Ist Freitod vererbbar?

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  • Gudrid
    Erfahrener Benutzer
    • 22.04.2020
    • 1352

    Ist Freitod vererbbar?

    Hallo zusammen,

    ich habe gerade folgende interessante Sendung gesehen
    In Deutschland begehen jährlich rund 10.000 Menschen Suizid. Freunde und Angehörige bleiben oft mit Schuldgefühlen und ratlos zurück: Was waren die Gründe und hätte man den Suizid verhindern können?


    Mein Großvater hat sich 1955 umgebracht, in den Generationen vorher habe keinen vergleichbaren Fall gefunden.

    Mich würde interessieren, ob ihr eine Vererbbarkeit von Suizid in euren Ahnenreihen feststellen konntet.
    Liebe Grüße
    Gudrid
    Lieber barfuß als ohne Buch
  • Su1963
    Erfahrener Benutzer
    • 08.01.2021
    • 1247

    #2
    Nicht alles, das innerhalb von Familien gehäuft auftritt, ist gleich "vererbt". Überzeugungen, Werthaltungen und Strategien im Umgang mit Problemen können durchaus innerhalb einer Familie weitergegeben werden.

    Bei mir gab es zwar in den Nachforschungen auch immer wieder Suizid aber zum Glück keine Häufung innerhalb einzelner Familienzweige.

    LG Susanna

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    • Feldsalat
      Erfahrener Benutzer
      • 20.08.2017
      • 1158

      #3
      Ich hoffe ja nicht, daß sich das vererbt ... meine beiden Urgroßväter mütterlicherseits haben sich erhängt
      Einer vor 1933, er war an Leberkrebs erkrankt.
      Der andere 1946 in einem Lager nach der Vertreibung aus dem Sudetenland.

      Und 1841 hat sich in Böhmen ein weiterer Verwandter mütterlicherseits umgebracht. Im Sterbeeintrag steht was von "zufällig", aber ob man sich zufällig in den Mund schießen kann?

      Am Schlagfluß
      in Folge gänzlicher
      Zerschmetterung
      der Grundfläche des
      Gehirns als Folge
      eines zufällig bey-
      gebrachten Schußes
      durch den Mund.

      Kommentar

      • Su1963
        Erfahrener Benutzer
        • 08.01.2021
        • 1247

        #4
        An dieser Stelle - weil wir uns hier ja nicht in einem geschlossenen Forum, sondern in der Öffentlichkeit und über google auffindbar unterhalten - ein wichtiger Hinweis:



        Im Gegensatz zu früheren Zeiten gibt es heutzutage für alle, die nicht mehr weiterwissen, und deren Bezugspersonen Anlaufstellen für Beratung und Unterstützung. Ich wünsche allen Betroffenen, dass sie den Weg dorthin finden!


        LG Susanna

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        • HelenHope
          Erfahrener Benutzer
          • 10.05.2021
          • 1028

          #5
          Es gibt bekanntlich genetische Dispositionen für bestimmte Erkrankungen und damit einhergehend auch bestimmte Verhaltensweisen.
          Ich habe leider in beiden Familenseiten gehäufte Fälle psyschicher Erkrankungen, aber relativ wenig Suizid.
          Ich könnte mir aber vorstellen, dass ein Suizid sich epigenetisch auf Folgegenerationen auswirken könnte.

          Kommentar

          • Garfield
            Erfahrener Benutzer
            • 18.12.2006
            • 2216

            #6
            Hallo

            Ich denke nicht, dass Suizid an sich vererbbar ist, das ist ja "nur" eine Reaktion auf etwas wie eben psychische Krankheiten, traumatische Erlebnisse, Überforderung etc. Für psychische Krankheiten und für Resilienz gibt es erbliche Faktoren, aber genauso kann auch die (soziale) Umwelt beides beeinflussen. Daher kann, aber muss es nicht Häufungen in einer Familie geben.

            Ja, ein Suizid wird bei der Familie durchaus ein Trauma hinterlassen können, aber da ist auch wieder die Frage nach der Resilienz, ob das längerfristige Auswirkungen hat.

            Zum Glück gibt es heute viel mehr Hilfesangebote, sowohl in vielen Orten wie online.
            Viele Grüsse von Garfield

            Kommentar

            • Horst von Linie 1
              Erfahrener Benutzer
              • 12.09.2017
              • 23094

              #7
              Keine Scheidungen, keine Selbsttötungen.
              Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
              Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
              Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

              Und zum Schluss:
              Freundliche Grüße.

              Kommentar

              • Gudrid
                Erfahrener Benutzer
                • 22.04.2020
                • 1352

                #8
                Zitat von Garfield Beitrag anzeigen
                Zum Glück gibt es heute viel mehr Hilfsangebote, sowohl in vielen Orten wie online.
                Du hast natürlich recht. Aber der oben genannte Bericht hat mich doch sehr erstaunt, dass sich trotz allen gebotenen Maßnahmen so viel Menschen das Leben nehmen.
                Ich denke, dass in früheren Zeiten oft nicht klar war, an was der Verstorbene dahingeschieden ist. Wenn ich nur an meine Urgroßmutter denke, die mit 52 Jahren an Schlagfluss starb, nicht unmöglich, aber ungewöhnlich.
                Liebe Grüße
                Gudrid
                Lieber barfuß als ohne Buch

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                • sewe
                  Erfahrener Benutzer
                  • 14.12.2016
                  • 435

                  #9
                  Ich meine vor etlichen Jahren mal irgendwo gelesen zu haben, dass wenn es in der Familie einen Suizid gab, dass die Suizidrate um 1/8 in den nachfolgenden Genrationen (allgemein und nicht pro Generation) höher liegt. Aber keine Ahnung wo ich das gelesen hatte

                  Kommentar

                  • HelenHope
                    Erfahrener Benutzer
                    • 10.05.2021
                    • 1028

                    #10
                    Zitat von Gudrid Beitrag anzeigen
                    Du hast natürlich recht. Aber der oben genannte Bericht hat mich doch sehr erstaunt, dass sich trotz allen gebotenen Maßnahmen so viel Menschen das Leben nehmen.
                    Ich denke, dass in früheren Zeiten oft nicht klar war, an was der Verstorbene dahingeschieden ist. Wenn ich nur an meine Urgroßmutter denke, die mit 52 Jahren an Schlagfluss starb, nicht unmöglich, aber ungewöhnlich.
                    Meine 3xUrgroßmutter brachte sich 1875 um, vermutlich Kindsbettdepression. Im Sterbeeintrag stand: Ertränkt. Ich habe dann später noch so eine Karte gefunden, auf der der Pfarrer vermerkt hatte, dass sie gemütskrank war. Sie hinterließ ein gerade 4 Monate altes Kind und einen 7-jährigen.

                    Kommentar

                    • franz ferdinand
                      Erfahrener Benutzer
                      • 15.01.2013
                      • 345

                      #11
                      Zitat von Su1963 Beitrag anzeigen
                      Nicht alles, das innerhalb von Familien gehäuft auftritt, ist gleich "vererbt". Überzeugungen, Werthaltungen und Strategien im Umgang mit Problemen können durchaus innerhalb einer Familie weitergegeben werden
                      Genau so würde ich das auch formulieren. Dazu möchte ich dieses (für Ahnenforscher generell interessante) Buch empfehlen:

                      Es gibt vieles, worin Menschen sich unterscheiden, aber eines haben wir alle gemeinsam: Wir haben eine Familie und mit der müssen wir irgendwie leben. Ein Umtausch ist unmöglich und selbst, wenn wir ans andere Ende der Welt ziehen – die Familie kann man nicht hinter sich lassen. Wir tragen sie in…


                      LG Martin
                      Ahnenforschung ist eine Mischung aus Kreuzworträtsel und Puzzle mit der Besonderheit, dass man die Schrift des Rätsels kaum lesen kann und am Anfang fast alle Teile fehlen. Thomas Balderer, SFR

                      Forschungsgebiet: Niederösterreich, Oberösterreich, Deutsch-Westungarn, Steiermark, Mittelfranken, Oberbayern, Wien, Oberfranken, Südmähren, Schlesien, Böhmen, Sachsen, Oberpfalz, Oberschwaben

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                      • Su1963
                        Erfahrener Benutzer
                        • 08.01.2021
                        • 1247

                        #12
                        Danke für den Buch-Tipp!

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                        • hmw
                          Erfahrener Benutzer
                          • 16.06.2016
                          • 1809

                          #13
                          Mahlzeit,

                          natürlich prägen unsere Eltern und die Familie unser Wesen, durch die (Psycho-)Genetik einerseits und die Sozialisation andererseits. Jemand, der per Veranlagung anfälliger für psychische Probleme ist und/oder in chaotischen Familienverhältnissen aufwächst bzw. traumatische Ereignisse erlebt hat, hat mit Sicherheit ein höheres Risiko, an einer Depression und ggf. Suizidgedanken zu leiden. Wie groß der genetische und der soziale Faktor sind, ist in der Psychologie umstritten, denn beide treten oftmals zusammen auf und lassen sich nur schwer trennen. Man geht jedoch inzwischen sicher davon aus, dass es einen erblichen Faktor gibt.

                          Im Endeffekt ist aber natürlich jeder selbst dafür verantwortlich, was er oder sie im Rahmen der Umstände aus dem eigenen Leben macht. Es ist also nicht einfach mit einer "herkömmlichen" Erbkrankheit vergleichbar.

                          Somit ein klares jein.

                          Gruß
                          Martin

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                          • sternap
                            Erfahrener Benutzer
                            • 25.04.2011
                            • 4070

                            #14
                            zu früheren zeiten waren alkohol oder sizuid die einzigen möglichkeiten, unerträglichen schmerzen oder seelischen problemen zu entfliehen, wobei trinken erst recht wieder zu massiven physischen symptomen führen konnte.





                            wien war eine der städte mit den höchsten selbstmordraten europas gewesen, bis doktor erwin ringel europaweit vorbildhafte methoden und stellen zur verhinderung von suiziden aufbaute.
                            wichtige schienen waren die schulung der presse, über geschehene selbstmorde ausnahmslos nicht zu berichten, dafür aber auf hilfsstellen aufmerksam zu machen, und die körperliche und seelische betreuung von suchtkranken...
                            menschen mit seelischen krankheiten brauchten medikamente und/oder psychotherapie,; für ausnahmestationen sollten tag und nacht notdienste erreichbar sein.
                            in wikipedia, unter erwin ringel, ist eine reihe seiner buchtitel angeführt.
                            freundliche grüße
                            sternap
                            ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                            wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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                            • SarahEmelie
                              Erfahrener Benutzer
                              • 18.06.2014
                              • 127

                              #15
                              Hallo zusammen,


                              ob man es direkt als Häufung bezeichnen kann, weiß ich nicht genau, aber in meiner Stammlinie finden sich drei Selbstmorde/Freitode:


                              Andreas Ewald, ein Arbeiter, erhängte sich 1876 mit nur 35 Jahren und hinterließ neben seiner Witwe drei Kinder. Mein Vorfahre August Martin war acht Jahre alt, sein großer Bruder zwölf Jahre und seine kleine Schwester erst sechs Jahre. Gelebt hatte Andreas Ewald mit seiner Familie zu dieser Zeit in Fahretoft. Allerdings erhängte er sich im Kleiseerkoog (beides in Nordfriesland). Da ich keine Aufzeichnungen gefunden habe, die einen Grund für diesen Schritt nennen, kann man darüber nur spekulieren. Ein kleiner Sohn war vier Jahre zuvor mit sieben Jahren in einem Wassergraben ertrunken.



                              August Martin heiratete dreißig Jahre später, 1906, in zweiter Ehe Lena Sörine. Ihr Vater Thomas Christian Jannsen, auch ein Arbeiter, hatte sich zehn Jahre zuvor, 1894, ebenfalls das Leben genommen. Er erhängte sich in seiner Wohnung. Seine Frau Luise Marie war schon 1883 verstorben. Vier seiner acht Kinder waren ebenfalls bereits verstorben: Zwei kleine Mädchen gleichen Namens (Kind zwei und drei) waren beide mit einem Jahr gestorben. Eine Tochter starb 1887 mit zwölf Jahren. Ein Sohn starb 1893 (etwa 15 Monate vor seinem Vater) mit 15 Jahren. Meine Vorfahrin Lena Sörine war 14 Jahre alt, als ihr Vater sich umbrachte. Ihr kleiner Bruder, das jüngste Kind, zwei Jahre jünger.



                              Der dritte Suizid betrifft das jüngste bekannte Kind von August Martin und Lena Sörine: Den Sohn August Leonhardt. Im Mai 1939 hielt dieser sich als Gefreiter in einer Kaserne in Wandsbek/Hamburg auf. Laut Sterbeeintrag beim Standesamt erschoss er sich selbst. Im Kirchenbuch von Niebüll, seinem Geburts- und dem Heimatort seiner Eltern, findet sich bei dem Begräbniseintrag eine andere Darstellung: Hier wird von einem Unglücksfall gesprochen. August Martin war bereits 1922 verstorben, aber Lena Sörine lebte noch (sie starb wenige Monate später im November 1939). Auch bei August Leonhardt ist nichts weiter zu den Hintergründen bekannt. Er war erst 21 Jahre alt.



                              August Leonhardts ältere Bruder Thomas Christian, mein Urgroßvater, soll als Erwachsener Alkoholiker gewesen sein, der auch gewaltätig gegenüber seiner Frau und seinen Kinder geworden sein soll. Beides hat er an meinen Opa weitergegeben. Dieser hatte seit seinem achten Lebensjahr nach der Scheidung seiner Eltern viele Jahre keinen Kontakt mehr zu seinem Vater.



                              Es scheint also zumindest eine gewisse Veranlagung für bestimmte Verhaltensmuster, die sich eventuell aus einer psychischen Disposition ergeben, in dieser Linie zu bestehen bzw. bestanden zu haben.



                              Übrigens: Ich kannte meinen Opa, der leider vor einigen Jahren verstorben war, nur trocken und sehr liebevoll seinen Enkelinnen gegenüber.


                              Einen schönen Abend noch
                              Sarah

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