. Die Truppe fordert immer wieder Nahrungsmittel, Kleidung und die damals gängige Naturalsteuer "Öşür" von der Dorfbevölkerung an. Meine Vorfahren gehen diesen Nachforderungen immer wieder nach und versorgen die Soldaten mit Brot und Fleisch, obwohl Vieh zu der Zeit der wertvollste Besitz der ehemaligen Nomaden ist. Bald stellen sie jedoch eine sehr inakzeptable Forderung, die die Situation zum Eskalieren bringen wird. Hierbei muss man bedenken, dass die damaligen Afscharen sehr stolze und auf die Ehre extremen Wert legende Menschen waren. So eine Forderung galt als ein Todesurteil für die Fordernden. Da die Soldaten bereits sehr lange Zeit weg von ihren Familien und Frauen fern sind, fordern sie insbesondere von meinen Vorfahren Frauen zur sexuellen Befriedigung. Diese Forderung macht sie sehr wütend jedoch können sie nichts dagegen machen. Zumindest nicht auf aktivem oder direktem Wege. Denn sie sind deutlich in der Unterzahl. Meine Vorfahren erzählen voller Wut und Empörung von dieser Forderung umgehend der Oma (es wird hier nicht erwähnt welche oder wessen Oma und warum man sie um Rat fragt. Vermutlich war sie die älteste und/oder weiseste im Clan). Diese bleibt der Erzählung nach sehr entspannt und sagt, dass sie der Forderung nachgehen sollen. Empört erwidern die Männer, wie man so einer Forderung nachgehen könne. Die Oma macht ihren Enkeln und Söhnen daraufhin nochmal bewusst, dass sie erstens in der Unterzahl und zweitens waffentechnisch sehr schlecht ausgerüstet sind. Sie offenbart ihnen einen Plan, wie sie die Soldaten loswerden und diese Beleidigung bestrafen können. An einem Abend soll den Soldaten ein Festmahl mit allem was meine Vorfahren zu bieten haben, zubereitet werden. Darunter auch Alkohol. Der Alkohol soll die Soldaten betrunken machen. Daraufhin sollen sich die Männer als Frauen verkleiden und die Soldaten in die zuvor für den Plan errichteten Jurten, in den Hinterhalt locken. Gesagt getan ruft nun die Oma "Meine Söhne habt ihr die Kamele gefüttert?", "Ja" rufen die Söhne und Enkel zurück, "Habt ihr die Kamelbabys auch gefüttert?", "Ja" rufen sie erneut zurück. Die Kamele stehen als Deckwort für die Gewehre und die Kamelbabys für Revolver/Pistolen. Danach geht in den Jurten das Blutbad los. Alle (?) Soldaten werden getötet. Noch in der selben Nacht packen die vier Brüder alles was sie haben und fliehen mit ihren Familien davon. Manche (vermutlich weitere Geschwister) sollen jedoch im Dorf verblieben sein, weil sie zu alt waren oder zu viel Vieh und Besitz hatten um damit flüchten zu können. Die vier Brüder fliehen in das in Kayseri liegende Dorf Yalak. Alle lassen sich vorerst dort nieder.
Nach paar Jahren gelangt wie auch immer ein Sohn der Brüder zu hohem Reichtum und kauft zwei große Felder. In Yalak ein 80 ha großes und in Adana, Ceyhan ein 120 ha großes Feld. Da es jedoch zu schwer ist, zwei Felder in zwei weit entfernten Orten zu bestellen, entscheiden sich die Söhne von zwei der vier Brüder dazu nach Adana, Ceyhan umzuziehen und das heute noch existierende Dorf "Celiluşağı" (zu deutsch Söhne Celils) zu gründen. Das 80 ha große Feld in Yalak überlässt er seinem Cousin. Einer der zwei Brüder zieht dann sogar noch weiter nach Hatay, Kirikhan und gründet das Dorf "Celiller" (wortwörtlich zwar die Celils, sinngemäß jedoch auch Söhne Celils). Die zwei Brüder die in Yalak geblieben waren leben weiterhin mit ihren Familien dort. Sie sind übrigens beide meine direkten Vorfahren. Der Eine heißt Ali, ist mein 3x Uropa und der Opa meiner Uroma. Der Andere heißt Halil, ist mein 4x Uropa und der Uropa meines Uropas. Beide sind später in Kriegen gefallen. Auch mein 2x Uropa Veli (Sohn Alis) und mein 3x Uropa Halil (Sohn Halils) sind in Kriegen gefallen.
Zwischen den Nachfahren der vier Brüder gab es noch bis vermutlich in die 1970er Jahre intensiven Kontakt auch wenn dieser mit dem Aussterben der älteren Generationen immer weniger wurde. Selbst meine Uroma reiste wohl noch zu ihren Verwandten in Adana wie sich meine Oma und ein Kontakt aus Adana erinnern. Auch heute gibt es zwar noch Kontakt jedoch auch hier nur zwischen den Älteren und auch nur höchstens einmal im Jahr. Mit dem einen Bruder der weiter nach Hatay reiste, reißte der Kontakt wohl schon viel früher ab. Ganz zu schweigen von denen die in Kahramanmaras geblieben waren. Die Nachfahren die in Hatay und Kahramanmaras leben wissen wohl noch nicht einmal, dass sie Verwandte in Adana und Kayseri haben. Bei einem Kontaktversuch aus Adana gab es wohl kaum bis kein Interesse an der gemeinsamen Geschichte und wurde deshalb nicht weiter verfolgt. Ich habe es mir nun zur Aufgabe gemacht, in Kontakt zu treten. Vielleicht habe ich Glück und kann nähere Details erfahren.
So das war noch eine meiner Familiengeschichten, die ich gerne mit euch teile. Als nächstes werde ich mit euch die Geschichte der Mutterseite meiner Mutterseite teilen, die meine Oma in ihren 300 Seiten niedergeschrieben hat. Da wird die Reise von Konya nach Bulgarien in ein leidvolles und trauriges Leben und später wieder wie eine Erlösung zurück nach Konya führen.
LG Tenger
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