Was machten Mädchen/junge Frauen vor der Hochzeit ?

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  • Hemaris fuciformis
    Erfahrener Benutzer
    • 19.01.2009
    • 1971

    Was machten Mädchen/junge Frauen vor der Hochzeit ?

    Hallo zusammen,

    wie muß man sich das Leben in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eigentlich vorstellen.

    Was tat "sie" bis zu Hochzeit ? Schule ? bis wann ? und dann ? in Stellung gehen ? oder wie sonst evtl. Geld/ eigenen Unterhalt verdienen ? Wie und wo lebte eine Ledige in der napoleonischen Nachkriegszeit?

    Konkret:

    geb. 1812 am Niederrhein
    Vater und Mutter sterben um 1830
    Hochzeit 1845

    Ich bin gespannt auf Eure Anregungen.

    Liebe Grüße
    Christine
  • maria1883
    Erfahrener Benutzer
    • 20.08.2009
    • 896

    #2
    Liebe Christine,
    ich kann Dir zwar einiges erzählen von meinen Großmüttern, die um 1900 geheiratet haben und beide von einem Bauernhof stammten mit vielen Geschwistern.
    Sie gingen 8 Jahre zur Schule und von da an taten sie alles, um eine gute Aussteuer zu haben. Sie wurden ca. 1/2 Jahr zu einer Schneiderin geschickt, um hauptsächlich das Weißnähen zu erlernen.
    Von zu Hause lernten sie den Flachsanbau und in dem Zusammenhang alles bis zur Herstellung des Leinentuchs. Ich habe heute noch einige Teile davon.
    Sie lernten Wolle verspinnen, sticken häkeln,stricken,
    alle Dinge des täglichen Haushalts,
    Gänsefedern verarbeiten für Betten und Kopfkissen, natürlich alle Arbeiten, die eine Bauersfrau im Haus und Feld wissen muß.
    Sie haben zum größten Teil alles selbst hergestellt, was man so braucht.
    Meine Großmütter waren nicht in Stellung, wären es aber gerne gewesen. Man hat sie zu hause gebraucht.

    Ist zwar nicht die Zeit, nach der Du gefragt hast, aber ich glaubedoch, daß auch die Zeit nicht uninteressant für uns ahnensuchende ist.
    Liebe Grüße,
    Waltraud
    Orte und Namen meiner Ahnen:
    Neu Wuhrow: Pophal, Golz, Is(s)berner, Gehrke, Draheim, Zuther, Mittelste(ä)dt, Hensel, Bleck
    Gönne (später Westgönne): Hensel, Bleck, Maronde
    Steinklippe (Belgard/Schievelbein): wie Westgönne
    Neudorf: Märtens, Boeck, Schulz, Mallon, Harmel, Manz
    Pöhlen: Milbradt, Boeck, Dittberner, Kannenberg, Märtens
    bis auf Steinklippe alles Kreis Neustettin

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    • Navigator
      Erfahrener Benutzer
      • 23.09.2009
      • 401

      #3
      Kultur und Alltag

      Hallo Christine,
      ich hatte ähnliche Fragen und habe dann die beiden Bände von Richard van Dülmen "Kultur und Alltag in der frühen Neuzeit", erschienen im Beck-Verlag1992, gelesen. Das bildet die Zeit vom 16. bis zum 18. Jahrhundert ab. Besonders der erste Band war sehr informativ,
      Gruß
      Navigator
      Viele Grüße
      Navigator

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      • anika
        Erfahrener Benutzer
        • 08.09.2008
        • 2612

        #4
        Was machten Mädchen/junge Frauen vor der Hochzeit

        Hallo Christine
        Sie gingen zum Beispiel als Magt/Knecht bei einem Bauern arbeiten.
        Sie bekamen dort Kost und Logie, wenn du dir Einwohnerlisten aus der
        Zeit ansiehst wirst du feststellen das sie meistens bei dem Bauern gemeldet waren.
        anika
        Ahnenforschung bildet

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        • maria1883
          Erfahrener Benutzer
          • 20.08.2009
          • 896

          #5
          Zitat von Navigator Beitrag anzeigen
          Hallo Christine,
          ich hatte ähnliche Fragen und habe dann die beiden Bände von Richard van Dülmen "Kultur und Alltag in der frühen Neuzeit", erschienen im Beck-Verlag1992, gelesen. Das bildet die Zeit vom 16. bis zum 18. Jahrhundert ab. Besonders der erste Band war sehr informativ,
          Gruß
          Navigator
          Hallo Navigator,
          danke für den Tipp, werde ich mir auf meine Bücherwunschliste, vielleicht sogar noch vom Osterhasen, setzen.
          Liebe Grüße,
          Waltraud
          Orte und Namen meiner Ahnen:
          Neu Wuhrow: Pophal, Golz, Is(s)berner, Gehrke, Draheim, Zuther, Mittelste(ä)dt, Hensel, Bleck
          Gönne (später Westgönne): Hensel, Bleck, Maronde
          Steinklippe (Belgard/Schievelbein): wie Westgönne
          Neudorf: Märtens, Boeck, Schulz, Mallon, Harmel, Manz
          Pöhlen: Milbradt, Boeck, Dittberner, Kannenberg, Märtens
          bis auf Steinklippe alles Kreis Neustettin

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          • roi
            Erfahrener Benutzer
            • 15.11.2006
            • 373

            #6
            Das liegt natürlich hauptsächlich an der Familie. Sofern die einen eigenen Hof hatten, wird sie wahrscheinlich zu Hause mitgearbeitet haben. Ansonsten ist anzunehmen, dass sie gearbeitet hat, zumal sie ja nicht sehr jung heiratete. Da Mädchen überwiegend keine Berufsausbildung hatten, kommt Arbeit in der Landwirtschaft - also als Magd - oder als Hausgehilfin in Frage.

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            • Silke Schieske
              Erfahrener Benutzer
              • 02.11.2009
              • 4493

              #7
              Hallo,

              So wie Waltraud es beschrieben hat ist es meistens gewesen. Dazu kommt noch, wie die Familie in der Gesellschaft stand. War sie geschäftig blieben die Mädchen zu Hause, bis sie geheiratet wurden. Meine Omi hat auch erst bei der Tante Nähen gelernt und ihr den Haushalt mitgeführt bevor sie Geheiratet hat. Danach war sie nur für die KInder da. Nach dem Krieg mußte sie allerdings auch arbeiten, da mein Opa nicht mehr aus dem Krieg kam.

              Gruß Silke
              Wir haben alle was gemeinsam.
              Wir sind hier alle auf der Suche, können nicht hellsehen und müssen zwischendurch auch mal Essen und Schlafen.

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              • Fiona48
                Erfahrener Benutzer
                • 14.11.2009
                • 248

                #8
                Hallo Christine,

                ich denke auch, dass es eine Frage des Standes war. Bei wohlhabenden Familien konnte man das Mädchen wohl zu Hause lassen und ihr die Hauswirtschaft beibringen.
                Eine Ausbildung für Mädchen war nicht vorgesehen. Erstens musste die Ausbildung, egal ob Junge oder Mädchen, von den Eltern bezahlt werden. Daher auch der Ausspruch, "Lass Dir Dein Lehrgeld zurück geben", wenn es kein guter Geselle wurde.
                Da die Mädchen nach der Hochzeit sowieso nicht gearbeitet haben, wäre es eine unnütze Ausgabe.
                Die armen Leute konnten nicht so großzügig zu ihren Töchtern sein. Die mussten ihr Geld als Magd, Wäscherin oder dergleichen verdienen.
                Ob ich mit meiner Meinung richtig liege weiss ich nicht. Vielleicht gibt es ja noch andere Ideen dazu.
                Gruß Fiona


                Suche:Ahlert, Bauerfeld, Braun, Gehlhaar, Haaning, Joscha, Kaufmann, Kirst, Klein, Lagerpusch, Lunker, Müller, Petzold, Rademacher, Reinhart, Schließke, Stoye, Szingelberg, Tettenborn, Walther, Werfel, Wilke

                Mehr Informationen:
                http://monikaboehmer.npage.de/

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                • Mats
                  Erfahrener Benutzer
                  • 03.01.2009
                  • 3419

                  #9
                  Zitat von Navigator Beitrag anzeigen
                  Hallo Christine,
                  ich hatte ähnliche Fragen und habe dann die beiden Bände von Richard van Dülmen "Kultur und Alltag in der frühen Neuzeit", erschienen im Beck-Verlag1992, gelesen. Das bildet die Zeit vom 16. bis zum 18. Jahrhundert ab. Besonders der erste Band war sehr informativ,
                  Gruß
                  Navigator
                  Sehr interessant, ich glaub das werd ich mir mal zu Gemüte führen.

                  Die meisten hatten wohl zu der Zeit keine Ausbildung. Oft haben sie schon als Kind mitgearbeitet.
                  Meine Urgroßmutter wurde als Kind schon von zu Hause fortgeschickt um ihren Lebensunterhalt als Dienstmagd zu verdienen. Nach dem Tod der Mutter hatte ihr Vater schnell wieder geheiratet und nachdem endlich der ersehnte Hoferbe geboren war, war sie wertlos für ihren Vater und die Stiefmutter.
                  Es gibt nur 2 Tage im Jahr, an denen man so gar nichts tun kann:
                  der eine heißt gestern, der andere heißt morgen,
                  also ist heute der richtige Tag
                  um zu lieben, zu handeln, zu glauben und vor allem zu leben.
                  Dalai Lama

                  Kommentar

                  • Fiona48
                    Erfahrener Benutzer
                    • 14.11.2009
                    • 248

                    #10
                    Hallo XJS,

                    Deine Urgroßmutter kann einem im Nachhinein schon leid tun. Früher als Mädchen auf die Welt zu kommen war schon nicht das pralle Leben. Bekamen sie doch sehr oft zu spüren, dass ein Mädchen nichts wert war. Wo sollte sich da ein gesundes Selbstbewustsein entwickeln.
                    Gruß Fiona


                    Suche:Ahlert, Bauerfeld, Braun, Gehlhaar, Haaning, Joscha, Kaufmann, Kirst, Klein, Lagerpusch, Lunker, Müller, Petzold, Rademacher, Reinhart, Schließke, Stoye, Szingelberg, Tettenborn, Walther, Werfel, Wilke

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                    • anika
                      Erfahrener Benutzer
                      • 08.09.2008
                      • 2612

                      #11
                      Was machten Mädchen/junge Frauen

                      Zitat von Fiona48 Beitrag anzeigen
                      Hallo XJS,

                      Deine Urgroßmutter kann einem im Nachhinein schon leid tun. Früher als Mädchen auf die Welt zu kommen war schon nicht das pralle Leben. Bekamen sie doch sehr oft zu spüren, dass ein Mädchen nichts wert war. Wo sollte sich da ein gesundes Selbstbewustsein entwickeln.
                      Hallo Fiona
                      Ich habe eine Ahnin die heiratete mit 14, es wurde extra im Kirchenbuch
                      vemerkt.
                      Ihr Bruder heiratete auf den Nachbarhof ein und im Gegenzug heiratete der Sohn des Nachbarhofs die Ahnin.
                      anika
                      Ahnenforschung bildet

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                      • Fiona48
                        Erfahrener Benutzer
                        • 14.11.2009
                        • 248

                        #12
                        Och Anika,

                        dass ist ja auch schlimm.
                        Ich denke einfach einmal zurück, als ich 14 Jahre alt war. Wenn ich mir dann überlege, dass meine Eltern mich irgendeinem Mann übergeben hätten, dann wird mir heute noch schlecht.
                        Ist schon gut so, dass die Zeiten sich geändert haben.
                        Gruß Fiona


                        Suche:Ahlert, Bauerfeld, Braun, Gehlhaar, Haaning, Joscha, Kaufmann, Kirst, Klein, Lagerpusch, Lunker, Müller, Petzold, Rademacher, Reinhart, Schließke, Stoye, Szingelberg, Tettenborn, Walther, Werfel, Wilke

                        Mehr Informationen:
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                        • Hemaris fuciformis
                          Erfahrener Benutzer
                          • 19.01.2009
                          • 1971

                          #13
                          Guten Abend alle miteinander,

                          da hab Ihr mir ja reichlich zu lesen gegeben - vielen lieben Dank

                          Bauernhof vermute ich mal nicht - drum frage ich mich ja, was nach dem Tod der Eltern war - auch finde ich ihre Hochzeit bisher nicht im Sterbeort der Eltern, sie scheint also umgezogen/weggezogen zu sein.

                          Nun ja - mal schauen was das Stadtarchiv weiß und okay im Geburtsort ihrer Kinder habe ich auch noch nicht nach der Hochzeit geschaut. Ich war jetzt nur so erstaunt, als ich begriffen habe, wie alt sie bei der Hochzeit doch war und wie lange da die Eltern schon tot waren.

                          Nach dem Buch über Kultur und Alltag in der frühen Neuzeit muß ich dann auch mal schauen - danke für den Tipp.

                          Viele Grüße und
                          Christine

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                          • muppet
                            Erfahrener Benutzer
                            • 18.01.2010
                            • 111

                            #14
                            Hi,
                            ich habe heute diese Seite hier zufällig gefunden: http://www.dhm.de/ausstellungen/lebe...nen/1900_7.htm

                            Da steht auch ein bisschen was zum Alltag und speziell zu deiner Frage
                            Suche nach: Sander (Burgdorf&Hamburg), Wehden (Travemünde&Hamburg), Joost (Mecklenburg-Schwerin&Hamburg), Bähr (Hamburg), Prengel (Westpreußen)

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                            • Hemaris fuciformis
                              Erfahrener Benutzer
                              • 19.01.2009
                              • 1971

                              #15
                              Danke Muppet,

                              das ist sicher interessant und betrifft ggf. meine Großmütter - die eine war Kinderkrankenschwester zeitweise sogar in Groß Britannien und die andere Köchin, später Geschäftsführerin einer Bürstenfabrik - aber ich suche 2 Generationen und entscheidene 70 Jahre früher (1830/31-1845)

                              Die Eltern sind tot, sie ist 19, es gibt noch einen Bruder mit 21 und eine Schwester mit 13 Jahren - die (mir bekannten) älteren Geschwister sind verheiratet. Ich werde wohl in Spekulationen hängen bleiben - aber ob es nach dem Tod der Mutter noch ein "Zuhause" gab, wage ich zu bezweifeln.
                              Ich hoffe im Stadtarchiv finde ich etwas - über den Vater soll in der Ortsgeschichte was stehen.

                              Vielen Dank für Deinen Link und beste Grüße
                              Christine

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