Über die Zuverlässigkeit von Kirchenbucheinträgen

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  • consanguineus
    Erfahrener Benutzer
    • 15.05.2018
    • 7504

    Über die Zuverlässigkeit von Kirchenbucheinträgen

    Hallo zusammen!

    Mein 10xUrgroßvater Samuel Rohde war Schneider in Stettin. Er ließ elf Kinder taufen. Maria ist meine Vorfahrin. Seht, was der Kirchenbuchführer (der Handschrift nach zu urteilen, war es immer dieselbe Person) zur jeweiligen Kindsmutter zu sagen wußte!

    Catharina am 06.09.1624. Mutter: Catharina Friedeborn
    Christoph am 21.01.1626. Mutter: Catharina Friedeborn
    Anna am 16.05.1627. Mutter: Anna Friedeborn
    Maria am 18.03.1629. Mutter: Catharina Friedeborn
    Barbara am 14.02.1631. Mutter: Lücke im Text
    Gotfried am 12.03.1633. Mutter Anna Friedeborn
    Daniel am 10.06.1635. Mutter: Elisasabeth (sic!) Friedeborn
    Daniel am 18.12.1636. Mutter: Catharina Friedeborn
    Christina am 23.12.1638. Mutter: Catharina Friedeborn
    Christoff am 15.04.1641. Mutter: Dorte Friedeborn
    Christoffel am 19.05.1642. Mutter: Maria Friedeborn

    Die Ehe wurde am 9. Sonntag nach Trinitatis 1623 aufgeboten. Diesem Eintrag zufolge heiratete Samuel Rohde Catharina Friedeborn, die Tochter Martin Friedeborns. Laut Bürgerbuch(-abschrift) hieß Marten aber Harmen.

    Allzugroße Lücken finden sich zwischen den Geburten nicht, so daß man annehmen darf, Samuel Rohde hatte nur mit einer Frau Kinder. In diesen Lücken finden sich auch keine weiteren Aufgebote Samuel Rohdes. Sterbeeinträge sind aus der Zeit leider nicht überliefert.

    Ich habe mich dafür entschieden, entgegen dem Wortlaut der Quelle Catharina Friedeborn als Mutter ALLER Kinder Samuel Rohdes anzunehmen. Oder soll ich doch lieber Anna, Elisabeth, Dorte oder Maria, sämtlich Friedeborninnen, in den Stammbaum eintragen? Oder gleich alle?

    Viele Grüße
    consanguineus
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  • Bergkellner
    Erfahrener Benutzer
    • 15.09.2017
    • 2628

    #2
    Hallo con,

    Aufzählungen dieser Art kenne ich auch.
    Ich habe mir in solchen Fällen angewöhnt, bei den Geburten als Notiz zu vermerken, welchen Vornamen die Mutter/der Vater im Taufeintrag hatte.

    Alle Vornamen als verschiedene Personen einzutragen, macht den Stammbaum doch sehr sehr unübersichtlich... oder?!

    Lg, Claudia
    Wollt' ich für Arschlöcher bequem sein, wäre ich ein Stuhl geworden.(Saltatio Mortis, Keiner von Millionen)


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    • sternap
      Erfahrener Benutzer
      • 25.04.2011
      • 4070

      #3
      anna, variationen, friedeborn.
      freundliche grüße
      sternap
      ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
      wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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      • Sbriglione
        Erfahrener Benutzer
        • 16.10.2004
        • 1517

        #4
        Hallo Consanguineus,

        grundsätzlich sehe ich es so, wie Claudia - aber gleichzeitig solltest Du nach Möglichkeit ausschließen können, dass es im Ort zwei Samuel Rohdes gab (evtl. Cousins), die Schwestern oder Cousinen geheiratet haben bzw. dass Dein Vorfahre nach einander zwei Schwestern geheiratet hat (beide Fälle hatte ich schon in meiner Genealogie!).
        Aber ich denke, die Heirats- und Sterbeeinträge wirst Du schon entsprechend untersucht haben?

        LG
        Giacomo
        Suche und biete Vorfahren in folgenden Regionen:
        - rund um den Harz
        - im Thüringer Wald
        - im südlichen Sachsen-Anhalt
        - in Ostwestfalen
        - in der Main-Spessart-Region
        - im Württembergischen Amt Balingen
        - auf Sizilien
        - Vorfahren der Familie (v.) Zenge aus Thüringen (u.a. in Bremen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und NRW)
        - Vorfahren der Familie v. Sandow aus dem Ruppinischen

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        • consanguineus
          Erfahrener Benutzer
          • 15.05.2018
          • 7504

          #5
          Hallo und vielen Dank für Eure Antworten!

          Es gab tatsächlich nur einen Samuel Rohde zu der Zeit. Theoretisch könnte er auch eine Schwester seiner Frau geheiratet haben. Oder eine Cousine. Dann wäre er zuerst mit Catharina verheiratet gewesen. Anschließend mit Anna. Dann Catharina. Dann wieder Anna. Dann Elisabeth. Danach erneut Catharina. Dann Dorte. Und zuletzt Maria. Ich glaube aber nicht an sieben Ehen mit jeweils einer Friedeborn, darunter drei verschiedene Catharinas und zwei Annas. Es gab zwar nicht nur einen Friedeborn in Stettin, aber wiederum auch nicht so viele, daß es für eine Konstellation wie diese hier gereicht hätte.

          Sterbeeinträge habe ich nicht untersucht, da es keine gibt. Für Traueinträge gilt dasselbe. Nur Aufgebote sind aus diesen Jahren überliefert, jedenfalls in St. Jakobi. In den anderen Stettiner Kirchen hat kein Samuel Rohde geheiratet. In St. Jakobi habe ich nur die Trauung 1623 gefunden, habe aber auch nicht flächendeckend gesucht, sondern nur in den Monaten, in denen es rechnerisch überhaupt möglich gewesen wäre, eine Trauing zu finden.

          Für meine Ahnenliste wäre es egal, denn die Mutter Marias heißt Catharina, was zum Traueintrag paßt. Ich fände es aber nett, alle Geschwister zuordnen zu können.

          Auf jeden Fall scheint der Kirchenbuchführer entweder sehr unzuverlässig gewesen zu sein, oder er hat seine Gemeinde gar nicht gekannt. Letzteres glaube ich aber nicht. Dem Schriftbild zufolge hat er den Job jahrzehntelang gemacht. Auch daß er dem Schwiegervater den Vornamen Marten zulegt, ist ein Stück weit seltsam. Der hieß nämlich wohl Harmen, wobei sich in diesem Falle natürlich auch der Schreiber oder der Abschreiber des Bürgerbuches geirrt haben könnte. Glaube ich aber nicht.

          Viele Grüße
          consanguineus
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          • Bergkellner
            Erfahrener Benutzer
            • 15.09.2017
            • 2628

            #6
            Ich bin davon ausgegangen, dass du schon überprüft hattest, ob es noch andere Konstellationen mit diesen FN gab.

            Was die Namensfestigkeit der Pastoren für ihre Schäfchen betrifft - nun ja, das steht auf einem anderen Blatt.

            Ich war heute vormittag auf der Suche nach zwei Todeseinträgen. Ich habe sie beide gefunden: Nur Maria Christina(so hieß sie bei Taufe und Trauung) ist im Sterbeintrag zur Martha Christina mutiert.
            Und dieser Pastor war der Schwiegersohn der Verstorbenen. Und der wusste ganz sicher auch, dass sein schon vorher verstorbenen Schwiegervater nicht Georg Michael, sondern nur Michael hieß...
            Wollt' ich für Arschlöcher bequem sein, wäre ich ein Stuhl geworden.(Saltatio Mortis, Keiner von Millionen)


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            • sternap
              Erfahrener Benutzer
              • 25.04.2011
              • 4070

              #7
              Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen

              Ich habe mich dafür entschieden, entgegen dem Wortlaut der Quelle Catharina Friedeborn als Mutter ALLER Kinder Samuel Rohdes anzunehmen. Oder soll ich doch lieber Anna, Elisabeth, Dorte oder Maria, sämtlich Friedeborninnen, in den Stammbaum eintragen? Oder gleich alle?

              Viele Grüße
              consanguineus

              ein gedanke, man hätte zwar christliche namen eintragen lassen müssen, einander aber so benannt, wie es den dorfleuten besser gefiel, beispielsweise heidnisch, bietet sich an.


              anna steht im schriftbild ziemlich unverwechselbar da, aber schon katharina kann, wenn der liebe landpfarrer schlechter zu sehen beginnt oder das bier seit jahren gut schmeckt, in der ganzwortmethode als elisabeth verlesen bzw. erraten werden.


              ich habe dich bei mir abgespeichert als der mit den ahnen von dem landstrich, wo so wenig los war, dass die aufregendsten ereignisse beim kreativen ausfüllend des kirchenbuchs erzeugt wurden.
              freundliche grüße
              sternap
              ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
              wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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              • consanguineus
                Erfahrener Benutzer
                • 15.05.2018
                • 7504

                #8
                Hallo Sternap,

                das stimmt, der größte Teil meiner Familie ist in einem Landstrich zu Hause, in dem noch nie etwas los war. Bis heute nicht. Dafür gab es beispielsweise einen Pastor, der die Langeweile mit seitenlangen Berichten über Kometen kompensiert hat.

                Aber momentan beschäftige ich mich ausschließlich mit meinen Stettiner Vorfahren. Das sind auch nicht wenige. Etwa ein Achtel meiner Vorfahren kommt aus Pommern, und davon sind sehr viele aus Stettin. Ich glaube, Stettin kann man nicht mehr als Dorf bezeichnen. Der Pastor von St. Jakobi war zwar bestimmt nicht der, der in der Schule die guten Noten für Schönschrift abgeräumt hat, aber die Namen kann man sehr gut lesen. Da ist eigentlich nichts zu verwechseln. Ich vermute reine Schlampigkeit.

                Das war übrigens auf dem Dorf bei mir nicht anders. Da stand Hans im Traueintrag, aber gemeint war Hinrich, was sich aus den folgenden Zusammenhängen eindeutig erweist. Oder für Conrad Hermann wurde Harm Lüdike im Taufeintrag geschrieben. Das ist jetzt nicht so ganz selten. Einmalig finde ich wirklich nur die Sache, um die es hier im Thread geht. Elf Taufen mit fünf Vornamen der Mutter, bei welcher es sich aber mit ziemlicher Sicherheit um ein und dieselbe Person handelt.

                Viele Grüße
                consanguineus
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                • sternap
                  Erfahrener Benutzer
                  • 25.04.2011
                  • 4070

                  #9
                  Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
                  n. Ich vermute reine Schlampigkeit.

                  leseprobleme hast du widerlegt, alzheimer schließt sich aus, weil am schluss wieder ein zu beginn geschriebener name gewählt wurde.
                  nimm als vorläufig plausibelste erklärung schlampigkeit an.
                  freundliche grüße
                  sternap
                  ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                  wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




                  Kommentar

                  • franz ferdinand
                    Erfahrener Benutzer
                    • 15.01.2013
                    • 345

                    #10
                    Servus consanguineus,

                    haben alle genannten Kinder denselben/dieselben Taufpaten? Das wäre ein starkes Indiz.

                    LG Martin
                    Ahnenforschung ist eine Mischung aus Kreuzworträtsel und Puzzle mit der Besonderheit, dass man die Schrift des Rätsels kaum lesen kann und am Anfang fast alle Teile fehlen. Thomas Balderer, SFR

                    Forschungsgebiet: Niederösterreich, Oberösterreich, Deutsch-Westungarn, Steiermark, Mittelfranken, Oberbayern, Wien, Oberfranken, Südmähren, Schlesien, Böhmen, Sachsen, Oberpfalz, Oberschwaben

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                    • stoetzner
                      Erfahrener Benutzer
                      • 08.08.2017
                      • 138

                      #11
                      ein wirklich erschütterndes Lagebild. Aber mit Schlampigkeiten muß man auch in den Kirchenbüchern – grundsätzlich rechnen. Nicht schön aber wahr.
                      Mir sind auch bei einem Vorfahren (Mähren) schon zwei versch. Mütter begegnet. Reine Dussligkeit. Hat mich aber drei Tage gekostet, das auseinanderzufitzen.
                      Eyeyey …

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                      • Ursula
                        Erfahrener Benutzer
                        • 18.01.2007
                        • 1416

                        #12
                        Sehr ärgerlich, so eine Geschichte. In dem Fall wäre es mir aber nicht genug, es auf Schlampigkeit zurückzuführen, zudem auch noch der Schwiegervater scheints einen falschen Namen hat. Das wäre mir jetzt alles zu vage.

                        Ich würde in dem Fall vorerst nur die Maria mit der wohl richtigen Mutter eintragen und die Geschwister samt jeweiligen Müttern in den Notizen. Zudem würde ich versuchen herauszufinden, was es mit dem Namenswechsel von Harmen zu Martin/Marten auf sich hat.

                        Irgendwie kann ich mir so viel grausige Schlampigkeit auf einem Haufen nicht vorstellen.

                        LG
                        Uschi

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                        • consanguineus
                          Erfahrener Benutzer
                          • 15.05.2018
                          • 7504

                          #13
                          Ursula, Marten Fredeborn wird 1623, in dem Jahr, in dem seine Tochter Maria heiratet, als "Bürger und Bawmann" bezeichnet. Maria wird also um 1605 zur Welt gekommen sein. Die Hochzeit vielleicht kurz davor.

                          Harmen Fredeborn wird 1608 als "Bawmann" bezeichnet und erwirbt das Bürgerrecht. Ja, Harmen könnte auch Martens Bruder sein. Aber es gibt keine Einbürgerung von Marten Fredeborn. Aus diesem Grunde vermute ich, daß der Bürger und Bawmann Marten Fredeborn und der Bürger und Bawmann Harmen Fredeborn identisch sind.

                          Einerseits war der Pastor zu St. Jakobi offenbar ein Schlumpsack. Andererseits handelt es sich beim Bürgerbuch nur um eine Abschrift aus den 1940er Jahren. Da hätte sich auch der Abschreiber verlesen haben können. Fehlerpotential ist genug vorhanden. Marten und Harmen sind zumindest von der Anzahl der Buchstaben und auch der Reihenfolge von zwei Drittel der Buchstaben recht ähnlich.

                          Fakt ist, daß es außer meinem Vorfahren, dem Schneider Samuel Rohde, keinen anderen Samuel Rohde gab. Bemerkenswerterweise passen die Abstände der Taufen vom biologischen Standpunkt betrachtet her super zusammen. Das sieht mir nicht nach einer Überschneidung der Taufen mehrerer Familien aus.

                          Viele Grüße
                          consanguineus
                          Daten sortiert, formatiert und gespeichert!

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                          • sternap
                            Erfahrener Benutzer
                            • 25.04.2011
                            • 4070

                            #14
                            man müsste mal die namensforscher im forum fragen, wann die nachnnamensgebung in bestimmten gegenden als gefestigt galt, und wie es sich mit den vornamen verhielt.
                            in dem maße, in dem das gemeine volk selbst die bibel lesen konnte, soll es zunehmend überregionale, dem alten oder neuen testament entnommene vornamen gegeben haben.


                            wie aber war es wirklich?
                            gibt es eine zeit des fließenden gleichzeitigen gebrauchs noch der alten heidnischeren oder ortstypischeren rufnamen, während in den taufbüchern schon biblische namen der marke einheitsbrei standen?


                            ich hörte vor ewigkeiten theologische vorträge des inhalts, dass in protestantischen gegenden vornamen von in katholischen gebieten durch statuen besonders verehrten heiligen zunehmend als peinlich betrachtet und zu verbergen versucht wurden....
                            freundliche grüße
                            sternap
                            ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                            wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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                            • consanguineus
                              Erfahrener Benutzer
                              • 15.05.2018
                              • 7504

                              #15
                              Soweit mir bekannt ist, war Pommern zum in Rede stehenden Zeitpunkt schon an die 100 Jahre protestantisch. "Katholische" (oder für uns Protestanten katholisch anmutende) Vornamen vergab man trotzdem. Maria zum Beispiel.

                              Die Namen waren zu Beginn des 17. Jahrhunderts auch fix. Da tat sich nichts mehr.
                              Daten sortiert, formatiert und gespeichert!

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